Von den zahlreichen
Monumenten und
Denkmälern sind außer den genannten namentlich hervorzuheben: das eherne Doppelstandbild
Goethes und
Schillers von
Rietschel (1857 auf dem Theaterplatz aufgestellt);
das Wielanddenkmal von
Gasser (1857), auf dem Wielandsplatz;
Die
Stelle auf demselben, wo
Schillers erste Grabstätte (das Kassengewölbe) sich befand, ist durch eineInschrift
bezeichnet. Auf dem neuen
Friedhof befindet sich die Fürstengruft. In der
Nähe des
Sarkophags, der die Überreste
KarlAugusts
umschließt, stehen die
SärgeGoethes und
Schillers. Mit der Fürstengruft verbunden ist ein über der Ruhestätte der Großherzogin-Großfürstin
Maria Paulowna erbautes
Mausoleum. Die Zahl der Einwohner beträgt (1885) mit derGarnison (ein Infanteriebataillon
Nr. 94) 21,565, darunter 562 Katholiken und 64
Juden.
Die
Industrie besteht in
Ofen-, Parkettfußboden-, Eisenwaren-, Aborttonnen-, Strohhut-,
Handschuh-,
Kartonagen-,
Papier- und
Pianofortefabrikation, Kunstschlosserei und -Tischlerei, Buchbinderei,
Schriftgießerei, Buchdruckerei
(die 1624 gegründete
Hofbuchdruckerei), Bierbrauerei,
[* 7] Ziegelbrennerei und
Gärtnerei; auch befindet sich dort ein geographisches
Institut mit Globenfabrik,
eine lithographische Anstalt, eine
Dampfbade- und Waschanstalt, eine chemische
Fabrik, Dampfsägemühlen,
Mahlmühlen etc. Der
Handel wird unterstützt durch die Weimarische
Bank und andre Geldinstitute; bekannt ist ferner die Hagelversicherungsgesellschaft
Union.
Die dortigen
Märkte für
Schafe,
[* 8]
Wolle, Vieh, Ölfrüchte und
Zwiebeln sind lebhaft besucht. Weimar
[* 9] ist Sitz des
Ministeriums und
der Zentralstellen der Landesverwaltung, eines
Landgerichts, der Bezirksdirektion I, einer
Generalkommission
etc. An
Bildungs- und andern öffentlichen Anstalten befinden sich dort: ein
Gymnasium, ein
Realgymnasium, ein Schullehrerseminar,
eine
Kunstschule
(Malerakademie), eine Orchesterschule, ein
Museum mit Kupferstichkabinett, eine
Bibliothek, eine Baugewerk-
und eine Zeichenschule, eine
Blinden und Taubstummenschule, ein Waisenhaus, verbunden mit der Falkschen
Erziehungsanstalt für verwahrloste
Kinder, ein Arbeitshaus, ein
Krankenhaus,
[* 10] eine Krankenpflegerinnenanstalt, eine Mägdebildungsanstalt
(Paulinenstift) etc. Am südöstlichen Ende des
Parks liegt das Dorf Oberweimar, an der
Ilm, mit großer
Ökonomie (sonst
Cistercienser-Nonnenkloster, 1553 aufgehoben),
einer Tuchfabrik und einer alten
Kirche; unweit davon, 2 km von der Stadt auf einem
Hügel, wohin eine
schöne
Allee führt, das Lustschloß
Belvedere, Sommerresidenz des
Großherzogs (1724 bis 1732 im italienischen
Stil erbaut),
mit einem reizenden
Park; nordöstlich von der Stadt die
DörferTiefurt (s. d.) und Osmannstedt und nordwestlich das Dorf Ettersburg
am
Ettersberg (s. d.), mit großherzoglichem Lustschloß, Gewehrkammer und reizenden
Anlagen. Zum Landgerichtsbezirk Weimar gehören die acht
Amtsgerichte zu
Allstedt,
Apolda,
[* 11]
Blankenhain,
Buttstädt,
Großrudestedt,
Jena,
[* 12]
Vieselbach und Weimar. - Weimar soll schon im 9. Jahrh. erbaut sein und gehörte
seit der Mitte des 10. Jahrh. einem Seitenzweig der
Grafen von
Orlamünde (s.
Sachsen-Weimar-Eisenach, Geschichte).
alkoholisches
Getränk, welches durch
Gärung zuckerhaltiger Obstsäfte gewonnen wird, im
engern
Sinn der gegorne Saft der
Beeren des
Weinstocks. Die unreifen Weinbeeren enthalten vorwiegend freie
Säure und wenig
Zucker;
[* 14] während des Reifungsprozesses verschwindet aber die freie
Säure mehr und
¶
mehr
mehr, und in viel höherm Maß steigt der Gehalt an Zucker. Der Reifungsprozeß erreicht ein der Traubensorte und der Jahreswitterung
entsprechendes Maximum (Edelreife), und wenn die Traube länger am Stock bleibt, so treten schnell diejenigen Umsetzungen und
Veränderungen ein, welche der Winzer mit Edelfäule bezeichnet. Die Trauben werden gelb, dann braun und
trocknen bei gutem Wetter
[* 16] zu Rosinen ein; bei feuchtem aber entwickelt sich der bekannte Traubenschimmel, welcher den Zucker
schnell zerstört.
Bei dem Schrumpfen verliert die Beere erheblich an Gewicht, aber nicht allein durch Verdunsten des Wassers, sondern es vermindert
sich auch ganz erheblich der Gehalt an den wichtigsten Bestandteilen. Den richtigen Zeitpunkt der Lese zu
treffen, ist also von größter Wichtigkeit, zumal die Güte des Weins in erster Linie von der möglichst vollkommenen Reife
der Beere abhängt. Für einen ganz besonders guten Wein sucht man deshalb auch das Material durch Auslesen (Ausbruch) der schönsten,
reifsten Trauben und Beeren zu gewinnen. Häufig knickt man auch die Trauben am Stengel
[* 17] und läßt sie noch
einige Zeit hängen oder setzt die abgenommenen Trauben, auf Stroh ausgebreitet, der Sonne
[* 18] aus und erhält dann aus dem wasserärmern
Saft (ein Nachreifen der Trauben findet nicht statt) den Sekt (vino secco) oder Strohwein.
Den Gehalt des Mostes an Zucker ermittelt man mit der Mostwage (Öchsle, Kinzelbach, Babo), deren Angabe indes, wie die
aller Aräometer,
[* 20] durch sämtliche im Most gelöste Bestandteile beeinflußt wird. Zur wissenschaftlichen Untersuchung des Mostes
benutzt man daher das Polarisationsinstrument, welches nur den Zuckergehalt angibt. Die quantitative Zusammensetzung des
Traubensafts zeigt folgende Tabelle, welche auch die Schwankungen in den Jahrgängen erkennen läßt:
Die Traubenschalen enthalten Gerbstoff und bei den blauen Trauben den Farbstoff welcher sich nur höchst selten, z. B. bei dem
sogen. Färber, auch im Saft findet. Bei vorsichtiger Gewinnung des letztern
erhält man aus blauen Trauben einen fast
weißen Wein, und zur Darstellung von Rotwein muß man den Saft mit den Schalen gären
lassen, um durch die Säure des Mostes und den gebildeten Alkohol den Farbstoff allmählich in Lösung zu bringen. Die Kerne
sind sehr reich an Gerbstoff und enthalten auch fettes Öl, die Stiele (Grappen, Kämme) neben Gerbsäure viel freie Säure.
Bereitung des Weins.
Die geernteten Trauben werden noch vielfach in größern Kufen mit den nackten oder mit hölzernen oder ledernen Stiefeln bekleideten
Füßen oder mit einer hölzernen Stampfe zerquetscht; vorteilhafter ist die Anwendung der Traubenmühle,
auf welcher die Beeren zwischen hölzernen oder eisernen, fein kannelierten Walzen zerquetscht werden, ohne daß durch Verletzung der
Stiele und KerneGerbstoff in den Saft kommt. Um reinern, edlern Wein zu erzielen, beert man auch die Trauben ab und zerdrückt
die von den Stielen getrennten Beeren auf sogen. Raspeln.
Dies Verfahren (Rebeln) kommt aber mit der Vervollkommnung der Geräte zur Mostgewinnung immer mehr ab. Zur Trennung des Safts
(Most) von den Trebern (Schalen, Stielen und Samen)
[* 21] benutzt man die Keltern, zum Teil sehr primitive Baumpressen, Hebelkeltern
oder Schraubenpressen, zum Teil auch verbesserte Vorrichtungen, hydraulische Pressen und Zentrifugalmaschinen,
welch letztere mindestens ebensoviel Most liefern wie die Pressen, aber schneller arbeiten und eine Mehrausbeute von freiwillig
(ohne Druck) abfließendem Saft ergeben.
Auch soll der auf Zentrifugen gewonnene Most sich bei der Gärung besser verhalten als der gepreßte. Aus 100 Teilen Trauben
erhält man 60-80 Teile Most, aus geschrumpften Beeren natürlich weniger, und in jedem Fall, besonders
in letzterm, bleibt ein erheblicher Anteil wertvollster Bestandteile in den Beeren zurück, welchen man wohl durch Anrühren
mit Wasser und abermaliges Pressen zu gewinnen sucht. Der aus dieser Flüssigkeit erhaltene Wein heißt Lauer oder Treberwein.
Sehr vorteilhaft rührt man die Treber von Auslesetrauben mit saurem Most an, läßt die Mischung eine
kurze Zeit stehen und preßt sie dann aus. Aber auch abgesehen von der unvollkommenen Saftabscheidung bleibt in den Trebern
ein Teil derjenigen Substanzen zurück, welche zur Boukettbildung beitragen. Läßt man die Maische (die zerquetschten Beeren)
über Nacht oder länger stehen, so nimmt der an Wohlgeruch und Stärke
[* 22] zu. Im Rauenthal keltert man die
zerdrückten Auslesetrauben erst nach 18-20 Tagen und gewinnt Wein mit köstlichem Boukett. Die dabei aus den Trebern ausgezogene
Gerbsäure wird durch Eiweißkörper des Traubensafts wieder abgeschieden. Der freiwillig aus vorsichtig zerquetschten Trauben
abfließende Most gibt den edelsten Wein (Essenz), auch mäßiger Druck liefert nur Saft (Preßmost) aus vollkommen
reifen Beeren; wie aber der Druck steigt, wird der Saft saurer (Trestermost), indem nun auch unreife Beeren und zuletzt selbst
die Kämme zerquetscht werden.
Der gewonnene Saft (bei Rotwein die Maische) wird in Fässern oder Gärkufen der Gärung überlassen. Diese
tritt ohne Zusatz von Hefe
[* 23] sehr schnell ein, da die Keime der gärungerregenden Pilze
[* 24] genügend in der Luft verbreitet sind und
in dem Most eine zu ihrer Entwickelung sehr geeignete Flüssigkeit finden. Unter dem Einfluß der Hefe zerfällt der Zucker des
Mostes in Alkohol und Kohlensäure, auch bilden sich neben geringen MengenGlycerin und Bernsteinsäure jene
Stoffe, welche dem Wein den allen Sorten zukommenden Weingeruch und das für bestimmte Sorten charakteristische Weinboukett verleihen.
Sehr vorteilhaft hat sich die Begünstigung des
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