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Unterbrechung, in Toscana auch Agrumen bei einigem Schutz fortkommen. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 14,5° C., aber noch in Rom [* 2] sind -5,9° C. beobachtet worden, und Schnee [* 3] ist jeden Winter ein- bis zweimal zu erwarten, wenn er auch nicht liegen bleibt. Auch hier überwiegt noch der mitteleuropäische Charakter der Flora, nur in der Küstenzone sind immergrüne mediterrane Bäume und Sträucher häufig, und dem Ölbaum sind bedeutende Flächen gewidmet.
Erst in Süditalien [* 4] und der durch die Apenninen gebildeten klimatischen Oase von Ligurien herrscht volle Mediterranflora, und der Nordländer findet das I., welches er schon am Fuß der Alpen [* 5] suchte. Erst hier, vom Monte Gargano und Terracina an, werden Agrumen im großen gebaut und sind Dattelpalmen häufig; erst von hier an sind die mitteleuropäischen Holzgewächse auf die Höhen der Berge zurückgedrängt und finden sich in Fülle die Opuntien und Agaven und die Vertreter der Mediterranflora, die immergrünen Eichen, die Karuben, Pistacia lentiscus, der Erdbeerbaum, die Phyllyreen, Lorbeer, Myrte, Oleander und jene große Zahl südlicher aromatischer Halbsträucher und Zwiebelgewächse, finden sich die winterlich grünen, mit buntem Blütenschmuck überdeckten Matten des Südens, welche an die Stelle der Wiesen des Nordens treten.
Die mittlere Jahrestemperatur dieses Gebiets beträgt 17° C., steigt aber in Sizilien [* 6] bis auf 18,5° C.; der Winter ist sehr mild, 10-11° C., so daß keine Unterbrechung in der Vegetation eintritt und nur die Berge längere Zeit von Schnee bedeckt sind. Hier erhebt sich die immergrüne Zone, die in Mittelitalien 500 m nicht erreicht, bis auf 800 m, erst dann beginnt meist mit Edelkastanien der Gürtel [* 7] der laubabwerfenden Bäume; die Region von 1000-2000 m ist der Buche und der Kiefer eigen, aber nur auf den höchsten Höhen der Abruzzen u. Corsicas findet sich alpine Vegetation.
Eine Schattenseite Italiens [* 8] ist die weite Verbreitung der Malaria (s. d.), die hervorgerufen wird durch stagnierende Süßwasser und große Hitze; sie herrscht daher nur vom Juli bis September, macht aber ganze Landschaften, wie die Maremmen von Toscana und die römische Campagna, unbewohnbar. Nur sechs Provinzen sind überhaupt frei von Malaria. In der kühlern Jahreszeit, die hier zugleich die Regenzeit ist, indem sich diese von N. nach S. immer mehr von drei Jahreszeiten, [* 9] Herbst, Winter, Frühling, auf den Winter konzentriert, wo also die Gewässer fließen, schwindet die Malaria (vgl. Graf Torelli, Carta della malaria dell' Italia, Flor. 1882). Auch der heiße, trockne Sciroccowind, der von der Sahara her weht, ist lästig und zuweilen der Vegetation schädlich.
Areal und Bevölkerung.
Das Königreich I. umfaßt nach Strelbitskys Berechnung einen Flächenraum von 288,540 qkm (5240,4 QM.) mit (1881) 28,459,628 Einw., deren Zahl sich in den 20 Jahren 1861-81 um 3,442,827 und jährlich durchschnittlich um 0,86 Proz. vermehrt hat. Offiziell wird der Flächeninhalt auf 296,323 qkm (5381,5 QM.) angegeben, während eine neuere planimetrische Messung nur 286,588 qkm (5204,7 QM.) ergab. Die Bevölkerung [* 10] wurde Ende 1885 auf 29,7 Mill. Seelen berechnet. Als einzige auswärtige Besitzung gehört ein Landstrich an der Westküste des Roten Meers zu I. Er reicht von der Assabbai im S. bis Massaua [* 11] (s. d.) im N. Das Gebiet an der Assabbai zählte 1881 auf 632 qkm (11,5 QM.) 1300 Einw. I. zerfällt in 16 Landschaften (compartimenti), welche in 69 Provinzen eingeteilt sind; vgl. nachfolgende Übersicht:
Übersicht der Provinzen Italiens.
Provinzen und Landschaften | QKilometer | QMeilen | Einwohner |
---|---|---|---|
Alessandria | 4937 | 89.7 | 729710 |
Cuneo | 7491 | 136.0 | 635400 |
Novara | 6614 | 120.1 | 675926 |
Turin | 10452 | 189.8 | 1029214 |
Piemont: | 29494 | 535.6 | 3070250 |
Genua | 4194 | 76.2 | 760122 |
Porto Maurizio | 1213 | 22.0 | 132251 |
Ligurien: | 5407 | 98.2 | 892373 |
Bergamo | 2828 | 51.3 | 390775 |
Brescia | 4779 | 86.8 | 471568 |
Como | 2796 | 50.8 | 515050 |
Cremona | 1778 | 32.3 | 302138 |
Mailand | 3143 | 57.1 | 1114991 |
Mantua | 2359 | 42.8 | 295728 |
Pavia | 3399 | 61.8 | 469831 |
Sondrio | 3123 | 56.7 | 120534 |
Lombardei: | 24205 | 439.6 | 3680615 |
Belluno | 3347 | 60.8 | 174140 |
Padua | 2063 | 37.5 | 397762 |
Rovigo | 1665 | 30.2 | 217700 |
Treviso | 2467 | 44.8 | 375704 |
Udine | 6619 | 120.2 | 501745 |
Venedig | 1898 | 34.4 | 356708 |
Verona | 3181 | 57.8 | 394065 |
Vicenza | 2785 | 50.6 | 396349 |
Venetien: | 24025 | 436.3 | 2814173 |
Bologna | 3593 | 65.3 | 457474 |
Ferrara | 2627 | 47.7 | 230807 |
Forli | 1989 | 36.1 | 251110 |
Modena | 2573 | 46.7 | 279254 |
Parma | 3310 | 60.1 | 267306 |
Piacenza | 2355 | 42.8 | 226717 |
Ravenna | 2134 | 38.8 | 225764 |
Reggio | 2169 | 39.4 | 244959 |
Emilia: | 20750 | 376.9 | 2183391 |
Perugia (Umbrien) | 9474 | 172.1 | 572060 |
Ancona | 2041 | 37.4 | 267338 |
Ascoli Piceno | 1995 | 36.1 | 209185 |
Macerata | 2777 | 50.4 | 239713 |
Pesaro-Urbino | 3023 | 54.8 | 223043 |
Marken: | 9836 | 178.7 | 939279 |
Arezzo | 3297 | 59.9 | 238744 |
Florenz | 5799 | 105.3 | 790776 |
Grosseto | 4586 | 83.3 | 114295 |
Livorno | 343 | 6.2 | 121612 |
Lucca | 1410 | 25.6 | 284484 |
Massa-Carrara | 1678 | 30.5 | 169469 |
Pisa | 3123 | 56.7 | 283563 |
Siena | 3826 | 69.5 | 205926 |
Toscana: | 24062 | 437.0 | 2208869 |
Rom | 12170 | 221.0 | 903472 |
Aquila | 6625 | 120.3 | 353027 |
Campobasso | 4416 | 80.2 | 365434 |
Chieti | 3092 | 56.2 | 343948 |
Teramo | 2875 | 52.2 | 254806 |
Abruzzen und Molise: | 17008 | 308.9 | 1317215 |
Avellino | 3034 | 55.1 | 392619 |
Benevent | 2168 | 39.4 | 238425 |
Caserta | 5412 | 98.3 | 714131 |
Neapel | 871 | 15.8 | 1001245 |
Salerno | 5071 | 92.1 | 550157 |
Kampanien: | 16556 | 300.7 | 2896577 |
Bari | 5926 | 107.6 | 679499 |
Foggia | 6693 | 121.6 | 356267 |
Lecce | 7891 | 143.3 | 553298 |
Apulien: | 20510 | 372.5 | 1589064 |
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Provinzen und Landschaften | QKilometer | QMeilen | Einwohner |
---|---|---|---|
Potenza (Basilicata) | 10354 | 188.1 | 524504 |
Catanzaro | 5174 | 94.0 | 433975 |
Cosenza | 6698 | 121.6 | 451185 |
Reggio di Calabria | 3177 | 57.7 | 372723 |
Kalabrien: | 15049 | 273.3 | 1257883 |
Caltanissetta | 3289 | 59.8 | 266379 |
Catania | 4984 | 90.5 | 563457 |
Girgenti | 3019 | 54.8 | 312487 |
Messina | 3227 | 58.6 | 460924 |
Palermo | 5142 | 93.4 | 699151 |
Syrakus | 3729 | 67.7 | 341526 |
Trapani | 2408 | 43.7 | 283977 |
Sizilien: | 25798 | 468.5 | 2927901 |
Cagliari | 13683 | 248.5 | 420635 |
Sassari | 10159 | 184.5 | 261367 |
Sardinien: | 23842 | 433.0 | 682002 |
Königreich Italien: | 288540 | 5240.4 | 28459628 |
Bevölkerungsverhältnisse.
I. ist im ganzen dicht bevölkert, indem 99 Bewohner auf das Quadratkilometer kommen; doch zeigen die Landschaften und noch mehr die einzelnen Provinzen, in welche jene zerfallen, große Differenzen hinsichtlich ihrer relativen Bevölkerung. Die Extreme bilden die Landschaft Kampanien mit 175 und die Insel Sardinien [* 13] mit 29, unter den Provinzen einerseits Neapel [* 14] mit 1149, anderseits Sassari mit 26 und Grosseto mit 25 Einw. auf 1 qkm. Sehr dicht bevölkert sind auch die Landschaften Ligurien und Lombardei. Im ganzen wird I. hinsichtlich der Dichtigkeit seiner Bevölkerung unter den europäischen Staaten nur von Belgien, [* 15] den Niederlanden und Großbritannien [* 16] mit Irland übertroffen.
Nach der letzten Erhebung zählt I. 8259 Gemeinden mit 6,240,874 bewohnten Häusern und 4,469,500 Familien so daß je 100 Familien 72 Häuser bewohnen und 455 Individuen zählen. Die Gemeinden sind häufig von großem Umfang, da sie in der Regel mehrere Orte (frazioni), im ganzen 26,006, umfassen und außer den in zusammenhängenden Wohnplätzen (centri) befindlichen Personen auch die in getrennten Vorwerken und Häusern wohnenden in sich schließen. In manchen Gegenden Italiens, wie in Sizilien, gibt es fast gar keine kleinern Ortschaften, Dörfer im deutschen Sinn, sondern nur städtische Orte von mehreren Tausend Einwohnern. Von der Gesamtbevölkerung leben 20,684,255 oder 72,7 Proz. in zusammenhängenden Wohnplätzen beisammen und 7,775,373 oder 27,3 Proz. auf dem Land zerstreut. Die bevölkertsten Orte waren nach der Zählung von 1881: Neapel mit 463,172, Mailand [* 17] mit 295,543, Rom mit 273,268, Turin [* 18] mit 230,183, Palermo [* 19] mit 205,712, Genua [* 20] mit 138,081, Florenz [* 21] mit 134,992, Venedig [* 22] mit 129,445, Bologna mit 103,998 Einw.
Nach dem Geschlecht wurden 1881: 14,265,383 Männer und 14,194,245 Weiber gezählt, so daß sich ein geringer Männerüberschuß (auf 1000 Männer 995 Weiber) ergibt. Dieser Überschuß steigert sich am höchsten in der Provinz Rom (auf 1000 Männer nur 862 Weiber). Die Bevölkerungsbewegung ergibt folgende Durchschnittsresultate: auf 1000 Bewohner kommen 37 Geburten und 30 Sterbefälle;
auf 1000 Geburten 72 uneheliche und 27 Totgeborne.
Die Bevölkerung Italiens erleidet alljährlich durch Auswanderung einen nicht unbeträchtlichen Verlust, welcher in den letzten zwei Dezennien nur selten hinter der Ziffer von 100,00 pro Jahr zurückgeblieben ist, 1883 aber das Maximum von 169,101 erreicht und 1885: 157,193 betragen hat. Die größte Zahl von Auswanderern kommt aus Venetien, Piemont und der Lombardei. Für die Mehrzahl der Auswanderer waren europäische Länder das Reiseziel (Frankreich, Österreich, [* 23] Schweiz, [* 24] Deutschland [* 25] u. a.). Unter den außereuropäischen Ländern dagegen übten die La Plata-Staaten (Argentina, [* 26] Uruguay und Paraguay) sowie Brasilien [* 27] die größte Anziehungskraft aus. Jährlich gehen 20-30,000 (1885 sogar 50,000) Italiener dahin. Im J. 1881 wurde die Zahl der im Ausland lebenden Italiener mit 1,032,392 Personen ermittelt. In europäischen Staaten leben hiervon 380,352 (Frankreich 240,733, Österreich-Ungarn [* 28] 44,601, Schweiz 41,645), in Amerika [* 29] 579,335 (Argentina 254,388, Brasilien 82,196, Uruguay 40,000, Vereinigte Staaten 170,000), in den Küstengebieten Afrikas 62,203 Personen.
Mit wenigen Staaten Europas teilt I. den großen Vorzug, daß es auch eine nationale Einheit bildet, daß es, wenn auch von zahlreichen einzelnen Fremden längere oder kürzere Zeit bewohnt, fast nur Italiener innerhalb seiner politischen Grenzen [* 30] umfaßt und diese sich auch fast ganz mit dem Gebiet des italienischen Volkstums decken. Von allen Idiomen, welche von der lateinischen Sprache [* 31] ausgingen, steht das Italienische der Muttersprache, deren Wiege es einnimmt, am nächsten.
Die italienische Sprache hat den Charakter der Weichheit, und die Gesetze des Wohllautes bilden die ersten Grundpfeiler ihres grammatischen Gebäudes. Daher stehen die logischen Begriffe gewissermaßen der musikalischen Harmonie untergeordnet zur Seite. Die Sprache ist ein gleichsam erweichtes, gemildertes Latein, dessen Wortschatz kaum durch einige fremde Wörter bereichert ist. Sie herrscht in der ganzen Halbinsel südlich von den Alpen, in einem Teil der südlichen Schweiz und Tirols, in Triest, [* 32] Görz [* 33] und in den Küstenstädten Istriens und Dalmatiens. Im Venezianischen, wo noch heute in einigen Dörfern der sogen. 13 Gemeinden, wie der 7 Gemeinden nördlich von Verona [* 34] und Vicenza, deutsch gesprochen wird, ist das Italienische erst mit dem Ausgang des Mittelalters die herrschende Sprache geworden.
Auch südlich vom Monte Rosa sitzen noch Deutsche [* 35] (in ganz I. zusammen ca. 25,000), wie in den Bergen [* 36] Piemonts Franzosen (140,000). In den an Görz grenzenden Distrikten Friauls wohnen 30,000 Slowenen. In Apulien, Kalabrien und auf Sizilien finden sich schon seit dem 15. Jahrh. Albanesen und Arnauten (55,000), in den erstern beiden Landschaften sowie in Venedig auch Griechen (20,000) und in der Stadt Alghero und Umgebung auf der Insel Sardinien Katalonier (7000). Das Italienische zerfällt in viele Dialekte, die im gewöhnlichen Verkehr selbst von den Gebildeten gesprochen werden und so voneinander abweichen, daß es schwer hält, sich durch dieselben zu verständigen (vgl. Italienische Sprache).
Religion.
Beinahe die Gesamtheit der Bewohner des Königreichs I. (99,70 Proz.) bekennt sich zur katholischen Religion. Protestanten gibt es nur etwa 62,000, darunter 22,000 Waldenser, welche im Kreis [* 37] Pinerolo wohnen und die gottesdienstlichen Gebräuche der reformierten Kirche befolgen; Juden 38,000. Nach den Bestimmungen des Fundamentalstatuts vom ist die römisch-katholische Religion die Staatsreligion, und sind die andern Kulte den Gesetzen gemäß nur toleriert. Die letztern genießen ¶