Parisĭensis (der
Grund dieses Beinamens ist unbekannt), engl. Geschichtschreiber, seit 1217 Benediktinermönch
in St.
Albans in
England, stand zu König
Heinrich III., König
Hakon von
Norwegen
[* 2] und andern hochgestellten
Personen in nahen
Beziehungen und hatte dadurch Gelegenheit, treffliche Nachrichten und wichtige Aktenstücke zu erhalten. Er starb 1259. Seine
»Chronica major« zerfällt in drei Teile: der erste von 1066 bis 1235 ist den
»Flores historiarum« des
Roger von Wendower entnommen;
der zweite 1235-59 ist Matheus Parisiensis' eigne
Arbeit;
der dritte 1259-73 ist eine Fortsetzung von der
Hand
[* 3] eines andern
Mönchs von St.
Albans,
Wilhelm Rischanger. ist ein heftiger Feind des päpstlichen
Stuhls und
preist daher
KaiserFriedrich II.;
seine Nachrichten über
Europa
[* 4] außer
England sind zwar nicht immer zuverlässig, aber doch
sehr wertvoll, namentlich über die letzten
Kämpfe der Staufer;
(spr. mättjus), 1)
Charles, engl.
Komiker, geb. zuLondon,
[* 9] betrat 1792 in
Richmond
zuerst die
Bühne und spielte seit 1803 in
London auf dem Haymarket- und 1804-1809 auf dem
Drurylane-Theater mit außerordentlichem
Beifall. 1822 und 1834 machte er Kunstreisen nach
Amerika.
[* 10] Er erwarb sich die
Gunst des
Publikums besonders durch eine eigne
Art
Vorstellungen, bei denen er allein auftrat (s.
At home). Mathews starb in
Plymouth.
[* 11] Seine
Frau
gab nach seinem
Tode die »Memoirs of
Charles Mathews« (Lond. 1838, 4 Bde.;
neue Ausg. 1862) heraus.
2)
CharlesJames, Sohn des vorigen, ebenfalls
Schauspieler, geb. war erst
Architekt, schlug aber 1835 die theatralische
Laufbahn ein und heiratete 1838
Mad.
Vestris, die
Direktrice des Olympictheaters, welches er nun bald in
die
Mode brachte. Im
Verein mit seiner
Frau hatte er auch in
Amerika glänzenden Erfolg. Bei einer zweiten Anwesenheit daselbst
(1858) heiratete er, nachdem seine
Frau 1857 gestorben, 1858 die Schauspielerin
Davenport. 1863 und 1864 spielte
er in
Paris
[* 12] im Variétéstheater mit großem Beifall und glänzte in
London wie in der
Provinz gleich seinem
Vater in sogen.
At home-Vorstellungen. Mathews schrieb auch viele kleine
Lustspiele und
Possen sowie 1833 ein
Drama: »My wife's mother«, das sehr
gefiel. 1870 traten beide
Gatten eine
Reise um die
Welt an, von der sie nach zwei
Jahren nach
England zurückkehrten.
Mathews starb in
Manchester.
[* 13]
(spr.
-tjöh), 1)
ClaudeLouis, Astronom und
Mathematiker, geb. als Sohn eines Tischlers zu
Mâcon,
trat 1803 in die
Pariser polytechnische
Schule, erlangte 1806 an der dortigen
Sternwarte
[* 14] eine bis dahin
von seinem
FreundArago, der zur Ausführung der
Meridianmessung nach
Spanien
[* 15] ging, innegehabte
Stelle und erwarb mehrmals
Preise
der
Akademie, deren Mitglied er 1817 wurde. Außerdem wirkte er am Längenbüreau und als
Professor der
Analysis undMechanik
an der polytechnischen
Schule in
Paris, war auch 1835-40 Vertreter seiner Vaterstadt in der Abgeordnetenkammer, desgleichen 1848 in der
Konstituante. Er starb in
Paris. Mathieu gab 30 Jahre lang das »Annuaire du bureau des longitudes«
heraus und besorgte auch die Herausgabe von
Delambres
»Histoire de l'astronomie du XVIII. siècle« (Par.
1827).
Als Schriftsteller hat Mathieu seine Hauptstärke in der politischen
Satire; aber er war auch auf andern, rein poetischen Gebieten
thätig. Wir nennen von seinen Werken: »Passe-temps poétiques«
(Mons 1830);
3) Markgräfin von Tuscien, die bekannte Freundin Gregors VII., geb. 1046, war eine Tochter des MarkgrafenBonifacius von Tuscien
und der Beatrix von Lothringen. Sie ging zwar mit Gozelo dem Buckligen, einem Sohn des Herzogs von Lothringen, eine Ehe ein, doch
lebte sie stets von ihm getrennt auf ihren Gütern in Italien;
[* 30] 1075 starb Gozelo. Den ihr allgemein gegebenen Namen der großen
Gräfin verdankt sie ebenso ihrer Macht wie ihren glänzenden Geistesgaben und ihrer hohen Bildung.
Bereits 1077 gewährte sie dem Papst auf ihrem SchloßCanossa eine Zuflucht, stand ihm 1081 gegen den Kaiser
bei und unterstützte ihn mit Geld, als er in Rom
[* 36] eingeschlossen war. Der Kirche zuliebe vermählte sie sich sogar 1090 mit
Welf, Herzog von Bayern, um diesen noch enger an die päpstliche Sache zu fesseln. Indessen lebte sie auch von diesem meist,
zuletzt ganz getrennt. Schon 1077 hatte sie im Fall ihres kinderlosen Ablebens, welches in dem
von ihr erbauten Kloster zu Polirone erfolgte, den Papst zum Erben ihrer Besitzungen ernannt, was zu langen Streitigkeiten Veranlassung
gab, indem der Kaiser ihre Güter (Mathildische Erbschaft) als eröffnete Reichslehen, der Papst aber als
ihm durch Testament zugehörig und Wels als Gatte der Verstorbenen in Anspruch nahmen. Man verglich sich endlich dahin, daß
der Kaiser den größern Teil der Mathildischen Güter an die Kirche abtrat.
Vgl. Pannenborg, Studien zur Geschichte der Herzogin
Mathilde (Götting. 1872);
Tosti, La contessa Matilde e i romani pontefici (neue Ausg., Rom 1886).