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Venezianer 1674 starke Beschädigungen, und 1801-1803 beraubte Lord Elgin denselben eines großen Teils seiner Skulpturen. Glücklicherweise sind uns Beschreibungen und Zeichnungen eines Teils der alten Denkmäler geblieben, seitdem aus dem wieder erwachten Interesse für griechische Kunst Europa [* 2] Maler und Zeichner nach Athen [* 3] entsandte. Der französische Gesandte bei der Hohen Pforte, Marquis de Nointel, ließ 1674 durch den Maler Jacques Carrey Zeichnungen anfertigen; 1675 lieferten Jacques Spon und George Wheeler Beschreibungen von Athen, und von größtem Wert sind die 1751-54 ausgeführten Zeichnungen aller damals in Athen vorhandenen Altertümer von Stuart und Revett (s. unten).
Nach so vielen unheilvollen Schlägen, welche Athen infolge politischer Umgestaltungen betroffen, und nach einem mehr als 300jährigen Druck unter der Herrschaft der Türken war es zu verwundern, daß es beim Beginn der Freiheitskriege Griechenlands immer noch eine Stadt mit 10,000 Einw. und nicht unbedeutendem Wohlstand unter den Namen Atiniah, Atine, auch Setine war. Bereits 1821 versuchten die Griechen, die Akropolis [* 4] zu erobern; erst 1822 gelang es. Vier Jahre lang blieb nun in den Händen der Griechen. Im J. 1826 begann Reschid Pascha eine neue Belagerung, und kapitulierte die griechische Besatzung nach hartnäckigen Kämpfen gegen die Bedingung freien Abzugs.
Die Stadt war während der Belagerung bis auf wenige Häuser zerstört worden; die unglücklichen Einwohner hatten sich nach Salamis, Ägina, Paros und nach dem Peloponnes geflüchtet. Die türkische Besatzung richtete sich in den Ruinen der Stadt und der Burg so gut wie möglich ein und fällte ohne Erbarmen, wie sie schon während der Belagerung gethan hatte, die Bäume der Gärten und des Ölwaldes zu Brennmaterial. Inzwischen fingen seit dem Ende der Feindseligkeiten (1829) die Einwohner an, in ihre verödete Heimat zurückzukehren, in den Trümmerhaufen sich Hütten [* 5] zu bauen und Felder und Gärten an den Ufern des Kephissos und Ilissos wieder zu bestellen.
Nachdem das Protokoll der Londoner Konferenz Griechenland [* 6] zu einem unabhängigen Staat gemacht und den Türken den Verkauf ihrer dortigen Güter gestattet hatte, wurden jene Einwanderungen häufiger; auch fingen jetzt wohlhabende Fremde, teils Griechen, teils andre Europäer, an, in Athen und Attika Bauplätze und andre Landbesitze zu erwerben. So bereitete sich nach und nach eine bessere Zukunft vor, vollends als der neue König Otto den Regierungssitz von Nauplia nach Athen verlegte und im Juli 1835 selbst die Regierung übernahm. Auch nach dessen Abdankung im Oktober 1862 und nach der Thronbesteigung des aus Dänemark [* 7] geholten Königs Georg im Oktober 1863 blieb Athen die Hauptstadt. Als solche ist es nun wieder zu einer wenigstens teilweisen Blüte [* 8] und Erneuerung gelangt.
[Litteratur.]
Vgl. Stuart und Revett, Antiquities of Athens (Lond. 1762-1816, 4 Bde.; deutsch hrsg. von Wagner, Darmst. 1830-33, 3 Bde.);
Leake, Topographie von Athen (2. Aufl., deutsch von Baiter und Sauppe, Zür. 1844);
Roß' Berichte im Stuttgarter Kunstblatt (1833-40);
Forchhammer, Topographie von Athen (Kiel [* 9] 1841);
Raoul-Rochette, Sur la topographie d'Athènes (Par. 1852);
de Laborde, Athènes aux XV., XVI., XVII. siècles (das. 1855, 2 Bde.);
Bréton, Athènes écrite et dessinée (2. Aufl., das. 1868);
Dyer, Ancient Athens, its history, topography and remains (Lond. 1873);
Wachsmuth, Die Stadt Athen im Altertum (Leipz. 1874, Bd. 1);
Burnouf, La Ville et l'acropole d'Athènes aux diverses époques (Par. 1877);
Milchhöfer, (in Baumeisters »Denkmälern des klassischen Altertums«, Münch. 1884);
Curtius und Kaupert, Atlas [* 10] von Athen (Berl. 1878, 12 Blatt [* 11] mit Text);
Michaelis, Der Parthenon (Leipz. 1871);
die Reisehandbücher von Meyer (»Orient«, Bd. 2), Bädeker. - Über die Staatsverfassung im alten Athen vgl. Leake, Die Demen von Attika (deutsch, Braunschw. 1840);
Roß, Die Demen von Athen (Halle [* 12] 1846);
Lugebil, Geschichte der Staatsverfassung Athens (Leipz. 1871);
Böckh, Staatshaushaltung der Athener (2. Aufl., Berl. 1843);
Schömann, Griechische Altertümer (3. Aufl., das. 1871-73, 2 Bde.);
Gilbert, Handbuch der griechischen Staatsaltertümer (Leipz. 1881, Bd. 1).