mehr
konstituiert. Nachdem schon 63 ein Teil der Stadt durch ein Erdbeben [* 1] zerstört worden war, wurde dieselbe nebst mehreren andern Orten (Stabiä, Herculaneum) infolge des bekannten Ausbruchs des Vesuvs 24. Aug. 79 n. Chr. durch einen Regen von Bimsstein und Asche verschüttet. Obgleich Nachgrabungen schon in antiker Zeit stattgefunden hatten, blieb die Stadt doch bis 1748 gänzlich verschollen. Seitdem begannen die Ausgrabungen, welche aber planmäßig erst unter Murat 1808-15 durchgeführt wurden und in neuester Zeit unter der Leitung Fiorellis mittels eines jährlich vom Staat hierfür ausgeworfenen Betrags von 60,000 Lire systematisch und mit sorglichster Erhaltung alles Gefundenen betrieben werden.
Man gräbt jetzt in wagerechten
Schichten, und zwar wird möglichst
erst ein von vier
Straßen umgebener
Häuserkomplex, eine sogen.
Insula, völlig aufgedeckt, bevor man weiter schreitet; das verkohlte
Holz
[* 2] wird auf das genaueste
ersetzt. Bis jetzt ist nahezu die Hälfte der Stadt ans Tageslicht gebracht, darunter das
Forum
[* 3] samt seinen Glanzbauten; Ruggiero
berechnet das Gesamtareal von Pompeji
[* 4] auf 662,684 qm, wovon bis 1880: 264,424 qm ausgegraben waren
(vgl. obigen
Plan).
Die 6-6,5 m starke Decke [* 5] besteht zu unterst aus einer 2-2,5 m dicken Schicht von Lapilli, größern und kleinern Bimssteinbrocken, sodann einigen Zentimetern Asche u. einigen Zentimetern schwerer, schwarzer Lapilli. Auf dieser ganzen über 3 m dicken Schicht liegt eine 60 cm dicke Aschenlage, dann gegen 10 cm schwarzer Lapilli, wechselnd mit einer dünnen Aschenschicht, endlich eine etwa 2,2 m dicke Lage von Asche, deren obere Hälfte allmählich in fruchtbare Erde umgewandelt ist.
Die Einwohner sind bei der längere Zeit andauernden
Katastrophe zum größten Teil entkommen; man hat
bis jetzt nur einige
Hundert
Gerippe gefunden. Die Gebäude sind zum Teil durch
Erdbeben und unter der
Last der verschüttenden
Massen eingestürzt, die obern
Stockwerke, soweit sie aus der Verschüttungsmasse hervorragten, durch die spätere Bearbeitung
des
Landes zu
Grunde gegangen. Trotzdem
bietet der bis jetzt ausgegrabene Teil Pompejis
(s.
Plan) das treue
Bild einer alten griechisch-italischen Stadt der ersten Kaiserzeit (neben Resten älterer
Epochen) dar, zumal
es derjenige ist, welcher das
Forum und die bedeutendsten öffentlichen Gebäude,
Tempel,
[* 6]
Basilika,
[* 7]
Bäder,
Theater
[* 8] und
Amphitheater,
umfaßt und überdies eine reiche
Menge von Wohnhäusern,
Läden und industrielle
Anlagen enthält. Der
Abstand der entferntesten
Punkte der Stadt, des
Amphitheaters und des Herkulaner
Thors, beträgt 1250 m; die Längenachse mißt 1045 m,
die kurze
Achse 730 m, der Mauerumfang etwa 3160 m.
Die Straßen sind meist gerade, aber schmal (3-9 m), im rechten Winkel [* 9] sich durchkreuzende; die eigentliche Fahrstraße ist mit polygonalen Lavablöcken sorgfältig gepflastert. Die Trottoirs sind ¼ m hoch, 1-2 m breit und verschieden belegt. Von einem Trottoir zum andern führen große elliptische Trittsteine, zwischen welchen Raum für die durchfahrenden Wagen gelassen war. An manchen Kreuzungen der Straßen sind Brunnen [* 10] mit viereckigen Becken angebracht, an den Ecken stehen vielfach kleine, den Schutzgöttern der Straßen (Lares compitales) errichtete Altäre. Einen Einblick in das Alltagstreiben gewähren die an den Außenwänden der Häuser angemalten Inschriften, Empfehlungen von Kandidaten zu den städtchen Ämtern, Ankündigungen von Spielen u. a. enthaltend, sowie die überall angebrachten Kritzeleien des verschiedensten Inhalts. Der wichtigste Punkt der Stadt ist das schon erwähnte Forum civile, welches sich in einer Länge von 157 m und in einer Breite [* 11] von 33 m ausdehnt und auf drei Seiten von
[* 4]
^[Abb.:
Plan der
Ausgrabungen in Pompeji
bis 1888.
1 Apollotempel
2 Jupitertempel
3 Macellum
4 Curia
5 Merkurtempel
6 Eumachia-Gebäude
7 Schule
8 Gerichtssäle
9 Curia Isiaca
10 Gladiatorenkaserne
12 Temp. d. kapit. Gottheiten
13 Isistempel
14 Thermengebäude
17 Fullonica
18 Haus d. Poeta tragico
19 Haus des Sallustius
20 Haus des Meleager
22 Casa del Fauno
24 Casa di Pansa
25 Casa del Balcone.] ¶