gibt zu wenig Ausbeute, wird daher bei der Fabrikation nicht verwendet. Früher wurde zuweilen anstatt der Säure zur Umwandlung
der
Stärke in
ZuckerMalz verwendet, von dem eine verhältnismäßig kleine Menge genügt, um eine große Menge
Stärke zu verzuckern;
jetzt benutzt man jedoch wohl ausschließlich
Schwefelsäure zu diesem Zweck. Übrigens erhält man bei
Anwendung von
Malz auch keine Glukose, sondern eine, dieser sehr ähnliche, früher nicht bekannte Zuckerart, die Maltose.
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Behufs Fabrikation des S. kocht man Kartoffelstärkemehl mit Wasser und etwa 2%
Schwefelsäure in hölzernen Bottichen mittels
Dampf so lange, bis alles Stärkemehl umgewandelt und die Flüssigkeit klar geworden ist. Durch die Säure
wird anfangs neben
Zucker auch stets
Dextrin gebildet, welches durch weiteres Kochen ebenfalls in
Zucker übergeführt wird.
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Sobald eine Probe der Flüssigkeit Jodlösung nicht mehr blau färbt, ist alle
Stärke umgewandelt: so lange noch
Dextrin vorhanden
ist, wird eine Probe durch Jodlösung rot gefärbt, während in dextrinfreier Traubenzuckerlösung mit
Jodlösung keine Färbung mehr entsteht. Gewöhnlich setzt man aber das Kochen nicht so lange fort, sodaß sowohl der S.,
als auch der S.sirup des Handels noch variable Mengen von
Dextrin enthalten. Die gekochte Flüssigkeit wird, um die
Schwefelsäure
wieder zu entfernen, mit
Kalk oder
Kreide neutralisiert; hierbei entsteht schwefelsaurer
Kalk
(Gips), der
zu
Boden fällt. Nach mehrstündiger Ruhe zieht man die Flüssigkeit von diesem Bodensatze ab, klärt sie mit Blutalbumin
und entfärbt sie mit Knochenkohle.
Hierauf wird die Flüssigkeit verdampft, bis sie ein spezif. Gewicht von 1,26 zeigt; beim Erkalten und längerem Stehen scheidet
sich dann noch ein anderweitiger Teil
Gips ab, der in der Flüssigkeit im gelösten Zustande enthalten
war. Nach Absonderung dieses
Gipses wird weiter eingedampft, bis die Flüssigkeit nach dem Erkalten erstarrt und eine feste
Masse bildet. Dies Erstarren geschieht gleich in den länglich viereckigen Holzkisten von circa 50 kg Inhalt, in welchen
dieser
Zucker zur Versendung kommt.
Will man auf Stärkesirup arbeiten, so dampft man selbstverständlich nicht so weit ein, sondern nur bis zur Sirupkonsistenz.
In größern Fabriken geschieht das Eindampfen jetzt in Vakuumapparaten und die Umwandlung der
Stärke in
Zucker in geschlossenen
eisernen Apparaten bei einem Dampfdruck von sechs Atmosphären. Unter diesen Umständen geht die Zuckerbildung
wesentlich schneller und vollständiger vor sich. -
Der S. des Handels bildet eine nicht kristallinische, feste, gelblichweiße Masse, beim Zerschlagen muschligen Bruch zeigend;
an feuchter Luft zieht dieser
Zucker leicht Feuchtigkeit an und wird dadurch schmierig; er hat einen etwas weniger süßen
Geschmack als der gewöhnliche
Zucker. Man kann den S. auch in kristallinischer Form darstellen, doch
kommt er für gewöhnlich so nicht in den Handel. Ganz reiner S. besitzt, je nachdem er aus Wasser, verdünntem oder absolutem
Alkohol kristallisiert wurde, ein verschiednes Aussehen.
Aus Wasser kristallisiert dieser
Zucker meist in blumenkohlähnlichen oder warzigen
Kristallaggregaten
von 1,386 spezif. Gewicht: aus verdünntem
Alkohol erhält man ihn aber in durchsichtigen, tafelförmigen Kristallen;
beide
Arten enthalten verschiedne Mengen Kristallwasser.
Wasserfreie Kristalle, jedoch von mikroskopischer Kleinheit, erhält man
durch Auskristallisieren aus einer Lösung in absolutem
Alkohol. Diese Kristalle schmelzen bei 146° C. zu einer farblosen,
durchsichtigen Masse, während die wasserhaltigen Kristalle schon zwischen 90 und 100° C. schmelzen,
bei fortgesetztem Erhitzen aber alles Wasser verlieren.
In Wasser ist der S. sehr leicht löslich, in
Äther ist er unlöslich; an
Alkohol von 0,837 braucht der S. bei 17½° C. 50 Teile
zur Lösung. Der S. ist direkt gärungsfähig; bei Gegenwart von
Alkalien oder
Kalk und sickstoffreichen
^[richtig: stickstoffreichen] Fermenten geht die Lösung des S. in die saure Gärung über und liefert zunächst
Milchsäure,
später und bei gesteigerter Temperatur
Buttersäure und Mannit. -
Der flüssige S. oder Stärkezuckersirup ist eine sehr dickflüssige, klebrige, blaßgelbliche, klare und durchsichtige Flüssigkeit,
die in Holzfässern von 8-10 Ztrn. Inhalt versendet wird. Eine fast farblose Sorte führt den besonderen
Namen Kapillarsirup. Sowohl dieser
Sirup, als auch der feste S. finden Verwendung als Versüßungsmittel in der Likörfabrikation,
Konditorei etc., ferner zum Gallisieren des
Weines und zur Bereitung von Zuckerkouleur; der früher sehr gebräuchliche Zusatz
zur Bierwürze dürfte wohl aufgehört haben, seitdem dieses Malzsurrogat ebenfalls versteuert werden
muß.
In dem Etatsjahre 1878/79 waren in dem Zollgebiete des deutschen Reichs 47 Stärkezuckerfabriken im Betriebe, welche 234756
Ztr. S., 323620 Ztr. Stärkesirup und 18250 Ztr.
Zuckerkouleur fabrizierten. Die Einfuhr von S. und Stärkesirup in das deutsche Reich belief sich im
Jahre 1881 auf nur 16200 kg, die Ausfuhr dagegen auf 16036800 kg. -
Diesen Namen führt in der Chemie das Triglycerid der Stearinsäure; im gewöhnlichen Leben versteht man
hierunter jedoch den aus
Talg und andern Fetten abgeschiednen festen kristallisierbaren Kerzenstoff, der seinen chemischen
Eigenschaften nach eine schwache Säure ist, demnach die Stearinsäure selbst. Die Stearinkerzen sind
daher richtiger als Stearinsäurekerzen zu bezeichnen.
Dieselben bestehen jedoch niemals bloß aus Stearinsäure, sondern enthalten stets noch andre ähnliche Fettsäuren, namentlich
Palmitinsäure, die ebenfalls ein Bestandteil der meisten Fette ist. Palmitinsäure unterscheidet sich von jener unter anderm
durch niedrigern Schmelzpunkt; ein Gemisch beider schmilzt aber noch leichter als die einzelnen Stoffe.
Die Abscheidung des harten Kerzenstoffes aus den Fetten durch Zersetzung derselben ist ein Zweig der chemischen Industrie,
welcher durch das Auftreten neuer Methoden in fortwährender Umgestaltung und Weiterbildung begriffen ist.
Es kann hier nur das Hauptsächlichste daraus angeführt werden. Das ursprüngliche Verfahren, das bei
der Verarbeitung von
Talg noch in Übung ist, besteht in einer Verseifung des Fettes durch
Kalk, Zersetzung dieser
Seife durch
eine
¶
mehr
Säure und Trennung der erhaltenen Fettsäuren durch Pressen. Zur Verseifung dient ein hölzerner, mit einer Rührvorrichtung
versehener Bottich, in welchem ein gewundenes Dampfrohr liegt. Hierin wird der Talg durch einströmenden Dampf geschmolzen,
darauf das Rührwerk in Gang gesetzt und eine Milch aus frischgebranntem und gelöschtem Kalk zugesetzt. Die anfangs flüssige
Masse wird während des Rührens und Kochens immer zäher und schließlich scheidet sich die unlösliche Kalkseife in Klumpen
aus. Sie ist eine Verbindung der Fettsäuren des Talges mit Kalk, während sich nebenbei Glycerin (s. d.) gebildet hat, das
in der Flüssigkeit gelöst bleibt. Die Verseifung dauert etwa einen halben Tag.
Die gebildete Kalkseife wird gewaschen und die Brocken werden irgendwie, z. B.
zwischen kanellierten Walzen, in ein grobes Pulver verwandelt. In einen Dampfbottich, der aber ohne Rührwerk und mit Blei
ausgeschlagen ist, bringt man verdünnte Schwefelsäure und das Seifenpulver und erwärmt durch Dampf. Die Säure zersetzt
die Seife wieder und bildet mit dem KalkGips, indes die freigewordenen Fettsäuren wie Öl oben aufschwimmen.
Salzsäure thut dieselben Dienste, und es bildet sich in diesem Falle kein Niederschlag. Man zieht das Fett ab, reinigt
es durch gründliches Waschen, und hat nun ein Gemisch von festen und flüssigen Fettsäuren, das auf mechanischem Wege zu
trennen ist. Man gießt dasselbe zu dem Zweck in blecherne Kisten, wo es zu viereckigen bräunlichen
Tafeln erstarrt. Diese werden in Wolltücher eingeschlagen und abwechselnd mit eisernen Platten in einer hydraulischen Presse
einem gewaltigen Druck ausgesetzt.
Die nicht festen Fettsäuren werden dabei als ölartige Masse größtenteils abgepreßt; der noch rückständige Rest
muß durch ein zweites, warmes Pressen aus den festen Fettsäuren entfernt werden. Nach genügender Pressung ist das Gemenge
von Stearinsäure und Palmitinsäure glänzend weiß und ganz trocken. Man treibt aber diese Arbeit nicht immer gleich weit
und unterscheidet danach gewöhnlich drei Warensorten, Prima, Sekunda und Tertia. Bei der letztern hat
man sich die heiße Presse erspart. Die abgepreßte Flüssigkeit nennt man Ölsäure (Oleinsäure, Elainsäure); es sind
aber auch noch andre verwandte Säuren dabei. -
Wenn der Verseifungsprozeß auf Palm- und Kokosnußöl angewandt wird, so sucht man diesen vor der Verseifung das viele Öl
(Olein) durch Pressen zu entziehen, indem man sie schmilzt, langsam abkühlen läßt und preßt. -
Eine andre, jetzt vielfach in Anwendung kommende Methode beruht auf der Entdeckung, daß sich die Fette nicht nur durch Alkalien,
sondern auch durch starke Schwefelsäure zersetzen lassen. Diese Säure verbindet sich sowohl mit dem Glycerin als mit den
Säuren der Fette; die erstere Verbindung ist löslich, die andre nicht, wird aber durch heißes Wasser
leicht wieder in freie Schwefelsäure und freie Fettsäuren zerlegt. Das hierauf gegründete neuere Verfahren führt schneller
und wohlfeiler zum Ziele und läßt sich auf alle möglichen Fette bis herab zu dem Seifenwasser der Wollspinnereien ausdehnen.
Man
bringt die Fette nebst der Säure in einen eisernen, mit Blei ausgelegten Apparat und läßt unter
fortwährendem Rühren Wasserdampf darauf wirken. Die zersetzte Masse wird in einem andern großen Gefäße gründlich gewaschen
und dann in große Destilliergefäße gebracht, die durch freies Feuer erhitzt sind, während im Innern überhitzter Dampf
durch die Masse strömt. Die Temperatur steigt bis zu 300° C. Unter diesen Umständen destillieren die
Fettsäuren mit den Wasserdämpfen über, werden in einem Kühler tropfbar und fließen als helle Flüssigkeit ab, die weiterhin
zu einer weißen Masse erstarrt von der nämlichen Beschaffenheit wie sie durch den Verseifungsprozeß erhalten werden, und
daher ebenso des Auspressens bedürftig ist.
Andre, seltener in Anwendung kommende Methoden der Bereitung von S. können hier übergangen werden. Nach manchen sog.
Stearinlichtern zu urteilen, scheint man sich übrigens mitunter die Sache viel leichter zu machen und nur den unzersetzten
Talg durch starkes Auspressen zu härten. Das S. ist in Tafeln und Täfelchen käuflich und findet
sich der Zentner mit etwa 90 Mk. notiert. Das meiste wird indes in den Fabriken gleich zu Lichtern
verarbeitet, worüber Näheres im Art. Kerzen. -
Das flüssige Fett, die Ölsäure, die in großen Mengen abfällt, findet ebenfalls Verwendung. Man benutzt dasselbe zum
Einfetten von Wolle und zur Fabrikation weicher Seifen (Schmierseifen, auch Schälseifen, weil zum Entschälen
von Seide dienlich). Zoll: S., Stearinsäure und Palmitinsäure gem. Tarif im Anh. Nr. 26
c 2. Ölsäure,
d. h. die beim Abpressen des S. gewonnene Flüssigkeit, Nr. 26 a 4. Stearinkerzen
Nr. 23.