3 SS (solidi) der Stadt zu gut, und es sind über 9000 Tücher. Oberhalb von den Gräben der Bleiche, nicht weit vom Stadtgraben, ist eine Bohrmühle errichtet, ein Haus mit einem Rad, das vom Wasser getrieben wird, und daselbst werden große Balken durchbohrt und von einem gewaltigen Bohrer fleißig durch die Bewegung des Wassers bearbeitet. Gegenüber von dem Bohrhaus, jenseits des Stadtgrabens, ist in der Mauer der Stadt ein niedriges Vorwerk, welches Dietrichsturm (turris Theodorici) heißt: dieser Dietrich war ein Künstler und stellte in dem Vorwerk eine Mühle her, in der das Pulver (pag. 48) bereitet wird, das man zum Abfeuern der Mörser braucht.
Oberhalb von dieser Mühle sind 2 Verschanzungen, die nicht weit von einander entfernt sind und gegen die Bleiche hinsehen, gerade in der Richtung nach den Häusern auf der Bleiche. Aus dieser Bleiche werden zur Sommerszeit, wie schon erwähnt, Tücher in solcher Menge bearbeitet, daß ihre Zahl auf 60,000 geschätzt wird, nach Abzug der Vaskanischen, die schwarz gefärbt werden. Darum ist ein gewöhnliches Sprichwort, daß es keine Stadt geschweige in Alemanien, aber auch nicht in Italien oder Frankreich gebe, die einen so köstlichen mit der Stadt zusammenhängenden Rosengarten habe, wie Ulm, das eine große mit weißen Blumen besäte Wiese hat, von denen viele Tausend arme und reiche Menschen leben und sich nähren. - Weiterhin erstreckt sich die Stadtmauer bis zum Tor der Jungfrau, auf dem ein hoher mit Erkern geschirmter Turm steht.
Vor der Brücke dieses Tores ist eine durch Mauern und Gräben sehr feste Brustwehr, auf der 7 Erker hervorragen. Von diesem Tor bis zum Neuen Tor befinden sich auf der Hauptmauer 8 und auf der niedrigeren Mauer 3 neulich gebaute starke und feste Türme. In einen dieser Türme aber stürzt das Wasser aus dem Graben und dreht große Räder in der Tiefe des Turmes, durch welche das Wasser künstlich auswärts in ein höheres Gemach des Turmes getrieben wird; dort strömt es in ein großes Becken und von diesem fließt es abwärts durch eine Bleiröhre zurück und verteilt sich durch Brunnenröhren in der Stadt und bricht an verschiedenen Stellen in fließenden Brunnen hervor.
Denn von diesem Turm und von einem andern Punkt verteilt sich auf diese Weise das Wasser in 23 Brunnen durch die Stadt. Von diesem Wasserturm kommt man zu dem hohen Turm des Neuen Tors, das mit Bildern geschmückt und mit Erkern geschützt ist; vor der Brücke des Tores ist eine sehr feste Brustwehr mit 7 Vorsprüngen. Von diesem Tor an wendet sich die Mauer überhaupt gegen Westen bis zu einem Winkel und einer Ecke der Stadt und wird, durch Vorsprünge geschützt, geschlossen bis zum Grünen Turm, der so heißt, weil er ein grünes Dach hat; früher jedoch wurde er Turm der Gremlinger genannt, wie die von ihm ausgehende Straße Gremlinger Gaß heißt nach einigen alten, Gremlinger genannten Bürgern, und er ist ein runder (pag. 49) Turm, in dem, wie man sagt, niemand zu übernachten wagt wegen der Geräusche und heftigen Stöße, welche böse Geister darin machen.
Geschützt ist dieser Turm durch Erker und eine Vormauer. Oberhalb von ihm von Westen her kommt die Blau, und gegen die Stadt herandringend fließt sie durch 2 offene Mündungen in die Stadt, und diese Mündungen sind durch eiserne Gitter geschützt. An dieser Stelle ist ein niedriges Häuslein an der Mauer, in dem auch durch die Bewegung eines Rades das Wasser durch Kanäle in der Stadt verteilt wird. Auf der inneren Seite der Mauer ist das Haus der deutschen Brüder der heiligen Maria, auf der äußeren aber sind Mühlen und einige Häuser der Juden und ihr Kirchhof. Von da wendet sich die Mauer ¶
gegen Westen sehend nach Süden und hat daselbst einen neuen Turm in der Vormauer, nach welchem ein größerer Arm der Blau herkommt, von 4 Mündungen aufgenommen wird und in die Stadt eindringt. Neben diesen Mündungen sind, weil sie offen sind, sehr starke Verschanzungen und 3 Türme errichtet, auch ziehbare eiserne Gitter, die aufwärts gezogen und wieder herabgelassen werden können. Auch wird hier fleißig Wache gehalten, damit nicht zugleich mit dem Wasser der Feind eindringe.
Von diesen Mündungen aus erstreckt sich die Mauer bis zum westlichen Gerichts- oder Gögglinger Tor, über das ein hoher, schöner und mit Erkern geschützter Turm hereinragt. Vor der Brücke dieses Tores ist eine furchtbare runde Brustwehr mit 7 Vorsprüngen. Von dieser Verschanzung geht die Mauer in einer Krümmung gegen Süden bis zur Donau hinab, wo der Fischerturm einen Winkel und eine Ecke der Stadt bildet, mit der wir die Beschreibung des Gürtels und der Mauer der Stadt begonnen haben.
Hier geht in dem Stadtgraben durch sehr feste Mündungen der übrige Teil der Blau hinab, weil der Fluß so in die Stadt hereinkommt, daß er doch überall den Graben füllt, und so durch diese Mündungen der Teil zur Donau eilt, der von der Stadt ausgeschlossen als Stadtgraben gedient hat. Der Graben selbst aber, der im Ring herum von der Donau ohne Unterbrechung wieder in die Donau geht, ist von Mauern eingeschlossen und tief und in ihm sind viele Fische und Gänse, die nicht zu Hause gehalten werden, und andere Wassertiere. -
Eine große Annehmlichkeit zugleich mit einem Schmuck der Stadt erhält Ulm durch die in ihrer Nähe zusammenfließenden Gewässer, von denen schott die Rede war. Denn von der Iller erhält es Holz, von der Donau verschiedene Waren (pag. 50), besonders jedoch Eisen von oben herab, und auf der Donau selbst schickt es seine Waren auch anderen Völkern zu. Die Blau aber führt nichts auf Schiffen weder herbei noch fort, sondern bringt durch sich selbst der Stadt sehr viel Gutes; deshalb geht sie nicht außen an der Stadt vorüber, sondern rennt gegen sie heran; dringt gleichsam als ein zum Haus gehöriger, mächtiger Bürger ein, bespült die Stadt selbst, führt den Schmutz ab, mahlt das Mehl, speist alle Gassen mit ihrem Wasser und unterbricht ihre Dienste nie auch nur für einen Augenblick, auch wird sie keinen andern Weg oder Stromrichtung nehmen können als mitten durch Ulm.
Nicht so die Donau, welche, wie man sagt, von der Stadt wird abgelenkt werden können, wenn auch mit großer Mühe. Einst überlegte nämlich ein Herzog von Baiern, ein Feind der ulmer, an welcher Stelle er die Iller in eine andere Stromrichtung ablenken könne, daß sie nicht mit der Donau sich vereinige, wohl wissend, daß die Donau ohne die Iller den Ulmern nichts nutze, aber an die Ablenkung der Blau konnte er nicht denken, da dies unmöglich ist. Obgleich aber die Blau selbst als Bürger und Freund immer bei der Stadt ist, wird sie doch von der Nymphe selbst, die sie geboren, bisweilen ganz rücksichtslos ausgespieen und rennt dann anschwellend, gleichsam im Zorn, in der Wut und Raserei gegen die Stadt nicht als Bürger und Hausgenosse, sondern als der schrecklichste Feind heran, durchbricht und verwüstet in stürmischem Getöse was sie findet, und erfüllt alles plötzlich. So schwoll sie im Jahr des Herrn 1461 am Sonntag Quadragesimä plötzlich an und rannte in rasendstem Lauf gegen die Stadt und ihre Mauern, suchte, nicht zufrieden mit ihren Mündungen, die Mauern selbst zu zerstören, brach sie tatsächlich und riß, gegen die Stadt herankommend, die Räder aller Mühlen nieder, zerstörte die Bänke und Werkzeuge der Walker und Gerber und anderer am Wasser Arbeitender und führte 12 Häuser ¶