und der Kristallform ganz anders beschaffen und erreichen auch die orientalischen
Rubine weder im Feuer und der Sättigung
der Farbe, noch in der Härte und Schwere. Diese Steine heißen Rubinspinelle und wenn sie blaß gefärbt sind Balasrubine.
Die Färbungen dieser letztern sind blaßrot bis gelblichrot. Sie sind nicht so selten wie die erstern,
aber keineswegs gemein und werden, wenn rein und tadelfrei, auch gut bezahlt, im allgemeinen aber doch geringer als die rubinähnlichen.
Unter Almandinspinellen begreift man allerlei bläuliche, violette, rötlichbraune und sonst dunkelfarbige Sorten geringern
Wertes. Die edlen Spinelle kommen aus fernen Ländern und werden in Ost- und Hinterindien, auf Ceylon,
in der Tatarei, einzeln und selten im Schuttland und im Sande von Flüssen und Bächen gefunden. Steine von drei Karat und
höher sind selten und teuer und erlangen in guten Exemplaren Diamantpreise. Geringere Varietäten sind häufiger und finden
sich in Böhmen und Siebenbürgen, in Schweden (blaue), in Australien, in Südamerika. Die dunkelgrünen
und schwärzlichblauen Varietäten führen den besondern Namen Pleonast, eine grasgrüne Varietät heißt Chlorospinell,
eine schwarze aus den Pyrenäen Picotit. - Zoll: s.
Edelsteine.
(Geist,Sprit, frz. esprit, engl. spirit). Unter
diesem Worte ohne nähere Bezeichnung wird bekanntlich der Weingeist oder
Alkohol verstanden, der unter „Branntwein“
abgehandelt ist. In frühern Zeiten wurden eine Menge Flüssigkeiten, die mit dem Weingeist gar nichts gemein haben, mit
diesem Namen belegt und durch einen Zusatz näher bestimmt. Die meisten und gebräuchlichen Präparate dieser Art jedoch
enthalten Weingeist und sind Destillate von Weingeist über Pflanzenstoffe und man hat hiervon Angelika-,Anis-,
Kümmel-,
Löffelkraut-, Wachholder-, Lavendel-, Melissen-, Rosmaringeist oder -S. etc. Der Ameisenspiritus
(Sp.
formicarum) entsteht in gleicher Weise durch Destillation von Weingeist über lebenden Ameisen.
Senfspiritus (Sp.
Sinapis) ist eine Auflösung von ätherischem
Senföl in Weingeist. Auch bei andern Arten von Pflanzenspiritus handelt es
sich immer nur um die betreffenden ätherischen Pflanzenöle, und es können dieselben daher statt der
Destillation von Pflanzenteilen kürzer durch Vermischen des Weingeistes mit den käuflichen
Ölen hergestellt werden. Kampferspiritus
(Sp.
camphoratus) und Seifenspiritus (Sp.
saponatus) sind bloße Auflösungen von
Kampfer, resp.
Seife, in Weingeist.
Verschiedene hierher gehörige Flüssigkeiten sind ätherhaltig, so Sp.
acetico-aethereus, Essigätherweingeist; Sp.
muriatico-aethereus,
Salzäthergeist(versüßter Salzgeist); Sp.
nitrico-aethereus, Salpeteräthergeist (versüßter Salpetergeist). Sp.
sulphurico-aethereus ist ein Gemisch von 1 Tl.
Äther mit 3 Tln.
Alkohol (Hoffmann'sche Tropfen). Spiritus vini, Weingeist,
ist die stehen gebliebene alte Firma, unter welcher jetzt der reine Kartoffelsprit zu finden ist. Ferner wurden früher als
S. bezeichnet: Sp.
fumans Beguini ist
Schwefelammonium;
Sp.
cornu cervi ist Hirschhorngeist, eine
Lösung von unreinem, brenzlichem, kohlensaurem
Ammoniak. - Zoll: S. ohne Beimischung
(Alkohol, Weingeist), ebenso Destillate von Weingeist über Pflanzen zum Genuß Nr. 25 b
des Tarifs.
Präparate und Destillate zum Medizinalgebrauch, z. B. Ameisen-, Lavendel-,
Löffelkraut-, sowie
Kampfer-,
Seifen- etc. S., ferner ätherhaltige Präparate Nr. 5 a
des Tarifs.
sind zarte Gewebe oder Geflechte, welche auf einem durchsichtigen Grunde Muster aus dichter liegenden Fäden
haben. Sie bilden einen zierlichen, stets beliebten, Schmuck der weiblichen Kleidung und eine eigene Warengattung, welche
von einfachem bis zu den kunstreichsten und sehr teuren Arbeiten geht. Wann und wo die Herstellung von
S. ihren Anfang genommen, ist nicht zu sagen; wahrscheinlich hatte man schon im Altertum Ähnliches. Jedenfalls ist das Verfertigen
derselben reine Nadelarbeit,
Stickerei, gewesen, was es zum Teil noch jetzt ist.
Dann kam das hiervon ganz verschiedne Klöppeln hinzu, dessen Ursprung auch nicht klar ist. In Sachsen
hielt man die Frau Barbara Uttmann, welche vor etwa 300 Jahren das Klöppeln im Erzgebirge einführte, lange Zeit auch für
die Erfinderin; es ist aber erwiesen, daß zu jener Zeit in den Niederlanden bereits geklöppelt wurde. Allerdings unterscheiden
sich die sächsischen Vorrichtungen hierzu etwas von den niederländischen und es könnte hiernach vielleicht
angenommen werden, daß die Erfindung doppelt gemacht worden sei. In neurer Zeit hat nun auch die Maschinenarbeit in diesen
Zweig mehr und mehr eingegriffen und macht den fleißigen Händen der Klöpplerinnen und Näherinnen so große Konkurrenz,
daß dieser Erwerbszweig ein sehr kümmerlicher geworden ist und immermehr beschränkt zu werden scheint.
Wenigstens drei Viertel aller jetzt marktgängigen Ware ist wohlfeile Maschinenarbeit. Obwohl die
Maschinen nicht in allen
Stücken die Handarbeit ersetzen können und die Handspitzen immer noch von Kennern als die allein „echten“ geschätzt
werden, so wird auf
Maschinen doch auch sehr schöne, reich und kompliziert verzierte Ware hergestellt
und zwar in bedeutenden Größen, als Vorhänge, Kleiderstoffe u. dgl. -
In den als das Mutterland der Spitzenindustrie anzusehenden Niederlanden, dem heutigen Belgien und den angrenzenden französischen
Distrikten mit flandrischer Bevölkerung, sind seit lange die feinsten und zartesten Spitzen gefertigt
worden und werden gewöhnlich als Brabanter oder Brüsseler bezeichnet. Es wird dort mehr genäht als geklöppelt. Die hohe
Qualität der dortigen Ware beruht außer auf der angeerbten Geschicklichkeit auch auf der Feinheit des dazu verwendeten
Zwirnes, die wieder eine Folge der Geschicklichkeit der dortigen Spinnerinnen und der Güte des belgischen
Flachses ist. Es werden dort sehr häufig noch alte, aus dem vorigen Jahrhundert stammende Muster wiederholt und es haben
sich fast in jeder Stadt seit lange gewisse Eigentümlichkeiten herausgebildet, an welchen der Kenner leicht Brüsseler,
Valencienner, Mechelner und andre S. unterscheidet, wenn auch damit der Ort der Herkunft nicht festgestellt
¶
mehr
ist, denn die Points de Bruxelles, de Valenciennes etc. werden anderwärts auch gemacht. In
England hat sich die aus den Niederlanden eingeführte Spitzenklöppelei und -Näherei besonders in dem Flecken Honiton unweit
Exeter in Devonshire erhalten und fortgebildet; es werden von dort die Ausstellungen mit schönen großen Arbeiten beschickt.
Die genähte Ware wird dort immer auf Maschinengrund ausgeführt. Für die Fabrikation der eigentlichen
Maschinenspitzen ist Nottingham nebst Umgegend der Hauptsitz, von welchem die Ware massenweise und zu unglaublich wohlfeilen
Preisen an den Markt kommt. In Frankreich ist jetzt ebenfalls die maschinenmäßige Spitzenwirkerei in Ausübung, vorzüglich
auf schwarze Blonden. - Je nach dem Material, woraus S. hergestellt werden, unterscheiden sie sich in
seidene, die speziell Blonden heißen und in Weiß und Schwarz vorkommen, leinene, woraus alle echten bestehen, baumwollene,
durchgängig Maschinenspitzen, und wollene (Mohairspitzen), erst in neurer Zeit aufgekommen und mehr ein der Mode unterworfener
Artikel.
Nach der Herstellungsweise kann man unterscheiden: Handspitzen (vrai dentelle), geklöppelte (frz.
dentelle au fureau; engl. pillow-lace, bone-lace) und genähte (frz.
dentelle à l'aiguille, point; engl. needle work, point-lace). Bei den letzteren wird, wenn reine
Handarbeit, auch der Grund, das Netzwerk, von besondern Arbeiterinnen angelegt und dann mit der Nadel ausgeführt. Weit gewöhnlicher
aber ist das Nähen in Maschinengrund. Zu den Handspitzen gehören auch die Blonden und die Häkelspitzen,
die mit krummer Nadel gearbeitet werden.
Applizierte S. sind solche, bei denen das Muster besonders geklöppelt und dann auf feinem Maschinengrund aufgenäht wird.
Tambourierte S. sind solche, bei denen der Grund und zum Teil auch das Muster auf der Maschine erzeugt;
die Ergänzung durch die Hand besorgt wird, endlich reine Maschinenspitzen (dentelle Imitation). Das Klöppeln verrichten
meist Frauen, welche für schwierigere Sachen einer ungemeinen Einübung bedürfen; die Schwierigkeit wächst mit der Zahl
der zu handhabenden Klöppel, die bis zu 50 und mehr Paaren ansteigen kann; einfachere Arbeiten werden
wohl auch von Kindern und alten Leuten, die sich in freien Stunden mit an den Klöppelsack setzen, ausgeführt.
Dieser besteht in Sachsen aus einer gepolsterten Walze, welche drehbar in einem Gestelle liegt. Um sie ist der Klöppelbrief
geschlungen, ein rund herum gehender Streifen Papier, in welchem von einem besondern Industriellen, dem
Briefstecher, das Muster in Nadelstichen vorgezeichnet ist. Die Klöppel sind Holzstäbchen, auf welche der zu verarbeitende
Zwirn aufgewickelt und durch eine übergeschobene Hülle geschützt ist. Die Enden dieser Fäden sind für den Anfang
oberhalb des Musters befestigt und auf der ersten Partie desselben alle Löcher des Papieres mit Nadeln
besteckt. In diese Nadeln werden nun die Fäden durch Hin- und Herwerfen der Klöppel eingeflochten und dadurch die Spitzen
mit ihren Augen und Mustern erzeugt. In dem Maße wie die Arbeit fortschreitet werden aus der fertigen Partie
die Nadeln ausgezogen
und in die noch offnen Löcher des Klöppelbriefes gesteckt.
Der Klöppelsack wird nach Bedürfnis gedreht, und wenn die fertige Partie abgehangen ist und frei herabhängt,
kann die Arbeit auf derselben Patrone beliebig oft rund herum fortgehen, wenn nämlich die Arbeit eine Meterware ist. Bekanntlich
kommen aber im Spitzenfach nicht nur solche schmälere und breitere Besatzspitzen, sondern auch Kragen, Fanchons, Barben,
Schleier, Taschentücher, Shawls, Vorhänge und ganze Kleider vor. In Belgien und Frankreich hat das Klöppelkissen die Form
eines flachen leicht gewölbten Pultes; die Klöppel liegen auf diesem selbst auf, während sie am deutschen Kissen frei
herabhängen. - In der Schweiz wird das Spitzenklöppeln besonders betrieben in den Kantonen Bern,
Turgau, Waadt
und Neuenburg;
in
Deutschland hat die Industrie ihren Sitz im sächsischen Erzgebirge und östlichen Voigtlande wie in den benachbarten böhmischen
Distrikten.
Schneeberg, Annaberg, Schwarzenberg, Eibenstock, Neustädtl, Schönheida, Bärenwalde bezeichnen die Gegenden, wo diese Hausarbeit
besonders getrieben wird; sie sind die Sitze des Spitzenhandels in die Ferne. Zwischen den dortigen Kaufleuten
und den Klöpplerinnen stehen die sog. Verleger und Verlegerinnen, die in jeder Ortschaft zu
finden sind. Sie sammeln die fertigen Arbeiten und bringen sie nach den Städten in die Handlungen; diese suchen sich aus,
was ihnen passend erscheint, denn wenigstens von den Ellenspitzen wird ein großer Teil nicht vorher
bestellt. Die Kaufleute haben sog. Stickerinnen, welche die verschieden langen Streifen auf
Stücke von bestimmter Ellenzahl zusammennähen. Es geschieht dies mit einer so feinen Naht, daß sie selbst ein Sachkenner
schwer entdeckt. Die Ware erhält gewöhnlich noch eine Appretur, wird dann auf Pappen oder Rähmchen geschlagen, mit eleganten
Unterlagen versehen und so versandt. - Die sächsische, ehemals sehr blühende, Spitzenindustrie hat
viel mehr durch die Maschinenarbeit gelitten als die belgisch-französische, weil sie im allgemeinen einfache Erzeugnisse
lieferte, welche auf den Maschinen am ehesten nachgemacht werden konnten und man den falschen Weg einschlug, der Konkurrenz
durch Herabsetzung der Preise begegnen zu wollen. Es ist sehr oft darauf hingewiesen worden, daß der
Industriezweig durch Weiterbildung, durch Verfeinerung der Produkte wieder gehoben werden müsse und die sächsische Regierung
unterhält in diesem Sinne im Gebirge 24 Klöppelschulen, die jedenfalls nicht ohne Nutzen sind. Es werden auch sehr feine
Sachen gemacht, daneben aber auch so einfache und wohlfeile, daß die Arbeit nur einen Hungerlohn abwirft.
Freilich muß der Kaufmann solche Sorten arbeiten lassen, die eben gangbar sind, und hierin tritt nicht selten Wechsel ein.
Manchmal ist Nachfrage nach einer Sorte, für welche es an Arbeiterinnen fehlt und solche nicht so leicht heranzubilden sind.
Die einfachsten und geringst lohnenden Sorten bilden die wollenen Mohairspitzen, die sog.
Wollborten, die Flechtspitzen und die Bettspitzen. Große
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