mehr
sowie das Widerstreben des
Prometheus fallen in die
Periode der schon befestigten olympischen Zeus
herrschaft und der entwickelten
olympischen Götterfamilie. Von einem
Kampf des Zeus
[* 1] mit den
Olympiern, die ihm sonst nur in leicht bezähmbarer Art widerstrebten,
erzählt die
Ilias (I, 396 ff.). Seine
Gattin
Hera,
[* 2]
Poseidon
[* 3] und
Athene
[* 4] haben ihn gebunden; da bringt
Thetis
den hundertarmigen
Ägäon vom
Meer hinauf auf den
Olymp, der die aufrührerischen
Gottheiten verscheucht (eine
Symbolik kämpfender
Naturmächte).
In dem
Mythus vom Widerstreben des
Prometheus (s. d.) kämpft nicht materielle
Gewalt gegen materielle
Gewalt, sondern
Intelligenz,
die titanische nämlich, mit der höhern olympischen. Die Verteilung der Weltherrschaft erscheint in der
ältern
Sage in der Form des
Loses, während bei Hesiod (Theog., 881) die
Götter den Zeus
gleich nach dem Titanenkampf freiwillig
zu ihrem Herrscher wählen und zwar auf den
Rat der
Mutter
Erde und darauf Zeus
die Weltämter unter den
Göttern verteilt.
Hera ist bei
Homer und überhaupt im ältern
Epos die einzige Gemahlin des Zeus
, die älteste und mächtigste
der weiblichen
Gottheiten vom Kronidenstamm, die Herrin neben dem
Herrn.
Später unterschied man mehrere
Ehen des Zeus
, unter denen
die mit
Hera keineswegs immer die erste ist. Bei Hesiod (Theog., 886 ff.) ist die erste die
mit der
Metis, der personifizierten
Weisheit; dann folgen die mit
Themis,
Eurynome,
Demeter,
[* 5]
Mnemosyne und
zuletzt erst die mit
Hera. Überhaupt pflegte die
Poesie mit diesen
Verbindungen frei zu verfahren. Zeus
ist das patriarchalische
Haupt des gesamten
Olymp: die ältern
Götter sind beseitigt, die beiden
Brüder
Pluton
[* 6] und
Poseidon erkennen die
Oberhoheit des Herrschers im
Olymp an, die übrigen
Gottheiten sind meist dessen
Kinder.
Ihm zur Seite steht
Hera als Gemahlin, die aber immer ihre
Schranken zu überschreiten sucht. In besonders inniger
Verbindung
erscheint
Athene mit Zeus
, als die aus seinem
Haupt Geborne, gleichsam die hypostasierte, von ihm ausgeschiedene
Metis, sowie
Apollon,
[* 7] des Zeus
liebster Sohn, der
Mund ist, welcher des
Vaters
Satzungen den
Menschen verkündet und mit jener dem
Vater in den
Theomachien
Beistand leistet.
Ares,
[* 8]
Hephästos,
[* 9]
Artemis,
[* 10]
Aphrodite,
[* 11]
Hermes
[* 12] sind
Kinder des Zeus
, Ausflüsse seiner Persönlichkeit.
Ihnen schließen sich in entfernterer
Stellung, gleichsam als minder individualisierte
Wesen und als dienende,
die Hauptgottheiten begleitende
Genien, die übrigen olympischen
Gottheiten an, so
Themis, die
Horen,
[* 13]
Musen,
[* 14]
Chariten,
[* 15]
Mören
[* 16] etc.
Die von der
Poesie mit besonderer Vorliebe verarbeiteten
Mythen von den Liebschaften des Zeus
sind ihrem Ursprung nach meist
landschaftliche
Sagen, in denen Zeus, der Himmelsgott, ein Liebesverhältnis entweder mit andern
Gottheiten
des
Himmels oder des Erdbodens, oder mit
Nymphen der
Landschaft als das zeugende, befruchtende
Prinzip eingeht, oder sie knüpfen
sich an die
Genealogien edler
Geschlechter an,
wie der Äakiden und
Herakliden. Zeus erscheint aber in der Sagendichtung vorzugsweise
als der verliebte Gott, und die
Ilias ist naiv genug, ihn selbst seiner
Hera in einer Schäferstunde ein
ganzes
Register dieser außerehelichen
Neigungen vorerzählen zu lassen (XIV, 315-328). Am meisten besungen sind des Zeus Liebesabenteuer
mit
Io,
Europa,
[* 17]
Danae,
Antiope,
Ägina,
Alkmene,
Kallisto und
Maia.
Obgleich Zeus selbst Vater der Chariten ist, so wird er doch durch deren Gürtel [* 18] leicht bezwungen, und die Sage erzählt sogar, daß die Liebe zur Io ihn, den unversöhnlichen Rächer des Meineides, zu einem falschen Schwur verleitet habe. Wie Zeus speziell der Gründer der Heroengeschlechter ist, so geht auch neben allen andern Sagen von der Entstehung der Menschen durch Hephästos, Prometheus etc. das Bild des Zeus als des eigentlichen Vaters der Menschen nebenher.
Vgl. Welcker, Griechische Götterlehre (Götting. 1857, Bd. 1, S. 129 ff.; Bd. 2, S. 178 ff.).
In den Kunstdarstellungen erscheint kein Gott so häufig wie Zeus, keiner aber auch in so wechselnder Auffassung. Wie sich in Zeus alle Seiten des hellenischen Charakters widerspiegeln, so ist auch der Typus des Gottes bald milder, bald strenger, schlicht und auch wieder imposant gestaltet worden. Der jugendliche Zeus findet sich nur gelegentlich an Orten, welche sich das Heimatsrecht des Gottes beimaßen. Die allermeisten Denkmäler stellen Zeus im vollreifen Mannesalter dar, in blühender Kraft, [* 19] ohne den Zug des Greisenhaften, der bei Poseidon und Hades auftritt und hier leicht erklärlich ist.
Als dem Vater der Götter und Menschen kommt ihm das Thronen vorzugsweise zu und die würdevolle Bekleidung mit dem Mantel, der häufig den Oberkörper, wenigstens die eine Brust, frei läßt. Charakteristisch ist das reich wallende, auf der Stirn sich aufbäumende Haupthaar und ein mäßig gelockter Vollbart, der in der Mitte geteilt ist. Diese Züge, verbunden mit dem Ausdruck ernsten Sinnes und doch auch gütigen Wohlwollens, finden sich am vollendetsten ausgeprägt an der berühmten, in Otricoli gefundenen Kolossalbüste des Vatikans [* 1] (Fig. 1), einem Meisterwerk der nachalexandrinischen Zeit, welches man früher für eine Nachbildung des olympischen Zeus des Pheidias hielt.
Dieses letztere Werk, die größte Leistung der antiken Kunst, war aus Gold [* 20] und Elfenbein gebildet (s. Goldelfenbeinkunst) und mit Emailverzierungen, mit Edelsteinen und Malereien aufs reichste geschmückt. Zeus saß auf einem prächtigen Thron, [* 21] hielt in der Rechten eine dem Beschauer zugewendete, eine Siegesbinde tragende Nike [* 22] und in der Linken das Zepter mit dem Adler. [* 23] Das Haupt war mit einem Kranz von Ölzweigen, dem olympischen Siegespreis, bedeckt. Die Füße ruhten auf einem Sessel. Zahlreicher Figuren- und Reliefschmuck war allenthalben angebracht, selbst die Schranken um das Bild waren mit bedeutungsvollen Gemälden versehen. Das ganze
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1. Zeus, Büste von Otricoli (Rom, [* 24] Vatikan).] [* 25] ¶