Atmosphäre zu haben braucht. Guttaperchafirnis kann benutzt werden zum überziehen von
Dokumenten u. dgl., indem das
Papier
dadurch nicht verändert wird, der Firnisüberzug durchsichtig ist und mithin auch die feinste
Schrift deutlich erkennbar
bleibt. Das
Dokument wird durch den
Firnis gegen
Wasser,
Säuren,
Alkalien vollkommen unempfindlich, und die
Schrift kann
nicht verlöscht werden. Guttapercha wurde in ihrer
Heimat von den Eingebornen zu Axtstielen etc. benutzt. In
Singapur
[* 2] lernten sie
Montgomery
und Joze d'Almeida kennen; ersterer legte sie 1842 der
IndischenKompanie, letzterer 1843 der
AsiatischenGesellschaft in
London
[* 3] vor.
Die ausgezeichneten
Eigenschaften der Guttapercha riefen sehr schnell eine bedeutendeNachfrage hervor, und schon 1845 wurden 224 Ztr.
in
England eingeführt. 1882 betrug die Einfuhr in
England 72,044 Ztr. Die so schnell hervorgerufene
Nachfrage hatte zur
Folge,
daß die Gewinnung der in der rücksichtslosesten
Weise betrieben wurde; man begnügte sich nicht mit dem Anzapfen, sondern
hieb die ganzen
Bäume nieder und verwüstete in den ersten
Jahren große
Wälder. Erst durch die englische
Guttapercha-Handelsgesellschaft wurde ein rationeller Betrieb eingeführt.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk
Oppeln,
[* 5]
Kreis
[* 6]
Lublinitz, 253 m ü. M., hat eine evangelische und 2 kath.
Kirchen, eine
Synagoge, ein
Amtsgericht, eine königlich sächsische Oberförsterei und (1885) 2357 meist kath.
Einwohner.
(spr. güttenggähr),Ulric, franz. Schriftsteller,
geb. 1785 zu
Rouen,
[* 10] war einer der ersten ältern Dichter, welche offen zur
Partei derRomantiker übertraten;
Sein bestes Werk sind die
»Mélanges poétiques« (1824), welche trotz der romantischen
FirmaGuttinguers Abhängigkeit von seinem
Lehrer und
FreundMillevoye bezeugen. Er starb Außer andern lyrischen
Dichtungen und Journalartikeln existieren auch mehrere
Romane von ihm.
KarlFerdinand, Dichter und Schriftsteller, geb. zu
Berlin,
[* 12] Sohn eines prinzlichen Bereiters, der
später einen Subalternposten beim
Kriegsministerium bekleidete, besuchte das Friedrichswerdersche
Gymnasium
seiner Vaterstadt, widmete sich auf der
Universität philologischen und theologischen
Studien, hatte sich bereits zur Staatsprüfung
für Gymnasiallehrer gemeldet und mit der Preisschrift
»De diis fatalibus« philologische Auszeichnung gewonnen, als ihn die
Eindrücke der
Julirevolution und aller an sie geknüpften Zeitbewegungen auf einen andern Weg drängten.
Noch als
Berliner
[* 13]
Student gründete er eine kritische
Zeitschrift:
»Forum
[* 14] der Journallitteratur« (1831), die zwar nach einigen
Heften wieder einging, ihm aber die
Teilnahme eines so tonangebenden Kritikers wie
WolfgangMenzel in
Stuttgart
[* 15] eintrug, dessen
deutsch-patriotische,
Goethe und die Herrschaft der reinen Kunstanschauung befehdende
Richtung der jugendliche Gutzkow teilte. Er
ging 1831 als
Menzels Mitarbeiter bei der Redaktion des »Litteraturblattes« nach
Stuttgart und betrat so die rein litterarische Laufbahn, die er alsbald mit den
»Briefen eines
Narren an eine Närrin« (Hamb.
1832),
dem
Roman »Maha-Guru, Geschichte eines
Gottes« (Stuttg. 1833, 2 Bde.)
und politisch-litterarischen
Charakteristiken in der »Allgemeinen
Zeitung«, welche als
»ÖffentlicheCharaktere«
(Hamb. 1835) gesammelt erschienen, weiter verfolgte.
AuchGutzkow war der Überzeugung,
daß die Zeit der reinen Kunstwirkungen vorüber sei, der
Beruf der zeitgenössischen Litteratur vornehmlich in der
Erweckung
und Leitung eines »öffentlichen
Geistes«, ihre eindringlichste Form aber in gemischt poetisch-publizistischen
Arbeiten, angeblichen
Dichtungen, die nur zumVehikel politischer und philosophischer
Gedanken dienten, zu suchen sei. Erwiesen
einzelne seiner frühsten
»Novellen« (Hamb. 1843, 2 Bde.)
und das
Drama
»Nero« (Stuttg. 1835) auch, daß ihm eine unbefangenere und erfreulichere poetische
Darstellungskraft zu
Gebote stehe, so fühlte sich der
Autor doch eigentlich nur von den Erregungen und
Kämpfen der Zeit,
nicht von den
Erscheinungen und Zuständen des
Lebens in seiner
Totalität angezogen. Er ward dann von selbst einer der
Führer
und Vorkämpfer der »jungdeutschen«
Bewegung, welche sich (obschon der
Name des »jungen
Deutschland«
[* 16] nichts war als eine vom
Frankfurter deutschen
Bundestag höchst willkürlich erfundene Bezeichnung für eine
Gruppe von verschiedenen
oppositionell gestimmten Schriftstellern) seit dem Beginn der 30er Jahre immer weiter erstreckte und durch den Anschluß
an den politischen Liberalismus und an den materiellen Umschwung der Zeit auch eine ganz neue Litteraturentwickelung hoffte.
In diesem
Sinn schrieb der junge
Autor, welcher inzwischen in
Heidelberg
[* 17] und
München
[* 18]
Rechts- und
Staatswissenschaft studiert
hatte und 1834 nach
Frankfurt
[* 19] a. M. übergesiedelt war, wo er ein »Litteraturblatt«
zur
Zeitschrift
»Phönix« begründete, seine Vorrede zu
Schleiermachers
»Briefen über
Schlegels Lucinde« (Hamb. 1835),
seine
»Soireen« (Frankf. a. M. 1835, 2 Bde.)
und den
Roman »Wally, die Zweiflerin« (Mannh. 1835;
spätere Umarbeitung u. d. T.: »Vergangene
Tage«, Frankf. 1852), in welch letzterm ein paar schüchterne sinnliche
Szenen und eine zum
Roman kaum gehörige
Polemik gegen den Offenbarungsglauben die
Würze für eine dürftige
Erfindung und
Charakteristik abgeben mußten. Gleichwohl
brachte dieser
Roman dem Verfasser eine
¶
mehr
Schicksalswendung: auf WolfgangMenzels heftige, feindselig-gehässige Anklagen ward »Wally« konfisziert, in Baden
[* 21] zu einer dreimonatlichen
Gefängnisstrafe verurteilt, die er in Mannheim
[* 22] verbüßte, seine ganze Zukunft aber durch ein Verbot alles dessen, was er
geschrieben habe und in Zukunft noch schreiben würde, und durch die Entziehung des Rechts, innerhalb des
deutschen Bundesgebiets eine Redaktion zu übernehmen, in Frage gestellt. Überwand er auch mit höchster Energie und mannhaftem
Festhalten an seinen einmal gefaßten Überzeugungen die ihm bereiteten Hindernisse, so wirkten das erwachte Mißtrauen und
der Argwohn, die Furcht, allüberall Feindseligkeiten zu begegnen, in seinem weitern Leben verhängnisvoll nach. Gutzkow hatte sich 1836 zu
Frankfurt verheiratet, siedelte 1837 nach Hamburg
[* 23] über, wo er seine neubegründete Zeitschrift »Der Telegraph«
[* 24] in Aufnahme brachte,
bis zum großen Brand (1842) verweilte, hauptsächlich durch die Freundschaft der geistvollen Therese v. Lützow (Frau v. Bacheracht)
gefesselt, im übrigen unendlich und nach den verschiedensten Richtungen hin litterarisch thätig war.
die unter dem Titel:
»Götter, Helden und Don Quixote« (das. 1838) gesammelten Aufsätze schließen sich eng an die Interessen des Tags an. Auch die
Schrift »Goethe im Wendepunkt zweier Jahrhunderte« (Berl. 1836) und das panegyrische Buch über »BörnesLeben« (Hamb. 1840) entfernen
sich nur in Einzelheiten von dem Standpunkt, den Gutzkow früher gewonnen hatte, und von dem aus
der Schriftsteller folgerichtig zur reinen Publizistik hätte gelangen müssen. Was dies verhinderte, waren teils die politischen
Verfolgungen und die Zensur, teils ein wirklich poetischer Darstellungstrieb, der, mannigfach irre gehend, sich doch immer
wieder geltend machte. Romane wie »Seraphine« (Hamb. 1838) oder
wie die satirische Zeitgeschichte in Arabesken: »Blasedow und seine Söhne« (Stuttg. 1838-39, 3 Bde.)
zeigten eine seltsame Mischung von darstellendem Drang und reflektierendem Räsonnement, eine Manier, bei der (nach Gutzkows
eignen Worten) der Autor sich »wie ein aus den Kulissen heraussprechender, seine Akteure mitunter ohrfeigender
Puppenspieler gebärdet«. Gleichwohl entschied sich durch die Einwirkung innerer und äußerer Umstände, daß
Gutzkow etwa von 1839 an, wo er seine Tragödie »Saul« (Hamb. 1839) veröffentlichte und das Trauerspiel »RichardSavage« über eine
Reihe von Bühnen ging, sich wesentlich der poetischen Produktion zuwandte.
Dieselbe nahm, nachdem er außer mannigfachen Reisen und vorübergehenden Ortswechseln 1842 Hamburg wieder
mit Frankfurt a. M., 1846 Frankfurt mit Dresden
[* 25] vertauscht hatte, einen außerordentlichen Aufschwung, verschaffte Gutzkow seine
größten Erfolge und eine weitreichende Popularität. Eine Stellung als Dramaturg des Dresdener Hoftheaters, welche er 1847 angenommen,
verließ er schon 1849 infolge der Zeitereignisse wieder, blieb aber in Dresden. Seine erste Gattin hatte
er im März 1848 während eines Aufenthalts in Berlin verloren, 1850 verheiratete er sich zum zweitenmal.
Die Dresdener Jahre, wie sie die schaffensreichsten und erfolgreichsten in Gutzkows Leben waren, durften auch seine glücklichsten
heißen. Obwohl
in manche litterarische Kämpfe verwickelt (1852 betrat er mit der Herausgabe der Zeitschrift
»Unterhaltungen am häuslichen Herd« das journalistische Gebiet wieder), in mannigfachem Widerspruch zu den Richtungen, die
Politik, Litteratur und soziales Leben nahmen, stand der Autor doch im Vollgefühl seiner Kraft.
[* 26] 1861 siedelte er als Generalsekretär
der Schiller-Stiftung, an deren Zustandekommen und Gedeihen er einen wesentlichen Anteil gehabt, nach Weimar
[* 27] über, fand sich aber schon im November 1864 bewogen, seine Entlassung zu nehmen.
Die Aufregung, in welche ihn die Vorkommnisse innerhalb der Schiller-Stiftung, wirkliche und vermeinte Zerwürfnisse und Gegnerschaften
versetzten, führte den Leidenden so weit, daß er (im Februar 1865) in Friedberg
[* 28] Hand
[* 29] an sein Leben zu legen versuchte. Glücklicherweise
gerettet, nach einem kürzern Aufenthalt in der Heilanstalt Gilgenberg bei Baireuth
[* 30] und einem längern zu Vevey in der Schweiz
[* 31] neugekräftigt, nahm er in Kesselstadt bei Hanau,
[* 32] von 1868 bis 1873 in Berlin seinen Aufenthalt.
Wiederkehrende Nervenleiden wurden durch einen Winteraufenthalt in Italien
[* 33] (1873/74), durch die Jahre bei und in Heidelberg
(1874-77) nur gemildert, nicht aufgehoben. Zuletzt ließ sich der in seiner körperlichen KraftGebrochene, geistig mehr und
mehr Isolierte in Sachsenhausen bei Frankfurt a. M. nieder, wo er starb. Bis in seine letzten Tage war er, allen
körperlichen Leiden
[* 34] trotzend, arbeitsam und von litterarischen Interessen erfüllt geblieben, obschon
fast alle spätern Arbeiten die Spuren einer vergrämten und verbitterten (vielfach doch mit Recht verbitterten) Anschauung trugen.
In natürlicher Folge der Abnahme der eigentlichen Produktionskraft kehrte in der spätern Zeit gern zu den eigentümlichen
Mischformen und halb journalistischen Darstellungen seiner ersten Epoche zurück.
Während er in der Zeit seines reichsten und besten dramatischen und epischen Schaffens nur gelegentlich
in die Tagesfragen eingegriffen hatte, wurde die Neigung dazu bei ihm gegen den Ausgang seines Lebens wieder stärker. Von seinen
spätern mehr oder minder hierher gehörigen Schriften seien die »Briefe aus Paris«
[* 35] (Leipz. 1842, 2 Bde.),
und endlich die letzte polemische
Schrift: »DionysiusLonginus, oder über den ästhetischen Schwulst in der neuern deutschen Litteratur« (Stuttg. 1878),
genannt. Die letztere erwies nur zu deutlich die maßlose persönliche Gereiztheit und fanatische Unduldsamkeit gegen alle
seinem Wesen fremden geistigen Anschauungen, in die sich Gutzkow allmählich hineingearbeitet hatte. Eine ähnliche Mißstimmung
und unerquickliche Rechthaberei beherrschte auch die autobiographischen »Rückblicke
auf mein Leben« (Berl. 1875),
welche die Fortsetzung der frühern frisch-liebenswürdigen, zu Gutzkows
besten Büchern gehörigen Aufzeichnungen »Aus der Knabenzeit« (Frankf. a. M.
1852) bildeten.
Die unleugbare und bleibende Bedeutung Gutzkows in der deutschen Litteratur beruhte indes auf seinen größern dramatischen
und erzählenden Dichtungen. Auch in den theatralischen Werken verleugnete er natürlich seinen feinen und fast untrüglichen
Instinkt für die Tagesneigungen und die demnächst bevorstehende Richtung der öffentlichen Meinung nicht,
und der Wert seiner Dramen hing zum guten Teil davon
¶