mehr
Ebene wird das Futter zweimal geschnitten, als Heu und als Emd. Das Vieh treibt man erst im Herbst zur Weide auf die Wiesen; seit einigen Jahren hat man für das Jungvieh eigene Weideplätze geschaffen. Im gebirgigen Landesteil wird Heu nur in den Thalsohlen bis hinauf zur untern Grenze der Alpweiden geschnitten. Ende Mai findet der Alpaufzug statt, bei dem das Vieh von den Sennen (armaillis) in ihrer überlieferten alten Tracht begleitet wird. Diese jährlichen Alpauftriebe sind von grossem Reiz: die langen Züge von Vieh auf fast allen bergwärts leitenden Strassen und Wegen, die hellen Zurufe der Sennen, das harmonische Geläute der zahllosen Kuhglocken - Alles vereinigt sich zu einem ganz eigenartigen Bilde.
Während voller vier Monate leben nun die Sennen, fern dem Getriebe der übrigen Menschen, auf den Höhen, beschäftigt mit der Sorge um die ihrer Obhut anvertrauten Heerden und mit der Herstellung von Käse. Dieses abwechselnd ruhige und auch wieder stark bewegte Leben ist von der Volkssage vielfach aufgegriffen worden und hat eine ganze Anzahl von Ueberlieferungen und Geschichten gezeitigt, die man sich an den langen Winterabenden gegenseitig erzählt. Da die Futterwirtschaft heute in der Landwirtschaft des Kantons an erster Stelle steht, macht sich eine eintretende Futternot aufs empfindlichste fühlbar. Im trockenen Jahr 1893 z. B. sah sich der Staat genötigt, durch Lieferung von billigem Kunstfutter auf Abschlagszahlungen der leidenden Bauernschaft zu Hilfe zu kommen.
Menge und Güte des Futters sind grossenteils von der topographischen Beschaffenheit und Höhenlage des Bodens abhängig, wie auch von der Lage der Wiesen zur Sonne. Im s. Kantonsteil (Greierz, oberer Sense- und Vivisbachbezirk) ist das Gras zarter, saftiger und nahrhafter, während es in der Ebene, wo der Wuchs ein schnellerer ist, länger aufschiesst, holziger und weniger kräftig ist, dafür aber auch in grösserer Menge gedeiht. Die Alpweiden des Kantons umfassen etwa 34102 ha Fläche, d. h. 22% des gesamten produktiven Bodens, und beschränken sich beinahe ausschliesslich auf die Bezirke Greierz, Sense und Veveyse (Vivisbach).
Sie werden von dem mit der Jahreszeit immer höher steigenden Vieh abwechslungsweise bezogen (Mai, Mitte Juni, Anfangs August) und beim Abtrieb in umgekehrter Reihenfolge befahren, bis die Heerden Anfangs Oktober wieder im Thal angelangt sind. Die in der Thalsohle liegenden Bauerngüter sind meist nur klein, dafür aber um so ergibiger; schönere Wiesen und besseres Futter als um Bulle und La Tour im untern Greierzerland, um Galmis und Jaun und im Saanethal bis Montbovon findet man kaum irgendwo.
Die Alpweiden sind voneinander gewöhnlich durch einen Holzhag geschieden. Die Hütte steht zumeist an dem für die Versorgung mit Wasser und Holz günstigsten Platz; sie besteht aus Holz und hat ein Schindelndach, das mit schweren Steinblöcken belegt ist, und umfasst den Stall, die Milchkammer, Käseküche, das Zimmer der Sennen und den Heuboden, auf dem einige für schlechtes Wetter berechnete Futtervorräte liegen. Eine Anzahl solcher Sennhütten steht an hervorragend schönen landschaftlichen Punkten, von denen aus man sich einer sehr ausgedehnten Aussicht auf die umliegende Alpenwelt erfreut.
Auf Anregung und unter Aufsicht der Freiburger Sektion des schweizerischen alpwirtschaftlichen Vereins sind mit finanzieller Hilfe des Staates beträchtliche Alpverbesserungen unternommen worden, besonders in Bezug auf Bau, Einrichtung und Sauberkeit der Sennhütten, auf Urbarmachung, Entwässerung, Säuberung von Steinen, Versorgung mit Wasser, Behandlung des Düngers, Wegebau etc. Der intensive Futterbau hat, besonders in der Ebene, die Einführung neuer Futterpflanzen, wie Runkelrüben, Rüben, Mais, Buchweizen etc. zur Folge gehabt. Alle diese Gewächse werden in ziemlich grossem Massstab angebaut, um den verderblichen Folgen von Futternot einigermassen zu begegnen und den Bauern zu gestatten, ihren Viehbestand in bemerkenswertem Umfange zu vergrössern.
Dem landwirtschaftlichen Unterricht dienen die landwirtschaftliche Schule (heute landwirtschaftliches Institut) zu Pérolles, das Lehrerseminar, die Sekundar- und Bezirksschulen, ferner eine Reihe von in den bedeutendsten Ortschaften abgehaltenen landwirtschaftlichen Wanderkursen und Vorträgen. Der Staat verausgabt zur Zeit eine jährliche Summe von ca. 140000 Franken zu Gunsten der Landwirtschaft, wobei die Kosten für Strassen- u. Dammbauten, Flusskorrektionen etc. nicht mitinbegriffen sind.
Auch der kantonale landwirtschaftliche Verein gibt sich grosse Mühe, den landwirtschaftlichen Fortschritt zu fördern; er zählt heute in 25 Sektionen 4300 Mitglieder. Daneben bestehen noch eine Reihe von weitern Vereinen, die den gleichen Zweck verfolgen, so der Freiburger alpwirtschaftliche Verein, die Alpgenossenschaften, die Viehzuchtgenossenschaften, die Genossenschaften zum Ankauf von vervollkommneten landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen, Konsumgenossenschaften etc.
Industrie- und Handelspflanzen.
Tabak wird in den beiden Bezirken Broye und See gebaut, wo im Jahr 1900 869 Grundbesitzer auf einer Fläche von 181 ha einen Ertrag von 3870 Meterzentnern und, bei einem Durchschnittspreis von 70 Franken für den Meterzentner, eine Gesamteinnahme von 271154 Franken erzielt haben. Nach einer Reihe von Jahren geringen Ertrages und kleinen Absatzes hat der Tabakbau jetzt wieder begonnen, die auf ihn verwendete Sorgfalt in vermehrtem Masse zu lohnen. In der Ebene, besonders in den Bezirken Broye und See, wird jetzt in grossem Umfange der Bau der Zuckerrübe betrieben, die nach der Zuckerfabrik von Aarberg verkauft werden kann.
In den Bezirken Broye und See, namentlich im Wistenlach (Vuilly), lohnt sich auch der Gemüsebau gut, während der früher noch betriebene Hanf- und Flachsbau heute fast ganz verschwunden ist. Von grosser Wichtigkeit ist auch der Anbau der Kartoffeln, besonders seit der Einrichtung der landwirtschaftlichen Brennereien zu Rosé, Domdidier, Payerne und Avenches. In den Bezirken Broye, Saane, Sense und See finden wir prachtvolle Baumgärten voller Obstbäume. Obstbäume in Menge, namentlich Apfel-, Birn- u. Kirschbäume, weisen aber auch die ebenen Landesteile der übrigen Bezirke auf.
Nussbäume gedeihen hauptsächlich in den Bezirken Broye und See, Pflaumen- und Zwetschgenbäume im untern Teile des Bezirkes Broye. Der Kanton Freiburg erzeugt eine grosse Menge von Obst, dessen Qualität aber trotz der stets wachsenden Nachfrage nach Edelobstsorten doch im Allgemeinen eine nur mittelmässige ist. Weinbau treiben die Gemeinden am Neuenburger- und Murtensee, so namentlich Cheyres, Font, Châbles, Châtillon, Delley, Les Friques (Broye), Haut Vuilly, Bas Vuilly, Kerzers und Galmiz (See). Die gesamte mit Reben bepflanzte Fläche des Kantons umfasst 215 ha und erzeugt 19335 hl Wein im Wert von 385650 Franken. Die leichten Weissweine dieser Gebiete sind unter den Namen der Weine von Cheyres und Vuilly (Wistenlacher) weit bekannt und geschätzt.
Viehzucht.
Die eidgenössische Viehzählung vom Jahre ¶
Verteilung der Nutzviehhaltung im Kanton Freiburg
Lf. 53.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg
^[Karte: 4° 40’ O; 46° 40’ N; 1:640000]
Stück Rindvieh auf 100 Einw.
░ -25
▒ 30-40
▒ 41-60
▓ 61-80
▐ 81-100
▐ 101-140
Stück Rindvieh per Besitzer
░ de 3 à 6 têtes
▒ de 3 - 9 têtes
▓ de 9 - 12 têtes
▓ de 12 - 15 têtes
▐ 15 têtes et plus
Stück Rindvieh auf 100 Hekt.
░ 10 à 20
▒ 20-40
▒ 41-60
▓ 61-80
▓ 81-100
▐ +de 100
░ Verteilung der Rindviehrassen
▒ Rotscheck 50% & mehr
▓ Rotscheck 33 à 50%
▐ Schwarzscheck 50% & mehr
Schwarzscheck 33 à 50%
V. Attinger sc.
Nach Dr. F. Buomberger
VERTEILUNG DER NUTZVIEHHALTUNG IM KANTON FREIBURG ¶
mehr
1901 hat für den Kanton Freiburg folgende Ergebnisse geliefert:
a. Einhufer:
Bezirk | Pferde | Maultiere | Esel |
---|---|---|---|
Broye | 1222 | 2 | 3 |
Glane | 1340 | 4 | 8 |
Greierz | 1271 | 34 | 36 |
Saane | 1832 | 19 | 12 |
See | 1192 | - | 2 |
Sense | 1727 | - | 1 |
Vivisbach | 692 | 3 | 16 |
Kanton Freiburg: | 9276 | 62 | 78 |
b. Hornvieh:
Bezirk | Kühe | Zuchtstiere Ochsen, Rinder, Kälber | Total |
---|---|---|---|
Broye | 4894 | 5501 | 10395 |
Glane | 5949 | 7016 | 12965 |
Greierz | 8003 | 9355 | 17358 |
Saane | 8089 | 7355 | 15444 |
See | 5287 | 4807 | 10094 |
Sense | 10160 | 7676 | 17836 |
Vivisbach | 2945 | 3635 | 6580 |
Kanton Freiburg: | 45327 | 45345 | 90672 |
c. Kleinvieh:
Bezirk | Schweine | Schafe | Ziegen |
---|---|---|---|
Broye | 6980 | 555 | 1180 |
Glane | 6330 | 1248 | 2099 |
Greierz | 4942 | 2553 | 4596 |
Saane | 8199 | 1665 | 2616 |
See | 7509 | 1612 | 1985 |
Sense | 9230 | 1641 | 3909 |
Vivisbach | 2950 | 830 | 1649 |
Kanton Freiburg: | 46140 | 10104 | 18034 |
Dazu kommen im ganzen Kanton 11621 Bienenstöcke. Viehbesitzer zählt man deren 13440. Auf 1000 Ew. entfallen 67 Pferde, 716 Stück Hornvieh, 380 Schweine, 124 Schafe, 177 Ziegen und 107 Bienenstöcke.
Nach Rassen verteilt, gliedert sich das Hornvieh im Kanton Freiburg folgendermassen:
Bezirk | Schwarzfleck | Rotfleck | Andere |
---|---|---|---|
Broye | 1607 | 7749 | 1317 |
Glane | 4036 | 8085 | 995 |
Greierz | 6090 | 10403 | 915 |
Saane | 4439 | 9718 | 1350 |
See | 972 | 7813 | 949 |
Sense | 1694 | 14176 | 1711 |
Vivisbach | 2332 | 3600 | 721 |
Kanton Freiburg: | 21170 | 61544 | 7958 |
Es entfallen somit auf die Schwarzfleckrasse 23,4%, auf die Rotfleckrasse 67,8% und auf andere Rassen oder Rassenmischlinge 8,8% des gesamten Viehbestandes.
Der Kanton Freiburg zählt unter diejenigen Kantone der Schweiz, die die reichsten Viehbesitzer aufweisen. Von den in der ganzen Schweiz vorhandenen 196 Besitzern von je mehr als 50 Stück Vieh finden sieht nicht weniger als 58 im Kanton Freiburg. Es gibt hier 54 Viehzuchtgenossenschaften mit zusammen 700 Züchtern, die in ihren Stallungen nur je Vertreter einer einzigen reinen Rasse, Schwarzfleck oder Rotfleck, aufziehen.
Der Kanton Freiburg ist ferner derjenige Kanton, der auf das einzelne Stück Hornvieh das bedeutendste Lebendgewicht in der ganzen Schweiz (580 kg) aufweist und ausserdem derjenige, dessen einzelnes Stück Nutzvieh den grössten durchschnittlichen Verkaufswert (354 Franken) hat.
Tierarten | Gesamtwert Fr. | Durchschnittswert pro Stück in Fr. |
---|---|---|
Pferde | 5522250 | 671 |
Hornvieh | 33052140 | 375 |
Schweine | 3896840 | 83 |
Schafe | 432060 | 28 |
Ziegen | 612380 | 28 |
Bienenstöcke | 236000 | - |
Gesamtwert des Nutzviehes im Kt. Freiburg: | 43751670 | 354 |
Während der Jahre 1807-1901 sind im Viehbestand des Kantons folgende Schwankungen zu verzeichnen:
Jahre | Pferde | Hornvieh | Schweine | Schafe | Ziegen |
---|---|---|---|---|---|
1807 | 10942 | 34987 | - | - | - |
1820 | 10774 | 45085 | - | - | - |
1833 | 11367 | 42746 | 17068 | 20471 | 6087 |
1840 | 10321 | 49289 | 19657 | 28790 | 7682 |
1850 | 9728 | 46828 | 18514 | 22077 | 8491 |
1860 | 8576 | 51072 | 22465 | 20712 | 9446 |
1870 | 7865 | 54050 | 25865 | 20584 | 10072 |
1880 | 8288 | 64800 | 22666 | 17276 | 11128 |
1890 | 7853 | 71861 | 21728 | 11878 | 9714 |
1900 | 8952 | 90363 | 42289 | 10954 | 15140 |
1901 | 9276 | 90672 | 46140 | 10104 | 18034 |
Aus dieser Zusammenstellung ist ersichtlich, dass die Zahl der Pferde bis 1890 beinahe beständig abgenommen hat, um seither in beständiger Progression wieder zuzunehmen, dass ferner die Zahl des Hornviehs sich um 160%, die der Schweine um 170%, der Ziegen um 200% vermehrt und die der Schafe um 50% vermindert hat. Missglückte Kreuzungsversuche haben die alte Rasse der feurigen und starken Freiburger Pferde fast vollständig aussterben lassen. Mit der Abnahme des Waarenverkehrs vermittels Pferdefuhrwerke ist die Verminderung der Zahl von kräftigen Zugpferden parallel gegangen; und heute werden mit Vorliebe Luxuspferde und solche fremden Geblütes gesucht.
Auch die beiden Freiburger Hornviehrassen zeichnen sich vor andern sowohl durch Grösse als Ergibigkeit an Milch vorteilhaft aus; im Allgemeinen ist von beiden die Schwarzfleckrasse kräftiger gebaut, ausdauernder und genügsamer, weshalb sie auch im Gebirgsland vorherrscht. Zieht man eine Linie von Plaffeien längs der Strasse zum Schwarzsee und der Eisenbahn Freiburg-Yverdon nach Estavayer le Lac, so liegt s. davon das Gebiet des schwarzgefleckten und n. davon dasjenige des rotgefleckten Hornviehes.
Staat und landwirtschaftliche Vereine und Genossenschaften haben sich bisher stets grosse Mühe gegeben, den Viehstand zu heben, die Aufzucht zu fördern und die Gründung eines gleichmässigen Viehbestandes reiner Rasse anzubahnen. 1890 entstanden in Treyvaux und Schmitten die ersten Genossenschaften zur Aufzucht einer reinen Viehrasse, die ihr Ziel mit Hilfe von besonders geeigneten Zuchtstieren und einer strengen Auswahl der Kühe zu erreichen suchen. Heute bestehen 51 solcher Genossenschaften, denen sämtliche Viehbesitzer des Kantons als Mitglieder angehören.
Die Gründung von ähnlich organisierten Pferdezuchtgenossenschaften steht in nächster Zeit bevor. Unter finanzieller Mithilfe des Staates können heute die vorzüglichsten Zuchttiere, Zuchtställe, Alpzüchtereien etc. mit Prämien bedacht werden. Um den Züchter möglichst vor Schaden zu bewahren, hat man die obligatorische Viehversicherung durchgeführt: 1900 waren 59891 Stück Vieh, d. h. 63,6% des Gesamtbestandes, für die Summe von 19835716 Franken versichert, was auf das einzelne Tier im Durchschnitt eine Summe von 356 Franken ausmacht;
im gleichen Jahre bezahlten der Staat Freiburg und die Eidgenossenschaft zusammen für 984 umgestandene Tiere eine Entschädigung von 78105 Franken aus.
Milchwirtschaft.
Hauptzweck der Viehzucht ist in beinahe allen Kantonsteilen die Gewinnung von Milch und Milchprodukten, wie Käse (Vacherin, Sérac etc.) und Butter. Im Jahre 1901 lieferten die 45500 Kühe im Durchschnitt je 7 Liter Milch im Tag oder zusammen 115500000 Liter im Jahr, wovon 47470000 direkt als Nahrungsmittel für die Bevölkerung Verwendung fanden, während 15500000 in die Fabriken für kondensierte Milch zu Düdingen, Épagny, Vevey und Payerne und in die Chokoladefabrik zu Broc verkauft wurden, 5200000 zur Aufzucht von Jungvieh und zur Herstellung von Butter und 47555000 zur Käsefabrikation dienten.
Der Gesamtwert der Käseproduktion betrug bei einem Durchschnittspreis von 1,20 Franken pro kg die Summe von 4800000 Franken, der Gesamtwert der als direktes Nahrungsmittel, in den Fabriken, zur Aufzucht und zur Herstellung von Butter verwendeten Milch die Summe von 6640000 Franken, somit der Totalwert der gesamten Milchwirtschaft die Summe von 11440000 Franken. Die Viehbesitzer haben sich zu Käserei- und Molkereigenossenschaften vereinigt, wobei in den Käsereien die Fabrikation auf Kosten und Gefahr der einzelnen Genossenschafter betrieben wird, die Buttermilch aber an besondere ¶