(lat., griech. Enkoimesis), das
Liegen und
Schlafen in den
Tempeln und heiligen
Bezirken
(besonders des
Äskulap,
Apollon,
[* 6]
Serapis), die älteste Art der
Verbindung religiöser
Vorstellungen mit der Heilwissenschaft
bei den Ägyptern, Griechen und
Römern. Den Griechen ward der
Gebrauch durch die Priesterfamilie der
Asklepiaden gebracht.
Die Kranken wurden zu diesem Behuf in die Tempelbezirke eingelassen und hier verschiedenenReinigungen
und
Zeremonien unterworfen, darauf feierlich in den
Tempel
[* 7] gebracht und dort auf einer Lagerstätte, die mit dem
Fell eines
frisch geschlachteten Opfertiers bedeckt war, niedergelegt, um unter dem Einfluß von geheimen Prozeduren in einen Zustand
des
Schlafes zu verfallen, welchen unsre neuern Mesmeristen häufig mit dem
Hellsehen verglichen haben. In
diesem Zustand meinten sie durch unmittelbare göttliche
Eingebung die
Orakel der heilenden
Götter zu erhalten und hingen,
von der
Krankheit befreit, eine kurze Nachricht über dieselbe als Opfergabe in den Heiligtümern auf
(Votivtafeln). Die noch
jetzt üblichen
Wallfahrten Kranker nach heiligen Stätten samt den dort aufgehängten Krücken, Bildern und nachgeformten
Gliedern sind auf jene antike
Sitte zurückzuführen.
Vgl.
Ritter v. Rittershain, Der medizinische Wunderglaube und die I. im
Altertum (Berl. 1878).
(lat.), in der
Zoologie die Bebrütung des
Eies oder die Zeit der
Entwickelung des
Keims im
Ei;
[* 8] in der modernen
Medizin die Zeit zwischen erfolgter
Ansteckung und dem
Ausbruch der
Krankheit. Im
Stadium der I. weist durchaus
nichts darauf hin, daß eine
Krankheit im Anzug sei, daher dieses
Stadium auch dasjenige der
Latenz, des Verborgenseins, genannt
wird. Das
Stadium der I. dauert bei den einzelnen Ansteckungskrankheiten verschieden lange, z. B.
bei der
Cholera und dem
Milzbrand höchstens 3, bei den
Pocken etwa 9, bei den
Masern 14
Tage und bei der
Hundswut wochen, ja selbst monatelang. Eine
Erklärung läßt sich heute nur beim
Milzbrand geben, von dem wir wissen, daß
die bei der
Ansteckung in den
Körper gelangenden Pilzkeime 1-3
Tage gebrauchen, ehe sie sich zu so großenMassen
vermehrt haben, daß dadurch Krankheitserscheinungen ausgelöst werden. Vgl.
Ansteckung und Mykosen.
(v. lat. incunabula, Wiege, daher
Wiegendrucke, auch
Paläotypen, »alte
Drucke«, genannt), die
Erzeugnisse der
Buchdruckerkunst aus ihrer ersten Zeit. Einige rechnen nur die bis zum Jahr 1500, welche man auf 16,000 geschätzt
hat, zu den I.;
andre betrachten alles bis 1520, 1530, ja bis 1536 Erschienene als solche. Am meisten gesucht und als wertvolle
I. geschätzt sind die frühsten
Drucke aus der Zeit kurz nach der
Erfindung der
Buchdruckerkunst;
Pergamentdrucke aus den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrh.;
Werke mit besonders künstlichem oder ungewöhnlichem
Druck;
die erstenAusgaben (editiones principes) der griechischen und römischen
Klassiker überhaupt (von
denen viele den
Handschriften gleich geachtet werden);
erste
Drucke mit
Holzschnitten, Kupferstichen
etc. Was zunächst das
Material betrifft, so druckte man anfangs viel auf
Pergament, später fast ausschließlich auf
Papier.
Das
Papier für die J. ist durchgängig stark und weiß und läßt den kräftig schwarzen
Druck angenehm
in die
Augen springen. Das
Format der ersten
Bücher war
Folio. Die
Lettern der ältesten
Drucke sind die der
Mönchsschrift ähnlichen
gotischen; später werden die runden römischen
Lettern gewöhnlich und besonders in
Italien
[* 11] die herrschenden. Das erste mit
gegossenenLettern gedruckte griechische
Buch ist
Laskaris' »Grammatica graeca«
(Mail. 1476). Die
Initialen
wurden gewöhnlich nicht mit eingedruckt, sondern in andern
Farben, oft in
Gold
[* 12] und kostbar verziert, eingeschrieben oder eingezeichnet.
Die frühsten
Drucke haben keine fortlaufenden Seitenzahlen; zuerst kamen Blattzahlen in
Gebrauch, Seitenzahlen weit später.
Dazu nahm man anfangs die römischen
Zahlen; die arabischen kommen, jedoch in noch sehr unvollkommener
Form, um 1470 und in der jetzigen Gestalt erst zu Ende des 15. Jahrh. vor. Titelblätter sucht
man bei den ältesten I. vergebens; das erste
Buch mit einem solchen soll 1485 von
Jenson zu
Venedig
[* 13] gedruckt worden sein. Gewöhnlich
zeigt am Ende des
Buches eine Schlußschrift den
Namen des
Druckers sowie den
Ort und die Zeit des
Druckes
an. Die ersten
Bücher mit
Verzierungen, d. h. mit Kunstzugaben, finden sich in
Deutschland
[* 14] und
Italien.
Genaue und thunlichst vollständige Verzeichnisse der I. sind enthalten in
Panzers »Annales typographici ab artis inventae
origine ad annum 1536« (Nürnb. 1793-1803, 4 Bde.)
und Mittaires ^[richtig: Maittaires] »Annales typographici ab artis inventae origine ad annum 1557«
(Haag
[* 15] 1719-41, 5 Bde.). Von neuern Werken sind zu nennen:
Serna
Santanders
»Dictionnaire bibliographique«
(Brüssel
[* 16] 1805-1807, 3 Bde.),
namentlich für niederländische und spanische
I.;
für französische G.
Brunets »La
France littéraire« (Par. 1865);
für englische
Johnsons »Typographia«
(Lond. 1824) und
Blades' »Life and typography of
Caxton« (2. Aufl., das. 1882).
Vgl. auch
Hain,
Repertorium bibliographicum (Stuttg.
1826-38, 2 Bde.), und die verschiedenen Werke zur Geschichte
der
Buchdruckerkunst.