wurden. Hierbei sonderte sich der Saft der
Tiere ab, deren eingeschrumpfte Fleischteile dann mit einem
Siebe aus der Farbenbrühe
herausgeholt wurden.
In den heißen Saft wurden die zu färbenden
Fasern eingetaucht, herausgehoben und an der
Sonne
[* 2] getrocknet,
wobei sich die
Farbe (durch
Oxydation an der
Luft) entwickelte. Der Saft selbst erschien bald blau, bald
gelb, bald rot, d. h. er schimmerte an der Oberfläche wie eine
Indigküpe in verschiedenen
Farben. Der blaue lichtbeständige
Farbstoff der
Purpurschnecken, welcher den Purpurgewändern ihren hauptsächlichsten Wert gab, scheint unserm
Indigo
[* 3] sehr ähnlich,
vielleicht mit demselben identisch gewesen zu sein. A. und G. de
Negri gewannen aus italienischen
Purpurschnecken
einen
Farbstoff, den sie von
Indigo nicht unterscheiden konnten, und der Chemiker Bizio fand in einem Gewandstück des heil.
Ambrosius, in dessen
Tagen alle liturgischen Gewänder vorschriftsmäßig mit
Purpur gefärbt wurden, unzweifelhaft
Indigo.
Der vergänglichere rote Buccinum-Farbstoff, mit welchem man die Grundfarbe ins
Violette zog, war längst
ausgeblaßt, während der echte
Indigo die
Reihe der seitdem verflossenen
Jahrhunderte unzersetzt überstanden hatte. Die Spärlichkeit
des aus den
Schnecken
[* 4] gewonnenen
Farbstoffes und das
Geheimnis der Erzielung besonders schöner
Nüancen erklärt die ungeheuern
Preise, die man ehemals für die den obersten
Ständen, zeitweise den Herrschern allein erlaubten Purpurstoffe zahlte. Ein
Pfund echt tyrischer Purpurwolle wurde in
Rom
[* 5] zeitweise mit 1000
Denaren
(ca. 300 Mk.), ein
Pfund tyrischer Purpurseide in den
TagenDiokletians mit 15,000
Denaren
(ca. 4500 Mk.) bezahlt.
Anilinfarbstoffe wirken auf
Bakterien in der Art, daß sie dieselben töten oder doch
ihre
Entwickelung hemmen. Hiervon hat
Stilling für chirurgische
ZweckeGebrauch gemacht, indem er zwei Anilinfarbstoffe, einen
blauen und einen gelben, unter dem
Namen Pyoktanin zur Behandlung von
Wunden benutzte. Diese
Präparate halten nicht nur die schädlichen
Wirkungen krankheiterregenderStoffe fern, sondern vermögen auch, was bisher so gut wie unmöglich war,
schon bestehende
Entzündungen, vor allem aber
Wund- und Geschwürseiterungen, zu heilen. Das Pyoktanin ist gänzlich ungiftig und
geruchlos, das starke Färbevermögen erleichtert die
Kontrolle der Applikationsstelle. Dem
Sublimat zeigt sich das Pyoktanin in Bezug
auf seine bakterientötende
Wirkung am lebenden
Organismus weit überlegen. Das blaue
Präparat wird hauptsächlich
für chirurgische, das gelbe für augenärztliche
Zwecke angewandt.
Vgl.
Stilling, Anilinfarbstoffe als Antiseptika und ihre
Anwendung (Stuttg. 1890).
künstlicher
Stein aus
Thon, den Kristoffowitsch in
Petersburg
[* 7] in der
Weise herstellt, daß er leicht schmelzbaren
Thon brennt, pulvert, mit rohem, schwer schmelzbarem mischt, bei mäßiger Anfeuchtung mit Wasserdampf
unter hohem
Druck in
Formen preßt und brennt. Der Pyrogranit hat steinartiges Ansehen, ist wie
Granit politurfähig, wird auch durch
Mischen farbig gebrannter
Thone gemustert hergestellt und ist dann dem
Stuckmarmor ähnlich, aber natürlich viel haltbarer
als dieser. Die
Festigkeit
[* 8] des Pyrogranits ist eine sehr bedeutende. Er ist etwa um 0,25
teurer als gute Verblender und eignet sich vortrefflich zur Bekleidung von
Wänden, auch als
Pflaster.
Maschinen,Motoren, welche sich darauf gründen, daß die Permeabilität des
Eisens und andrer
Substanzen,
d. h. die
Leitungsfähigkeit derselben für die magnetischen Kraftlinien, mit steigender
Temperatur abnimmt.
Die Permeabilität des
Eisens bleibt zwischen 0 und 330° unverändert, erleidet aber bei höhern
Temperaturen eine beträchtliche
Verminderung. Bei
Nickel wächst die Gesamtmagnetisierung zunächst bis etwa 200°, wird dann geringer und verschwindet bei
340°. Wird um einen weichen Eisenstab eine Drahtspirale geführt und befindet sich das
System in einem
magnetischen
Felde, so verändert sich beim Erwärmen des
Eisens die Zahl der durch das
Eisen
[* 9] gehenden Kraftlinien und in der
Drahtspirale wird ein
elektrischer Strom induziert; bei Abkühlung entsteht ein
Strom von entgegengesetzter
Richtung.
Schwedoff konstruierte 1886 einen pyromagnetischen
Motor, bei welchem einem Eisenring, der um eine durch
seinen
Mittelpunkt gehende vertikale
Achse drehbar war, von der Seite ein Magnetpol genähert ward. Wurde die eine Ringhälfte
erwärmt, so begann der
Ring zu rotieren, da die jeweilig erwärmten Teile desselben durch den Magnetpol nicht beeinflußt
werden, während die kältern Teile des
Ringes magnetisiert und angezogen werden. Die praktische Schwierigkeit
liegt hier darin, das
Eisen schnell genug auf Rotglut zu erhitzen.
Nickel würde sich nach den obigen Angaben vorteilhafter erweisen. Bei
Edisons 1887 konstruiertem
Motor wird ein liegender
Elektromagnet
durch eine besondere Stromquelle erregt. In seinem magnetischen
Felde ist um eine vertikale
Achse eine
Armatur drehbar, welche
aus einem
System dünnwandiger Eisenröhren besteht. Diese
Röhren
[* 10] sind
oben und unten durch Blechscheiben verbunden. Das
System
ist über einem
Ofen angebracht, so daß die aufsteigenden Feuerungsgase die
Röhren bis zur Rotglut erhitzen.
Die zur
Verbrennung des Feuerungsmaterials erforderliche
Luft steigt in der Mitte der
Armatur durch ein
Rohr nieder.
Um nun die eine Hälfte des Röhrensystems zu erhitzen, die andre abzukühlen, ist ein
Schirm nahezu diametral durch den Röhrenkörper
gestellt. Infolge dieser nicht vollkommen symmetrischen
Stellung des
Schirms entsteht eine Drehung, da die kühlern Eisenmassen
stärker von dem ihnen zunächst gelegenen Magnetpol angezogen werden als die wärmern von dem entgegengesetzten
Pole.
Ein
Motor dieser Art, der mit zwei Bunsenschen
Brennern geheizt wurde, lieferte eine Arbeitsleistung von 1,67Meterkilogramm
in der
Sekunde. Da die Erwärmung und Abkühlung der Eisenkerne langsamer erfolgt als die Magnetisierung und Entmagnetisierung
bei den Dynamomaschinen, so ist die in der
Zeiteinheit zu erzielende Zahl derUmdrehungen der
Armatur eine
beschränktere. Wie jeder elektrische
Motor, ist auch die pyromagnetische
Maschine
[* 11] reversibel, durch geeignete
Anordnung der
einzelnen
Organe kann aus dem
Motor ein Stromerzeuger gemacht werden. Solche thermomagnetische Stromgeneratoren würden bei
gleicher Leistung viel schwerer ausfallen als Dynamomaschinen; eine vierpferdige pyromagnetische
Maschine würde ein
Gewicht
von 2-3Ton. erreichen.
Haben diese
Maschinen zunächst auch noch keinen praktischen Wert, so ist doch der
denselben zu
Grunde liegende
Gedanke originell und birgt vielleicht
Keime weiterer
Entwickelung.