derPferde
[* 1]
(Pferdetyphus,
Faulfieber,
Morbus maculosus equorum), gefährliche
Blutkrankheit, welche
in den letzten Jahrzehnten irrtümlich für eine Form des
Milzbrandes gehalten worden ist. Die Blutfleckenkrankheit spricht sich vorzugsweise
durch die Entstehung von blutigen
Herden in der
Haut,
[* 2] in der Augenschleimhaut, in der
Respirations- und Digestionsschleimhaut,
zuweilen auch in den
Muskeln
[* 3] oder in den
Lungen, der
Milz und andern
Organen aus. Von diesen
Herden aus entwickelt
sich in der Nachbarschaft häufig eine erysipelatöse
Entzündung.
Diese Zustände bestehen 11-14
Tage, worauf die
Krankheit in ihrer spezifischen Eigentümlichkeit nachläßt, wenn nicht durch
Zerstörung von Gewebsbestandteile in den wichtigsten
Organen die Blutfleckenkrankheit zum
Tod führt. Ungünstig sind im
allgemeinen die
Fälle zu beurteilen, in welchen die Nasenschleimhaut oder der
Kehlkopf
[* 4] in größerm
Umfang blutig infiltriert
und der
Kopf unförmlich angeschwollen ist. Ausgebreitete blutige
Herde im
Magen
[* 5] und
Dünndarm bedingen zuweilen schon am zweiten
oder dritten Krankheitstag den
Tod; größere
Herde in denLungen oder in der
Milz können zum Verblutungstod
führen, während Blutergießungen und diffuse Anschwellungen in der
Haut am
Rumpf und an den
Gliedmaßen oft 1-2
Wochen und
selbst noch länger bestehen bleiben, ohne das
Leben des
Pferdes direkt in erhebliche
Gefahr zu bringen.
Günstig verläuft die
Krankheit nur, wenn sie in einem niedrigen
Grad besteht. Aber auch wenn die Blutfleckenkrankheit bei
hochgradiger
Entwickelung sich vorzugsweise auf die äußere
Haut beschränkt, ist nach relativ günstigem Verlauf der
Ausfall
größerer Hautstücke und das Zurückbleiben narbiger Verdickungen zu gewärtigen. Hierdurch verlieren die betreffenden
Pferde nicht selten sehr bedeutend an Wert. Die Entstehung derBlutfleckenkrankheit beruht
auf der Einführung eines spezifischen, bisher noch nicht näher bekannten
Giftes in die Blutzirkulation.
Durch die nachteilige
Wirkung der Schädlichkeit auf die Kapillargefäßwandungen wird die Entstehung der multiplen blutigen
Herde vermittelt. Die
Krankheit tritt zunächst fieberlos auf, und erst in dem
Maß, als durch die blutigen
Herde rotlaufartige
Entzündungszustände gesetzt werden, stellt sich eine
Erhöhung der
Körpertemperatur ein. Häufig erscheint
die Blutfleckenkrankheit im Verlauf der
Druse und bei verschleppter
Lungenentzündung, bei welcher sich einzelne eiterige
Herde in den
Lungen gebildet
haben; doch kann sich die
Krankheit auch ohne derartige
Ursachen entwickeln.
Bei der Behandlung der Blutfleckenkrankheit ist zu beachten, daß ein spezifisches
Mittel, mit welchem der Verlauf zu koupieren
wäre, bis jetzt nicht bekannt ist. Es erübrigt daher nur, die
Tiere zweckmäßig zu pflegen und dem
Eintritt gefährlicher
Gewebszerstörungen in den blutigen
Herden vorzubeugen. Bei starken Schwellungen des
Kopfes und der
Nase
[* 6] leisten nicht selten
der
Luftröhrenschnitt und die Einlegung eines Metallrohrs in die
Luftröhre gute
Dienste;
[* 7] mindestens wird
hierdurch die
Gefahr der
Erstickung momentan beseitigt.
Zweckmäßig wird den
TierenSalzsäure zu 30-40 g mit einem
Eimer Trinkwasser gegeben. Neben dieser Medikation, welche 5-6
Tage fortzusetzen ist, sind die
Geschwülste der
Haut mit warmem Kleiewasser zu bähen und mit
Vaselin oder
Glycerin zu bestrichen. Eine
Skarifikation der Hautgeschwülste ist nur in einzelnen
Fällen von Vorteil, und man macht dann
nur einige längere
Schnitte durch die
Haut, weil sonst die Entstehung brandiger Zerstörungen durch die Behandlung begünstigt
wird.