Bienen und
Ameisen lassen sich
Belege geben. Die genetische, zu höhern
Formen gelangende Umbildung der Organismen ist außer
durch
Zuchtwahl nur durch die Entwickelungsfähigkeit der organischen Keimanlage zu erklären. Wenn diese den einzelligen
Organismus in einen mehrzelligen verwandeln konnte, so war jede weitere
Stufe der
Organisation gleichfalls durch sie erreichbar.
Wir müssen dem
Keime eine über alle unsre Einsicht und Ausdrucksfähigkeit hinausreichende Verwickeltheit zuschreiben, was
seinen latenten anatomischen und chemischen
Inhalt betrifft. Ein
Wissen von der
Außenwelt aber und
Motive der
Bewegungen, welche
nur durch die äußern
Reize reflektorisch angesponnen werden, kann er so wenig einschließen wie der
Magnet auf
andre
Körper als auf
Eisen
[* 2] einzuwirken vermag. So wenig in dem Rohmaterial zu einer
Maschine
[* 3] etwas von deren Leistung gelegen
ist, welche erst mit ihrer kunstvollen Vollendung und ihrer Beheizung hervortritt, so wenig sind im
Keime der vielzelligen
Tierkörper und auch in dem bezüglich des Zusammenwirkens seiner Teile einen verständlichen
Mechanismus
darstellenden
Gehirn
[* 4] schon
Funktionen wirksam, welche der Vollendung der Mechanismen und ihrer
Auslösung durch
Kraftübertragung
von außen bedürfen.« Den letzten
Vortrag hielt
Stokvis
(Amsterdam)
[* 5] über Kolonialpathologie. Das Wesentliche seines
Vortrags
s.
Akklimatisation.
Unter den verschiedenen
Erklärungen, welche für die Entstehung der großen
Meeresströmungen
[* 6] aufgestellt sind,
haben nur zwei eine größere Bedeutung, die man als die Gravitationstheorie und die Windtheorie bezeichnen
kann. Die Gravitationstheorie führt die allgemeine ozeanische
Zirkulation auf die starke Erwärmung des Meereswassers unter
dem
Äquator zurück, wodurch das leichtere Oberflächenwasser polwärts abfließt und durch eine Rückströmung kalten und
dichten Polarwassers in der Tiefe ersetzt wird; die Windtheorie sieht als einziges
Agens der
Meeresströmungen
die
Passatwinde und die vorherrschenden
Winde
[* 7] an der Meeresfläche an. Wenn nun auch festgestellt ist, daß die
Bewegungen der
Atmosphäre in erster
Linie für die Entstehung der
Meeresströmungen in Betracht kommen, so darf man gleichwohl die Temperaturschwankungen,
Dichteunterschiede,
Verdunstung,
Rotation der
Erde und
Druck der an der Oberfläche lagernden Wassermassen
als sekundäre
Faktoren nicht außer acht lassen.
Die allgemeine
Versetzung der Wassermassen läßt sich oft weniger durch direkte
Beobachtungen nachweisen als durch Temperaturmessungen.
Letztere haben nun ergeben, daß in allen
Meeren, die in der Tiefe frei mit den
Eismeeren in
Verbindung stehen, selbst
unter dem
Äquator, eiskalte Wassermassen lagern, die nur an der Oberfläche von einer verhältnismäßig dünnen
Schicht warmen
Wassers überlagert werden. Das Aufquellen des kalten Tiefenwassers am
Äquator läßt sich unzweideutig durch die
Lage der
Isothermenflächen nachweisen, die von den höhern
Breiten nach den
Tropen aus der Tiefe emporsteigen.
Die chemische
Zusammensetzung des Polarwassers lehrt ferner, daß das ganze
Becken des norwegischen
Meeres
in seiner Tiefe mit salzreichem atlantischen
Wasser von hohem Stickstoffgehalt angefüllt ist. In der
Richtung der
Meridiane
herrscht also eine dreifache
Zirkulation des
Wassers: ein Absteigen in hohen
Breiten, in der Tiefe eine
Bewegung äquatorwärts
und ein Aufsteigen unter dem
Äquator. Auf die vorherrschende Windrichtung ist auch der Austausch des
Wassers in der
Richtung der
Parallelkreise zurückzuführen.
Ein anhaltend gegen das
Ufer wehender
Wind bewirkt hier
eine Aufstauung des
Wassers; der
Druck, der hierdurch in der Tiefe an der
Luvküste erzeugt wird, veranlaßt einen Unterstrom am Meeresboden in einer dem
Winde entgegengesetzten
Richtung. So wird eine vertikale
Zirkulation eingeleitet mit einer absteigenden
Bewegung des
Wassers an den Luvküsten und einer
aufsteigenden an den Leeküsten. Entschiedene Leeküsten sind in der Passatzone die Westküsten der
Kontinente, die Ostküsten
dagegen Luvküsten. Im nordatlantischen
Ozean trifft man an der
Küste vonMarokko,
[* 8] der
Sahara und von
Senegambien
bis zum
Kap Verde kaltes Küstenwasser, im südlichen
Atlantic erstreckt sich eine
Zone kalten Küstenwassers vom
Kap bis zur
Congomündung.
Dieselbe
Erscheinung wiederholt sich an der Westküste von
Nordamerika
[* 9] vom
KapSan Lucas bis
San Francisco und an der Westküste
von
Südamerika
[* 10] vom
KapBlanco bis über
Valparaiso
[* 11] hinaus. Diese Kaltwassergebiete verdanken ihre Entstehung
den
Passaten, die das Oberflächenwasser der
Ozeane westwärts drängen; der
Überdruck, der an den Luvküsten entsteht, veranlaßt
eine
Kompensation an den Leeküsten durch Emporsteigen kalten
Wassers aus der Tiefe. Entsprechend diesen Verhältnissen, liegen
im
Westen der tropischen
Ozeane die Isothermenflächen viel tiefer als in der Osthälfte.
In den Gebieten, welche außerhalb der Passatzone liegen, muß nun infolge der vorherrschenden
Westwinde eine
Zirkulation in
entgegengesetzter
Richtung stattfinden. Für den nordatlantischen
Ozean ist dieselbe nachgewiesen. Die
Isothermen senken sich
gegen
Osten; die »kalte
Mauer«, jenes Kaltwassergebiet, das die amerikanische
Küste von dem warmen
Wasser
des
Golfstroms trennt, rührt nur zum Teil von dem Labradorstrom her, zum Teil ist der Auftrieb
[* 12] an der Leeküste die
Ursache.
Diese beiden großen Zirkulationssysteme stehen miteinander in einem Austauschverhältnis. Nur zum kleinen Teil sinken die
Wassermassen des
Äquatorialstromes an der Luvküste zur Tiefe, die größte
Masse biegt an den
Antillen
um und lenkt als
Golfstrom in den Oberflächenstrom der nördlichen
Zirkulation ein. Von diesem letztern zweigt sich wieder
ein
Arm an der spanisch-afrikanischen
Küste südwärts zum
Äquatorialstrom ab. Dieses ganze
System verdankt seine Entstehung
der allgemeinen atmosphärischen
Zirkulation, welche durch den Temperaturunterschied zwischen
Pol undÄquator einerseits,Kontinent
und
Ozean anderseits bedingt ist.
Von den Strömungen ist nun die Verteilung der Oberflächentemperatur der
Ozeane abhängig.
In denTropen, wo die Strömungen
von O. nach W. setzen, verbreitert sich das Gebiet tropisch warmen
Wassers (über 24°) ganz außerordentlich nach W. Entsprechend
den in gemäßigten
Breiten herrschenden östlichen Strömungen, finden sich die Ansammlungen von
Wasser
mit
Temperaturen von 12-20° an den Ostseiten der
Ozeane. Es beträgt die
Breite
[* 13] der
Fläche mit einer Oberflächentemperatur
von 12-24° im
DieFolge hiervon ist, daß die Wasserflächen mit einer
Temperatur über 12° sehr viel breiter in den
Osthälften sind als in den Westhälften. Wie ausgedehnt die
Flächen warmen
Wassers sind, zeigt folgende
Tabelle: Es beträgt
in
Prozenten der bezüglichen Meeresfläche das
Areal der Nordhemisphäre (NH.), bez. der Südhemisphäre (SH.) mit einer
Oberflächentemperatur
¶
Zwei Fünftel der gesamten Meeresoberfläche sind im Jahresdurchschnitt tropisch und mehr als die Hälfte
über 20° erwärmt. Zugleich lassen die Zahlen erkennen, in wie hohem Maße die nördliche Halbkugel in Bezug auf die ozeanische
Wärmeverteilung begünstigt ist. Die Flächen hoher Temperatur verschieben sich mit dem Sonnenstand, so daß im Sommer der
Nordhemisphäre der größere Teil der erstern nördlich, im Winter aber südlich vom Äquator liegt. Im
Jahresmittel tritt die thermische Begünstigung der nördlichen Halbkugel deutlich hervor, wie folgende Tabelle zeigt, welche
angibt, wieviel Prozent der gesamten über 24°, bez. über 20° erwärmten Meeresfläche
der nördlichen und wieviel der südlichen Hemisphäre zukommt.
über 24°
über 20°
Febr.
Aug.
Jahr
Febr.
Aug.
Jahr
NH.
42
68
55
43
59
51
SH.
58
32
45
57
41
49
Der größere Teil der tropisch warmen Meeresfläche gehört der Nordhemisphäre an.