gehöriger Ausschmückung und Verzierung vielfache Verwendung.
Die kleinen flachen Kisten nimmt man zum Aufbewahren von einfachem Briefpapier und Couverts, von Rechnungen, Quittungen, Postformularen, Bindfaden, Siegellack etc., von großen und kleinen Nägeln aller Art, von Photographien, Bildern, Ansichtskarten, Spielkarten, Würfeln, Spielmarken und Spieltellerchen u.s.w.
Größere Kisten benutzt man vorteilhaft zu ganz reizenden Wandschränkchen, Hausapotheken etc., indem man mehrere übereinander nagelt und dann auf ein Paneelbrett stellt.
Mittelst Simsleistchen kann man einzelne Deckel zu einer gemeinsamen Tür verbinden und diese dann mit Charnieren befestigen, auch eine schön geformte Rückwand anbringen mit Eckkonsolchen u.s.w. In all' diesen Fällen reinigt man die Kistchen mit Seife und Wasser von den anhängenden Papierstreifen.
Die Ausschmückung geschieht durch Umkleben und Auskleben geeigneter Buntpapiere, auch Samt u.s.w., oder mit Pinsel und Farbe, oder mit Pinsel, oder mit dem Brennstift, dem Schnitzmesser, oder durch Anbringen von Nagelarbeit, Gravierarbeit und dergl. Zu kleinen Schatullen sticht man gern an den vier Ecken runde Ziernägel als Füßchen ein.
Ein Lehrbuch des Schlaraffenlebens.*.
Von Eduard Engel, Berlin.
Die Leser mögen es mir glauben: ich gehöre nicht zu den Eßkünstlern oder Schlemmern und Schlaraffen, und diese kleine Studie fließt mehr aus den Neigungen des Kulturforschers und Philologen als aus denen des Feinschmeckers.
Vor mir liegen drei Bände: zwei dicke und ein dünner;
die beiden dicken enthalten geschmackvoll zusammengebundene, auserlesene Speisekarten von den großen Dampfern des Norddeutschen Lloyd in Bremen für die erste und zweite Kajüte;
der dünne Band trägt den Titel: «Zusammenstellung von Speiseausdrücken zur Benutzung auf den Dampfern des Norddeutschen Lloyds.» Dieser Band umfaßt 173 Großoktavseiten mit je zwei Spalten. Er ist in Wahrheit das Küchen- und Speisekarten-Wörterbuch des Lloyds und gehört obendrein zur Litteratur, sogar zu zwei Gattungen der Litteratur: zur Kulturgeschichte und zur Sprachkunde.
Für Suppen allein finden sich 12 Seiten, zusammen mindestens 600 verschiedene Suppen;
für Speiseeis enthält das Wörterbuch eine Seite mit zwei Spalten, für Eiergerichte nahezu 10 Spalten,für Fische 22 Spalten, für Küken 6 Spalten, für Puddings 8 Spalten, und so fort durch alle Gattungen der Kochkunst mit übersättigender, verwirrender Fülle.
Der Zweck dieses außergewöhnlich anziehenden Buches ist ein doppelter;
es soll als Handbuch des Oberkochs bei der Anfertigung der Speisekarten dienen, und es soll ein Anregungsmittel für seine erfinderische Phantasie sein, um den Reisenden eine möglichst große Abwechslung in ihrer Verpflegung zu bereiten.
Die bis in das einzelne und Kleinste reichende Umsicht der Verwaltung dieses Riesenunternehmens hat das sehr vernünftige Beispiel gegeben, auf Speisekarten keine Lächerlichkeiten zu begehen.
Die besten Gasthäuser auf dem Lande könnten sich hiernach richten! Welche Albernheiten in deutschen Speisehäusern geringeren und mittleren Grades täglich begangen werden, weiß ja jeder Leser;
aber auch in mancher der ersten deutschen Gast- und Speisehäuser kann man blühenden Unsinn, unmögliches Küchenfranzösisch auf den fein gedruckten Speisekarten erleben.
Die Lloydverwaltung wollte diese Lächerlichkeiten auf den Tafeln ihrer schwimmenden Paläste vermeiden, und aus diesem Wunsche heraus ist das Speisezettelwörterbuch entstanden. In dem Vorwort dazu heißt es sehr vernünftig: «Es ist unbedingt notwendig, daß die auszulegenden Speisekarten bezüglich des Textes, sowohl des deutschen, als auch des fremdsprachlichen, fehlerfrei sind. Diese Anforderung ist keine geringe: denn jemand, der der in Frage kommenden Sprachen vollkommen mächtig ist, vermag noch nicht ohne weiteres die gastronomischen Ausdrücke richtig wiederzugeben.»
Die Lloydverwaltung hat aber noch einen anderen gleichfalls sehr zur Nachachtung zu empfehlenden Grundsatz befolgt: den eines möglichst reinen Deutsch.
Sie sagt in ihrer Anweisung an die obersten Küchen- und Verwaltungsbeamten der Schiffe: «Ueberall da, wo das deutsche Wort den Sinn und die Bedeutung des fremden vollständig wiedergibt, entferne man den Eindringling; sobald aber diese Voraussetzung nicht zutrifft, behalte man das Fremdwort bei.» - Nach meinen Erfahrungen befleißigen sich die Hersteller der Gerichte und die Zusammensteller der Speisekarten auf den Schiffen tatsächlich eines viel besseren Deutsch als ihre Berufsgenossen zu Lande.
Noch ein Wort über die äußere Ausstattung dieser Speisekarten.
Der Norddeutsche Lloyd verwirklicht dabei den liebenswürdigen Gedanken, den Reisenden in den Speisekarten - die täglich in der auf jedem Schiffe befindlichen eigenen Druckerei zu jeder der drei Hauptmahlzeiten gedruckt werden - hübsche Andenken an die Reise und zugleich, wenn es den Reisenden beliebt, zierliche Ansichtspostkarten zu übergeben.
Die obere Hälfte der Karte für das erste wie
^[*) Wir entnehmen diese hübsche Skizze den «Blättern für Belehrung und Unterhaltung» Beilage der Leipziger Neuesten Nachrichten, und tun das um so lieber, als damit die für unsere Leser überzeugendste Empfehlung des Weltunternehmens verbunden werden kann. D. R.] ¶
für das zweite Frühstück kann abgetrennt werden und ist dann eine allerliebste Ansichtspostkarte.
Einige dieser Speisekarten sind wahre kleine Kunstwerke, besonders die Festkarten zu gewissen feierlichen Gelegenheiten: Kaisers Geburtstag, erste Ausreise eines Schiffes u.s.w.
Das Essen, das auf diesen Riesenschiffen bekanntlich bis an die Grenzen der Schwelgerei geht, bekommt durch diese künstlerische Ausstattung und den sprachlich einwandfreien Inhalt der Speisekarten, ich möchte sagen, etwas Poetisches und Veredeltes.
Ueber die glänzende, vielleicht sogar überreiche Verpflegung an Bord der größten deutschen Dampfer herrscht ja bei allen Reisenden, aber auch über deren Kreise hinaus, nur eine Meinung.
Ich wüßte für Genesende, denen der Arzt eine besonders reiche Ernährung empfohlen, nichts besseres, als auf einem der Riesenschiffe des Lloyds oder der Hamburg-Amerika-Linie eine möglichst lange Reise zu machen oder vielleicht auch nur nach New-York und zurück.
Hin und wieder werden ja schon jetzt solche Reisen für Genesungszwecke tatsächlich von klugen Aerzten empfohlen.
(Schluß folgt.)
Unsere Kinder bei Tische.
Daß wir unsere Kleinen vom ersten Tage an erziehen müssen, weiß heute jede intelligente Frau.
Sie will ja ihr Liebstes auch von andern wohlgelitten sehen.
Hierzu ist in erster Reihe erforderlich, daß dem Kinde vom Erwachen feines Intellekts an die Gesetze des guten Tones eingeprägt werden.
Der reizendste Blond- oder Braunkopf wird seinem Nachbar (namentlich bei Tische) höchst unangenehm, wenn er mit den Formen der guten Sitte - insbesondere der Eßkunst - nicht genügend bekannt gemacht wurde.
Zur Ferienzeit verläßt eine große Anzahl von Kindern den Familientisch, an welchem das nachsichtige Elternauge vieles duldet, ja, übersieht, das in fremder Umgebung durchaus nicht dieselbe Rücksichtnahme und milde Beurteilung findet. - Am Essen erkennt man den Bildungsgrad des Menschen - ist ein altes Wort. Es müssen sonach den Kindern vom zartesten Alter an korrekte Tischmanieren eingeimpft werden.
Vor allem gewöhne man dem Kinde «schlechte Gewohnheiten» ab. Am strengsten achte man auf folgende, in der «kleinen Welt» am häufigsten vorkommenden Unzukömmlichkeiten, die am Gasthaustische oder an der Table d'hote ^[richtig: Table d'hôte] gar übel vermerkt werden.
Nicht in die Suppe blasen.
Den Löffel nicht mit der Breitseite, sondern mit der Spitze zum Munde führen.
Das Essen nicht mit Behagen schlürfen.
Nicht mit dem Brot spielen.
Kartoffeln nicht mit dem Messer schneiden.
Beim Essen des Fisches kein gewöhnliches Messer brauchen (in Ermangelung des Fischmessers die Gabel oder ein Stückchen Brot).
Niemals die Portionen auf der Servierschüssel kleiner schneiden wollen.
Nicht zu viel auf einmal oder den Aufputz der Schüssel in den Teller laden.
Gewähltes nicht auf die Schüssel zurücklegen.
Mit dem Servierenden keine Konversation führen.
Die Speisen ja nicht mit dem Messer zum Munde führen.
Keine großen Bissen machen.
Die Sauce auf dem Teller nicht mit Brotscheiben aufwischen.
Nie eine Tasse zum Munde führen, in der sich ein Löffel befindet.
Nicht mit dem eigenen Messer oder gar mit dem Händchen ins Salzfaß fahren.
Des Zahnstochers sich nur hinter der Handfläche, besser gar nicht bei Tische bedienen.
Wenn etwas im Essen entdeckt wird, was nicht hineingehört, es nicht laut der Mama erzählen, sondern stillschweigend auf den Tellerrand legen.
Nicht mit vollem Munde sprechen.
Beim Nehmen von Süßigkeiten nicht unbescheiden sein.
Keine Bonbons oder gar Obst in die Taschen stecken.
Geflügelknöchelchen dürfen nur am Familientische zum Munde geführt werden. (Besser also, es gar nicht dulden!) Salat bloß mit der Gabel essen.
Kompott wird mit dem Kompottmesser, nie mit Messer oder Gabel zerteilt.
Das Kind darf dabei den Teller bis zur Brusthöhe erheben.
Auch ist ihm erlaubt, was den Erwachsenen nicht gestattet, die Serviette vorzustecken.
Das Tafelbrötchen wird gebrochen, nicht geschnitten.
Die Gabel gehört immer in die linke Hand.
Zucker wird mit der Zuckerzange oder dem eigenen, ungebrauchten Löffel genommen. An der Table d'hote ^[richtig: Table d'hôte] findet kein Wünschen einer «Gesegneten Mahlzeit» statt.
Diese Tischregeln wie die Gesetze des guten Tones im Allgemeinen müssen dem Kinde sozusagen ins Blut übergehen, so daß es beim später Erwachsenen von seinem Nächsten nicht als bloße Form, sondern als sein eigenstes Wesen wohltuend empfunden wird, als jene Wohlerzogenheit, die das unleugbare Merkmal der gebildeten Stände ist.
(Nach Bresl. G.-A.)
Hausmittel und Rezepte.
Um die Kastanien und Zitronen lange frisch zu erhalten, legt man sie in trockenen Sand. - Verschiedene Sorten Schwämme, Pilze, auch Trüffel darunter werden getrocknet, pulverisiert und in Büchsen aufbewahrt.
Eine Prise davon gibt jeder Sauce einen feinen Geschmack. - Beim Verschließen von Konfitür-Töpfen wird das erste Papier nicht in Kirsch getaucht, sondern auf beiden Seiten mit Glyzerin bestrichen. - Um einen Blumenstrauß recht lange frisch zu erhalten, gibt man etwas Salmiakgeist in das Wasser. - Um gelb gewordenes Elfenbein ¶