Die Behandlung richtet sich womöglich gegen die
Ursachen, z. B. Gelenkleiden, Fußgeschwüre,
Syphilis,
Skrofulose etc. Die
Ostitis selbst ist zunächst mit absoluter Vermeidung aller
Bewegungen und jedweden
Druckes auf die kranken
Glieder
[* 2] zu behandeln; wo Abfluß des
Eiters geschaffen werden kann, ist dies dringend wünschenswert, da er leicht Eiterfieber
hervorruft; im übrigen muß für
Erhaltung derKräfte durch gute
Nahrung, frische
Luft,
Chinarinde,
Wein oder
Leberthran gesorgt
werden.
(Periostitis), eine mit Schwellung, Verdickung und meist auch mit Schmerzhaftigkeit beginnende
Ernährungsstörung der
Beinhaut, welche entweder neubildend oder zerstörend sein kann. Im ersten
Fall entstehen Knochenauftreibungen
(Knochenauswuchs,
Exostose) oder flache Auflagerungen (Hyperostosen), im zweiten
Fall schmilzt die Knochenrinde durch
Bildung schwammiger
Fleischwärzchen oder durch
Eiterung ein, und es entsteht so eine
Karies (s.
Knochenfraß).
(Beinschwarz,
Knochenschwarz,
Spodium), bei
Abschluß der
Luft bis zur vollständigen Verkohlung ihrer organischen
Substanz erhitzte
Knochen. Die
Knochen enthalten neben 63-70 Proz. mineralischen
Stoffen (hauptsächlich
phosphorsaurem
Kalk) in innigster
Verbindung mit denselben eine stickstoffreiche, beim
Kochen mit
Wasser leimbildende
Substanz,
welche sich beim Erhitzen unter
Entwickelung brennbarer
Gase,
[* 4] wässeriger ammoniakalischer und teerartiger
Flüssigkeit zersetzt
und stickstoffhaltige
Kohle hinterläßt, die sich durch ihre Mischung mit den mineralischen
Substanzen in äußerst feiner
Verteilung befindet.
Erhitzt man die Knochenkohle bei Zutritt der
Luft, so verbrennt die
Kohle, und es bleibt weiße
Knochenasche zurück. Zur
Darstellung der
Knochenkohle benutzt man
Knochenkörnungen, welche bei der Herstellung von
Knochenmehl gewonnen werden und aus den härtesten und dichtesten
Teilen der
Knochen bestehen. Zur Verkohlung der
Knochen dienen cylindrische eiserne Töpfe, die
man inReihen
aufeinander stellt und so verschmiert, daß einer den andern dicht verschließt, während der oberste einen Deckel erhält.
Diese Töpfe werden in einem Flammofen aufgestellt, in welchem die
Flamme
[* 5] gleichmäßig zwischen den Topfreihen durchzieht.
Die aus den Töpfen entweichenden brennbaren
Gase tragen zur Erhitzung wesentlich bei. In neuerer Zeit
wendet man
Öfen
[* 6] für kontinuierlichen Betrieb an, welche senkrechte eiserne
Röhren
[* 7] enthalten, die man von
oben beschickt und
von unten entleert, nachdem in einem bestimmten Teil derselben die Verkohlung erfolgt ist. Die flüchtigen
Produkte der Verkohlung
werden bei diesen
Öfen mehr oder weniger
vollständig kondensiert; die nicht kondensierbaren
Gase und
Dämpfe leitet man aber ebenfalls in die
Feuerung, um sie zum Heizen zu benutzen und zugleich die üblen
Gerüche zu zerstören.
Man erhält aus den
Knochen etwa 60 Proz. Knochenkohle, deren
Menge durch
Sortieren, Ausstauben und besonders durch das
Brechen noch in
verschiedenem
Grad vermindert wird. Sie enthält im
Mittel 10 Proz. stickstoff- und wasserstoffhaltige
Kohle, 78 Proz. phosphorsauren
Kalk, 8 Proz. kohlensauren
Kalk, ferner phosphorsaure
Magnesia,
Gips,
[* 8] lösliche
Salze,
Schwefelcalcium,
Sand etc.; an der
Luft nimmt sie 7-10 Proz.
Feuchtigkeit auf. Wegen des
Gehalts an löslichen
Salzen muß die Knochenkohle für viele
Zweckevor der Benutzung mit heißem
Wasser gewaschen werden. Knochenkohle zeigt die
Struktur der
Knochen, ist hart, klingend,
intensiv schwarz, haftet an der
Zunge und erhitzt sich, wenn sie im frisch ausgeglühten Zustand mit
Wasser in Berührung kommt,
sehr stark, unter Umständen bis zur
Selbstentzündung.
Sie ist ausgezeichnet durch ihr Absorptionsvermögen für verschiedene
Stoffe und wird namentlich in der
Zuckerfabrikation benutzt, um
Kalk,
Salze und
Farbstoffe aus dem Saft zu entfernen. Sie eignet sich dazu besonders gut, weil
die Unterlage der
Kohle, die mineralische Knochensubstanz, ihr eine große Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Einwirkungen
verleiht. Man braucht nämlich, um eine erhebliche
Reinigung der Säfte zu erzielen, verhältnismäßig
sehr bedeutende
Mengen von Knochenkohle, und dies ist nur zulässig, weil es gelingt, die gekörnte Knochenkohle nach dem
Gebrauch, wenn ihr Absorptionsvermögen vollständig erschöpft ist, von den aufgenommenen
Substanzen zu befreien und von neuem
benutzbar zu machen.
Mit Kohlenpulver oder sehr weichen
Körnern würde dies nicht möglich sein, und man müßte daher die
Anwendung der Knochenkohle sehr beschränken. Bei der Wiederbelebung zieht man zunächst den absorbierten
Kalk, der sich unmittelbar
nach der Benutzung als
Ätzkalk in der Knochenkohle befindet (aber bald in kohlensauren
Kalk übergeht), durch sehr stark verdünnte
Salzsäure aus und überläßt dann (auch wohl vor dem
Säuern) die Knochenkohle einem
Gärungs- und Fäulnisprozeß
(teils auf
Haufen, teils in warmem
Wasser), wobei sich viele
Gase entwickeln und
Verbindungen entstehen, die schließlich mit
den
Salzen durch sorgfältiges
Waschen entfernt werden können.
Statt die Knochenkohle gären zu lassen, kann man sie auch mit
Ätznatron auskochen, was besonders nötig ist, wenn
die
Kohle stark mit
Gips verunreinigt war. Schließlich dämpft oder kocht man die
Kohle, trocknet sie und glüht sie in einem
Ofen mit senkrechten, verschließbaren
Röhren. Zu allen diesen Reinigungsarbeiten und besonders zum
Kochen und
Waschen sind
besondere
Apparate und
Maschinen konstruiert worden, welche den Erfolg sichern. Bei längerm
Gebrauch verliert
aber die
Kohle stets am Wert, weil die
Reinigung doch niemals ganz vollständig gelingt, u. weil der
Kohlenstoff allmählich
verbraucht wird und die Oberfläche der
Körner sich glättet.
Letzterm Übelstand begegnet man durch das Entrinden, wobei die Knochenkohle vor ihrer jedesmaligen Anwendung in den
Filtern durch mühlenartig wirkende
Maschinen geht, welche die Oberfläche der
Körner bis zu einem gewissen
Grade durch Abreiben rauh machen.
Abfälle von der Bereitung und Benutzung der Knochenkohle werden zur
Darstellung von saurem phosphorsaurem
Kalk,
Phosphorsäure,
Phosphor, als
Dünger, als schwarzer
Farbstoff zum
Schwärzen des
Leders und als Zusatz zur Stiefelwichse
benutzt. Auf den Vorzug, welchen die Knochenkohle bezüglich ihres Entfärbungsvermögens vor
¶
mehr
anderer, namentlich vegetabilischer, Kohle besitzt, machte Figuier 1811 aufmerksam. Auf die Empfehlungen von Derosne, Payen und
Pluvier wurde sie sehr bald allgemein in der Zuckerfabrikation benutzt; aber erst Dumont benutzte 1828 gekörnte in feststehenden
metallenen Filtern und entdeckte die Möglichkeit der Wiederbelebung. Anfangs legte man den größten Wert auf
das Entfärbungsvermögen, und erst in neuerer Zeit wurde, namentlich durch die Arbeiten von Stammer, auf die viel größere
Wichtigkeit des Absorptionsvermögens für Alkalisalze hingewiesen.
Vgl. Stammer, Lehrbuch der Zuckerfabrikation (Braunschw.
1874).