bedeutend ist auch die Bierbrauerei
(Wabern und
Reichenbach). Im
Thale der Worblen liefert der wasserreiche Bach die Kraft für
eine eidgenössische Pulverfabrik und eine kleinere Papierfabrik etc. Ostermundingen ist als günstiger Verkehrsplatz nicht
nur der Sitz eines ansehnlichen Bausteinversandts, sondern neuerdings auch einer
Fabrik von Kupfergeräten und Heizungseinrichtungen.
Eine Menge von Arbeitern entsendet das Land zur täglichen Arbeit (meist im Baugewerbe) in die Stadt,
mit der es durch ausgezeichnete
Strassen verbunden ist.
Ueber die
Aare führen ausserhalb der Stadt 4 Brücken, alle im NW. Es sind dies die schöne steinerne, 1850 dem Verkehr übergebene
Tiefenaubrücke, die alte Holzbrücke bei «Neubrücke», die Holzbrücke bei
Hinterkappelen und ein eiserner
Steg bei
Wohlen. Ausserdem setzt man an verschiedenen
Stellen auf Drahtseilfähren über den Fluss.
Zu den bereits bestehenden Eisenbahnen (s. Kärtchen) wird sich in kurzen eine Bahn über
Köniz nach
Schwarzenburg gesellen.
^[Note:] Die Fortsetzung der Strassenbahn
Bern-Worb bis
Walkringen würde eine neue Zufahrt vom
Emmenthale
her schaffen.
Die
Dörfer des Amtes sind älter als die Stadt. Diese gehörte unmittelbar nach ihrer Gründung kirchlich eine Zeit lang
zu
Köniz.
Die sogenannten 4
KirchspieleMuri, Vechingen,
Stettlen und
Bolligen bildeten nebst
Köniz den ältesten Territorialbestand
Berns.
Das übrige Gebiet gehörte vor 1798 zu den Landgerichten: Das rechte Ufer der
Aare zum Landgericht
Zollikofen,
das linke zum Landgericht
Sternenberg. Die letzte territoriale Veränderung erfolgte 1880, indem die bisherige Gemeinde
Bremgarten-Stadtgericht
zu
Kirchlindach geschlagen wurde. Die jetzige Gemeinde
Bremgarten hiess damals noch
Bremgarten, die
Herrschaft. Abweichend von
allen übrigen bernischen Aemtern hat das Amt Bern zwei Regierungsstatthalter.
Stadt, Bundesstadt der
Schweiz. Eidgenossenschaft und Hauptstadt des gleichnamigen Kantons, liegt im Centrum
der westlichen
Schweiz, mitten zwischen
Alpen und
Jura, auf der Hochfläche des
Mittellandes. Sie ist von der nächsten Grenzstrecke,
der französischen Grenze am
Doubs, 50 km entfernt. Auf der bernischen Sternwarte beträgt die geographische
Breite 46° 57' 6" N., die östliche Länge von Greenwich 7° 26' 20" (von Paris 5° 6' 11"). Die mitteleuropäische Zeit
geht der Ortszeit um 30' 14" vor.
Landschaftliche Lage.
Eine kurze Stunde südöstlich von der Stadt verlässt die
Aare das breite von
Thun sich herunterziehende Querthal. Sie dringt,
Mäander bildend, in ein sehr enges Thal ein, welches in das
Plateau des
Mittellandes eingetieft ist. Gleichzeitig biegt der
Fuss des höheren mittelländischen Berglandes rechts der
Aare nach NO. und links der
Aare nach SW. um. So liegt Bern
an der Kreuzungsstelle
der verlängerten Linie des Aarequerthals und des Fusses des höheren
Mittellandes, dessen Linie von
Langenthal
nach Freiburg
zieht. Auf dieser Kreuzung beruht die natürliche Verkehrslage
Berns.
Die Flusshalbinsel, auf welcher sich das alte Bern
erhebt, ist ein Stück des umliegenden Plateaus. Auf diesem breiten sich die
Aussenquartiere aus. Die Halbinsel liegt etwas niedriger als das
Plateau. Mit hohen Türmen muss daher
die
Altstadt versuchen, in der weiteren Landschaft zur Geltung zu kommen, und es giebt viele
Stellen der Umgebung, wo über
den dunklen
Wäldern des Plateaus weiter nichts von Bern
zu sehen ist als der hellgraue Helm des
Münsters.
Die Meereshöhe der
Aare beträgt nahe der Umbiegungsstelle im O. 500 m. Die Sternwarte, welche auf dem
Plateau im W. gelegen ist, notiert 573 m. Als mittlere Höhenlage hat seit der Ueberbauung des Aussenplateaus 545 m zu
gelten.
Das Bodenrelief des Stadtgebietes ist sehr wechselvoll. Die Halbinsel selbst senkt sich von W. nach O., erst sehr allmählig,
gegen das Ende hin mit einer stärkeren Böschung. Da wo die
Aarevon S. her auf die Stadt zufliesst, ist
links das Thal ausgeweitet: hier fällt der
Sulgenbach, dessen
Ursprung hinter
Köniz liegt, mit lebhaftem Gefälle in die einstige
Au des heutigen Stadtteils Marziele. Gleich nach der Biegung am Fuss des Stadthügels liegt rechts
vom Fluss die grüne, baumreiche
Au des
Schwellenmätteli.
Dieses hat seinen Namen von einem grossen Staudamm, welcher schräg durch den Fluss durchzieht und einen Teil desselben nach
dem nächstfolgenden Thalsohlenstück, der
«Matte», leitet. Ueber die
Schwelle fällt der blaugrüne Fluss mit grossem Rauschen.
Er fliesst ungestüm zur gegenüberliegenden, steilen und bewaldeten
Halde und lässt am Fuss der
Schwelle
eine grosse Menge von Geröllen liegen, welche zur Zeit des gewöhnlichen Wasserstandes als öde Kiesbänke aus dem
Wasser
schauen. Im nördlichen Thalflügel sind die
Säume des Thalbodens gänzlich eingeschrumpft und bieten nur wenigen Gebäuden
Raum.
Der Fluss hat eine mittlere Breite von 30 m. Seine Geschwindigkeit ist 1,5 bis 4 m in der Sekunde. Die
Wassermengen des echten Gebirgsflusses sind beträchtlichen Schwankungen unterworfen. Nach ungefähren Schätzungen führt
der Fluss bei sehr niedrigem
Stande (im Dezember und Januar meist) wenig mehr als 20 m3 per Sekunde, bei hohem
Stande dagegen,
der im Sommer häufig mit den Gewittern des Einzugsgebietes einzutreten pflegt, bisweilen über 600 m3.
Doch existieren noch keine genaue Messungen. Die Hochwasser sind trübbraun und bringen das Gerölle der vielen Kiesbänke
zum Weiterwandern. Sie entstammen den Zuflüssen herwärts vom
Thunersee, welcher die eigentlichen Alpenhochwasser regelt,
sodass diese nicht unmittelbar nach Bern
gelangen.
Die mittlere Temperatur des Aarewassers beträgt nach E.
Schmid:
im
°C
Luft °C
Mai
10.1
11.7
Juni
13.6
16.0
Juli
15.1
18.9
August
14.9
16.6
September
14.9
14.3
Oktober
11.0
7.6
Durchschnittlich ist das Aarewasser um 1,4° wärmer als die umgebende Luft, offenbar eine Wirkung der Erwärmung der
Oberlandseen.
Das Thal der
Aare ist ein reines Erosionsthal. Zu beiden
Seiten desselben besteht das
Plateau aus der Süsswassermolasse, welche
indes im Weichbild der Stadt sehr selten unmittelbar hervortritt. Dagegen bildet sie wenig stromabwärts malerische, das
Thal einrahmende Felspartien. Die Meeresmolasse setzt die sämtlichen höheren Bergmassen im NO., O., S.
und SW. zusammen. Bern
liegt auf der Grenzlinie. Den Baugrund der Stadt bildet fast überall der eiszeitliche
Schutt, dessen Anhäufungen
in Form von Moränen der gesamten Landschaft um Bern
erst recht das entscheidende Gepräge geben.
Bern
liegt nämlich am innern
Rande einer grossen bogenförmigen Folge von Hügeln, der Endmoräne des eiszeitlichen
Aaregletschers. Der
Rhonegletscher hatte sich zurückgezogen, so dass die Zunge des Aaregletschers an der Stelle der heutigen
Stadt halt machen und die Moränen sich bilden konnten. Darauf zog sich das
Eis für die lange Folgezeit in die
Alpen zurück.
Des Hauptzug der Wälle geht von der
Schosshalde zumSchänzli, wo der ganze Hang und stückweise die
Sohle
des Aarethales selbst mit Eiszeitschutt bedeckt sind, darauf zur grossen Schanze, zum
Donnerbühl, zur
Insel und über Lentulushubel
und
Steinhölzli an die Nordostgehänge des
Gurten, wo einst der eratische Block «Teufelsburde» lag.
Aeusserst interessante Spuren der Gletscherzeit birgt auch der zum Bahnhof abfallende Hang der grossen
Schanze. Hier zeigten sich, anlässlich der Erweiterung des Bahnhofes, von Gletscherbächen in die Molasse geschnittene Riesentöpfe.
Auch der Halbinselboden besteht in der obersten Schicht aus Blockschutt und
Kies der Eiszeit. Einige der interessantesten
hier und dort aus dem
Schutt gegrabenen erratischen Blöcke sind gruppenweise aufgestellt auf der Promenade
der grossen Schanze, sowie am nördlichen Brückenkopf der Kornhausbrücke. Ausserhalb der Moränen schütteten die Gletscherabflüsse
auf dem
Plateau alle Vertiefungen mit Kiesmassen auf und schufen so die jetzt «Felder»
genannten ebenen
Fluren, wie das Breitenrainfeld, das
Wilerfeld,
Beundenfeld etc.
Fast nach allen
Seiten ist der Gesichtskreis
Berns durch Wälder begrenzt, von denen aber nur der
Bremgartenwald
im NW. eine grosse Ausdehnung besitzt. Sowohl dieser wohlgepflegte
Forst von
Buchen und
Fichten, als die Waldung Dählhölzli
im SO. können in wenigen
¶
mehr
Minuten von der Stadt aus erreicht werden. 1-2 Stunden von der Stadt erheben sich die waldigen Bergrücken des Gurten, des
Könizberges, des Ostermundingenberges, des Bantigers und des Grauholzes.
Ueber die klimatischen Verhältnisse mögen folgende Angaben kurz orientieren: Mittlerer Barometerstand 712,3 mm. Die mittleren
täglichen Oscillationen des Luftdrucks betragen im Sommer 2,0, im Winter 3,6 mm. Das Jahresmittel der
Temperatur ist 8,1 °C. Das Mittel des wärmsten Monats (Juli) ist +18 °C, das des kältesten (Januar) -2,7 °C. Die mittleren
Extreme sind +29,2 und -19,8 °C. Am zeigte das auf dem freien Felde des Plateaus (Engelmösli) befindliche Minimumthermometer
-25,6 °C, am wurde von Fueter genau dieselbe extrem niedrige Temperatur abgelesen.
Die vorherrschenden Winde wehen ans SW. und NO. Jene bringen feuchtwarmes, diese kalttrockenes Wetter. Der Föhn macht sich
meist nur als gelinder absteigender Luftstrom geltend, der die Berge des Oberlandes sehr nahe scheinen lässt. Die mittlere
Menge der Niederschläge beträgt 940 mm. Bern
ist in einer relativ trockenen Zone des Mittellandes gelegen. Die Niederschläge
sind im Sommer am ausgiebigsten, in ihrer Häufigkeit sind sie jedoch auf das ganze Jahr ziemlich gleichmässig verteilt.
(Mittlere Zahl der Tage mit Niederschlägen 163, Mittel der relativen Feuchtigkeit 78,2, mittlere Bewölkung
6,4). Bern
hat viel Nebel. An ruhigen Tagen des Sommerhalbjahrs pflegen wochenlang allmorgendlich leichte Bodennebel durch das
Aarethal zu wallen. Der grossen relativen Bewölkung steht eine ebenso bedeutende Intensität der Sonnenstrahlung ausgleichend
gegenüber. Die Zahl der Gewitter schwankt zwischen 10 und 30 per Jahr. Gefährlich sind dieselben selten, die
eigentlichen Hochgewitterzüge wenden sich in der Regel in das nahe Schwarzwasserbergland.
Das erste Blühen des Kirschbaums fällt, nach einer 38jährigen Beobachtungsreihe, durchschnittlich auf den 26. April, das erste
Eintreffen der Schwalbe auf den 10. April.
Die natürliche Lage Berns erhält ihre Weihe durch die Nähe der Alpen des BernerOberlandes, deren wunderbare
Gipfelreihe von jedem freien Punkte der Stadt aus durch die Oeffnung des Aarequerthales sichtbar ist. Man kennt Bern
nicht, wenn
man es bloss an einem bedeckten Tage gesehen hat. Das sozusagen stadtbernische Alpenpanorama reicht vom Stockhorn im W. bis
zur Schrattenfluh im O. Genau in der Mitte desselben stehen Jungfrau, Mönch und Eiger.
Die merkwürdige Lage Berns spricht eine deutliche
Sprache. Diese Stadt, so gut wie eine Burg über dem tiefen Thal und dem
reissenden Fluss, sollte in dem Sinne ihres Gründers ein fester Platz sein, und wurde es wirklich durch den Arm ihrer Bürgerschaft.
Der kulturellen Entwickelung setzte ebendieselbe Lage manche grosse Schwierigkeit entgegen. Verhältnismässig
früh gelang die definitive Bändigung des Flusses durch Ufermauern. Dagegen war eine dem Verkehr genügende Ueberbrückung
desselben erst der jüngsten Zeit vorbehalten.
Bis zum Jahre 1841 besass Bern
einzig die sogenannte Unterthorbrücke, welche den ältesten Stadtteil bei der Nideck mit dem
Ostufer der Aare verbindet. Sie überbrückt nur den Fluss, nicht aber das 35-40 m tiefe Flussthal. In geringer Entfernung
davon entstand 1841-1844 unter Leitung von K. E. Müller aus Altdorf die imposante, ganz in Stein ausgeführte Nideckbrücke.
Sie besteht aus 2 Bogen, deren kleinerer die sogenannte Mattenenge, eine feuchte und dunkle Gasse, und
deren grösserer den Fluss selbst überspannt.
Dieser Hauptbogen ist mit 50 m Spannweite einer der grössten steinernen Brückenbogen der neueren Zeiten. Hat schon die
Nideckbrücke eine Höhe von 26 m über dem Aaremittelwasser, so erheben sich erst recht als eigentliche Hochbrücken die
neuen Eisenkonstruktionen über den Fluss und vermitteln den Verkehr der Stadtteile ohne jedes störende
Gefälle der Zufahrtsstrassen. Dies sind die Eisenbahnbrücke, die Kirchenfeld- und die Kornhausbrücke. Die Eisenbahnbrücke
verbindet das obere westliche Ende der Altstadt nach N. hin mit dem rechten Aareufer. Sie wurde 1858 als Gitterbrücke konstruiert.
Obwohl auch für den gewöhnlichen Verkehr bestimmt, genügt sie diesem doch nur in beschränktem Masse.
Die Kirchenfeldbrücke eröffnet der Stadtmitte einen Ausgang nach Süden. Sie besteht ganz aus Eisen und besitzt zwei gleich
grosse Bogen von je 87 m Spannweite. Der südliche Bogen ruht schon ganz jenseits des Flusses und überbrückt die obengenannte
Au des Schwellenmätteli. Die Brücke ist äusserst elegant. Ihre Höhe ist 34,5 m. Sie wurde 1882-1883 erstellt
und kostete 1250000 Franken.
Von der Stadtmitte nach Norden führt die Kornhausbrücke. Sie bildet eine stolze Folge von 8 eisernen Bogen und Oeffnungen,
die auf massiven Steinpfeilern ruhen. Die Höhe der Brücke ist 48 m. Die Spannweite des den Fluss selbst
überwölbenden Bogens ist 114,86 m. In einer Länge von 355,4 m steigt die Fahrbahn von S. nach N. mit 2,7% gleichmässig
an. Dies ist die grösste und schönste BrückeBerns. Sie wurde 1898 eingeweiht.
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