mehr
vorgenommenen
Volkszählung in dem bisherigen Gemeindegebiet von Wien
,
[* 2] mit Einschluß des
Militärs, 831,472 (1880: 725,459)
und in dem nunmehrigen
Groß-Wiener Gemeindegebiet 1,364,548 (1880: 1,111,379) Einw. (darunter 22,651 aktives
Militär). Nach
der Umgangssprache waren von der nach
Österreich
[* 3] zuständigen
Bevölkerung
[* 4]
Wiens 1,146,568 Deutsche,
[* 5] 63,834
Tschechen und
Slowaken, 2006
Polen
und 1955
Angehörige andrer
Nationalitäten. Der künftige
Gemeinderat zählt nach dem neuen Gemeindestatut 138 auf 6 Jahre
gewählte Mitglieder, welche den
Bürgermeister, zwei Vizebürgermeister und 22 Mitglieder des
Stadtrats auf 6 Jahre wählen.
Gegen die Krëierung des letztern Organs, welches bestimmt ist, den Gemeinderat von einer Reihe minder wichtiger Verhandlungsgegenstände zu entlasten, hat sich freilich eine heftige Opposition seitens der Antisemitenpartei erhoben, welche in diesem neuen Organ eine Schädigung der Gemeindeautonomie erblickt. Nach einem gleichzeitig vorgelegten Baugesetz wird der Gemeinderat gewisse Gebiete festzustellen haben, in denen nur Villen mit Vorgärten errichtet werden dürfen, um den landschaftlich schönsten und wegen der nahen Waldungen gesündesten Teil des erweiterten Gemeindegebiets dem Bau von solchen Familienhäusern zu reservieren und sowohl Zinskasernen als Industrieetablissements hiervon fernzuhalten.
Von
Wiener Neubauten ist
insbesondere die von König ausgeführte
Börse für landwirtschaftliche
Produkte in der
Leopoldstadt,
mit großem Börsensaal, zu erwähnen. Auf der Ringstraße,
vor der Mölkerbastei, wurde das
von Silbernagl entworfene Denkmal Liebenbergs, des um Wien
während der Belagerung durch die
Türken 1683 verdienten
Bürgermeisters,
enthüllt. Von den beiden neuen Hofmuseen wurde das naturhistorische im
August 1889 eröffnet. Das prächtige Treppenhaus
ist mit dem riesigen Deckengemälde
Canons: der
Kreislauf
[* 6] der
Lebens, geschmückt.
Das
Museum umfaßt die mineralogische, geologische, prähistorische, ethnographische, zoologische und
botanische Sammlung. Im kunsthistorischen
Museum ist Ende 1889 die reichhaltige Hofwaffensammlung eröffnet worden, wogegen
die übrigen Abteilungen (Antikensammlung,
Gemäldegalerie) erst im J. 1891 zugänglich gemacht werden sollen. Die Bauthätigkeit
in Wien
umfaßte in den
Jahren 1888 und 1889: 287, bez. 294 Neubauten und 378, bez. 332 Um-
und Anbauten. Gleichzeitig wurden in den
Vororten 284, resp. 261 Neubauten und 325, resp. 332
An- u. Umbauten ausgeführt.
- Mit wenigen Ausnahmen ist in allen Verbrauchsartikeln eine
Steigerung gegenüber den Vorjahren eingetreten. In Bezug auf
die Fleischversorgung ist der
Transport frischen
Fleisches aus
Galizien hervorzuheben. Zum
Export nach
Frankreich
wur-
[* 1] ^[Abb.: Plan von Groß-Wien, nach Einverleibung der Bezirke XI bis XIX (20. Dezember 1890).] ¶
mehr
den im J. 1889 im städtischen Schlachthaus 140,253 Schafe [* 8] geschlachtet (1888: 68,679). Der Auftrieb [* 9] von Rindvieh auf den Wiener Viehmarkt belief sich auf 265,641 Stück. Im J. 1889 wurden die wichtigern Verbrauchsartikel in folgenden Mengen eingeführt:
Rindvieh | 78477 Stück | Obst | 188273 metr. Ztr. |
Kälber | 149162 - | Brot | 190789 |
Schafe | 73354 - | Reis | 23435 |
Schweine | 186617 - | Eier | 95890544 Stück |
Fleisch etc. | 189598 metr. Ztr. | Käse | 16255 metr. Ztr. |
Geflügel | 2 266 645 Stück | ||
Wildbret | 180261 - | Butter u. Speisefett | 29971 |
Federwild | 170568 - | Brennholz | 317591 Kubikm. |
Hafer | 344806 metr. Ztr. | Holzkohle | 35127 metr. Ztr. |
Heu, Stroh | 394030 | Steinkohle | 7268579 |
Gemüse | 70298 | Wein, Most | 383328 Hektol. |
Bier | 825697 - | ||
Mehl, Gries Kartoffeln | 544394 | Branntw. | 62855 |
Das Gemeindebudget wurde für 1891 in den Einnahmen mit 9,751,760 Guld., in den Ausgaben mit 21,303,510 Guld. veranschlagt, woraus
sich ein Nettoerfordernis von 11,551,750 Guld. ergibt. Zur Deckung desselben werden sämtliche Steuerzuschläge
und die Umlagen auf den Mietszins in bisheriger Höhe belassen. Bei den Gemeinderatswahlen in den Jahren 1890 und 1891 haben
die Antisemiten bemerkenswerte Erfolge, namentlich im dritten Wahlkörper, errungen. Ebenso gelang es ihnen, bei den Landtags-
und Reichsratswahlen 1890 und 1891 mit ihren Kandidaten in der Mehrzahl der Bezirke Wiens durchzudringen.
Vgl. »Groß-Wien.
Skizze seines Entstehens und Beschreibung seiner neuen Grenzen«
[* 10] (Wien
1891).