Liebling des
KönigsRichard Löwenherz, den er aus seinen Kriegszügen begleitete. Als sein
Herr auf der Heimkehr aus
Palästina
[* 2] vom
HerzogLeopold von
Österreich
[* 3] in
Wien
[* 4] gefangen genommen und auf der
Feste Dürrenstein eingesperrt worden, soll Blondel ihn lange
gesucht und endlich dadurch aufgefunden haben, daß er vor
Richards Kerker dessen Lieblingslied angestimmt,
worauf der Gefangene mit der zweiten
Strophe geantwortet habe. Blondel soll dann nach
England zurückgekehrt sein und
RichardsAuslösung
bewirkt haben.
Diese
Erzählung gründet sich auf die Mitteilung einer
Chronik von
Reims
[* 5] aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrh. (zuletzt hrsg.
von de
Wailly, Par. 1876), entbehrt jedoch der geschichtlichen Unterlage und scheint
erst durch
SédainesOper
»RichardCoeur-de-Lion«
(Musik von
Grétry, 1784) in weitern
Umlauf gekommen zu sein. Die unter BlondelsNamen erhaltenen
Lieder sind wertlos und uninteressant; sie finden sich bei Tarbé in der »Collection
des poètes champenois«, Bd. 19
(Reims 1862).
seidene und halbseidene, nach Art der Zwirnspitzen, aber aus roher, ihr natürliches
Gummi noch enthaltender blonderSeide
[* 6] (daher der
Name) gefertigte
Spitzen mit netzartigem, mit
Blumen- und sonstigen
Figuren brochiertem
Grund (s.
Spitzen).
Charles,
Seiltänzer, geb. zu
St.-Omer im
DepartementPas de Calais, kam, früh verwaist, zu einer
Seiltänzergesellschaft und zeichnete sich bald durch Kühnheit und Geschicklichkeit aus. Berühmt wurde er durch wiederholtes
Überschreiten des
Niagara aus einem 50 m über dem
Wasserfall angebrachten
Seil. Er führte dies zuerst 1855 und
später wiederholt unter allerlei Erschwerungen aus, zuletzt 1860 auf
Stelzen.
Später bereiste er alle größern
StädteEuropas.
Nach längerer
Unterbrechung trat er Anfang der 80er Jahre wieder in
Deutschland auf.
Bezeichnung der 1850 in
Nordamerika
[* 8] vonFrauAmaliaBloomer,Gattin des Obersten und Postmeisters Bloomer in
Seneca Falls im
StaatNew York, zuerst angenommenen Bekleidung,
bei welcher, mit Verweisung der angeblich der
Gesundheit schädlichen weiblichen Kleidungsstücke, männliche Bekleidung mit
Hosen,
[* 9]
Stiefeln und
Rock adoptiert ward. Die
Sache fand nicht nur in
Amerika,
[* 10] sondern auch in
England, namentlich
in
London,
[* 11] Beifall; es bildeten sich unter der Damenwelt Bloomervereine, und es wurden Bloomermeetings gehalten, wobei die
Mehrzahl der Beteiligten in Bloomertracht erschien. In
England kam die
Sache bald wieder in Vergessenheit, in
Nordamerika schritt
der Bloomerismus zur allgemeinen
Emanzipation der
Frauen fort.
(spr. blommfild), 1)
Robert, engl.Naturdichter, geb. zu Honington, der jüngste
Sohn eines armen Dorfschneiders, wurde nach dem
Tode des
Vaters zu einem ältern
Bruder nach
London gebracht, um das Schuhmacherhandwerk
zu lernen. Das Besuchen einiger
Bethäuser und des Coventgarden-Theaters, wo er
Stücke von
Shakespeare sah, sowie das
Lesen
geographischer, geschichtlicher und dichterischer Werke (besonders
Miltons und
Thomsons) förderten die
in Bloomfield verborgene poetische
Ader zu
Tage. Ein
Volkslied: »The milk-maid«, nach einer alten
Weise gedichtet, das erste, was von
ihm im
Druck erschien,
fand ungeteilten Beifall, ebenso ein zweites: »The sailor's
return«. Aber erst in dem größern Gedicht »The farmer's boy«,
welches er ganz im
Kopfe fertig dichtete, ehe er eine
Zeile niederschrieb, und welches der Rechtsgelehrte
Capel Lofft (Lond. 1800) zum
Druck beförderte, entfaltete sich Bloomfields ganze Liebenswürdigkeit und
Naivität. Unter seinen
spätern Werken hatten nur noch die
»Rural tales« (Lond. 1802) eine ähnliche
Wirkung. Hinsichtlich des
Flusses der
Verse, der
Wärme
[* 12] der
Empfindung und der Lebhaftigkeit der
Anschauung kommt Bloomfield
Thomson gleich, übertrifft ihn aber durch höhere
Einfalt.
Zuletzt wieder ein armer
Schuhmacher und erblindet, starb er in Shefford. Seine »Works«
erschienen
London 1814, 2 Bde. (neue Ausg.
1883); die »Poems« wurden öfter gedruckt. Eine Auswahl seiner
Korrespondenz wurde von
Hart veröffentlicht (Lond. 1871).
(spr. bluhmingt'n), 1) Stadt im nordamerikan.
StaatIllinois, etwa halbwegs zwischen
Chicago und St.
Louis, ist gut gebaut, mit breiten, reinlichen
Straßen und stattlichen
öffentlichen Bauten, und hat (1880) 17,180 Einw.
Es ist Sitz einer Wesleyaner-"Universität" und eines
Lehrerseminars und hat Werkstätten für den
Bau vonEisenbahnwagen und
Lokomotiven und andre
Fabriken. Baumzucht und Handelsgärtnerei blühen in der Umgegend. - 2) Stadt im nordamerikan.
StaatIndiana,
GrafschaftMonroe, 90 km südsüdwestlich von
Indianapolis, ist Sitz der 1829 gegründetenUniversität
des
Staats und hat (1880) 2756 Einw.
Abraham, niederländ. Kupferstecher, geb. 1634 zu
Amsterdam,
[* 18] war ein
Schüler von
Cornelius van
Dalen, der,
aus
Antwerpen
[* 19] gebürtig, dort bei
Soutman gelernt hatte und die Vorliebe für
Rubens und andre
KünstlerAntwerpens auf Blooteling übertrug.
Dieser stach eine
Reihe vonZeichnungen nach
Rubens, die als Vorbilder in den
Ateliers verwendet wurden.
Später wendete er sich mit Vorliebe der Schwarzkunstmanier zu, welche er durch
Erfindung des Granierstahls verbesserte, weil
dieselbe zur Wiedergabe Rembrandtscher Helldunkeleffekte geeigneter war. Er stach auch nach van der
Helst,
Bega,
Wouwerman und
starb um 1690.
eine sehr dürftige. Als der Vater ihn und einen ältern Bruder 1757 zu seinem Schwiegersohn von Krackwitz, Gutsbesitzer aus
der InselRügen, schickte, erregte hier der Anblick schwedischer Husaren die Kriegslust so mächtig in ihnen, daß sie heimlich
das Gut verließen und sich in das in der Nähe kantonierende Husarenregiment Sparre als Freiwillige aufnehmen
ließen. Bei einem Streifzug wurde Blücher von preußischen Husaren des Bellingschen Regiments gefangen und zum Obersten
Belling gebracht, der ihn seines kecken soldatischen Benehmens wegen liebgewann und ihn zum Übertritt unter FriedrichsFahnen
aufforderte. Blücher wurde 1760 preußischer Kornett und BellingsAdjutant, 1761 Premierleutnant und zeichnete
sich in der Schlacht bei Freiberg
[* 23] aus. 1770 rückte er mit seinem Regiment in Polen ein und ward 1771 Stabsrittmeister.
Da er durch seine Lust an Spiel und Wein, seine Streitsucht und seinen Verkehr mit den Polen sich den Tadel seines Kommandeurs,
des Generals v. Lossow, zuzog und bei der nächsten Beförderung übergangen wurde, schrieb er anFriedrich
II. die kühnen Worte: »Der von Jägersfeld, der kein andres Verdienst hat, als der Sohn des Markgrafen von Schwedt
[* 24] zu sein,
ist mir vorgezogen worden. Ich bitte Ew. Majestät um meinen Abschied.« Der König ließ ihn ¾ Jahr in Arrest
setzen, damit er sich eines Bessern besinne, und als der Unbeugsame bei seiner Erklärung blieb, erklärte der König: »Der
Rittmeister v. Blücher ist seiner Dienste
[* 25] entlassen; er kann sich zum Teufel scheren«. Blücher widmete sich nun der Landwirtschaft, heiratete
die schöne Tochter des sächsischen Obersten v. Mehling, verwaltete zuerst
ein Gut desselben, kaufte dann das GutGroß-Raddow in Pommern,
[* 26] bewährte sich als einsichtsvoller Landwirt und wurde Deputierter
der Landschaftsdirektion.
Selbst der große König bezeugte ihm mündlich und schriftlich seine Achtung, obwohl er ihm eine
Anstellung in der Armee, um die Blücher wiederholt nachsuchte, verweigerte. Erst 1787, nachdem FriedrichWilhelm
II. den Thron
[* 27] bestiegen, durfte in sein altes Regiment und zwar als Major wieder eintreten. Er machte, ohne ins Gefecht zu kommen,
den holländischen Feldzug mit, wurde 1788 Oberstleutnant und 1791 Oberst der roten Husaren.
Um so freudiger begrüßte er den Wiederbeginn der Feindseligkeiten, und ein weites Feld eröffnete sich
seiner Kampfeslust, als ihm der Oberbefehl des schlesischen Heersübertragen wurde. Unterstützt von dem gleichgesinnten Gneisenau,
war Blücher neben Bülow die treibende Kraft
[* 38] in der Aktion der Verbündeten und errang die bedeutendsten Erfolge. Er vernichtete
in der Schlacht an der Katzbach(26. Aug.) das HeerMacdonalds, erbeutete 105 Kanonen und befreite Schlesien, erzwang 3. Okt. den
Übergang über die Elbe bei Wartenburg und schlug 16. Okt.Marmont bei Möckern. Am 18. stellte er sich mit großer Selbstverleugnung
unter den zaudernden Kronprinzen von Schweden, war aber auch jetzt allen voran und drang 19. Okt. stürmend in die ThoreLeipzigs
ein. Er wurde nun zum Feldmarschall ernannt und von den verbündeten Monarchen aufs höchste ausgezeichnet. In demHauptquartier
der Verbündeten in Frankfurt
[* 39] drang er, in Opposition gegen die österreichische Diplomatie, mit allem Nachdruck auf einen Heereszug
gegen Paris.
[* 40] Am Neujahrstag 1814 überschritt das schlesische Heer den Rhein bei Kaub und Mannheim.
[* 41] Nachdem
Blücher trotz des zweifelhaften Kampfes bei Brienne seine Vereinigung mit der Hauptarmee bewerkstelligt und mit derselben 1. Febr. bei
La Rothière gesiegt hatte, versuchte er selbständig mit seinem Truppen an der Marne gegen Paris zu operieren. Da seine Heerhaufen
aber getrennt marschierten, so gelang es Napoleon, dieselben einzeln anzugreifen und in die größte Gefahr
zu bringen. Nur mit großem Verlust vermochte Blücher sich den Rückzug nach Châlons frei zu machen und den Rest seines Heers wieder
zu vereinigen. Er zog sich nun auf die Hauptarmee zurück, schloß sich aber dem weitern Rückzug derselben nicht an, sondern
wirkte sich die Erlaubnis zu einer neuen, selbständigen Operation aus. Er marschierte an die Aisne, vereinigte
sich mit dem von Norden
[* 42] anrückenden Bülow und gewann 9. und 10. März den Sieg bei Laon. Trotz ernster Krankheit, die ihn nötigte,
vom Wagen aus zu kommandieren, trieb er zum Marsch nach Paris und erstürmte hier den Montmartre. Doch nahm
er in seiner Verstimmung über die den Franzosen gemachten Konzessionen an dem Einzug nicht teil und legte 2. April den Oberbefehl
nieder. Von FriedrichWilhelm III. wurde er zum Fürsten von Wahlstadt ernannt und erhielt die Herrschaft Trebnitz in Schlesien
als Dotation. Als er im Juni den verbündeten Monarchen nach England folgte, ward er hier mit einem Jubel
empfangen, der alle Grenzen
[* 43] überstieg. Die Stadt London verehrte ihm das Bürgerrecht und die UniversitätOxford
[* 44] den Doktorhut.
Er begab sich darauf auf seine schlesischen Güter und lebte, von Krankheit oft beschwert, abwechselnd dort und zu Berlin.