Säure und Trennung der erhaltenen Fettsäuren durch Pressen. Zur Verseifung dient ein hölzerner, mit einer Rührvorrichtung
versehener Bottich, in welchem ein gewundenes Dampfrohr liegt. Hierin wird der
Talg durch einströmenden Dampf geschmolzen,
darauf das Rührwerk in Gang gesetzt und eine
Milch aus frischgebranntem und gelöschtem
Kalk zugesetzt. Die anfangs flüssige
Masse wird während des Rührens und Kochens immer zäher und schließlich scheidet sich die unlösliche Kalkseife in Klumpen
aus. Sie ist eine Verbindung der Fettsäuren des
Talges mit
Kalk, während sich nebenbei
Glycerin (s. d.) gebildet hat, das
in der Flüssigkeit gelöst bleibt. Die Verseifung dauert etwa einen halben Tag.
Die gebildete Kalkseife wird gewaschen und die Brocken werden irgendwie, z. B.
zwischen kanellierten Walzen, in ein grobes Pulver verwandelt. In einen Dampfbottich, der aber ohne Rührwerk und mit
Blei
ausgeschlagen ist, bringt man verdünnte
Schwefelsäure und das Seifenpulver und erwärmt durch Dampf. Die Säure zersetzt
die
Seife wieder und bildet mit dem
KalkGips, indes die freigewordenen Fettsäuren wie
Öl oben aufschwimmen.
Salzsäure thut dieselben Dienste, und es bildet sich in diesem Falle kein Niederschlag. Man zieht das Fett ab, reinigt
es durch gründliches Waschen, und hat nun ein Gemisch von festen und flüssigen Fettsäuren, das auf mechanischem Wege zu
trennen ist. Man gießt dasselbe zu dem Zweck in blecherne Kisten, wo es zu viereckigen bräunlichen
Tafeln erstarrt. Diese werden in Wolltücher eingeschlagen und abwechselnd mit eisernen Platten in einer hydraulischen Presse
einem gewaltigen Druck ausgesetzt.
Die nicht festen Fettsäuren werden dabei als ölartige Masse größtenteils abgepreßt; der noch rückständige Rest
muß durch ein zweites, warmes Pressen aus den festen Fettsäuren entfernt werden. Nach genügender Pressung ist das Gemenge
von Stearinsäure und Palmitinsäure glänzend weiß und ganz trocken. Man treibt aber diese Arbeit nicht immer gleich weit
und unterscheidet danach gewöhnlich drei Warensorten, Prima, Sekunda und Tertia. Bei der letztern hat
man sich die heiße Presse erspart. Die abgepreßte Flüssigkeit nennt man Ölsäure (Oleinsäure, Elainsäure); es sind
aber auch noch andre verwandte Säuren dabei. -
Wenn der Verseifungsprozeß auf Palm- und Kokosnußöl angewandt wird, so sucht man diesen vor der Verseifung das viele
Öl
(Olein) durch Pressen zu entziehen, indem man sie schmilzt, langsam abkühlen läßt und preßt. -
Eine andre, jetzt vielfach in Anwendung kommende Methode beruht auf der Entdeckung, daß sich die Fette nicht nur durch
Alkalien,
sondern auch durch starke
Schwefelsäure zersetzen lassen. Diese Säure verbindet sich sowohl mit dem
Glycerin als mit den
Säuren der Fette; die erstere Verbindung ist löslich, die andre nicht, wird aber durch heißes Wasser
leicht wieder in freie
Schwefelsäure und freie Fettsäuren zerlegt. Das hierauf gegründete neuere Verfahren führt schneller
und wohlfeiler zum Ziele und läßt sich auf alle möglichen Fette bis herab zu dem Seifenwasser der Wollspinnereien ausdehnen.
Man
bringt die Fette nebst der Säure in einen eisernen, mit
Blei ausgelegten Apparat und läßt unter
fortwährendem Rühren Wasserdampf darauf wirken. Die zersetzte Masse wird in einem andern großen Gefäße gründlich gewaschen
und dann in große Destilliergefäße gebracht, die durch freies Feuer erhitzt sind, während im Innern überhitzter Dampf
durch die Masse strömt. Die Temperatur steigt bis zu 300° C. Unter diesen Umständen destillieren die
Fettsäuren mit den Wasserdämpfen über, werden in einem Kühler tropfbar und fließen als helle Flüssigkeit ab, die weiterhin
zu einer weißen Masse erstarrt von der nämlichen Beschaffenheit wie sie durch den Verseifungsprozeß erhalten werden, und
daher ebenso des Auspressens bedürftig ist.
Andre, seltener in Anwendung kommende Methoden der Bereitung von S. können hier übergangen werden. Nach manchen sog.
Stearinlichtern zu urteilen, scheint man sich übrigens mitunter die Sache viel leichter zu machen und nur den unzersetzten
Talg durch starkes Auspressen zu härten. Das S. ist in Tafeln und Täfelchen käuflich und findet
sich der Zentner mit etwa 90 Mk. notiert. Das meiste wird indes in den Fabriken gleich zu Lichtern
verarbeitet, worüber Näheres im Art.
Kerzen. -
Das flüssige Fett, die Ölsäure, die in großen Mengen abfällt, findet ebenfalls Verwendung. Man benutzt dasselbe zum
Einfetten vonWolle und zur Fabrikation weicher
Seifen (Schmierseifen, auch Schälseifen, weil zum Entschälen
von
Seide dienlich). Zoll: S., Stearinsäure und Palmitinsäure gem. Tarif im Anh. Nr. 26
c 2. Ölsäure,
d. h. die beim Abpressen des S. gewonnene Flüssigkeit, Nr. 26 a 4. Stearinkerzen
Nr. 23.
(DaturaStramonium), das bekannte einjährige, widrig riechende Giftkraut mit seinen
weißen trichterförmigen Blüten und stacheligen Samenkapseln, das sich auf Schutthaufen, wüsten Plätzen, an Wegen, meist
in der Nähe von Dörfern aufhält und zu der Familie der Nachtschattenpflanzen (Solaneen) gehört, hat wie die meisten Giftpflanzen
medizinische Verwendung.
Man benutzt die getrockneten Blätter (folia daturae) gepulvert oder ein daraus bereitetes
Extrakt (extractum
daturae) in kleinen Gaben, ebenso die Samen (semen daturae stramonii). Die ganze Pflanze ist sehr giftig; am reichlichsten
findet sich der Giftstoff in den Samen. Dieser Stoff, das
AlkaloidDaturin, ist isolierbar und kristallisiert in weißen glänzenden
Prismen von scharfem, widrig bitterm Geschmack; nach einigen Chemikern soll das
Daturin mit dem
Atropin
identisch sein. Da die Stechapfelpflanze nicht in genügender Menge wild wächst, wird sie behufs medizinischer Zwecke angebaut,
so z. B. in Thüringen und am
Harze. -
Kraut, Blätter und
Extrakt, der keinen
Alkohol enthält, zollfrei.
seltner
Fayence, wird bei uns diejenige Klasse vonThonwaren genannt, welche die Lücke
zwischen gemeiner
Töpferware und
Porzellan ausfüllt oder sich an letzteres unterhalb anschließt. Die
Thone, welche zum S.
dienen sollen, müssen fett und plastisch sein und sich im Feuer weißbrennen, wenn sie auch
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mehr
von Natur durch organische Substanzen blau oder anders gefärbt wären. Selten wohl kommt eine Thonart vor, die für sich
allein allen Anforderungen entspräche, vielmehr sind die in den Fabriken verarbeiteten Massen in der Regel Gemische mehrerer
Thonsorten oder andrer Substanzen, wie Mergel oder Quarz, gemahlener Feuerstein u. dgl.,
um eine bildsame und doch das Brennen aushaltende Masse zu gewinnen, da zu fetter Thon beim Trocknen und
Brennen jedenfalls reißen würde.
Die Vorbereitung der Zuthaten durch Schlemmen, resp. Mahlen, Vereinigung derselben in Form
von Brühen, Kneten der Masse auf Thonmühlen, Durchziehen durch Filterpressen etc. und Ausarbeitung
derselben auf der Drehscheibe, durch Eindrücken in oder Überschlagen über Gipsformen etc.
kommt ganz mit der Fabrikation des Porzellans (s. d.) überein, geht aber beim S. leichter von statten, da dessen
Masse viel formbarer ist als Porzellanteig. Allerdings gibt es auch, weil dieser Artikel mit dem Porzellan konkurriert, sehr
schwer schmelzbare Massen, aus denen Gegenstände erzeugt werden von größter Festigkeit und dünneres
Knochensteingut, welche beinahe durchsichtig sind.
Die Steingutwaren sind ebenso wie Porzellan, in Kapseln eingesetzt, zweimal gebrannt, aber bei lange nicht so hoch gesteigerter
Goldschmelzhitze. Zwischen den ersten Brand, das Verglühen, und den Glasurbrand oder Glattbrand, auch Rauhbrand, fällt
die Dekoration derjenigen Ware, deren Verzierungen also unter der Glasur liegen, so weit sie nicht Vergoldungen
oder Metalllüster oder reichere Dekorationen sind, welche nach der Glasur aufgesetzt und besonders in Muffeln eingebrannt
werden. Sehr häufig ist die Rauhmalerei oder Unterglasurmalerei angewendet und da werden einfarbige Zeichnungen durch Überdruck
auf die Geschirre gebracht, die sehr wenig Kosten machen, aber doch sehr hübscher Effekte fähig sind.
Die Farbstoffe sind wie bei Porzellan und Glas: Chromoxyd zu grün, Kobaltoxyd zu blau, Gemische von Kobalt-, Mangan- und Kupferoxyd
zu schwarz etc. Violette Töne werden mittels Pink colour (s. d.) erzeugt. Diese feinst gepulverten Farbenkörper werden
mit Druckfirnis gemischt und hiermit die Ornamente, welche sehr tief in Kupferplatten ausgeführt sind,
von diesen auf dünnes präpariertes Papier gedruckt. Die Präparatur besteht aus einer aufgetrockneten und wieder aufweichbaren
Schicht einer schleimigen Masse, Flohsamenschleim u. dgl.,
auf welcher also, und nicht auf dem Papiere selbst, der Druck steht. Aus diesen gedruckten Blättern schneidet man die
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Figuren passend aus und klebt sie auf das matte Geschirr unter Andrücken und Anreiben fest. Nach dem
Antrocknen des Firnisses netzt man das Papier mit Wasser und reibt es ab, oder stellt gleich die Geschirre in Wasser, bis
die Papiere von selbst abfallen.
Da die Kupferplatten durch die mineralhaltigen Farben sehr rasch abgenutzt werden, so faßt man die Sache
auch noch anders an: man druckt - auf feuchte Gelatineblätter - mit bloßem Firnis, trägt diese Drucke auf die Geschirre
und überstäubt sie nun erst mit den feingepulverten
Farben, welche von den leeren Stellen durch Abblasen oder Wischen leicht
zu entfernen sind. Was mit dem Pinsel für die Dekorierung des S. geschieht, beschränkt sich auf Reifen
und einfache immer wiederkehrende Ornamente. Hervorragende Firmen verstehen es jedoch, sich eine Anzahl von Begußfarben
zu versetzen und erhalten auf dem rauhen Scherben einen einfarbigen Untergrund, der in der mannigfaltigsten Weise durch Aussparen,
Reservage, oder Aufmalen auf der Glasur zu künstlerischen Arbeiten verwendet wird.
Das Glasieren erfolgt in derselben Weise wie bei andern Thonwaren durch Eintauchen in eine Glasurbrühe (s. Porzellan), Trocknen
und Brennen. Dem eigentlichen Brennen zur Glasur geht aber bei dekorierten Sachen eine leichtere Erhitzung in kleinen Öfen
vorher zur Zerstörung des Firnisses, welcher die Glasur abstoßen würde. Die Glasuren des S. sind immer
stark bleihaltig und bestehen aus einem Glase, das vorher aus Kieselpulver, Soda, Borax und Bleiweiß oder Mennige erschmolzen,
gestampft und mit Wasser fein gemahlen wird. Es bildet sich also beim Einbrennen eine dünne durchsichtige Glashaut, welche
die Grundfarbe sehen läßt, und da diese in der Regel etwas gelblich ist, so versteckt man dies dadurch,
daß man die Glasur mit ein wenig Smalte anbläut. -
Die Steingutwaren sind je nach ihrer Masse und der angewandten Temperaturgrade mehr oder weniger hart und klingend, doch
niemals in dem Grade wie Porzellan, dessen Durchscheinbarkeit ihnen ebenfalls abgeht. Ein Fehler der Ware
ist, daß die weiche Glasur mit der Zeit gewöhnlich eine Menge feiner Risse und dadurch ein schlechtes Ansehen bekommt.
Die Steingutwaren werden in großer Menge erzeugt, sind sehr wohlfeil und müssen es sein, da ihnen das ordinäre Porzellan
viel Konkurrenz macht. Steinzeug (s. unten) bildet eine andre, mit dieser nicht zu verwechselnde Warengattung.
- Statistisches und Zoll s. Thonwaren.