Von der
PrinzessinAnna ward sie darauf zur
Ehrendame ernannt und gewann deren
Gunst in dem
Grade, daß die
Prinzessin nach
Wilhelms
III. und
Marias Thronbesteigung einen offenen
Bruch mit dem Königspaar und die
Entfernung aus dem
Palast der von
Wilhelm verlangten
Entlassung der
Lady Marlborough vorzog. Nach
Annas Thronbesteigung übten
Lady Marlborough, zur ersten
Ehrendame und Großgarderobemeisterin
ernannt, und ihr Gemahl den größten Einfluß auf die
Königin aus. Doch kam es nun bisweilen zu Mißhelligkeiten zwischen
den Freundinnen, und der Übermut der Herzogin und die fast despotische Herrschaft, die sie über die
Königin ausübte, machten
dieser endlich ihreGesellschaft unerträglich.
Lady Marlborough mußte daher 1711 alle ihre
Ämter niederlegen, verließ den
Hof
[* 2] und sah
Anna nie wieder. Nach dem
Tod ihres Gemahls lebte
sie in gänzlicher Zurückgezogenheit. Sie starb in
London.
[* 3] Auch ihr Gemahl bediente sich oft in politischen Angelegenheiten
ihres
Rats. Sie teilte mit demselben die Fehler des
Ehrgeizes und der
Habsucht.
IhreBriefe erschienen unter
dem
Titel: »Letters of Sarah duchess of Marlborough« (Lond.
1875).
Vgl.
»Histoire secrète de la reine Zarah et des Zaraziens, ou la duchesse de Marlborough démasquée«
(Haag
[* 4] 1708-12, 2 Bde.).
Sarah Marlborough gebar ihrem Gemahl vier Töchter, von denen die älteste,
Henriette, den Herzogstitel von Marlborough erbte,
der nach ihrem
Tod (1733) auf den Sohn ihrer
SchwesterAnna,
CharlesSpencer
(s. Marlborough 3), überging.
4)
GeorgeSpencer-Churchill, sechster
Herzog von, Urenkel des vorigen, geb. stellte 1830 als Mitglied des
Unterhauses
aus Verdruß über das Zustandekommen der Katholikenemanzipation einen
Antrag auf
allgemeines Stimmrecht,
widersetzte sich aber später dennoch der Parlamentsreform. Er starb
^[geschrieben: Malínskij],
Pseudonym für A.
Bestushew (s. d.). ^[= Alexander, russ. Novellist, geb. 1795, Sohn des Staatsrats Alexander B. (gest. 1825), der als ...]
(Marlow, spr. márlo),Christopher
(Kit), engl. Schauspieldichter, einer der bedeutendsten
VorläuferShakespeares,
ward zu
Canterbury 1562 als Sohn eines
Schuhmachers geboren, erhielt eine königliche Freistelle in der
King's School daselbst
und studierte dann in
Cambridge, wo er 1587
Master of
Arts wurde. Bereits 1586 hatte er ein
Drama: »Tamburlaine
the
Great«, geschrieben und hierdurch den sogen.
Blank verse (s. d.) für immer in das englische
Drama eingeführt.
In demStück sind unter vielfachen Übertreibungen und dem
Schwulste der
DiktionStellen von hoher
Schönheit und wilder
Größe
verborgen. Durch den Erfolg ermuntert, betrat Marlowe selbst auf einige Zeit die
Bühne und widmete sich dann
ausschließlich der litterarischen Beschäftigung. Es erschien zuerst: »Life and
death of
Dr. Faustus« (1588; hrsg. von
Wagner, Lond. 1877; von
Ward, Oxf. 1878), die älteste dramatische Bearbeitung der Faustsage
voll dramatischer
Kraft
[* 9] und hoher Sprachgewalt, die indessen im
Faust weniger den
Durst nach
Wissen als nach
sinnlichem
Genuß schildert (s.
Faust).
der zu beweisen sucht, daß Marlowe das Spießsche Volksbuch von
Faust gekannt und dem deutschen
Original den
Stoff zu seinem
Stück entnommen hat, und von W.
Müller (Leipz. 1879). Es folgten: »The jew
of
Malta« (um 1589; deutsch von
Kannegießer, Berl. 1808),
bei aller Roheit und Wüstheit großartig, auch durch eine hochkomische
Szene ausgezeichnet;
mit trefflicher Charakterzeichnung des
Herzogs von
Guise, sonst ohne
dramatisches
Interesse, und
»Edward II.« (1594; hrsg. von Tancock, Lond. 1880;
deutsch von
Prölß im »Altenglischen
Theater«,
[* 11] Bd. 1, Leipz.
1881),
wahrscheinlich das letzte und wohl das beste
Stück Marlowes, eine »Historie«, die alle ältern Werke ähnlicher
Art überragt, in der
Konstruktion den Historien
Shakespeares gleich und reich an glänzendenSzenen, unter
denen sich die Schilderung vom
TodEduards auszeichnet.
Auch die Versifikation des Dichters zeigt sich in diesem
Stück in ihrem
Glanz. Man schrieb Marlowe noch andre
Stücke zu, wohl mit Unrecht; doch verfaßte er mit
Nash (s. d.) das
Trauerspiel
»Dido« und übersetzte
einen Teil von
»Hero und
Leander« und die
Elegien des Ovid (1598), die der
Erzbischof von
Canterbury als sittenlos
verbrennen ließ. Marlowes Privatleben war zügellos. Er starb, zu früh für seine
Kunst, in einem Liebeshandel von seinem
Nebenbuhler erstochen und wurde in
Deptford begraben. Neuere
Ausgaben seiner Werke besorgten A.
Dyce (1850, 3 Bde.),
Cunningham (1872),Bullen (1885, 3 Bde.),
Breymann und
Wagner (Heilbr. 1885 ff.).
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