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Anam Expeditionen unternommen, die neben dem wissenschaftlichen offenbar auch ein politisches Interesse verfolgten und die baldige Annexion weiterer Gebiete Hinterindiens erwarten ließen, welche die französische Regierung in Tongking [* 2] soeben (1884) vollendet hat. Aber auch im westlichen Hinterindien [* 3] waren neben englischen Forschern Franzosen thätig, wie Marche und Deloncle auf der Halbinsel Malakka, zu deren Durchstechung an der schmälsten Stelle (Isthmus von Kra) ein Plan entworfen wurde, der sich jedoch bei näherer Untersuchung wenig empfahl. Garanger untersuchte 1882 die wirtschaftlichen Verhältnisse in Oberbirma; Karl Bock [* 4] forschte als Zoolog im nördlichen Siam, und auch ganz im NW. ist durch den Punditen A-a 1879-80 ein Erfolg erzielt, indem er einen noch unbekannten Teil des obern Irawadi bis in sein Quellgebiet (26° 8') aufnahm und es mehr als wahrscheinlich machte, daß der Sangpo Tibets mit dem Irawadi nicht in Verbindung stehe, viel weniger mit seinem Oberlauf identisch sei.
Ostindien.
In Ostindien, wo die Engländer vor hundert Jahren (1758) den Grund zu ihrer Herrschaft legten, hat sich der regste Eifer für die Erforschung des Landes mit der Bildung der »Asiatischen Gesellschaft von Bengalen« (gegründet 1784) entwickelt, welcher Zweiginstitute in allen Gouvernementshauptstädten folgten. Die Publikationen dieser Gesellschaft besprechen jede einzelne Erscheinung des Landes. Über ganz Indien oder größere Teile desselben verbreiten sich unter andern: v. Orlich und Buchanan, der den Süden, Hamilton, welcher Hindostan beschreibt; Elphinstone, Mills, Wilson, Wheeler, dann Neumann fassen die Geschichte Indiens zusammen.
Die Administration Englands stellen dar: v. Orlich, Prichard, West und Townsend, dann die »Annals of Indian Administration« (17 Bde.);
seine Produkte und Handelsverhältnisse v. Scherzer.
Die Flora fand in Whigt, Drury, Hooker ihre Bearbeiter, die Fauna in Blyth, Hodgson, Horsfield, Moore. Ein Sammelwerk von großer Genauigkeit ist E. Balfours »Cyclopaedia of India and of East and South Asia; products of the mineral, vegetable and animal kingdoms« (Madras [* 5] 1857-58). Die außerordentlich schwierigen und genauen Arbeiten der Landesvermessungskommission, die 1788 ihre Arbeiten begann und noch immer thätig ist, stehen an Interesse den eigentlichen Forschungs- und Entdeckungsreisen oft nur wenig nach.
Eine eigne Kommission wurde für die geologische Aufnahme des Landes gebildet und der Österreicher Stoliczka für sie gewonnen; der archäologischen Kommission für Ausgrabung und Beschreibung der Altertümer (1863 bis 1867) stand General Cunningham vor. Wissenschaftliche Reisen machten unter andern: Moorcroft 1812 ff. am Indus und in Kaschmir, [* 6] 1821-42 Csoma in Kaschmir und Lahor, Wood 1835-36, der den Indus befuhr, v. Hügel 1835-36, v. Orlich 1842 ff. in Hindostan. Im Himalaja forschten Waugh seit 1844, die Botaniker Hooker und Thomson 1847 bis 1851. Zu Beobachtungen über Erdmagnetismus wurden 1854 die drei Brüder v. Schlagintweit von der Ostindischen Kompanie nach Indien gesandt; sie erstreckten ihre Untersuchungen über alle Zweige der physikalischen Geographie, der Geologie [* 7] und Ethnographie, [* 8] zu denen sie auf ihren dreijährigen Reisen durch alle Teile Indiens, des Himalaja und sogar nördlich desselben die Materialien sammelten.
Seitdem finden eigentliche Forschungsreisende in Indien fast nur noch an den Grenzen [* 9] ein Feld für ihre Thätigkeit, namentlich in den Gebirgslandschaften. So hat Godwin Austen 1860 ff. im westlichen Himalaja bis nach Tibet hinein Aufnahmen besorgt; Lejean bereiste 1866 das Indusgebiet bis Kaschmir; verschiedene Punditen haben Nepal und Ladak sowie das südliche Tibet durchzogen, Blanford, Dechy und Harman den Sikkim-Himalaja besucht, und Woodthorpe machte mit Harman 1877 ff. an der Grenze von Assam Aufnahmen, wo auch der unermüdliche Bastian 1882 die Sitten und Gebräuche der Bergvölker studierte.
Ujfalvy bereiste zu ethnologischen und anthropologischen Zwecken 1881-82 den westlichen Teil des Himalaja bis zu den Indusquellen, der afghanische Missionär Munschi Synd Schah 1882 und der Feldmesser Mc. Naïr 1883 das unbekannte Kafiristan. Den Himalaja erstieg der kühne englische Bergsteiger Graham in mehreren seiner Gipfel, und jener sowie Kaschmir, Hindostan und Ceylon [* 10] wurden gleichzeitig von Emil Riebeck durchzogen, Ceylon auch von dem Naturforscher E. Häckel.
Die asiatischen Inseln.
Wie die Engländer, so sind auch die Niederländer in Erweiterung wie in Erforschung ihres Kolonialbesitzes unermüdlich thätig gewesen. Das Niederländische [* 11] Institut für Sprache, [* 12] Land- und Völkerkunde des niederländischen Indien hat seit 1853 in regelmäßigen Veröffentlichungen eine vielfältige Thätigkeit bekundet. Ein wertvolles Werk über den Indischen Archipel lieferte 1820 Crawfurd, der eine Reihe von Jahren dort gewirkt hatte. F. Junghuhn hat namentlich Java geographisch und geologisch gründlich untersucht; der Botaniker H. Zollinger steht an Fleiß und Gründlichkeit seiner Arbeiten hinter ihm nicht zurück.
Ebenso sind Rosenbergs Reisen und Forschungen auf den Sundainseln und Molukken 1840-66 hervorzuheben. Seit 1857 ist auch F. Jagor aus Berlin [* 13] in Ostasien, namentlich auf den Inseln, für Geologie und Naturwissenschaften thätig gewesen. Der Naturforscher Asien [* 14] R. Wallace hat seit 1854 Borneo, Celebes und andre Inseln mit ausgezeichnetem Erfolg besucht, Bernstein [* 15] 1855 die Molukken, v. Richthofen 1860 Java, Semper (Zoolog) 1858 ff., Asien B. Meyer 1870-71 Celebes und die Philippinen, Beccari 1865 ff. Borneo, Montano 1879 ff. Borneo und die Philippinen.
Eine große holländische Expedition (Schouw, Santwoort, Veth u. a.) erforschte 1877-79 das unbekannte Innere von Sumatra, wo seit 1879 auch B. Hagen [* 16] thätig ist und den Tobahsee besuchte. Geht aus diesen Mitteilungen schon hervor, daß die Philippinen in den letzten Dezennien als Reiseziel besonders hervortreten, so gilt das noch mehr von den letzten Jahren, wo sie von Marche 1879 ff., von Schadenberg und Roth 1881 (Manila), von Landau [* 17] und Hans Meyer (Luzon) 1882 erforscht wurden.
Neuerdings ist auch die Erforschung des noch sehr wenig gekannten Innern von Borneo durch verschiedene Reisen erheblich gefördert worden (Bock, Tromp u. Hager 1879 ff. und Grabowski 1881 von S., Gerlach 1881 von W. her; F. Witti 1881 ff. und Hoskyn im N., wo eine englische Gesellschaft, die North Borneo Company, ein Gebiet erworben hat, um das Innere dem europäischen Handel und Verkehr zu erschließen). Zu ethnographischen Zwecken weilte Asien Bastian 1879 auf Sumatra und Java, während nicht lange vor ihm D. Charnay die mächtigen Tempelbauten der letztern Insel untersucht und in ihnen manche Übereinstimmung mit mittelamerikanischen Denkmälern gefunden hat. ¶
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Iran.
Die Kenntnis des Plateaus von Iran wurde gefördert durch die Gesandtschaftsreisen Elphinstones 1808-1809 nach Kabul, Pottingers 1810 nach Kelat in Belutschistan, Conollys 1829 von Kaukasien nach Indien, Skinners 1835 über Babylon nach Persien [* 19] und auch durch Stoddarts und Conollys Reise 1840 f. von Indien durch Afghanistan [* 20] nach Bochara. In den 40er Jahren wurden Forschungsreisen von Europäern namentlich in Persien häufiger. Nachdem Blaramberg 1837-40 dort verschiedene Exkursionen gemacht, folgten Du Couret 1846-47, Abbot 1849 f., Sir W. Williams of Kars und Loftus 1850 ff., Czarnotta 1852, welcher den von Kotschy 1843 zum erstenmal wissenschaftlich untersuchten Berg Demawend erstieg. Im Auftrag der preußischen Regierung bereiste 1857 O. Blau von Sinope aus einen Teil Persiens; ebendaselbst war Nikolai v. Seidlitz 1856 thätig gewesen; 1859-60 begab sich eine preußische Gesandtschaft unter Minutoli und Brugsch nach Persien, wobei abermals der Demawend genauer untersucht wurde, während eine russische Expedition unter Chanykow 1858-59 einen großen Teil Persiens bereiste und aufnahm.
Von den spätern Forschungen sind besonders hervorzuheben die Arbeiten der 1870-72 thätigen englischen Grenzkommission, zu welcher die Offiziere Sir F. Goldsmid, Enan Smith, St. John und Beresford Lovett gehörten. Wichtig sind dieselben besonders für die Landschaften Mekran, Seïstan und Chorasan, also den Osten Persiens, und Belutschistan, obwohl auch sonst das Land nach vielen Richtungen hin von ihnen durchzogen wurde. In dieselbe Zeit (1871-1872) fällt die für Belutschistan wichtige Reise Bellews vom Indus nach dem Tigris, der in Seïstan zu Sir F. Goldsmid stieß.
Das nördliche Persien, namentlich Chorasan, bereisten 1873 Oberst Valentine Baker und Leutnant Gill, 1874 Kapitän Napier, 1875 Oberst Mac Gregor. Allen diesen Offizieren verdanken wir eine genauere Kenntnis des Gebirges im N. und NW. von Meschhed etc. 1874 beginnen die wichtigen Ausgrabungen von Andreas bei Buschir und die in den folgenden Jahren weit ausgedehnten Reisen des Photographen Stolze im westlichen Persien. Gleichzeitig bereiste der österreichische Geolog E. Tietze den Norden [* 21] und gab uns neue Aufschlüsse, namentlich auch über den Elburz und Demawend. 1875 besuchte Floyer die bisher fast unbekannte Landschaft Baschakard im westlichen Belutschistan.
Seit 1875 bis auf den heutigen Tag macht der in persischen Diensten stehende General Houtum-Schindler wertvolle Routenaufnahmen bei seinen Dienstreisen, die ihn durch die entlegensten Teile Persiens führen (veröffentlicht in der »Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde [* 22] zu Berlin«). Der schon oben genannte Oberst Mac Gregor erforschte 1877 in Gesellschaft des Leutnants Lockwood das nördliche Belutschistan. 1878 brachte den englisch-afghanischen Krieg und damit eine Erweiterung unsrer Kenntnisse von Afghanistan durch Russen und Engländer (Stoljetow, Grodekow, Matwäjew, Heaviside, Holdich, Woodthorpe, Tanner u. a.). An der Grenze von Afghanistan und Kaschmir hat der indische Pundit »Molla« das Thal [* 23] des Kandia und seine Umgebung in dem schwer zugänglichen Gebirge erforscht; ein andrer, Abd ul Subhan, ging vom Kabulfluß über den Hindukusch nach Faisabad, und ein dritter, Imam Bux, durchwanderte die Gebiete zwischen der Suleimankette und dem See Abistada. In Persien bereiste endlich C. E. Stewart 1880 ff. den Nordosten (Chorasan und Daragez), Gasteiger Chan 1880 den Osten an der Grenze von Belutschistan und eine wissenschaftliche österreichische Expedition unter Polak, Wähner und Pichler seit 1882 den Westen des Landes, während Lovett 1881 den Norden durchforschte.
Vorderasien.
Arabien, das im vorigen Jahrhundert trotz Niebuhrs Reise dorthin so gut wie unbekannt blieb, ist nunmehr auch schon etwas genauer erforscht worden, wenn es auch nur selten gelungen ist, tiefer in das Innere einzudringen. Nachdem Seetzen 1807, Burckhardt 1812 und Sadlier 1817 ff. das nördliche Arabien und die Sinaihalbinsel durchzogen und Burckhardt 1814 ff. sogar Mekka und Medina hatte besuchen können, bereiste Wellstedt 1834 die Süd- und Südostküste (Omân) und Wrede 1843 die Küstenlandschaften von Hadramaut, Du Couret und Wallin auch das Innere, während Burton 1853 gleichfalls die heiligen Orte Arabiens betreten durfte.
Erfolgreicher noch waren die Reisen von Palgrave, der 1862-63 durch das Innere Arabiens bis zum Persischen Golf vordrang, Guarmani (1864), Pelly (1865), Germain (1867), v. Maltzan (1865 und 1870). Seit 1870, wo Halévy seine archäologisch so wichtige Reise von Hodeida über Sana nach Nedschran ausführte, Munzinger und Miles (später Resident in Maskat) Hadramaut bereisten und Heinrich v. Maltzan von Aden [* 24] aus die Umgegend erkundete, ruhte, von Besuchen leicht zugänglicher Hafenplätze und Küstenstriche abgesehen, die Erforschung Arabiens, bis sie 1876 wieder etwas mehr in Gang [* 25] kam. In diesem Jahr besuchte Peters die heißen Quellen von Bescheir in Omân und Oberst Miles Birema im Innern derselben Landschaft. 1877 machte der Engländer Doughty eine Reise durch Hidschas über Teima nach Hail in Dschebel Schammar und dann durch Kasim und Taif (südlich von Mekka) und erreichte dabei zum erstenmal die fabelhafte Ruinenstadt El Hidschr (s. d.). Fast dieselben Gegenden bereiste bald darauf Charles Huber; ferner besuchte Manzoni 1877 und 1878 zweimal und 1880 abermals Sana, von wo er jedoch vor dem Fanatismus der Einwohner nach Aden zurückflüchten mußte. Eine neue Forschungsreise durch Südwestarabien unternahm 1882 S. Langer, die ihm das Leben kostete. Sein Nachfolger wurde Ed. Glaser. W. S. Blunt machte 1878/79 mit seiner Frau eine Reise von Damaskus durch das Wadi Sirhan nach Dschauf und weiter durch die Sandwüste Nefud nach Dschebel Schammar. 1884 wurde Huber auf einer neuen Reise bei Dschiddah ermordet.
Kaukasien wurde im Anfang des 19. Jahrh. von dem Orientalisten Klaproth bereist, dann 1811 von Engelhardt, 1817 von Porter, 1826 von Schulz, 1829 von Parrot, die bis nach Armenien vordrangen, wo 1838 ff. auch Texier, La Guiche und Labourdonnaye thätig waren, 1844-52 endlich der Naturforscher Moritz Wagner. 1836 ff. forschte der Botaniker Koch, 1843 der Nationalökonom v. Haxthausen in Transkaukasien, wo 1850 Chodzko, Chanykow u. a. gelegentlich der Triangulation [* 26] den Ararat bestiegen. Um Erforschung der Trümmer der alten Städte in Mesopotamien machten sich namentlich verdient (seit 1843) Botta, der Entdecker der Ruinen von Ninive, Layard, Place, dann Grant, Perkins, Shiel, später Rich, Lynch, Ainsworth, Fulgence, Fresnel, Oppert, Spiegel, [* 27] Rawlinson, Smith u. a. Mesopotamien und Armenien wurden 1849 von Walpole, 1853 von Langlois und Petermann, 1855 ff. von Seidlitz, Blau, Tschichatschew, Kotschy und Abich besucht, welch ¶