Chloroform, während es von kaltem Chloroform 80 Th. bedarf. Geringer Zusatz von Borsäure oder Borax erhöht die Löslichkeit in Wasser ungemein, giebt der Lösung aber einen bitteren Geschmack. Die Krystalle schmelzen bei 159° und lassen sich, vorsichtig erhitzt, sublimiren; bei schnellem Erhitzen zerfällt die Salicylsäure in Karbolsäure und Kohlensäure. Die Lösungen werden durch Eisenchlorid violett gefärbt. Diese Wirkung der Eisensalze auf Salicylsäure ist die Ursache, dass das bekannte Salicylstreupulver sich roth färbt, wenn der dazu verwendete Alaun nicht ganz eisenfrei ist.
Der eingeathmete Staub erregt Niesen und Husten. Die Salicylsäure findet sich in der Natur fertiggebildet nur höchst selten; man hat sie in organischer Verbindung bisher nur im Wintergreenöl (s. d.) und in der Spiräablüthe gefunden, daher der Name Spirsäure, den sie früher führte. Der Ausdruck Salicylsäure stammt daher, dass man sie zuerst aus dem Salicin, dem Bitterstoff der Weidenrinde, herstellte. Sie ist gleichsam eine Verbindung von Karbolsäure (Phenol) mit Kohlensäure; aus diesen beiden Komponenten wird sie auch heute noch dargestellt.
Zuvor wird karbolsaures Natron in der Weise bereitet, das man 1 Mol. Natriumoxyd mit 1 Mol. reiner Karbolsäure zusammenmischt und unter stetem Rühren bis zur staubigen Trockne abdampft. Dieses Pulver wird nun in eine Retorte gebracht und letztere durch ein Oelbad erhitzt. Sobald die Temperatur des Pulvers auf 100° gestiegen ist, wird langsam ein Kohlensäurestrom eingeleitet, indem man die Temperatur während mehrerer Stunden allmälig bis auf 180° steigert; zuletzt wird bis auf 220° erhitzt, um die letzten Spuren überschüssigen Phenols zu verjagen.
Der Retortenrückstand besteht aus einem Gemenge von Natriumcarbonat und basischem Natriumsalicylat. Er wird in heissem Wasser gelöst und durch Salzsäure zersetzt; beim Erkalten scheidet sich die Salicylsäure ab und wird durch Umkrystallisiren gereinigt. Man unterscheidet im Handel krystallisirte und präzipitirte Salicylsäure. Letztere, meist nicht ganz so rein, bildet ein mikroskopisch fein krystallisirtes Pulver und wird dargestellt, indem man die alkoholische Lösung mit einem grösseren Quantum Wasser versetzt.
Anwendung. Innerlich in kleineren Gaben als ein die Temperatur des Blutes herabsetzendes Mittel, meist in Oblaten oder Kapseln, um die unangenehme Einwirkung auf den Schlund zu vermeiden; grössere Dosen erregen Uebelkeit, Ohrensausen und Störung der Sehkraft. Ueberhaupt wird das Mittel von vielen Personen sehr schlecht vertragen. Aeusserlich wird sie angewandt als fäulnisswidriges Mittel zu Mundwässern, Verbandstoffen etc. Eine sehr grosse Verwendung hat die Salicylsäure im Haushalt und in der Technik als antiseptisches, die Gährung hinderndes, daher konservirendes Mittel gefunden, z. B. beim Einmachen der Früchte (man rechnet hierbei 0,5 g auf 1 kg), in der Bierbrauerei, der Weinfabrikation etc. In neuester Zeit hat sich gegen diese Anwendung eine ziemlich starke Opposition erhoben; so hat Frankreich die Anwendung salicylirter ¶
Getränke gänzlich verboten, während von anderer Seite die vollständige Unschädlichkeit kleiner Mengen Salicylsäure behauptet wird. Auch für Mundwasser soll sie deshalb nicht passend sein, weil sie die Glasur der Zähne angreift; hier ist sie am besten durch das in gleicher Weise wirkende Thymol zu ersetzen.
Prüfung. 1 Th. Salicylsäure muss mit 6 Th. kalter Schwefelsäure eine farblose, höchstens schwach gelbliche Lösung geben; ferner muss sie sich, im gläsernen Probirröhrchen vorsichtig erhitzt, ohne Rückstand verflüchtigen. Auch die Löslichkeitsverhältnisse geben Anhaltspunkte über ihre Reinheit.
Salólum, Salol. **
Salicylsäure-Phenylester.
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Weisses krystallinisches Pulver oder durchsichtige, tafelförmige Krystalle von schwach aromatischem Geruch. In Wasser fast unlöslich, daher ohne Geschmack. Löslich in 10 Th. Alkohol oder in 0,3 Th. Aether. Es schmilzt bei 42-43° und verbrennt erhitzt ohne Rückstand.
Anwendung. Das Salol wird innerlich als Ersatz der Salicylsäure oder des Salicylsäure-Natrons gegeben, auch gegen Cholera wird es empfohlen. In spirituöser Lösung (5: 100) wird es als ein vorzügliches desinfizirendes Mundwasser empfohlen. 1 Theelöffel auf ein Trinkglas voll Wasser.
Ácidum gallicum.
Gallussäure, Trioxybenzoesäure.
C7H6O5 + H2O .
Feine, seidenglänzende, nadelförmige Krystalle, geruchlos, von schwach saurem, hinterher ein wenig zusammenziehendem Geschmack. Sie ist in 100 Th. kaltem und 3 Th. kochendem Wasser, sowie 10 Th. Sprit von 90 % löslich. Bei 100° verliert sie ihr Krystallwasser, bei 215° zerfällt sie in Pyrogallussäure (s. d.) und Kohlensäure.
Die Gallussäure ist ein Umsetzungsprodukt der Gerbsäure (Tannin) und findet sich neben dieser in sehr vielen Pflanzentheilen. Gerbsäure, mit atmosphärischer Luft und Wasser in Berührung, verwandelt sich zuletzt gänzlich in Gallussäure; noch schneller geht diese Umwandlung vor sich, wenn man die Gerbsäure in wässeriger Lösung mit verdünnter Schwefelsäure oder Salzsäure erwärmt. Die gewöhnliche Bereitungsweise ist die, dass man Galläpfelpulver mit Wasser zu einem Brei anrührt und einige Wochen unter öfterem Umrühren und Ersetzen des verdunsteten Wassers der Luft aussetzt. Die Umwandlung ist vollendet, wenn eine kleine Extraktionsprobe Leimlösung nicht mehr fällt. Jetzt wird die Masse mit Wasser ausgekocht, der braune Auszug mit Kohlenpulver eingedampft, der Rückstand mit Alkohol extrahirt und die nach dem ¶