sowie als
Verwaltungsrat verschiedener
Bahnen zu seiner persönlichen
Bereicherung mißbraucht hatte. Als im
Reichstag
ein Deputierter diese Beschuldigungen Lónyay ins
Gesicht
[* 2] vorwarf, verweigerte auf Antrieb
Andrássys die Deákpartei dem
Minister
eine
Genugthuung, worauf er 2. Dez. seine Entlassung forderte und erhielt. Seit 1875 Mitglied des
Oberhauses, seit 1871
Präsident
der ungarischen
Akademie, starb er Er schrieb in ungarischer
Sprache:
[* 3] »Von den öffentlichen Angelegenheiten«
(Pest
1846, 2 Bde.);
und Corswarem, altes, von den
Grafen von
Hennegau abstammendes gräfliches, dann fürstliches, später herzogliches
Geschlecht, dessen Stammvater Ragier 944 in einer
UrkundeKaiserOttos I. erwähnt wird. Um 1107 teilte sich
das
Geschlecht in sieben
Linien, von denen sich nur die von Corswarem im jetzigen
Belgien
[* 16] erhalten hat. Der
GrafschaftLooz kamen
alle Vorrechte der unmittelbaren Reichsterritorien zu,
und die
Herren derselben hatten als
Reichsfürsten Sitz und
Stimme auf
den deutschen
Reichstagen. 1803 wurdeHerzogWilhelm für seine verlornen niederländischen Besitzungen
in
Westfalen
[* 17] durch ein neugebildetes
FürstentumRheina-Wolbeck (830 qkm) entschädigt, das unter preußischer
Hoheit steht. 1827 fiel
dieses an einen Seitenverwandten,
Napoleon von Lannoy,
Grafen von Clervaux, geb. der 1840 vom König von
Preußen
[* 18] zum
Fürsten von
Rheina-Wolbeck erhoben ward und starb; jetziger
Fürst ist
Arthur von Lannoy-Clervaux
(geb. HerzogKarl, von seinem
Vater 1802 testamentarisch von der
Nachfolge ausgeschlossen, erhielt nur die belgischen
Besitzungen, die nach seinem 1822 erfolgten
Tod auf
HerzogKarlFranzWilhelmFerdinand von Looz, geb. übergingen.
(spr. lopäs),Vorgebirge an der
Küste der französischen
KolonieGabun (Westafrika), unter 0° 36' südl.
Br.,
an der
Spitze einer niedrigen
Landzunge, welche die Lopezbai, in die der
Ogowe mündet, einschließt.
Brazza gründete hier 1883 eine
Niederlassung, bei welcher die großen Seedampfer ihre
Fracht abladen, um von Flußdampfern den
Ogowe hinaufgeführt
zu werden.
(spr. lōpeds), 1)
Don CarlosAntonio,
Präsident von
Paraguay,
[* 22] geb. zu
Asuncion, ein
Mestize, gewann als
Advokat und Grundbesitzer solchen Einfluß, daß er nach seines Oheims
FranciaTod 1841 zum zweiten
Konsul und im Mai 1844 auf zehn Jahre zum
Präsidenten (Supremo) der
Republik erwählt wurde. Er benutzte seine
Gewalt, um die
Regierung des
Landes ganz in die
Hände seiner
Familie zu bringen. Übrigens machte er sich durch wichtige Verbesserungen in der
Verwaltung verdient, entwickelte die wirtschaftlichen Hilfsquellen des
Staats in sehr geschickter
Weise,
baute die erste
Eisenbahn, regelte die
Finanzen durch strengste Sparsamkeit und erwarb die
Anerkennung der Unabhängigkeit des
Landes von seiten der meisten europäischen und amerikanischen
Staaten. 1854 wurde er wiederum zum
Präsidenten erwählt und
starb im Vollbesitz einer absoluten Macht.
2) FranciscoSolano, Präsident von
Paraguay, Sohn des vorigen, geb. zu
Asuncion, nahm, schon
im 18. Jahr zum Brigadegeneral
¶
mehr
ernannt, an der Spitze von 9000 Mann Anteil an dem Kriege gegen Rosas, den Diktator von Buenos Ayres.
[* 24] Nach Paraguay zurückgekehrt,
benahm er sich so sittenlos und zugleich so herrschsüchtig, daß der Vater ihn zu fürchten begann und ihn 1853 auf einige
Jahre nach Europa
[* 25] sandte, wo er die Genüsse der Alten Welt zwar gründlich kostete, doch sich auch als
geschickten Diplomaten zeigte und insbesondere die Militärorganisation Preußens
[* 26] studierte, die er später in Paraguay einführte.
Nach dem Tod seines Vaters trat er nach einem von diesem geschaffenen Gesetz die Regierung zunächst provisorisch an und ließ
sich vom gefügigen Kongreß wählen. Die Regierung Lopez' hatte von Anfang an einen großartigen
Anstrich; durch die von seinem Vater hinterlassenen Reichtümer war er im stande, gewaltige Prachtbauten zu errichten. SeinEhrgeiz
strebte aber hauptsächlich nach der Gründung eines großen Guaranireichs, wozu er als erstes Mittel den Krieg mit Brasilien
[* 27] erblickte.
Der Staatsschatz war gefüllt, das Heer war 60,000 Mann mit 200 Geschützen stark und in weit besserm Zustand
als alle andern südamerikanischen; Lopez that nun mit großer Energie alles, um die militärische Macht noch zu erhöhen, zog
Europäer nach Paraguay, ließ die Uferschanze Humaïtá zur Festung
[* 28] ausbauen, legte Pulverfabriken etc. an
und brach im Oktober 1864 den Krieg mit Brasilien vom Zaun (s. Paraguay, Geschichte). Dieser Krieg veranlaßte auch den Krieg gegen
Argentina und Uruguay, und Lopez, im Besitz einer diktatorischen Gewalt, führte ihn wie ein Scheusal, namentlich seit derselbe
unglücklich für ihn zu verlaufen anfing und er sich dem Trunk ergab. Er ließ seine eignen Anhänger
unter der Anklage von Verschwörungen massenhaft foltern und hinrichten, seinen Bruder Venantio aus Mißtrauen erschießen,
seine Schwester vom Henker auspeitschen, seine Mutter mißhandeln, Tausende von Kriegsgefangenen niedermetzeln oder verhungern;
er scheute kein Verbrechen, zeigte sich aber persönlich feig. Trotzdem wußte er sich die Anhänglichkeit
des Volkes zu erhalten und verteidigte sich mit zähster Widerstandskraft, bis er in seinem Lager
[* 29] am Aquidaban von
brasilischer Reiterei niedergemacht wurde. Ein Sohn des Diktators, Pancho, der Oberst war, wurde dabei erschossen. Lopez hat den
Fluch auf sich geladen, Paraguay zu einer Wüste gemacht zu haben; erst sein Tod machte den Frieden möglich.