bekundet Prandauer ein sicheres Formgefühl und hohes Können, insbesondere meisterhaft ist seine Behandlung der Profile, in welcher er eine unerschöpfliche Erfindungsgabe bekundet.
Von Gump stammen die St. Jacobs- und die Johanneskirche, sowie das Landhaus in Innsbruck, Bauten, die sich durch den Ausdruck von Kraft, der bisweilen etwas schwerfällig wirkt, und durch klare Raumverteilung auszeichnen. Die Jacobskirche zeigt ein breites Langhaus (ohne Seitenkapellen) das in vier Felder geteilt ist, das dritte ist seitlich durch Halbkreisnischen zu einer Art Querschiff erweitert, über den ersten drei Feldern erheben sich ovale Kuppeln, über dem vierten eine stattliche Rundkuppel. Die einfache und klare Anordnung wirkt hier günstig, auch stimmen die schweren Formen besser zu den Größenverhältnissen, als bei der kleinen Johanniskirche (einschiffig mit rundem Chor, mit einer schönen offenen Vorhalle), die abgesehen von diesem Umstande einen reizenden Eindruck macht.
In Steiermark wurde der bereits an früherer Stelle erwähnte malerische Mischstil nunmehr von deutschen Meistern weiter gepflegt, während in Böhmen Kilian Ignaz Dientzenhofer (1690-1752) die von seinem Vater angebahnte Richtung ebenfalls im Sinne des Malerischen verständnisvoll und geschickt ausbildete, und in Prag das Bauwesen ebenso beherrschte, wie Fischer v. Erlach jenes in Wien. Durch schwungvolle Linienführung und feine Profilierung, überhaupt durch ungemein gefällige Durchbildung des Zierwerkes verleiht er seinen Werken den Reiz hoher Anmut, die jedoch auch der Kraft nicht entbehrt.
Nach dem Jahre 1720 erscheinen auf österreichischem Gebiete die Italiener bereits ziemlich vollständig verdrängt und deutsche Meister beherrschen das Bauwesen mit erfreulicher Selbständigkeit und Frische. Es mag vielleicht zugegeben werden, daß sie weniger «korrekt» und formrein arbeiteten, als die Italiener, die ihre Kunstregeln niemals ganz vergaßen, aber diese Eigenwilligkeit der Deutschen, ihre flotte Unbefangenheit und selbst auch die manchmal auftretende Unbeholfenheit fließen aus der größeren Regsamkeit der Einbildungskraft, die wieder Erfindungsgabe zeugt, aus der ernsten Gedankentiefe, mit welcher jede Aufgabe gründlich erfaßt wird und aus dem Bestreben, den eigenen Gedanken auch einen eigenen Ausdruck zu geben.
Bayern. Diese trefflichen Eigenschaften der Barockbaumeister werden leider selten gewürdigt, und doch hatte man alle Ursache, auf diese Zeit des Ringens deutscher Kunst stolz zu sein. In Oesterreich zollt man noch am meisten diesen Künstlern Anerkennung, auf welche jedoch mit vollem Recht auch jene Meister Anspruch haben, welche in Bayern, Schwaben, Franken und in den Rheinlanden wirkten.
So besaß München in Josef Effner (+ 1745) einen Baukünstler von hervorragender Begabung und feinsinnigem Geschmack, der namentlich in der Ausgestaltung des Innern seiner Bauten eine ungemein glückliche Hand besaß. Die Durchbildung des Schmuckwerkes ist meist von einer entzückenden Anmut, deren anheimelnder Reiz noch dadurch gesteigert wird, daß sich in demselben das deutsche Empfinden, eine sinnige Heiterkeit, kundgiebt, die von der mehr leeren und hohlen Prunkhaftigkeit der Franzosen wohlthuend absticht. Die beiden Gartenschlößchen im Nymphenburger Parke (Pagodenburg und Badenburg) zählen zu diesen liebenswürdigen Schöpfungen. Von großartiger Anmut ist auch das Innere des Lustschlosses Schleißheim, und durch vielgestaltigen Formenreichtum zeichnet sich der Preysingsche Palast aus, eine der besten Arbeiten jener Zeit.
Neben Effner erscheint noch Johann Gunezrainer als tüchtiger Baumeister. Die Bedeutung dieser Deutschen für Münchens Bauwesen wird meist verkannt, während man den gleichzeitig dort thätig gewesenen Franzosen Cuvilliés über Gebühr hervorhebt. Allerdings verstand es dieser selbstgefällige Mann besser, seine «Verdienste» ins helle Licht zu stellen, so daß ihm ein Einfluß zugeschrieben wird, den er thatsächlich nicht besaß.
Asam. Weniger in Bauausführung, dagegen aber in Ausgestaltung der Innenräume leisteten Hochbedeutsames die beiden Brüder Cosmas Damian Asam (+ 1742) und Egyd Quirin Asam (+ 1746), Söhne des Hans Georg, der als Maler in Tirol und später ¶
als Lehrer der Baukunst in Prag thätig war. Sie hatten sich in Rom ausgebildet und erscheinen seit 1715 in München. Cosmas war Maler, Egyd Bildhauer und Stuckarbeiter, und so ergänzten sich Beide in glücklicher Weise. Ihre ungemein zahlreichen Arbeiten finden sich in ganz Süddeutschland; aber nicht nur die Zahl sondern auch die Fülle von Gedanken und die überquellende Erfindungsgabe, die in diesen Werken sich kundgiebt, ist bewundernswert. Die Ausschmückung des Domes zu Freising, dann jene der Klosterkirche zu Metten sind in dieser Beziehung besonders hervorzuheben.
Die bedeutendste Schöpfung der Beiden ist jedoch die Johanneskirche in München (Fig. 615). Schon die Gestaltung der Schauseite ist eigenartig und eindrucksvoll, noch mehr aber gilt dies von dem Innern, in welchem die deutsche Barockkunst das Aeußerste geleistet und selbst die italienische eines Guarini und Pozzo überboten hat. Die Grenzen zwischen den einzelnen Kunstzweigen sind verwischt; Baufügung, Malerei und Bildnerei wirken so innig zusammen, daß die eine die Aufgabe der anderen übernimmt, nur um ein einheitliches malerisches Gebilde zu schaffen.
^[Abb.: Fig. 624. Inneres der Frauenkirche in Dresden.] ¶