gewissen
Grad auf dem Gebiet des russischen
Lustspiel der Nachfolger Gogols, insofern auch er in vielen seiner
Stücke die Unwissenheit
und Roheit, ein
Erbe der vorpetrinischen Zeit, vom Standpunkt einer höhern Weltanschauung geißelt. Sonst
ist er aber ein
Dichter von origineller
Kraft,
[* 2] von reicher
Phantasie, von achtungsvoller Gestaltungsgabe, der das russische
Lustspiel um viele vollendete und lebenswahre
Typen bereichern hat. Seine besten
Stücke sind: »Gleich und gleich verträgt sich«
(1850),
»Die Mitgiftlose« (1878) etc.
Mit weniger
Glück hat sich Ostrowskij auf dem Gebiet der historischen
Tragödie versucht; seine
Stücke:
»Dmitrij
Ssamoswanetz i Wassilij
Schuiskij«, »Wassilissa Melentjewa« u. a.
sind weiter nichts als dramatisierte Geschichte und haben nichts von dem großen
Stil der echten historischen
Tragödie. Er
starb 2. Juni
(a. St.) 1886 auf dem
Gut Stschelykow im
GouvernementKostroma. Seine gesammelten Werke erschienen in 10
Bänden (Petersb.
1887).
Nach dem
oben erwähnten
Abkommen erhält indessen die Türkei,
[* 5] solange die
VerwaltungBulgariens und Ostrumeliens von Einer
Person geführt wird, die beiden an der Südgrenze liegenden, von einer technischen
Kommission zu umgrenzenden
Bezirke Kerdschalü
(etwa 850 qkm groß mit 1822,000 Einw.) und Rubdschuz (1150 qkm mit 1012,000
Einw.) zurück, wodurch sich die türkische
Grenze der Hauptstadt
Philippopel bis auf 22 km nähert und das
Areal Ostrumeliens
von 35,901 auf 33,900 qkm, seine
Bevölkerung
[* 6] von (1885) 975,030 auf
ca. 940,000
Seelen sinkt. Ostrumelien ist zum größten Teil eine
von
Gebirgen
(Balkan, SrednaGora und Tscherna
Gora, welche dem
Balkan parallel ziehen, und Despoto
Planina)
eingeschlossene Thalebene, an welche sich östlich Hügelland anschließt.
Nur bei den
Juden übersteigt die Anzahl der
Frauen diejenige der
Männer; bei den andern bleibt sie hinter
derselben, wenn auch nicht bedeutend, zurück. Das
Schulwesen Ostrumeliens war bereits unter der Türkenherrschaft ziemlich
entwickelt, hat aber nach Einrichtung der
Autonomie einen großen Aufschwung genommen. 1881 besuchten schon zwei Drittel der
schulpflichtigen
Kinder den
Unterricht, und
es gab 1412
Elementarschulen mit 80,591
Schülern (davon 23,789
Mädchen), 21
Bürgerschulen, 2
Realschulen und 2 höhere
Mädchenschulen.
Die Thalebene ist ungemein fruchtbar und produziert
Weizen,
Hafer,
[* 8]
Gerste,
[* 9]
Hirse,
[* 10]
Mais,
Reis und
Tabak
[* 11] (1883: 472,000 kg) in
Fülle
und guter
Qualität, ferner
Wein (1883: 290,000
hl) und
Nüsse; doch ist ein beträchtlicher Teil des
Landes
noch unangebaut. Immerhin leisten die Bewohner Treffliches in
Ackerbau, Rosenölbereitung und
Gärtnerei. Die Seidenwürmerzucht
ist gegen früher zurückgegangen, und allgemein wird über
Verfall von
Industrie und
Handwerk geklagt.
Reich ist Ostrumelien dagegen an
Wald. Der
Handel ist meist in den
Händen von Ausländern. DerAbbau der Mineralschätze
(Kohle,
Eisen
[* 12] etc.) hat noch nicht einmal begonnen.
Rascher wird sich Ostrumelien erst entwickeln, wenn es nach N. und W. Eisenbahnanschlüsse
erhält; die beiden vorhandenen
LinienAdrianopel-Sarambei und
Tirnowa-Jamboli sind vorderhand nur Sackbahnen. Die
Rechte des
Sultans in Ostrumelien, wie Ernennung des
Generalgouverneurs, das Halten von
Truppen und Errichten von
Befestigungen,
Ernennung der
Offiziere der Gendarmerie und Lokalmiliz, welcher die Aufrechterhaltung der innern
Ordnung obliegt, stehen lediglich
auf dem
Papier. Ebenso ist der auf 240,000 türk.
Pfund festgesetzte
Tribut Ostrumeliens seit dem Bestehen der autonomen
Provinz
nie vollständig bezahlt worden.
Die Provinzialversammlung bestand früher aus 56
Deputierten, deren Zahl nach dem bulgarischen Wahlgesetz (ein Deputierter
auf je 10,000 Einw.) beträchtlich erhöht wird; sie soll jährlich zwei
Monate in regelmäßiger
Session tagen. Ebenso sind
bereits in Ostrumelien oder, wie es jetzt genannt wird, Südbulgarien fast alle
Gesetze und
Reglements des
FürstentumsBulgarien eingeführt;
Gerichte,
Militär und dessen
Uniformen,
Verwaltung sind hier wie dort gleich; zahlreiche Beamte und
Offiziere
sind aus Ostrumelien nach
Bulgarien und umgekehrt versetzt worden.
Auch ist das
Budget Ostrumeliens seit
Februar 1886 mit dem
Bulgariens in eins verschmolzen, das
Geld ist in
beiden
Ländern jetzt das gleiche. Die Jahresabschlüsse des ostrumelischen
Staatshaushalts ergaben meist einen kleinen Überschuß,
der aber nur dadurch zu stande kam, daß der türkische
Tribut nur teilweise bezahlt wurde. Ostrumelien stellt nach den Bestimmungen
von Anfang 1886 zwei von je einem Obersten befehligte
Brigaden zu je zwei Infanterieregimentern (zu je 4000 Mann),
einem
Kavallerie- und einem Artillerieregiment, welche als 5. und 6. Infanteriebrigade bezeichnet werden. Die bis dahin bestehende
Sappeurkompanie, die Kavallerieschwadron und die halbe
BatterieArtillerie sollten gleichfalls bulgarischen Truppenkörpern
einverleibt werden, und die Einrichtung eines regelmäßigen Traindienstes wurde beabsichtigt. Hauptstadt des
Landes ist
Philippopel.
selbständigen Staat beansprucht hatte, der Türkei erhalten und dem russischen Machtbereich entzogen bleiben. Doch zog sich
die Organisation der neuen Provinz lange hin, da die Russen Ostrumelien erst im Juli 1879 völlig räumten. Schon vorher aber war von
einer europäischen Kommission ein organisches Verfassungsstatut für Ostrumelien ausgearbeitet und von der Pforte
genehmigt worden, die nun den FürstenVogorides als Aleko Pascha auf fünf Jahre zum Generalgouverneur ernannte; derselbe hielt seinen
Einzug in Philippopel, ernannte fast nur Bulgaren zu Generalsekretären (Ministern) und Präfekten und regierte im Einverständnis
mit Rußland ganz nach den Wünschen der bulgarischen Bevölkerung.
Die erste Provinzialversammlung (Narodny Sobranje, aus 56 Deputierten bestehend) ward eröffnet
und verhielt sich gemäßigt. Dagegen betrieben die Turnvereine und die Milizen ganz ungescheut eine großbulgarische Agitation,
deren Ziele die Vereinigung mit Bulgarien und die Erregung eines Aufstandes der Bulgaren in Makedonien waren. Dieselbe ward von
den russischen Generalkonsuln Tscheretlew und Krebel begünstigt, vom türkischen Befehlshaber der Miliz,
StreckerPascha, vergeblich bekämpft.
Aleko Pascha sah sich endlich auch genötigt, den Umtrieben der Russen entgegenzutreten und 1882 den persönlichen Verkehr mit
dem Generalkonsul v. Krebel abzubrechen. Deshalb erhob Rußland 1884 gegen seine Wiederernennung
Einspruch, worauf die Pforte den bisherigen Leiter des Justizdepartements in Ostrumelien, Chrestovitsch, als Gavril
Pascha auf fünf Jahre zum Generalgouverneur ernannte. Derselbe, obwohl Bulgare und ein wohlwollender Mann, vermochte die Schwierigkeiten
seiner Stellung nicht zu überwinden.
Einerseits war er als türkischer Beamter der PforteGehorsam schuldig und durfte die Ausschreitungen der Bulgaren gegen die
Türken nicht ungestraft lassen; auch verlangte die Pforte endlich Zahlung des schuldigen, aber nie gezahlten
Tributs (240,000 Pfd.). Anderseits machte er sich durch sein Streben, seine Pflicht zu erfüllen, bei den Bulgaren unbeliebt
und besaß nicht die Energie, sich Respekt zu verschaffen. Er wurde daher durch eine unblutige Revolution der Milizen gestürzt;
man verhaftete ihn und schaffte ihn über die Grenze, während gleichzeitig eine provisorische Regierung unter Stranski eingesetzt
wurde.
Die Mächte würden die Union wohl gebilligt und die Verschmelzung der beiden Länder gestattet haben,
wenn nicht Rußland aus Haß gegen den FürstenAlexander Hindernisse in den Weg gelegt hätte. Das türkisch-bulgarische Abkommen
vom April 1886 bestimmte daher bloß, daß Alexander auf fünf Jahre zum Generalgouverneur von Ostrumelien ernannt, die Revision des
organischen Statuts durch eine türkisch-bulgarische Kommission erfolgen und bis dahin die Verwaltung Ostrumeliens
der Weisheit und Treue des Fürsten überlassen werden solle.