BeimArbeiten im kleinen, z. B. bei der chemischen
Analyse, benutzt man eigentümlich geformte
Gefäße,
wie z. B. den
Liebigschen Kugelapparat
[* 1]
(Fig. 15), um den Weg, welchen das
Gas durch die
Flüssigkeit macht, zu verlängern und
die Berührungsflächen zu vergrößern. Man kann auch ein langes, schwach knieförmig gebogenes
Rohr
[* 1]
(Fig. 16) anwenden,
in dessen aufwärts gerichtetem
Schenkel die Gasblasen langsam emporsteigen und gut absorbiert werden.
In diesen
Fällen kommen
Flüssigkeiten zur Anwendung, welche das
Gas chemisch binden.
Läßt man Gase
[* 3] auf
Flüssigkeiten einwirken, um eine
chemische Wirkung zu erzielen, so ist ebenfalls innige Berührung Hauptbedingung.
Diese erreicht man z. B. indem Oxydationsgefäß von Hargreaves
[* 1]
(Fig.
17) auf die
Weise, daß
man in ein vertikales
Rohr a, welches in einem cylindrischen
Gefäß durch einen
Siebboden bis auf den wahren
Boden geht u. hier vier seitliche Öffnungen besitzt, oberhalb aber trichterförmig erweitert
und mit einem Bleirohr b von halber Weite versehen ist, aus dem
Rohr c
Dampf
[* 4] von 3
AtmosphärenSpannung einbläst.
Der
Dampf reißt durch den Trichter
Luft mit sich fort, und diese strömt durch die seitlichen Öffnungen
des
Rohrs a aus und wird durch den Siebboden in feine
Blasen verteilt. Es findet hierbei eine sehr innige Mischung statt, die
Flüssigkeit gerät in lebhaftes
Wallen, und die beabsichtigte
Oxydation wird z. B. bei Sodarohlauge sehr vollständig erzielt.
Zum Einblasen von Gasen in
Flüssigkeiten benutzt man auch
Ventilatoren und sehr vorteilhaft den Körtingschen
Injektor,
[* 5] der auch zum Ansaugen von andern Gasen als
Luft eingerichtet ist und z. B. in der Zuckerfabrikation bei der
Saturation
zum Einblasen von
Kohlensäure in den Rübensaft dient. Im
Großbetrieb benutzt man
Kokstürme (s.
Schwefelsäure),
[* 6] in
welchen die
Flüssigkeit in feiner Verteilung über
Koks herabrieselt, während das
Gas, welches auf dieselbe einwirken soll,
unten in den
Turm
[* 7] eintritt und der
Flüssigkeit entgegenströmt.
Der zum
Karbonisieren von Sodalauge dienende
Apparat von
Ungerer besteht aus einem eisernen oder gemauerten und mit
Eisenblech
gefütterten
Turm, welcher
oben durch eine
Pfanne mit Siebboden abgeschlossen ist. Von letzterm hängen
mehrere
HundertDrahtseile herunter, die durch eine unten angebrachte Vorrichtung gespannt
werden. In diesem
Turm steigen die
kohlensäurereichen Feuergase oder reine
Kohlensäure auf, während die
Flüssigkeit in spiraligen
Streifen und mithin mit ungemein
vervielfachter Oberfläche an den
Seilen herabrinnt. Statt der letztern sind auch
Ketten anwendbar, und
Salzausscheidungen an denselben schaden nicht, weil sie einfach durch Schütteln zum Herabfallen gebracht werden können.
Zur Behandlung von
Schwefelsäure mit
Schwefelwasserstoff läßt man dieselbe in einem aufrecht stehenden
Cylinder in feinen
Strahlen springbrunnenartig aufsteigen, während gleichzeitig das
Gas durch den
Cylinder strömt und sich sehr
innig mit der
Säure mischt, oder man wendet einen
Turm an, in welchem 24
Reihen von je neun, ^-förmigen Bleidächern auf Bleilatten
angebracht sind. Die untern Ränder der
Dächer sind fein sägezahnförmig ausgeführt, so daß die
Säure in einzelnen
Tropfen
auf das nächsttiefere
Dach
[* 8] fällt und verspritzt und dem von unten nach
oben strömenden
Gas eine sehr
große Oberfläche darbietet.
entstehen durch die länger oder kürzer dauernde Einatmung verschiedener
Gase,
Dämpfe und
Dünste und kommen vorzugsweise bei gewissen Gewerbtreibenden vor, welche in einer mit schädlichen
Gasen
und
Dämpfen vermischten
Atmosphäre zu arbeiten genötigt sind. Die
Gase und
Dämpfe lassen sich bezüglich ihres Verhaltens
zur
Atmung einteilen in atmungsfähige und atmungsunfähige. Die erstere
Gruppe umfaßt beinahe sämtliche Gasgemenge, die
letztere nur wenige Gasarten, wie
Chlor-,
Brom-, Fluorwasserstoff-,
Salpetersäure-,
3) in solche, welche eingeatmet giftig wirken (Kohlenoxyd, Kohlensäure, Leuchtgas,
[* 11] Arsen-, Phosphor- und Schwefelwasserstoff,
Blausäure, Chloroformdämpfe etc.). Nur die letztere Gruppe und die irrespirabeln Gase und Dämpfe sind im stande, Gaseinatmungskrankheiten hervorzubringen.
Sofern die schädliche Wirkung des Einatmens sehr rasch am Tierkörper bemerkbar wird und nur geringe Mengen für
die Erkrankung oder den Eintritt des Todes erforderlich sind, sprechen wir von Gasvergiftungen (vgl. Gift); ist dagegen die
Einwirkung eine langsame, wie bei vielen Gewerben eine auf viele Jahre sich ausdehnende, so haben wir es mit Gaseinatmungskrankheiten im eigentlichen
Sinn zu thun.
Die Anzahl der Gewerbe, welche zu Gaseinatmungskrankheiten Veranlassung geben können, ist eine außerordentlich
große. Durch Einatmung sogen. indifferenter Gase, z. B. des Stickstoffs, der Kohlenwasserstoffgase, welcher namentlich Bergleute
und Grubenarbeiter ausgesetzt sind, entsteht Atemnot, welche die Arbeiter zu forcierten Atembewegungen zwingt und auf diese
Weise mit der Zeit zur Entwickelung des Lungenemphysems (s. d.) zu führen pflegt. Schwefligsaure und schwefelsaure
Dämpfe erzeugen Katarrhe der Atmungsschleimhaut, Husten, Bluthusten, Verdauungsstörungen, Appetitlosigkeit, saures Aufstoßen
etc. Bei der Strohhutfabrikation, beim Schwefeln des Hopfens, der Schwefelsäurefabrikation, in Kalkbrennereien, beim Rösten
von Schwefelkiesen, in Glashütten und chemischen Fabriken sind die Arbeiter der Gefahr der Einatmung solcher sauren Dämpfe ausgesetzt.
Direkt giftig wirkt das Kohlenoxydgas, welches die Leuchtgasarbeiter, Rohrleger, die Arbeiter in Eisenhütten, Koksfabriken,
Gasanstalten, Metallgießereien, die Buchbinder und Büglerinnen zuweilen in größerer Menge einatmen (vgl. Kohlenoxydvergiftung).
Auch die Einatmung von Kohlensäure und kohlensauren Gasgemengen scheint direkt giftig auf den Organismus
zu wirken. Veranlassung dazu bietet sich sehr häufig dar, denn solche kohlensaure Gasgemenge kommen in schlecht ventilierten
Kellern zur Zeit der Gärung des Weins und Biers, in den Spiritus- und Preßhefefabriken, in tiefen Brunnenschächten, Leichengrüften,
Lohgruben, Bergwerken vor und bedingen
oft genug Erstickungsanfälle, Scheintod und wirklichen Tod bei denen,
welche sich unvorsichtigerweise an solche Orte begeben.
Auch der Schwefelwasserstoff, welcher nicht selten zusammen mit andern stinkenden Gasarten eingeatmet wird, gibt bei Kloaken-
und Schleusenarbeitern, in Kautschukfabriken und beim Flachsrösten Veranlassung zu akuten Vergiftungen oder zu chronischem
Siechtum. Dasselbe gilt von dem Schwefelkohlenstoffgas, welches bei der Kautschukfabrikation und in der
Wollwäscherei eine große Rolle spielt. Arbeiter, welche mit der Fabrikation der Jod- und Brompräparate beschäftigt sind,
sind zuweilen akuten Vergiftungszufällen durch diese Gase ausgesetzt, welche mit heftigem Hustenreiz, Kopfschmerz, Entzündung
der Augenbindehaut und Nasenschleimhaut sowie mit einem rauschähnlichen Zustand einhergehen, aber schnell wieder verschwinden,
wenn reine Luft eingeatmet wird.
die Zinkdämpfe, welche bei Messingarbeitern, Gelbgießern und Gürtlern
das Gießfieber oder Zinkfieber veranlassen;
die Bleidämpfe, welche namentlich Malern und Schriftgießern
verderblich werden (s. Bleivergiftung);
die Quecksilberdämpfe, welche die Arbeiter in Quecksilberberg- und Hüttenwerken, die
Spiegelbeleger und Vergolder, die Thermometer- und Barometerfabrikanten, die Zündhütchenarbeiter etc. schädigen (s.
Quecksilbervergiftung);
die Terpentinöldämpfe, welche bei Malern, Firnisarbeitern, Appretierern und in
Zündhölzchenfabriken entzündliche Reizungen der Lungen, des Magens und der Nieren veranlassen;
die Anilindämpfe, welche
den Anilismus erzeugen, etc. Auch die Einwirkung der komprimierten Luft (s. d.) ist hierher zu rechnen.
Was die Behandlung der Gaseinatmungskrankheiten anbetrifft, so kommt alles darauf an, die Gewerbtreibenden vor
einer mit schädlichen Gasen verunreinigten Atmosphäre zu schützen, sie derselben möglichst zu entziehen oder doch durch
einen zweckmäßigen Betrieb des Gewerbes, durch ausgiebige Ventilation der Arbeitsräume etc. die vorhandene Gefahr zu mildern.
GewisseOperationen lassen sich in abgeschlossenen, gut ventilierten Kasten etc. vornehmen, deren Luft niemals eingeatmet zu
werden braucht und nie in die eigentlichen Arbeitsräume übertreten kann.