in der
Musik der
Name eines der sieben
Stammtöne des modernen Musiksystems, ursprünglich (im 9.-12. Jahrh.) den
Hauptton der Durtonleiter (ohne Vorzeichen) bezeichnend, welche durch
A B CD E F G A ausgedrückt wurde, doch bald nach
Aufstellung
dieser
Buchstabentonschrift zu seiner jetzigen Bedeutung umgewandelt. Jetzt istAGrundton der
Molltonleiter
ohne Vorzeichen oder die sechste
Stufe der Durtonleiter ohne Vorzeichen. In
Italien,
[* 2]
Frankreich und
Spanien
[* 3] heißt der
TonA jetzt
la; über die zusammengesetzten ältern
NamenA lami re etc. s.
Solmisation. Da in unserm Musiksystem alle im Oktavverhältnis
stehenden
Töne gleiche
Namen haben, so gibt es so viel verschiedene A wie
Oktaven, nämlich (von der Tiefe
nach der
Höhe):
Nach dem eingestrichenen a (a¹) wird in unsern
Orchestern allgemein gestimmt, indem es die
Oboe angibt. Die Normaltonhöhe
desselben, welche früher sehr schwankend war, ist durch die französische
Akademie 1858 auf 875 einfache
Schwingungen in der
Sekunde festgestellt (s.
Stimmung).
In den ältern Antiphonarien etc. des gregorianischen
Kirchengesangs bedeutet
ein zu Anfang beigeschriebenes a, daß sich der
Gesang im ersten Kirchenton bewegt.
à (franz., »zu, für«),
in Rechnungen, Preislisten etc. vor dem
Preis einer
Ware s. v. w. zu, z. B. 30 kgà 2 Mk.
(30 kg, deren jedes 2 Mk. kostet).
In den russischen
Ostseeprovinzen heißen so zwei
Flüsse, welche sich beide in den
Meerbusen von
Riga
[* 13] ergießen: die KurländischeAa, aus
der Vereinigung der
Memel
[* 14] und Muhs (bei
Bauske) entstanden, welche, nach ihrem
Eintritt ins Livländische Bolderaa genannt,
westlich von
Dünamünde ins
Meer fällt, von
Mitau
[* 15] ab schiffbar ist, doch nur von
ca. 50
Booten und 80
Flößen befahren wird,
und die kleinere LivländischeAa, welche nordöstlich von der
Düna mündet.
[* 1] (franz.
Aix la Chapelle, lat.
UrbsAquensis,Aquisgranum; hierzu der Stadtplan), 187 m ü. M., die uralte
Krönungsstadt der deutschen
Könige, Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks der
preußischen
ProvinzRheinland, liegt
an einem
Knotenpunkt der Belgisch-Rheinischen
Eisenbahn, in einem angenehmen Kesselthal, welches von der
Wurm
[* 18] bewässert und
von den Vorhöhen des
HohenVenn umgrenzt wird. Aachen besteht aus der innern alten und der äußern neuen Stadt, wozu noch
neueste prächtige Stadtteile außerhalb der alten Ringmauer kommen.
Die meisten
Straßen sind breit, und die
Häuser, überwiegend mehrstöckige moderne
Stein- oder in Zementbewurf verzierte Ziegelbauten,
erinnern selten an das
Mittelalter; als die schönsten
Straßen sind die
Wilhelms-,
Hoch-,
Theater-,
Wall-, Harskamp-, Komphausbad-,
Großkölnstraße, der Büchel und die sogen.
Gräben
(Damen-,
Holz-,
Kapuziner-, Templergraben) zu bemerken,
welche, fast 4 km lang, die Mittelstadt von den ehemaligen Vorstädten trennen.
Von den neuen
Straßen sind im N. die Lousbergstraße, die
Ludwigs-,
Monheims- und Heinrichsallee, im
O. der Adalbertssteinweg,
im
SW. der Boxgraben zu nennen. Bemerkenswerte
Plätze sind der dreieckige
GroßeMarkt, mit der Bronzestatue
Karls d. Gr. auf einem schönen
Springbrunnen, der
Friedrich-Wilhelmsplatz, der Theaterplatz, der Münsterplatz und der Kaiserplatz
mit monumentalem
Springbrunnen. Von den ehemaligen sieben Hauptthoren der Stadt stehen nur noch zwei: das Pontthor auf der
Nordwestseite, in der
Nähe des
Bahnhofs der
MaastrichterEisenbahn, und das Marschierthor auf der Südseite, nahe
den
Bahnhöfen der Linksrheinischen u. der Bergisch-Märkischen
Eisenbahn.
Unter den zahlreichen
Kirchen nimmt die
Aufmerksamkeit vor allen das altehrwürdige
Münster
[* 19] in der
Nähe des
Marktes in Anspruch.
Der älteste Teil und
Kern des interessanten Gebäudes, das ein architektonisches
Konglomerat aus den verschiedensten
Perioden
christlicher
Baukunst
[* 20] bildet, ist die byzantinische KaiserkapelleKarls d. Gr., ein achteckiger
Bau von 31 m
Höhe und etwa 16 m im
Durchmesser, gebildet durch starke
Pfeiler, auf welchen eine achteckige, den Mittelraum überdeckende
Kuppel emporstrebt, und umgeben von einem 16seitigen, mit niedrigen Kreuzgewölben versehenen
Umgang, über welchem, die
Empore
bildend, eine hoheGalerie herumläuft, die von schräg liegenden
Tonnengewölben bedeckt und nach innen
mit antiken bronzenen
Gittern geschlossen ist.
Über den Galeriebogen erhebt sich ein achteckiger
Tambour mit Fensteröffnungen, auf welchem die
Kuppel ruht. Dieses karolingrsche
Oktogon, das eigentliche
Schiff
[* 21] der
Kirche, ward 796 nach byzantinischen
Mustern begonnen und vom
MeisterOdo von
Metz
[* 22] vollendet. Es erhielt am
Dreikönigsfest 804 durch
PapstLeo III. dieWeihe; es ist das einzige noch vorhandene karolingische
Münster in
Deutschland. Die Mosaikbilder, welche die Kuppelwölbung und wahrscheinlich die ganze
Kirche einst bedeckten, gingen
verloren; in ersterer ist eins, die
MajestasDomini mit den 24
Ältesten derApokalypse, wiederhergestellt
worden. Die schönen, meist antiken
Granit-,
Porphyr- und Marmorsäulen, welche (aus
Rom,
[* 23]
Trier
[* 24] und
Ravenna herbeigeschafft) die
Zwischenräume der
Pfeiler des
Oktogons schmückten
¶
mehr
und 1794 von den Franzosen ausgebrochen und nach Paris
[* 26] entführt wurden, sind 1815 beim Friedensschluß, wenn auch nicht vollständig
(die kostbarsten, namentlich zwei rote Porphyrsäulen, bilden noch heute einen vorzüglichen Schmuck der Antikengalerie des
Louvre), zurückgegeben und 1846 auf Kosten des KönigsFriedrichWilhelm IV. von Preußen
[* 27] an ihrer alten Stelle
wieder aufgestellt und ergänzt worden. Westlich vor dem Oktogon steht ein Glockenturm, durch eine Steinbrücke mit jenem verbunden
und flankiert von zwei runden (karolingischen) Treppentürmen, die nach den Reliquienkammern führen.
Die ehemalige rechtwinkelige Altarnische an der Ostseite des Oktogons wurde später durch das angebaute hohe Chor verdrängt,
welches, der zweitälteste Teil des Doms, 1353-1413 im gotischen Stil Aufgeführt wurde, 34,5 m hoch, 25 m
lang und 12,5 m breit ist und insbesondere durch die prachtvollen modernen Glasgemälde seiner 13 großen
Fenster (26,7 m hoch, 5 m breit) die Aufmerksamkeit fesselt. Auch zu beiden Seiten des Achtecks und des Chors
wurden im 15. Jahrh. noch einige reichdekorierte gotische Kapellen angefügt, unter denen sich namentlich außer der Karlskapelle,
die wie die übrigen im Innern restauriert ist, die Annakapelle durch ihre zierliche Form auszeichnet.
Eine dritte Bauperiode, in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts fallend, verunstaltete das damals schon planlos erweiterte
Gebäude durch Anbau einer neuen Kapelle im Zopfstil (neben dem Eingangsturm), der Ungarischen, die jetzt
den Domschatz birgt, sowie durch geschmacklose Rokokostukkatur und verschiedene Übermalungen im Innern. Die Entfernung dieser
entstellenden Zuthaten und die Herstellung der Kirche in ihrer reinen und ursprünglichen Gestalt hat sich der 1849 gegründete
Karlsverein zur Aufgabe gestellt.
In der Mitte des Oktogons bezeichnet am Boden eine flache Steinplatte mit der Metallinschrift »Carolo Magno«
die Stelle, unter welcher die Gebeine des Kaisers angeblich ruhten. Karls erstes Grab ist noch nicht gefunden; seit 1215 ruhen
seine Gebeine im schönen Karlsschrein (vgl. Käntzeler, Karls d. Gr. Behälter, Aach. 1858, und in den
Bonner »Jahrbüchern«, Heft 33). Außer Karl d. Gr. fand auch KaiserOtto. III. seine Ruhestätte im Münster. Über Karls angeblicher
Gruft hängt ein kolossaler Kronleuchter von vergoldetem Kupfer
[* 28] in Ringform (4 m im Durchmesser) für 48 Kerzen, eine kunstvolle
Arbeit des Meisters Wibertus und von KaiserFriedrich I. geschenkt.
Die großen Heiligtümer des Münsters, welche alle sieben Jahre von der Turmgalerie vom 10. bis 24. Juli (zuletzt 1881) dem
Volk gezeigt werden, sind: ein Unterkleid der MutterGottes von gelblichweißer Leinwand (eine Art Byssus), die Windeln des Christuskinds,
das Lendentuch Christi und das Leintuch, auf welchem Johannes der Täufer enthauptet wurde. Ein interessanter
Teil des kostbaren Münsterschatzes ist das angebliche HifthornKarls d. Gr. Auf der Empore des Oktogons (dem sogen. Hochmünster)
ist der weißmarmorne, später mit Gold
[* 29] plattierte Kaiserstuhl
[* 30] aufgestellt, auf welchem Karl d. Gr. angeblich im Grab saß, und
der dann vor und nach der Krönung von den spätern Kaisern im vollen Ornat eingenommen ward, eigentlich
aber das Archisolium (der Erzthron) ist.
Endlich ist noch die prachtvolle Evangelienkanzel in dem Chor zu erwähnen, die, bei feierlichen Messen zum Absingen des Evangeliums
dienend, mit Goldblech überzogen und mit kostbaren Gemmen,
[* 31] merkwürdigen Elfenbeinreliefs und emaillierten Darstellungen geschmückt
ist, ein GeschenkKaiserHeinrichs II.
Kessel, Geschichtliche Mitteilungen über die Heiligtümer der
Stiftskirche zu Aachen (Aach. 1874).
Außer dem Münster besitzt Aachen noch 27 Gotteshäuser, darunter 8 Pfarrkirchen, eine evangelische Kirche und eine neue Synagoge
im maurischen Stil. Nur drei dieser Kirchen sind mittelalterlichen Ursprungs: die St. Foilans-Pfarrkirche (aus dem Anfang des 12. Jahrh.),
die spätgotische Kirche zu St. Paul (mit einer Himmelfahrt von Schadow) und die Nikolauskirche. Unter den
übrigen sind die gotische Marienkirche und die im romanischen Stil erbaute Redemptoristenkirche als Perlen moderner Baukunst
sowie die Michaelskirche (1628 geweiht) wegen ihres berühmten Altarbilds (einer Pietà von Honthorst) und die neue Jakobskirche
im Übergangsstil hervorzuheben.
Das historisch wichtigste profane Bauwerk Aachens, das im 14. Jahrh. erbaute gotische Rathaus, am Markt, an der Stelle der karolingischen
Kaiserpfalz, nimmt sich besonders in der dem Markt zugekehrten Nordfronte majestätisch aus. An beiden Seiten erhoben sich
bis zur Vernichtung ihres hohen Dachwerks durch die Feuersbrunst von 1883 zwei Türme, von denen der eine
(östliche), der gewaltige Granusturm, aus dem 13. Jahrh. stammte (vgl.
Kessel, Das Rathaus zu Aachen, 1884). Im obern Geschoß
[* 34] enthält das Rathaus den schönen, 51 m langen und 19 m breiten Kaisersaal,
der einst zur Abhaltung der Krönungsfestlichkeiten diente und jetzt vollständig restauriert ist.
Von den übrigen öffentlichen Gebäuden sind zu nennen: das Kurhaus mit großem Konzertsaal, daneben
die sogen. AlteRedoute
[* 35] (mit dem Suermondt-Museum und der Stadtbibliothek), der in griechischem Stil ausgeführte Elisenbrunnen
(1822-24 von Schinkel erbaut und nach der damaligen Kronprinzessin Elisabeth benannt), das Präsidialgebäude, das Theater
[* 36] (1822
von Cremer erbaut), das Regierungsgebäude, das gotische Karlshaus, das schloßähnliche Bürgerspital
Mariahilf (1848 bis 1865 erbaut), das 1870 vollendete Polytechnikum (im italienischen Renaissancestil, von Cremer Sohn erbaut),
das neue Gefangenhaus und großartige Fabrikbauten.
Auf dem Platz, wo die drei Monarchen beim Kongreß 1818 Gott für den Frieden dankten, wurde 1844 ein Monument errichtet; ein
Kriegerdenkmal (von Fr. Drake) steht vor dem RheinischenBahnhof. Merkwürdig ist noch das sogen. Gras, das
ältere Bürgerhaus und ehemalige Gefängnis aus der Zeit Richards vonCornwallis, und die sogen. Aachener Masse, jetzt in der
TechnischenHochschule, ein 3700 kg schwerer, vor dem Kaiserbad 1815 ausgegrabener Eisenblock, der die bei einem
Brand zusammengeschmolzene Reiterstatue des KönigsTheoderich I., nach andern (wohl richtiger) ein Meteorstein sein soll. - Eine
großartige Wasserleitung,
[* 37] zu welcher das Wasser aus dem etwa 4 km entfernten Kohlenkalkgebirge mittels einer Stollenanlage
gewonnen wird, und eine Pferdebahn sind jetzt vollendet.
Die Zahl der Einwohner, welche 1799: 23,699; 1825: 35,428 und 1867: 67,923 betrug, belief sich bei der
Zählung von 1880 mit Einschluß der Garnison(2Bat. Nr. 53) auf 85,551 Seelen (darunter 5396 Protestanten und 1091 Juden). Im
September 1884 wurde die Gesamtbevölkerung auf 89,710 Personen berechnet.
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