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(einer Vorhalle des
Doms aus späterer Zeit) werden Überreste der alten Ausschmückung des
Doms aufbewahrt, darunter der sogen.
Krodoaltar,
[* 1] ein 1 m langer
Kasten aus durchbrochenen Bronzeplatten, getragen von vier knieenden Bronzefiguren, wahrscheinlich
Männern des besiegten Wendenvolkes (aus dem 11. Jahrh.; Abbildung s.
Altar,
[* 2] Fig. 2). Unter den
Kirchen, deren Goslar
[* 3] 4 evangelische und eine katholische besitzt, sind noch zu nennen:
die spätromanische Klosterkirche
Neuwerk aus dem Ende des 12. Jahrh., mit vortrefflichen, restaurierten
Decken- und Wandgemälden
aus dem 13. Jahrh., und die
Frankenberger
Kirche, eine überwölbte Pfeilerbasilika, 1108 eingeweiht und 1880 restauriert,
wobei die alten Wandgemälde wieder aufgefrischt wurden.
Auf der dem ehemaligen Dom benachbarten Höhe steht das Kaiserhaus, ebenfalls von Heinrich III. um 1050 gegründet, das bis zur Mitte des 13. Jahrh. von den Kaisern als Wohnung benutzt wurde, die Geburtsstätte Heinrichs IV. ist und 23 Reichsversammlungen gesehen hat. Von 1867 bis 1880 ist das Kaiserhaus in würdiger Weise restauriert und durch Wislicenus aus Düsseldorf [* 4] mit einer Reihe großartiger Fresken aus der deutschen Sage und Geschichte geziert worden, die (1886) bis auf zwei vollendet sind.
Die Ulrichskapelle, einst die kaiserliche Hauskapelle, ist eine merkwürdige Doppelkapelle in zierlich romanischem Stil. Unter den Profanbauten sind bemerkenswert: das Rathaus, 1136 vom Kaiser Lothar gegründet, 1184 von Friedrich Barbarossa vollendet, gegenwärtig durch geschmacklose Anbauten verunstaltet, enthält eine reiche Menge interessanter Altertümer;
die Kaiserworth, ein von sieben Bogen [* 5] getragenes, mit acht Kaiserstatuen geschmücktes Gebäude (ehemals Gildehaus der Gewandschneider, jetzt Gasthof);
ferner das Bäckergildehaus, das Geburtshaus des
Marschalls
Moritz von
Sachsen,
[* 6] das
Breite
[* 7]
Thor
von 1447, das sogen. Brusttuch, ein altes
Haus mit meisterhaft ausgeführten satirischen Holzschnitzbildern (darunter die
»Butterhanne«, ein
Wahrzeichen von Goslar
), und auf dem
Markte das uralte bronzene Brunnenbecken, an das sich seltsame
Sagen knüpfen.
Die
Bevölkerung
[* 8] beträgt (1885) mit der
Garnison (Jägerbataillon Nr. 10) 11,690
Seelen, meist
Evangelische. Die Haupterwerbsquelle
bildet seit alten
Zeiten der
Bergbau.
[* 9] Die reichen Erzlager des
Rammelsbergs, der, 636 m hoch, im S. der Stadt gelegen, wohl
der merkwürdigste
Berg des ganzen
Harzes ist, werden bereits seit 968 bearbeitet, zuerst durch
Franken, welche sich die
Peter-Paulskirche
bauten, und nach denen noch heute der obere Teil von Goslar
der
Frankenberg heißt. Außer
Silber und etwas
Gold
[* 10] werden
Kupfer,
[* 11]
Blei,
[* 12]
Schwefel,
Vitriol, vor allem viel
Schwefelsäure
[* 13] gewonnen. Beschäftigt sind dabei über 600
Personen.
Berühmt war ehedem die Goslarer
Gose, ein ebenso nahrhaftes wie wohlschmeckendes Weizenbier. hat eine
Synagoge, ein
Amtsgericht,
eine
Handelskammer, ein
Gymnasium, ein
Realgymnasium und zahlreiche
milde Stiftungen.
Goslar
soll von König
Heinrich I. um 920 durch
Zusammenlegung mehrerer
Dörfer am
Rammelsberg (Bergdorf, Warsleben, Sudburg) gegründet
worden sein. Unter
Otto d. Gr. wurden die
Schätze des
Rammelsbergs entdeckt, was das Emporblühen der Stadt sehr begünstigte.
Goslar
wurde ein Lieblingsaufenthalt der sächsischen und noch mehr der salischen
Kaiser. 1039 wurde das
Domstift
St.
Simon und
Judä, das den
Titel
Capella imperii führte, von der
Harzburg nach Goslar
verlegt und dann von
Heinrichs III. Gemahlin
Agnes das
Stift zum
Petersberg gegründet.
Ein Rangstreit zwischen dem
Bischof Hezilo von
Hildesheim,
[* 14] in dessen
Sprengel Goslar
lag, und dem
Abt Widerad
von
Fulda,
[* 15] als
Erzkanzler der
Kaiserin, artete 1063 bei der Anwesenheit
Kaiser
Heinrichs IV. in der
Domkirche in offene
Fehde aus
und veranlaßte ein Blutbad, wobei selbst der
Kaiser fliehen mußte. 1180 schlug Goslar
den
Angriff
Heinrichs des Löwen ab, wurde
aber 1206 von der welfischen
Partei erobert und geplündert.
Friedrich II. verlieh Goslar
1219 ein
Privilegium,
das die Macht der Reichsvögte beschränkte.
Der letzte deutsche König, der in Goslar
weilte, war
Wilhelm von
Holland. Von
Rudolf I. mit der Reichsvogtei betraut, trat die
Stadt zur
Hansa und behauptete sich im
Besitz ihrer
Freiheit und ihrer
Bergwerke gegen die
Fürsten ringsum,
besonders gegen die
Welfen. Aus der Mitte des 14. Jahrh. stammen die goslarischen
Statuten, ein
Gesetzbuch, das von mehreren
Städten angenommen wurde (hrsg. von
Göschen, Berl. 1840). Der
Reformation wandte sich Goslar schon 1521 zu, 1528 war sie durchgeführt.
Doch folgten der Dom und das Petersstift erst 1566 und 1570. Inzwischen hatte die Stadt 1552 ihre Bergwerke und Forsten an Herzog Heinrich den jüngern von Braunschweig, [* 16] ihren »Erbschutzherrn«, verloren, und infolge des Dreißigjährigen Kriegs, in welchem sie von den Schweden [* 17] erobert und gebrandschatzt ward, erblich der Glanz der alten Stadt noch mehr. 1802 verlor Goslar die Reichsunmittelbarkeit und kam an Preußen; [* 18] 1807 kam es an Westfalen, [* 19] 1816 an Hannover [* 20] und 1866 wieder an Preußen.
Vgl. Crusius, Geschichte der vormals kaiserlichen freien Reichsstadt Goslar (Gosl. 1842-43);
»Goslar am Harz sonst und jetzt« (anonym, das. 1863);
Hotzen, Das Kaiserhaus zu Goslar (Halle [* 21] 1872);
Mithoff, Kunstdenkmale und Altertümer im Hannöverschen, Bd. 3 (Hannov. 1874);
Wolfstieg, Verfassungsgeschichte von Goslar (Berl. 1885).