mehr
schwachen
Muskeln
[* 2] nicht mehr durch
Husten den
Schleim aus den
Bronchien entfernen können, so tritt hörbares Rasseln des
Schleims
in den
Luftwegen ein, welches bei den unregelmäßigen Atembewegungen als Tod
esröcheln bezeichnet wird. Auch die Zusammenziehungen
des
Herzens werden unzulänglich, die
Arterien immer schwächer gefüllt, die Pulsschläge häufiger, aber schwächer, zuletzt
unfühlbar. Die
Haut
[* 3] verliert wegen mangelhafter
Füllung der
Blutgefäße ihre
Röte und
Elastizität.
Die
Wärme
[* 4] ist, wenn dem Tod
Fieber vorausging, im Innern erhöht und steigt sogar über diejenige
Höhe hinaus, welche sie während
des
Lebens hatte. Dabei fühlen sich jedoch das
Gesicht,
[* 5] besonders Nasenspitze und
Ohren, sowie
Hände und
Füße meist kühl an.
Waren die Kranken während des Tod
eskampfes fieberlos, so sinkt die
Wärme auch objektiv während desselben.
Es ist unmöglich, auf
Minuten genau den
Moment des Todes
anzugeben. Gewöhnlich sieht man die letzte Atembewegung, welche
natürlich in einer Exspiration besteht, als
Schluß des
Lebens an; doch ist es sicher, daß zahlreiche
Organe des
Körpers noch über diesen
Moment hinaus eine
Fülle von Lebenserscheinungen darbieten.
Das Herz arbeitet z. B. manchmal noch eine geraume Weile, die Muskeln kontrahieren sich noch auf direkte Reizung, die Baucheingeweide bewegen sich noch längere Zeit, die auf der Oberfläche gewisser Schleimhäute sitzenden Flimmerzellen stellen ihre sehr lebhaften Bewegungen oftmals erst 48 Stunden nach dem letzten Atemzug ein. Es handelt sich daher beim um einen allmählichen Austritt der einzelnen Gewebe [* 6] aus dem Lebensverband, eine Erscheinung, die dem Verständnis um vieles näher gerückt wird, wenn man den Organismus als einen Zellenstaat auffaßt, in dem sämtliche Glieder [* 7] ein gleichberechtigtes Einzeldasein führen und erst durch das Aufhören des Blutumlaufs gewissermaßen einzeln verhungern, weshalb man sie auch durch fernere Durchleitung sauerstoffhaltigen Bluts außerhalb des Körperverbandes längere Zeit zum Fortarbeiten veranlassen kann.
Etwa 8-12
Stunden nach erfolgtem Tod
erscheinen an den niedriger liegenden Körperteilen blaurote
Flecke
(Totenflecke), welche
von der mechanischen
Senkung des
Bluts herrühren. Bei Rückenlage der
Leiche erscheinen die
Totenflecke
am
Rücken, bei Gesichtslage im
Gesicht, auf
Brust und
Bauch.
[* 8] Häufig kommen jedoch auch an obern Körperstellen
Totenflecke vor,
namentlich bei blutreichen
Leichen. Die Leichenkälte tritt zu verschiedener Zeit (½-24
Stunden, durchschnittlich 6-12
Stunden)
nach dem Tod
ein, je nach der
Temperatur des Sterbenden und des umgebenden
Mediums, namentlich auch je nachdem
der
Tote im
Bett
[* 9] gelassen wird oder nicht.
Ein weiteres und sehr entscheidendes Zeichen des absoluten Todes
ist die
Toten- oder
Leichenstarre, welche durch das
Gerinnen
eines Blutbestandteils verursacht wird. Während die
Leiche unmittelbar nach dem Tod
völlig weich zu sein
pflegt, macht diese
Biegsamkeit der
Gliedmaßen allmählich einer von den obern nach den untern Teilen fortschreitenden Erstarrung
Platz. Sie beginnt immer an den
Kinnladen und am
Hals, geht dann am
Rumpf abwärts auf die
Arme und endlich auf die
Beine, zuletzt
auf die innern Teile über und verschwindet auch wieder in derselben Reihenfolge.
In der
Regel stellt sich die
Totenstarre binnen 6-12, selten erst nach 24
Stunden, noch seltener bereits wenige
Minuten nach
dem Tod
ein, doch will man bei gewaltsamem Tod, z. B. auf Schlachtfeldern,
häufig eine augenblicklich eintretende und den
Körper in seiner letzten Gliederanspannung festhaltende
Totenstarre beobachtet haben. Nachdem dieselbe 24-48
Stunden angehalten hat, verschwindet sie wieder; selten vergeht sie früher,
bisweilen währt sie 5-6
Tage. Mit dem Ende der
Totenstarre fällt der Anfang der
Fäulnis zusammen, welche sich weiterhin durch
den Leichengeruch, durch die grünliche Färbung der
Haut und durch die Gasentwickelung im
Körper verrät.
Alle diese
Erscheinungen treten je nach der
Temperatur und
Feuchtigkeit des umgebenden
Mediums, nach der Körperkonstitution,
nach der Art der vorausgegangenen
Krankheit wenige
Stunden bis eine
Woche und länger nach dem Tod
ein. Über die Unterscheidung
des Todes vom
Scheintod s. d.
Vgl. Weismann, Die Dauer des Lebens (Jena [* 10] 1882);
Götte, Über den Ursprung des Todes (Hamb. 1883).
Der Tod spielt im Volksglauben eine eigentümlich bedeutsame Rolle (s. Totensagen). Die Naturvölker glauben nicht an einen natürlichen und wirklichen Tod, sondern halten das Sterben für eine Wirkung böser Geister oder Hexen, was sich auch bei den Kulturvölkern noch in der Personifikation des Todes als Totengenius (Thanatos der Griechen), Sensenmann und Freund Hein der Germanen ausspricht.
Die griechischen Künstler stellten den Tod (Thanatos), den Sohn der Nacht, den Bruder des Schlafes, zumeist auf Grund einer freundlichen Auffassung dar, als ernsten Jüngling mit gesenkter Fackel, eine Vorstellung, welche der Darstellung der griechischen Dichtkunst, die in dem »starrherzigen« Gott des Todes einen dunkelgewandeten, schwertbewehrten Opferpriester der Unterwelt erblickte, allerdings nicht entsprach. Doch gehören jene Darstellungen der bildenden Kunst meist der spätern griechischen Zeit an. Man findet sie vorwiegend auf attischen Grabsteinen, Vasen [* 11] u. dgl.
Vgl. Lessings Abhandlung »Wie die Alten den Tod gebildet« und Robert, Thanatos (Winckelmanns-Programm, Berl. 1879).
Die spätern römischen Dichter schilderten den Tod als ein zähnefletschendes Ungeheuer, das mit blutigen Nägeln seine Opfer zerfleischt. In der ernsten, finstern Auffassung eines unheilvollen Dämons findet sich auch die geflügelte Gestalt des Todes auf etruskischen Vasen und Sarkophagen. Auch die Kunst des Mittelalters gab dem Tod die schreckhafte Gestalt eines Ungeheuers mit Fledermausflügeln, besonders in Italien. [* 12] In Deutschland [* 13] trat der Tod in den ersten Darstellungen der Totentänze (s. d.) in der Mehrzahl auf. Es waren anfangs zusammengeschrumpfte Leichname, später erst entfleischte Gerippe, aus denen dann der Knochenmann der neuern Kunst entstanden ist. Sense und Sichel wurden nach Offenbar. Joh. 14,4. sein Attribut, wozu sich später das Stundenglas gesellte.
Vgl. Wessely, Die Gestalten des Todes und des Teufels in der darstellenden Kunst (Leipz. 1876);
Schwebel, Der Tod in deutscher Sage und Dichtung (Berl. 1877).