Metternichs und seiner
Politik umstürzen könne, und mit
Leidenschaft eiferte er gegen alles, was
Europa
[* 2] aus seiner Grabesstille
aufzuschrecken drohte. Diese reaktionäre
Richtung vertrat er namentlich in den 1818 von ihm gegründeten
»WienerJahrbüchern
der Litteratur« und in dem »Österreichischen Beobachter«, der früher
eine entschieden liberale
Richtung verfolgt hatte. Obwohl sich seit dem
Wiener Kongreß, wo ihm von
England
aus eine hohe
Pension zugesichert ward, seine regelmäßigen Einkünfte auf über 22,000 Thlr. beliefen,
hinterließ Gentz bei seinem erfolgten
Tod bedeutende
Schulden, so daß seine hohen
Gönner noch nach seinem
Tod für
ihn eintreten mußten.
Selten hat wohl ein im
Dienste
[* 3] der
Diplomatie stehender Mann ein so verschwenderisches
Leben geführt wie
Gentz, der die Großmächte je nach dem Betrag ihrer
Zahlungen bediente und die bezogenen
Summen in der üppigsten Schwelgerei
ausgehen ließ. Im Haschen nach
Genuß erlaubte sich seine Genialität so ziemlich alles, was seinem
Egoismus zusagte, und
die »Weltverachtung«, welche das eigentliche
Element seiner Lebensauffassung ausmachte, führte ihn endlich zur völligen
Gleichgültigkeit gegen
Gesetz,
Sitte und gesellschaftliche
Stellung, zu einer erbärmlichen
Selbstsucht und
Feigheit, die vor
jedem aufsteigenden
Gewitter in
Zittern und
Beben geriet.
Nach seinem
Tod wurden
seine »Ausgewählten
Schriften« von Weick (Stuttg. 1836-1838, 5 Bde.)
und seine kleinernSchriften (Mannh. 1838-40, 5 Bde.)
sowie
»Mémoires et lettres inédites« (Stuttg. 1841) von Schlesier herausgegeben;
Hier malte
er den verlornen Sohn in der
Wüste, eine lebensgroße
[* 1]
Figur, begab sich aber sodann über
Marseille
[* 12] und
Malta nach
Ägypten
[* 13] und dem
Sinai; den Rückweg nahm er über
Kleinasien, den griechischen Archipel,
Konstantinopel
[* 14] und
Wien.
Im J. 1852 lebte er in
Berlin, und hier entstanden seine ersten
Bilder orientalischen
Lebens, ein Sklavenmarkt und eine ägyptische
Schule; allein wenig damit zufrieden, wandte sich Gentz wieder nach
Paris und schloß sich diesmal dem Coutureschen
Atelier an. Er malte hier zwei religiöse
Bilder mit lebensgroßen
Figuren,
Christus und
Magdalena bei
Simon und
Christus unter
den
Zöllnern, um dann dies Gebiet für immer zu verlassen.
Seit 1858 wieder in
Berlin, schuf er eine lange
Reihe orientalischer, zumeist ägyptischer,
Darstellungen,
welche durch charakteristische Auffassung und glänzende Färbung auf den akademischen
Ausstellungen ungeteilten Beifall fanden.
Die Zahl seiner
Bilder ist sehr groß; bald ist die
Landschaft, bald sind die
Figuren überwiegend, in allen aber ist der
Charakter
von Land und
Volk scharf ausgeprägt. Die bedeutendsten derselben sind: Sklaventransport durch die
Wüste;
Idyll in der Thebaide (1883) und
Abend
am
Nil (1884).
Gentz ist ein Kolorist ersten
Ranges, der namentlich die
Wirkungen des Sonnenlichts mit großer Meisterschaft darzustellen
weiß. Durch mehrere
Reisen nach
Ägypten und
Palästina
[* 21] hat er auch später noch sein Studienfeld erweitert.
Er besitzt die große goldene
Medaille der
BerlinerKunstausstellung und ist königlicher
Professor.
Apennin entspringenden Flüsse
[* 25] Bormida, Scrivia, Trebbia fließen nach N. dem Po zu. Das Klima
[* 26] ist mild und gesund, aber sehr unbeständig,
mit wechselvollen Winden.
[* 27] Die Einwohner (Genuesen), deren Zahl (1881) 760,122 beträgt, reden einen besondern,
schwerverständlichen Dialekt, sind ein schlanker, beweglicher und arbeitsamer Menschenschlag und gelten für schlau und wankelmütig.
Sie waren zu allen Zeiten als tüchtige Seeleute berühmt. Außer der Schiffahrt sind Industrie und Handel hoch entwickelt.
Die gleichnamige Hauptstadt (mit dem Beinamen la superba, im genuesischen Volksdialekt Zene) liegt im innern Winkel
[* 32] des Meerbusens
von Genua, wo sie zwischen zwei im O. und W. mündenden Flüßchen an den Bergterrassen des Apennin bis zu
einer Höhe von 160-190 m amphitheatralisch emporsteigt. Ausgezeichnet durch einen den kleinern Schiffen des Altertums und Mittelalters
ohne wesentliche künstliche Verbesserung genügenden Naturhafen, mußte sich an dieser Stelle eine große Handelsstadt entwickeln,
sobald die Länder Oberitaliens u. Mitteleuropas sich zu höherer Kultur erhoben und Straßen über den
hier durch das Thal
[* 33] der Polcevera eingeschnittenen und leicht gangbar zu machenden Apennin gebahnt waren.
Schon zu Hannibals Zeit war Genua der bedeutendste Platz Liguriens, von wo 148 v. Chr. die Via Postumia nördlich zum Padus, 104 die
Via Ämilia nach Luna gebaut wurde. In diesem Winkel an der nördlichsten Ausbuchtung des westlichen Mittelmeerbeckens
stießen die beiden längs der ligurischen Küsten führenden Wasserstraßen, auf welche aller Verkehr bei der Steilheit der
Berge angewiesen war, zusammen, um sich vereint als Landstraße über den Apennin fortzusetzen.
Wenn auch wesentlich infolge der verringerten Bedeutung des ganzen Mittelmeers seit dem 16. Jahrh. Genua sank,
so mußte sich die Gunst seiner Lage doch neuerdings geltend machen, sobald durch Eisenbahnen wieder lebhaftere Beziehungen
zum Hinterland hergestellt waren. So sehen wir seit einigen Jahrzehnten die Stadt in raschem Aufschwung, der durch Eröffnung
der Gotthardbahn, welche Genua zum nächsten Hafen für die Schweiz
[* 34] und das südwestliche Deutschland
[* 35] machte,
noch mehr gestiegen ist.
Eine doppelte Umwallung umschließt die um das halbkreisförmige Hafenbecken gelagerte Stadt, die äußere zieht sich über
die umliegenden Höhen und steht mit den vorgeschobenen Festungswerken und Forts inVerbindung, die ganz oben in einem spitzen
Winkel, dem »Sporn« endigen und in Verbindung mit den Hafenbefestigungen Genua zu einer der stärksten FestungenItaliens
[* 36] machen. Die Bauart der Stadt, bedingt durch deren
Lage und das sengende Sommerklima, trägt den Charakter des Massenhaften.
Die Häuser sind aneinander geschichtet, die Straßen meist erstaunlich eng, dazu von acht- bis neunstöckigen Häusern eingefaßt
und sehr düster, aber äußerst sauber gehalten. Sie führen bald auf-, bald abwärts und sind hier
und da durch Marmortreppen oder, wo ein Felsenspalt sie trennt, durch Brücken
[* 37] miteinander verbunden. Bemerkenswert ist unter
den letztern namentlich der 34 m hohe PonteCarignano. Gefahren wird nur in einigen breiten Hauptstraßen; sonst dienen Portechaisen
den Menschen als Transportmittel, während zahlreiche Reihen von Maultieren die Waren fortschaffen.
Die schönste Straße Genuas ist die ViaBalbi, welche mit ihren Verlängerungen, der Via Nuovissima, ViaGaribaldi und Via Carlo
Felice (8-9 m breit), den Corso von Genua bildet. Die Paläste, welche diese Straßen zieren, ruhen zumeist auf einem Unterbau
von Rustika und machen mit den mächtigen Formen der Fassade, dem mit Säulen
[* 38] geschmückten, schön gewölbten
Vestibül und dem großartigen Treppenhaus einen imposanten Eindruck. Die platten Dächer sind terrassenförmig und mit Orangen-,
Myrten- und Granatbäumen, Blumen, hier und da mit Statuen besetzt, auch wohl mit einem Kühlung verbreitenden Springbrunnen versehen.
Schön nimmt sich eine Illumination dieser »hängenden
Gärten« aus, wie sie an gewissen Tagen, z. B. am Johannistag, üblich ist. Erwähnungswert sind außerdem die Via Carlo Alberto
am Hafen, die neue ViaRoma
[* 39] mit der parallel laufenden glasbedeckten GalleriaMazzini sowie die Fortsetzung der ViaRoma, die neue
Via Assarotti. Unter den öffentlichen Plätzen, welche durchweg von geringer Ausdehnung
[* 40] sind, verdienen
Erwähnung: die mit Bäumen umgebene Piazza Acquaverde (mit dem Monument des Kolumbus von M. Lanzio, 1862), die Piazza dei Banchi
(mit der Börse, Sammelplatz der Handelsleute, Schiffer etc.), die Piazza dell' Annunziata (am Ende der ViaBalbi), die Piazza
Nuova, wo die Wochenmärkte gehalten werden, die Piazza Deferrari, die PiazzaVittorioEmanuele mit dem 1886 errichteten
Standbild des Königs etc. hat fünf Thore u. mehrere Vorstädte.
[Bauwerke.]
Unter den 82 Kirchen steht obenan die KathedraleSan Lorenzo, ein schöner Bau im spätromanischen Stil aus dem 12. Jahrh.,
wiederholt, so von Alessi im 16. Jahrh., restauriert. Das Innere, eine Säulenbasilika mit dreischiffigem
Langhaus und einer Kuppel, enthält eine KapelleJohannes des Täufers mit den aus dem Kreuzzug 1098 hierher gebrachten Reliquien
des Heiligen und Marmorstatuen von Civitali und AndreaSansovino. Von den übrigen Kirchen sind zu erwähnen: Santa Annunziata,
ein Säulenbau der Spätrenaissance (16. Jahrh.);
Erwähnenswert ist auch der Campo santo (seit 1838 angelegt) mit reichem monumentalen Schmuck. Die berühmtesten
Paläste sind: der ehemalige Dogenpalast mit neuer