Rafael 1520 starb, wurde Antonio da Sangallo, der schon unter Bramante und Rafael in Gemeinschaft mit Peruzzi als Gehilfe gewirkt hatte, als Bauleiter berufen. Nun trat eine Stockung ein, bis 1534 unter Papst Paul III. durch Sangallo der vordere Kreuzarm und das Viereck zwischen vorderem und südlichem (linkem) Kreuzarm ziemlich zu Ende geführt wurde.
Da übernahm nach Sangallos Tode 1547 der zweiundsiebzigjährige Michelangelo die Leitung und entwarf einen neuen Plan mit verschiedenen Aenderungen, der aber durchaus im Geiste Bramantes gehalten war. Wie Michelangelo seine Stellung zu diesem großen Meister auffaßte, geht daraus hervor, daß er sich selbst nur «Ausführer» des Baues nannte. Die Aenderungen bestanden im wesentlichen in einer Vereinfachung der Anlage und im kräftigeren Zusammenfassen der Einzelteile und Räume.
Das griechische Kreuz wurde beibehalten und nur die Seitenräume - in den Quadratecken - vermindert, auch wurden die tragenden Mauern verstärkt und die Höhe der Kuppel etwas gesteigert. Neu hinzugefügt wurde eine Vorhalle mit vierzehn Säulen, die aber durchaus dem Hauptbaue untergeordnet bleiben und nicht, wie in der späteren Ausführung durch Maderna, so vordringlich die Schauseite beherrschen sollte. Zur Durchführung dieser Aenderungen mußten bereits fertige Teile wieder abgetragen und auch sonst im Aeußern und Innern von Bramantes Entwurf abgewichen werden. Bis zum Tode Michelangelos wurde der Bau nun wenigstens soweit gefördert, daß wesentliche Aenderungen in der Anlage der Hauptteile nicht mehr vorgenommen werden konnten. Der Unterbau der Kuppel war bis zum Beginn der Wölbung fertig, die Wölbung selbst wurde erst 1588 begonnen und 1592 vollständig beendet.
^[Abb.: Fig. 442. Donatello: Standbild des Gattamelata.
Padua.] ¶
Nach Michelangelo waren Vignola und Giacomo della Porta die Bauleiter, die wohl ohne bedeutendere Abweichungen nach Michelangelos Plan weiter arbeiteten, bis 1605 Papst Paul IV. dem Drängen der Geistlichkeit nachgab und durch Carlo Maderna dem Langhaus die Verlängerung nach vorn geben ließ, wodurch die Umwandlung des Grundrisses aus dem griechischen Kreuz in das lateinische vollzogen wurde. Gleichzeitig wurde die noch heute bestehende prunkvolle Vorhalle aufgeführt und durch diese im Verein mit dem vorgelagerten Langhause, die Kuppel um die von Michelangelo und Bramante ihr zugedachte, das Ganze beherrschende Stellung gebracht, damit aber auch die großartige, einheitliche Wirkung vernichtet. 1614 war der Bau endlich soweit vorgeschritten, daß er durch Urban VIII. geweiht werden konnte.
Maderna starb 1629 und Lorenzo Bernini erhielt den Auftrag, den Bau zu beenden. Es handelte sich vor allem darum, der breiten, über das ganze Langhaus sich erstreckenden Schauseite, in welcher die wagerechten Linien überwogen, nun auch eine Höhenwirkung zu geben. Dies sollte durch Aufführung von Seitentürmen geschehen, aber die Senkung der Grundmauern zwang, den einen bereits errichteten abzutragen. Da fand Bernini eine glückliche Lösung, indem er beiderseits lange Säulengänge schief an die Ecken der Schauseite anschloß, wodurch diese einerseits höher, andererseits (infolge der Schrägstellung der Säulenhallen) verkürzt erschien. Dazu gab er noch dem Platze vor der Kirche eine ziemlich starke aufsteigende Neigung, so daß der Bau höher und ferner aussieht. Durch diese sinnreiche Verwertung der perspektivischen Gesetze wurden die begangenen Fehler so weit als möglich gut gemacht.
Sucht man nun den Anteil der beiden Hauptmeister heraus, so findet man Bedeutenderes von Bramante nur bei Einzelheiten im Innern an den Pfeilern der Kuppel.
^[Abb.: Fig. 443. Donatello: Kinder-Fries.
Florenz. Museum St. Maria del Fiore.]
^[Abb.: Fig. 444. Lucca della Robbia: Sänger-Fries.
Florenz. Museum St. Maria del Fiore.] ¶