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von Dr. Julius Maurer für das ganze Becken des Genfersees aufgestellten Mittelwerten. Das Jahresmittel für die Periode 1874/89 beträgt 1027 mm, dasjenige der einzelnen Jahre schwankt zwischen 806,5 mm (1874 und 1887) und 1312,7 mm (1888); Januarmittel 42,1 mm, Augustmittel 108,3 mm und Oktobermittel 118,4 mm. Am regenreichsten sind der August (heftige aber nicht lang andauernde Regen) und Oktober (meist viele ganze Regentage). Die Trockenzeit dauert vom November bis März.
Die Menge der Niederschläge schwankt nicht nur von einem Jahr zum andern, sondern oft auch in ganz bedeutendem Masse von Monat zu Monat. Es verteilt sich die jährliche Summe der Niederschläge auf die einzelnen Jahreszeiten wie folgt: Winter 16%, Frühling 23%, Sommer 31%, Herbst 30%. Die stärksten in Lausanne während 24 Stunden gefallenen absoluten Regenmengen betrugen 95 mm (2 Oktober 1888) und 91 mm welch' letztere ein Austreten des Flon und der Louve über ihre Ufer zur Folge hatte.
Die längste beobachtete Regenperiode dauerte 14 Tage (9.-22. Februar 1879), während die Zahl der jährlichen Regentage zwischen 115 und 165 schwankt, im Mittel also 147 beträgt. Im Januar zählt man durchschnittlich 8,7 und im Juni und November 13,5 Regentage. Die längste Trockenperiode dauerte 39 Tage (18. März bis Das Datum des ersten Schneefalles schwankt zwischen dem 9. November und 14. Dezember und fällt im Durchschnitt auf den 18. November; der letzte Schnee fällt zwischen dem 28. Februar (1889) und 17. Mai (1895), im Durchschnitt am 29. März. Im allgemeinen zählt man pro Jahr 22 Tage mit Schneefall, die meist auf die Monate Dezember-März entfallen. Im Zeitraum 1874-1893 hat man pro Jahr durchschnittlich 21 Gewitter (5-32 in den einzelnen Jahren) registriert; am häufigsten treten solche in den Monaten Juli, August und Juni auf.
Hagel ist im Frühling 12 mal, im Sommer 15 mal und im Herbst 9 mal gefallen. Verhältnismässig hagelfrei waren die Jahre 1875, 1876, 1880, 1882 und 1890. Der Himmel ist am klarsten im März, September und um die Mitte des Juli, während er von November bis Januar meist bedeckt ist. Die mittlere jährliche Sonnenscheindauer beträgt 1912 Stunden, d. h. 47% des mit Berücksichtigung des unregelmässigen Horizontes zu 4034 Stunden berechneten möglichen Maximums. Die sonnenreichsten Monate sind August (261 Stunden), Juli (254 Stunden), Juni (225 Stunden) und Mai (216 Stunden), die sonnenärmsten dagegen Dezember (54 Stunden oder 22%) und Januar (71 Stunden).
Man zählt durchschnittlich 77 Tage ohne Sonnenschein, wovon 38,3 auf den Winter entfallen, während z. B. der Juli deren nur 1,7 aufweist. Vorherrschende Winde sind, wie überall im schweizerischen Mittelland, der SW. (hier kurzweg vent geheissen) und der NO. (die sog. bise), der aber in Lausanne meist aus NNO. weht. N.- und S.-Wind wehen durchschnittlich 42 Tage im Jahr. Der W.-Wind oder joran ist der Vorbote von schlechtem Wetter; von SO. weht die aus dem Rhonethal kommende schwere und warme vaudaire (der Föhn dieser Gegenden), die sich durch ihre hohe Temperatur u. ausserordentliche Trockenheit auszeichnet, meist aber nicht über Cully und Lutry hinausgeht. Im ganzen betrachtet ist das Klima von Lausanne gesund, erfrischend und stärkend.
Anbau des Bodens.
In landwirtschaftlicher Hinsicht ist die Gemeinde Lausanne von grosser Bedeutung, da sie den natürlichen Mittelpunkt eines der Hauptsache nach Landbau treibenden Kantones bildet. Sie besitzt zudem in Lavaux und an der Côte grosse und schöne Rebberge, die einen der geschätztesten Weine des Kantons liefern, und ferner im Jorat grosse Waldungen, die ihr bedeutende Einnahmen sichern. Die vom Ufer des Genfersees (375 m) bis zu den Höhen des Jorat (877 m) hinaufreichende Gemeinde, in der man in der Zeit von weniger als einer Stunde von den Gebieten des Feigenbaums zu der Zone des Tannenwaldes und der Alpweiden hinaufgelangen kann, eignet sich naturgemäss für die verschiedensten Arten des Anbaues, die dazu noch von einer Reihe von hier bestehenden landwirtschaftlichen Instituten gefördert werden.
Solche sind das kantonale landwirtschaftliche Institut, die kantonale Weinbaustation, das landwirtschaftliche Museum, die kantonale landwirtschaftliche Schule, die eidgenössische Samenuntersuchungs- und Versuchsanstalt und die eidg. agrikulturchemische Anstalt. Das landwirtschaftliche Institut, dem zugleich der meteorologische Beobachtungsdienst obliegt, gibt jeden Morgen die Berichte aus, die den Waadtländer Bauern über die mutmassliche Witterung des betreffenden Tages in Kenntnis setzen, und die sorgfältigen Ratschläge der Weinbaustation erfreuen sich bei den Weinbauern des grössten und gerechtfertigtsten Zutrauens. Lausanne ist auch seit 15 Jahren die Waadtländer Zentralstelle zur Bekämpfung der Reblaus. Das landwirtschaftliche Institut benachrichtigt den Landmann vom Auftreten von Pflanzenkrankheiten, und -schädlingen und macht ihn zugleich mit den zu ihrer Bekämpfung günstigsten Zeiten und wirksamsten Mitteln bekannt.
Die fruchtbarste Gegend ist die nach S. exponierte tiefere Zone zwischen 380 und 700 m; weiter oben (700-930 m), wo das Klima schon rauher und die Landschaft ernster ist, findet man hauptsächlich Aecker und Wald. Nach der Katasteraufnahme von 1888 verteilt sich die Gesamtfläche der Gemeinde Lausanne wie folgt:
a | |
---|---|
Gebäulichkeiten | 5569.44 |
Strassen und Plätze | 9950.46 |
Gärten | 9735.29 |
Rebberge | 17715.73 |
Wiesen | 108858.12 |
Aecker | 85752.44 |
Wald | 160880.70 |
Gesamtfläche der Gemeinde Lausanne: | 398462.18 |
Der gesamte Katasterwert betrug am Fr. 163119121 für die Gebäulichkeiten und Fr. 44748622 für den Grundbesitz. Es gibt 2253 Grundbesitzer, nämlich 1997 in der Stadt und Umgebung und 256 in Les ¶
Historischer Plan von Lausanne
Lf. 96.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebr. Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 6° 38’ O; 46° 31’ N; 1:20000]
▐ Bischöfliche Stadt (VII. Jahrh.)
▓ Entwicklung der Stadt vom VII. Jahrh. bis 1660
▒ Entwicklung der Stadt von 1660-1806
▒ Entwicklung der Stadt von 1806-1856
░ Entwicklung der Stadt von 1856-1904
▬ Befestigung der bischöfl. Stadt X. Jahrh.
▬ Befestigung der Stadt im XVI. Jahrh.
Eg. = Kirche, Ec. = Schule, H = Hotel
V. Attinger sc.
HISTORISCHER PLAN VON LAUSANNE ¶
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Râpes und Les Vernands. Der Verkaufswert der Immobilien in der Gemeinde ist 1893 von einer Spezialkommission auf 229 Millionen Franken geschätzt worden, wovon 226 Millionen auf Stadt und Umgebung und 3 Millionen auf die Landschaft (Les Râpes und Les Vernands) entfallen. Der angebaute Boden umfasst im Ganzen eine Fläche von 382942,28 Aren und repräsentiert einen Katasterwert von 20081141 Franken. Die gegen den See zu gelegenen tiefern Gehänge tragen eine Decke von Glazialschutt und sind nicht nur der chemischen Zusammensetzung dieses Bodens wegen besonders fruchtbar und ergibig, sondern auch wegen ihres ausserordentlich grossen Reichtums an kleinen unterirdischen Wasseradern. Hier sind zudem die klimatischen Verhältnisse noch die günstigsten, so dass die Rebe und zahlreiche Bäume und Sträucher südlicher Herkunft sehr gut gedeihen und schönen Ertrag bringen. Dr. H. Christ hebt in seinem Pflanzenleben der Schweiz (2. Ausg. Zürich 1882, S. 74) hervor, dass die Gärten um Lausanne und Vevey eine Menge von südlichen Pflanzenarten enthalten, die in der zisalpinen Schweiz nur an den Seen mit Erfolg gezogen werden können.
«Laurus nobilis gedeiht mit Vevey vollkommen, Rosmarinus ist bei Clarens fast verwildert; Phyllyrea und Viburnum tinus fehlen auch nicht. Aber die schönsten dieser Gewächse, die sich eines ganz besonderen Gedeihens erfreuen, sind der edle portugiesische Azareiro, der bei Ouchy in vollster Entfaltung als starker Baum wohl schon seit langen Jahren steht, und ebenso die königliche Magnolia grandiflora. Wenn sie auch nicht ihre Aeste so weit ausbreitet, wie in der insubrischen Seezone, so bringt sie es doch zu dickem Stamm, und Carrard zeigte mir Sämlinge, die im Freien, im Kies seines Garten unterhalb Lausanne ohne Zutun und unbemerkt keimten und die er zur Vermehrung des Baumes benutzte ... Alles dies sind ganz lokale Wirkungen des Schutzes, den der Hauch der Wassermasse dem nächsten Uferrand verleiht. Es sind ... deutliche Aeusserungen des Einflusses, den im Grossen der Ozean auf die W.-Küste Europas ausübt.» Die schön grünen Wiesen w. der Stadt können vom März bis November fünf- bis sechsmal geschnitten werden.
Auch in den Gegenden über Lausanne lohnt sich der Landbau noch gut trotz der hier ungünstigeren Boden- und Klimaverhältnisse. 1901 haben die Reben der Gemeinde Lausanne 10435 hl weissen und 464 hl roten Wein gezeitigt. Bemerkenswert ist, dass die Reben n. und w. der Stadt sowohl wegen ihres geringeren Ertrages als auch wegen des ständigen Vorrückens der Aussenquartiere nach dieser Seite hin langsam verschwinden und Gemüsegärten oder Bauplätzen weichen müssen. Während diese Rebberge 1887 noch eine Fläche von 193 ha umfassten, bedeckten sie 1902 nur noch 160 ha.
Die Viehstatistik hat folgende Resultate ergeben:
Januar 1903 | Januar 1904 | |
---|---|---|
Rindvieh | 1308 | 1449 |
Pferde | 932 | 967 |
Esel und Maultiere | 57 | 51 |
Schweine | 1246 | 1247 |
Schafe | 127 | 128 |
Ziegen | 189 | 228 |
Das Rindvieh gehört zum grössten Teil der Rotfleckrasse an. Die Bemühungen einer Anzahl von Viehzüchtern und der staatlichen Gutsverwaltungen zur Hebung und Verbesserung der Rindviehzucht haben schöne Erfolge gezeitigt. Ein grosser Teil der von der Stadt benötigten Milch wird aus der Gemeinde Lausanne selbst geliefert. An die in der Gemeinde bestehenden sechs milchwirtschaftlichen Genossenschaften sind 1900 von 117 Mitgliedern im Ganzen 643759 Liter Milch abgeliefert worden.
Die üppigen Gefilde um Lausanne, die sich vorzüglich zum Gemüsebau eignen, versorgen die Stadt mit vorzüglichem und frühzeitig reifendem Gemüse, während die schönen Baumgärten prachtvolles und ausgezeichnetes Obst liefern. Auch Blumenbau wird mit Vorliebe betrieben und gibt so hervorragende Resultate, dass die Treibhäuser und Spezialitäten verschiedener Züchter sich eines wohlverdienten Rufes erfreuen. Zweimal wöchentlich, je Mittwochs und Samstags, findet in den Gassen der Altstadt der Gemüse- und Blumenmarkt statt, an dem schmucke Bäuerinnen ihre mit viel Geschmack arrangierten Gemüse-, Obst- und Blumenvorräte zum Verkauf ausbieten. Diese Markttage geben der Stadt jeweilen ein festliches und durchaus originelles Gepräge. Der Grossgemüse- und Getreidemarkt wird auf der Place de la Riponne abgehalten.
Allgemeiner Ueberblick über das Stadtbild.
Es gibt nur wenige Städte, die auf den Freund des Malerischen und Ueberraschenden einen so starken Reiz auszuüben vermögen als gerade Lausanne. Die Altstadt steht auf 5 Hügeln und in den dazwischen eingeschnittenen kleinen Thälchen. Die in der Mitte gelegenen ältesten Quartiere bilden ein wahres Labyrinth von engen, krummen und steilen Gassen und Gässchen und von Gebäuden in allen möglichen Höhenlagen. Diese hügelige Lage von Lausanne bot einst dem Verkehr grosse Schwierigkeiten, und es gab eine Zeit, da eine Wanderung durch die Hauptstadt der Waadt ein recht mühseliges Unterfangen war. Da beschloss der Grosse Rat am den Bau einer Ringstrasse, der zunächst die Ueberbrückung des zwischen dem westl. und östl. Stadtteil tiefeingeschnittenen Thales des Flon notwendig machte.
Dieser nach den Plänen des Ingenieurs Adrien Pichard 1839-1844 erstellte sog. Grand Pont oder Pont Pichard hatte eine Länge von 180 m, eine Breite von 9,9 m und ruhte auf zwei übereinander folgenden Bogenöffnungen, deren tiefere Reihe zugedeckt wurde, als der Bau der Drahtseilbahn Lausanne-Ouchy und des Flon-Bahnhofes (Gare du Flon) die Auffüllung des Thaleinschnittes erforderte. Die obere Reihe besteht aus 19 Bogen, von denen drei heute durch Gebäude verdeckt werden.
Die ursprüngliche Höhe der Brücke betrug 25 m, die jetzige misst nur noch 12 m. Dieses für seine Zeit monumentale Bauwerk kostete die Summe von 493623 Fr. 1892 hat man die Fahrbahn mittels eiserner Auslieger verbreitert und zugleich die Breite der Trottoirs auf 3,15 m gebracht, welche Arbeiten eine Ausgabe von 120134 Fr. erforderten. Der ebenfalls in das Ringstrassenprojekt fallende Durchbruch des Tunnel de la Barre durch die wasserreichen Molasseschichten des den Hügel der Cité vom Signal trennenden Passeinschnittes der Barre wurde am beschlossen und während der Jahre 1851-1855 ausgeführt. Die Gesamtausgaben für diesen Tunnel einschliesslich der 1871 vorgenommenen bedeutenden Reparaturen und Verstärkungsarbeiten betragen 231085 Fr. ¶