wie durch Alkalien, durch Säuren sich ersetzen lassen. Diese Methode eignet sich namentlich für die Verarbeitung sehr schlechter Fette: es können hierbei die fetthaltigen Abfallprodukte aller möglichen technischen Operationen benutzt werden. Die Fette werden zuerst mit starker Schwefelsäure (4-12%) erhitzt; hierdurch werden sie zersetzt und die frei gewordenen Fettsäuren verbinden sich mit der Schwefelsäure zu sog. Sulfofettsäuren. Diese zerfallen, wenn sie mit Wasser von 100° längere Zeit erwärmt werden, in ihre Bestandtheile. Die Fettsäuren werden getrennt, mittelst überhitzter Wasserdämpfe bei 250-350° überdestillirt und schliesslich, wie bei der ersten Methode, durch Pressen von Oelsäure befreit. Neuerdings wird noch eine dritte Methode benutzt, indem man die Fette durch blosses Kochen mit Wasser in geschlossenen Kesseln und unter sehr hohem Dampfdruck zerlegt oder Zersetzung und Destillation durch überhitzte Wasserdämpfe gleichzeitig ausführt.
Anwendung. Die Stearinsäure hat ausser ihrer Hauptverwendung zur Kerzenfabrikation auch für unsere Branche Interesse, indem sie einen Hauptzusatz zu den verschiedenen Glanzstärken bildet. Ferner dient sie hier und da bei billigen Pomaden als Ersatz des weissen Wachses und in gepulvertem Zustande als ein vorzügliches, nicht stäubendes Pulver für Tanzsäle an Stelle des Talkum. Wer hierfür Verwendung hat, kann sich das Pulver, bei dem es auf Feinheit ankommt, leicht und billig selbst durch eine kreisrunde Reibe, sog. Seifenreibe, herstellen. Diese Reiben sind trommelförmig, ruhen in einer Achse mit Kurbel und liefern mit Leichtigkeit ein feines Pulver.
Ácidum oleinicum oder elainicum oder oleáceum.
Oelsäure, Olein, Stearinöl.
Die unter diesem Namen in den Handel kommende Waare ist eine rohe Oelsäure, die neben der Oleinsäure noch verschiedene Mengen von Stearin oder Margarin enthält. Sie ist ein Nebenprodukt bei der Stearinsäurebereitung (s. d.) und stellt gewöhnlich eine gelbbraune, unangenehm ranzig riechende, ölige Flüssigkeit von schwach saurer Reaktion dar. Chemisch reine Oleinsäure erstarrt erst bei +4°, während die käufliche schon bei +15-16° weissliche Krystalle absetzt und bei +8-10° gewöhnlich schon völlig erstarrt. Man thut daher gut, die Vorrathsgefässe nicht im Keller, sondern an einem möglichst warmen Orte aufzubewahren und, wenn theilweise Erstarrung eingetreten ist, die beiden Schichten durch Rühren oder Schütteln wieder mit einander zu vereinigen.
Anwendung. Technisch vielfach zum Putzen von Kupfer, Messing und andern Metallen, weil sie die Oxyde der Metalle leicht auflöst und zu gleicher Zeit einen schützenden Oelüberzug bildet. Für diese Zwecke wird sie vom Publikum meist unter dem Namen Stearinöl gefordert. Die Oelsäure ist ferner ein ausgezeichnetes Material für die Bereitung des ¶
Heftpflasters; zu diesem Zwecke wird von den Apothekern am meisten eine Oelsäure geschätzt, welche nicht zu arm an Stearinsäure ist.
Zur Beurtheilung und Prüfung der rohen Oelsäure oder des Oleins, wie solches im Handel vorkommt, ist, wie Hager in der «Ph. Chemikalien organischen Ursprungs-H.» mittheilt, vor Allem eine richtige Probeentnahme nöthig. Bei niederer Temperatur wird nämlich ein Theil der Fettsäuren fest und die überstehende Flüssigkeit enthält, wenn das Olein mit Mineralöl versetzt ist, von dem letzteren bedeutend mehr als die Durchschnittsprobe. Die Bestimmung des spezifischen Gewichtes giebt Anhaltspunkte zur Erkennung etwaiger Verfälschungen.
Dasselbe ist für das Handels-Olein 0, 912-0, 916 bei 15° C. Ein niedrigeres spez. Gew. deutet auf eine Beimischung von Mineralölen, ein höheres auf eine solche von Harzölen. Gutes Olein löst sich in 85 prozent. Alkohol in jedem Verhältniss; dagegen sind Mineralöl, Harzöl, Pflanzenöle oder Fette darin unlöslich. Mischt man Olein mit Petroleumbenzin, so muss eine klare Flüssigkeit resultiren; andernfalls liegen Verseifungen vor, oder die Probe enthält Wasser oder Weingeist. Reines Handelsolein giebt mit dem anderthalb bis zweifachen Volumen Salmiakgeist vermischt eine starre gelatinöse Masse, diese bildet sich aber nicht, sobald Mineral- oder Harz-Oele gleichzeitig vorhanden sind.
Ácidum lácticum. **
Milchsäure.
C3H6O3 .
Die offizinelle Säure soll eine farblose, höchstens schwach gelbliche, sirupdicke, geruchlose Flüssigkeit von rein saurem Geschmack und einem spez. Gewicht von 1,210-1,220 darstellen. Mit Wasser und Alkohol ist sie in jedem Verhältniss mischbar; erhitzt verkohlt sie und verbrennt ohne Rückstand mit leuchtender Flamme. Bei der Prüfung auf ihre Reinheit siehe Deutsches Arzneibuch.
Milchsäure entsteht als Umsetzungsprodukt (Gährungsprodukt) von Kohlenhydraten; sie bildet die Säure des Sauerkohls und der Salzgurken, findet sich im Magensaft etc. etc. Dargestellt wird sie, indem man Milch- oder Rohr- oder Stärkezucker bei Gegenwart von Zinkoxyd, von Kalk oder Baryt mittelst saurer Molken, am besten unter Zusatz von ein wenig altem, faulem Käse, gähren lässt und zwar bei einer 35° nicht übersteigenden gleichmäßigen Temperatur. Die hierbei sich bildenden milchsauren Salze werden durch Umkrystallisiren gereinigt, dann in Lösung gebracht und, wenn Baryt oder Kalksalze angewandt wurden, durch Schwefelsäure, bei Zinksalzen durch Schwefelwasserstoff zersetzt. Die dadurch entstehende dünne Milchsäure wird durch vorsichtiges Eindampfen auf die gewünschte Konzentration gebracht.
Die offizinelle Säure ist übrigens kein reines Milchsäurehydrat, sondern enthält ausserdem noch 6-8 % Wasser.
Verwendung findet sie fast nur zur Darstellung der milchsauren Salze. ¶