Die Siedelungen des
Thales bilden zusammen die grosse Gemeinde
Lauterbrunnen. Von hervorragender Bedeutung ist die Fremdenindustrie,
deren Anfänge bis zum Ende des 18. Jahrhunderts (Besuch Goethes) hinaufreichen. Als Fremdenstationen sind zu nennen
Lauterbrunnen
(6 Gasthöfe),
Stechelberg (1 Gasthof),
Trachsellauenen (1 Gasthof), Obersteinberg (2 Gasthöfe),
Wengen (30 Gasthöfe, Pensionen
und
Chalets mit Raum für 2000 Personen),
Mürren (8 Gasthöfe mit Raum für 1000 Personen),
Gimmelwald
(2 Gasthöfe).
Lauterbrunnen ist mit seinen verschiedenen Stationen auch ein Zentrum ersten Ranges für Hochgebirgstouren. Vorzügliche
Bergführer. Schutzhütten des S. A. C.: die
Guggihütte (2397 m) am rechten Ufer des
Guggigletschers und am
NW.-Grat des
Mönchs, die Rotthalhütte (2764 m) am rechten Ufer des Rotthalgletschers und die
Mutthornhütte (2900 m) auf einer Felseninsel
des
Tschingelfirns. Passübergänge: die in 12 Stunden nach dem
Kienthal und
Reichenbach führende
Sefinenfurgge (2616 m) und
die jetzt von der Bergbahn überschrittene
Kleine Scheidegg (2066 m);
Auf einer Terrasse stehen in 687 m 27 zerstreute
Häuser mit 132 kathol. Ew. und einer dem h. Franz geweihten
Kapelle. 3 km n. der Station Sissikon der Gotthardbahn und 5 km
s.
Brunnen, an einem Fussweg
Riemenstalden-Sissikon und an der Strasse
Morschach-Brunnen.
Vallée.Bezirk im westl. Abschnitt des Kantons Waadt.
16340 ha
^[Supplement: 16650 ha] gross und 6307 Ew., also 38,6 Ew. auf
einen km2. Gehört ganz dem Juragebirge an und ist neben dem Bezirk des Pays d'Enhaut
der einzige rein dem Bergland angehörende Bezirk
des Kantons. Grenzt im NO. an den Bezirk Orbe,
im SO. an die Bezirke
Cossonay und
Aubonne, im SW. an den Bezirk
Nyon
und an Frankreich und im NW. ebenfalls an Frankreich. 21 km lang und 8-10 km breit. Er umfasst ausschliesslich die
Vallée de Joux
oder das Jouxthal, das im NW. von der Kette des
Mont Risoux (Landesgrenze gegen Frankreich) und im SO.
von derjenigen des
Mont Tendre begleitet wird.
Der einförmige
Kamm des
Mont Risoux weist keine besonders hervortretenden Gipfelformen auf und hält sich zwischen 1088 m
(N.-Ende des Bezirkes) und 1421 m (Le
GrandCrêt, nw. von
Le Lieu); seine schweizerischen Hänge sind zum
grössten Teil mit der ausgedehnten
Forêt du Risoux bestanden. Ueber den
Mont Risoux führt die Strasse Les
Charbonnières-Mouthe
(Département du
Doubs).
^[Supplement: Die Strasse über den
Molendruz liegt in 1184 m, die
Höhe des Passes, der
Haut de Molendruz,
in 1442 m.] Abwechslungsreicher ist die den Bezirk im SO. begrenzende Kette mit der
Dent de Vaulion (1487
m), dem
Haut¶
mehr
de Molendruz(1442 m), dem nicht mehr zum Bezirk gehörenden Mont Tendre (1683 m; dem höchsten Gipfel des schweizerischen
Jura), dem Mont de Bière (1528 m) und dem Crêt de la Neuve (1498 m), von wo aus sich der Kamm auf Boden der Bezirke Aubonne
und Nyon fortsetzt. Diese Kette wird von den beiden Fahrstrassen über den Molendruz (1442 m) und den Marchairuz
(1450 m) überschritten. Zwischen dem Kamm des Mont Tendre und der Sohle des Jouxthales tritt im s. Abschnitt des Bezirkes noch
eine Zwischenkette auf, die an der Grenze (beim Chalet à Roch Dessus) 1498 m erreicht, den Noirmont und
Mont Sallaz trägt und sich gegen SW. weiterzieht. Der Bezirk wird der Länge nach von der Orbe durchflosssen, die von Les
Rousses herabkommt, stark gewunden ist und nach 17 km langem Lauf in den Lac de Joux (mit seinem Anhängsel, dem Lac Brenet, 10 km
lang) mündet. Von ihren nur wenig bedeutenden Zuflüssen seien hier der Biblanc oder Beyblanc, Brassus
und die Lyonne (alle von rechts) genannt.
Der Bezirk umfasst die beiden Kreise Le Chenit im S. (mit der Gemeinde Le Chenit) und Le Pont im NO. (mit den Gemeinden Le Lieu
und L'Abbaye). Bezirkshauptort ist Le Sentier. Die Gemeinden des Jouxthales setzen sich aus zahlreichen
Dörfern und Weilern zusammen, die meist in der Thalsohle stehen. Die Gemeinde Le Chenit zerfällt in zwei Pfarreien, deren
Kirchen in den beiden grossen Siedelungen Le Sentier und Le Brassus stehen. Die Gemeinde Le Lieu umfasst die DörferLe Lieu,
Le Séchey und Les Charbonniöres, die Gemeinde L'Abbaye die DörferL'Abbaye und Le Pont. Diese beiden Gemeinden
bilden zugleich je eine Pfarrei. Zu den eben genannten Siedelungsgruppen gesellt sich noch eine Anzahl von einzelnen Häusern,
die in der Thalsohle und an den Gehängen bis auf 1200 m Höhe zerstreut sind. 1900: 971 Häuser, 1576 Haushaltungen, 6307 Ew.
38,6 Ew. auf einen km2;
wenn man nur die etwa 82 km2 umfassende besiedelte Zone berücksichtigt, 76,9 Ew. auf einen
km2. 5898 Ew. französischer, 211 deutscher und 183 italienischer Zunge;
5902 Reformierte und 391 Katholiken.
Der Bezirk
zählte 1850: 4783 und 1888: 5527 Ew. Der Bevölkerungszuwachs
beträgt für den Zeitraum 1850-1888 pro
Jahr 0,41%, für 1888-1900 pro Jahr 1,18%. Schwache Zuwanderung. Die Bewohner der Vallée beschäftigen sich meist mit Industrie,
weniger mit Landwirtschaft. In der Zone zwischen 1008 und 1680 m besteht die Landwirtschaft hauptsächlich in Holzschlag,
Weide- und Milchwirtschaft; daneben finden sich in kleinerem Umfang auch Aecker. Die industrielle Tätigkeit
blüht besonders in der Gemeinde Le Chenit. In erster Linie steht die Uhrenmacherei mit ihren verschiedenen Zweigen (Rohteile,
Uhrwerke, Steinschleiferei).
Einige Fabriken in Le Sentier, L'Orient und Le Brassus stellen fertige Uhren her, besonders Chronometer und komplizierte Werke.
Neue Uhrenfabriken sind vor Kurzem auch in Le Lieu und Les Bioux entstanden. Herstellung von Messerschmiedewaren
und Rasiermessern in Les Bioux und Le Sentier, Küblerei in Le Lieu, Sägen und Feilenfabrik in L'Abbaye, Glanzhutmacherei in
Le Pont. Auf den Seen wird Eis gewonnen, das zur Ausfuhr gelangt. An mehreren Orten (Le Pont, L'Orient, Le Sentier, Le Brassus)
ist auch die Fremdenindustrie seit einigen Jahren von Bedeutung.
1901 hat sich eine Aktiengesellschaft konstituiert, die den dreifachen Zweck verfolgt, den Wasserstand der Seen im Jouxthal
zu regulieren und damit den Ueberschwemmungen zu steuern, die Wasserkraft des Lac de Joux und
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