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I. auch das Meer; sie erfindet das Segel, wird besonders an Handelsplätzen verehrt, und die durch sie vom Schiffbruch Geretteten stiften ihr Votivtafeln (daher ihr Name Pelagia, Pharia). Auch ist sie Beraterin in Liebesintrigen, die sie in ihren Tempeln begünstigt, so daß dieselben oft berüchtigte Häuser der Wollust werden. Endlich wird sie zur Fortuna, aber nicht zur blinden, sondern zur sehenden, die das verwickelte Netz der Geschicke mit weiser Umsicht entwirrt und die verderblichen Einflüsse der Gestirne abwehrt.
Ihre Hauptverehrungsstätte war Memphis; in Sais hatte sie ein verschleiertes Bild mit der Inschrift: »Ich bin das All, das gewesen, das ist und das sein wird; kein Sterblicher hat meinen Schleier gelüftet«.
Zeugnisse der Alten, Namenbildungen
mit I., zahllose
Inschriften beweisen, daß sie auch allenthalben, wo hellenisches
Wesen Eingang fand, verehrt wurde. In
Rom
[* 1] kam der Isis
dienst zu
Sullas
Zeiten auf. Zwar wurde derselbe wegen des dadurch gegebenen Anstoßes durch einen Senatsbeschluß
vom
Kapitol wieder verbannt, später auch der Privatkult der I. und des
Serapis verboten, sogar der
Tempel
[* 2] derselben niedergerissen;
aber eben diese öfters wiederholten gewaltsamen
Reaktionen beweisen, welchen Anklang der Isiskult
in
Rom gefunden.
Gleichwohl kam erst mit den
Kaisern aus dem Flavischen
Haus eine günstigere Zeit für den ägyptischen
Kult. Domitian gründete ein Iseum und
Serapeum, und seitdem wetteiferten die
Kaiser in
Begünstigung und Verherrlichung des
Isis
dienstes, den erst das aufkommende
Christentum, wenn auch nur langsam, verdrängte. Der Kult der
Göttin bestand in
Lustrationen,
Festzügen, geheimen, oft zu sinnlicher Lust mißbrauchten
Weihen. Griechen wie
Römer
[* 3] pflegten im
Frühling, sobald
das
Meer wieder schiffbar geworden war, einen feierlichen Umzug zu halten und der
Göttin ein
Schiff
[* 4] darzubringen (Navigium
Isidis, 5. März).
Tacitus berichtet, daß auch die
Sueven der I. geopfert hätten, wobei natürlich nur eine germanische
Gottheit
anzunehmen ist, deren
Name uns verloren gegangen
(Grimm
denkt an
Berchta oder
Holda).
Das Dienstpersonal der Göttin zerfiel in mehrere Grade und Klassen: einfache Eingeweihte, niedere Ministranten und Pastophoren oder eigentliche Priester. Die Lebensweise derselben war vielen Geboten der Enthaltsamkeit unterworfen; sie durften kein Schweine- und Schaffleisch, keine Bohnen und Zwiebeln essen, auch keine Fische, [* 5] mußten oft baden, hatten die Tonsur und trugen leinene Kleidung. Auf ägyptischen Denkmälern trägt I., die oft mit dem jungen Horos [* 6] auf dem Schoß dargestellt wird [* 7] (Fig. 1), eine Geierhaube, Kuhhörner und dazwischen die Mondscheibe. Da ihr heiliges Tier die Kuh ist, tritt sie auch kuhhäuptig auf. Die alexandrinisch-römische Kunst hat sie wesentlich umgeformt, ihr die steif gefaltete Tunika und ein mit Fransen besetztes, auf der Brust geknotetes Obergewand gegeben, dazu das Sistrum [* 8] (s. d.) und auf dem Haupte die Mondscheibe. Neben ihr steht gewöhnlich der Knabe Horos (Harpokrates) mit dem Zeigefinger auf dem Mund und dem Füllhorn in der Linken. So z. B. in der Münchener Gruppe [* 7] (Fig. 2). S. auch Tafel »Bildhauerkunst [* 9] IV«, [* 10] Fig. 15.
[* 7]
^[Abb.: Fig. 1. Isis
mit
Horos
(Berliner
[* 11]
Museum).]
[* 7]
^[Abb.: Fig. 2. Isis
und
Horos
(Harpokrates).
München.]
[* 12]