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es am tiefsten liegt. Die mittlere Jahrestemperatur innerhalb dieses Gebietes - auf den Meeresspiegel reduziert - schwankt zwischen 10,9° (Basel) und 12,2° (Chur). Anders sind natürlich die wirklichen Jahrestemperaturen, denn diese hängen in erster Linie von der absoluten Höhe ab. Da finden wir:
m | °C | |
---|---|---|
Genf | 405 | 9.5 |
Neuenburg | 488 | 8.8 |
Bern | 572 | 8.0 |
Basel | 278 | 9.3 |
Luzern | 451 | 8.5 |
Zürich | 493 | 8.5 |
St. Gallen | 703 | 7.2 |
Chur | 610 | 8.6 |
Dass Chur verhältnismässig am wärmsten ist, verdankt es dem häufigen und starken Auftreten des Föhns.
In Bezug auf den Regen sind relativ grosse Differenzen vorhanden. Die geringste mittlere Regenmenge trifft man am Neuenburger- und Bielersee mit 90 cm; von da zieht sich ein ziemlich trockener Strich mit 90-100 cm Regen längs des O.-Fusses des Jura bis nach Schaffhausen hinaus. Man erkennt deutlich, dass dieser Streifen auf der Leeseite - im Windschatten - des Jura liegt. Nach SO., d. h. gegen die Alpen hin, steigt die Regenmenge ziemlich rasch und erreicht z. B. auf dem Napf 140 cm, Rigi 160 cm, Speer 160 cm. Auch in der Längsrichtung der breiten Hochfläche lässt sich eine Differenz feststellen. Im Gros de Vaud ist die jährliche Regenmenge 90-110 cm, im Oberaargau und Aargau 100-120 cm, in Zürich, Thurgau und St. Gallen 100-150 cm. Wir erkennen also eine deutliche Zunahme der Regenmenge nach NO. hin.
[Dr. A. Aeppli.]
Flora.
Die Flora des Schweizerischen Mittellandes zeichnet sich im Vergleich zu derjenigen der Alpen und des Jura eher durch ihre negativen Charakterzüge, d. h. durch das Fehlen von mehreren alpinen oder jurassischen Arten, als durch den Reichtum an eigenen Elementen aus. Gleichwie von den Pflanzenarten des Mittellandes nur eine kleine Anzahl in den beiden Randketten desselben sich nicht wieder finden, gibt es auch im Mittelland für manche Arten der alpinen und subalpinen Zone günstige Standorte genug.
Solche sind in erster Linie einmal die das Mittelland gliedernden Höhenzüge, die ihm den Charakter und Namen eines «Hügellandes» aufprägen. Sie bilden in ihren höhern Teilen zwischen 900 und 1300 m eine besondere Zone, die in klimatischer wie biologischer Beziehung als direkte Fortsetzung der Voralpen ins Mittelland hinein angesehen werden muss. In zweiter Linie bieten dann auch die Torfmoore mit ihren besonderen klimatischen Verhältnissen einer grossen Anzahl von alpinen und zirkumpolaren Arten Schutz und Zuflucht.
Der ganze den Alpen entlang ziehende Rand des Mittellandes weist daher mit seinen zahlreichen Torfmooren und den noch hohen Bergzügen eine eigentliche Uebergangsflora auf, die eine genauere florale Abgrenzung zwischen dem Mittelland und den Voralpen zu einem sehr schwierigen Unternehmen gestaltet. Die Flora des Mittellandes ist im Ganzen diejenige der zentraleuropäischen Ebenen und weicht von dieser nur dadurch ab, dass ihr alpine Elemente beigemischt sind und ferner mehrere Steppen- und Wasserpflanzen fehlen, die nördlich oder östlich unserer Landesgrenze häufig auftreten. Die Pflanzenarten unseres Mittellandes lassen sich mit Rücksicht auf ihre heutige allgemeine Verbreitung in den verschiedenen Gebieten der nördlichen Halbkugel folgendermassen gliedern: 1. Alpine und arktische Arten; 2. Oestliche eurasiatische Arten; 3. Atlantische und mediterrane Arten. Diesen Arten einer schon längst fest angesiedelten Flora lassen sich noch 4. die erst in rezenter Zeit eingeführten Adventivarten beigesellen.
1. Das Auftreten von alpinen und arktischen Typen ist eine unmittelbare Folge der ehemaligen Vergletscherungen, sowie der Existenz von Torfmooren und erratischen Schuttablagerungen (vergl. die Abschnitte «Flora» der Artikel Alpen und Jura). Das Mittelland besitzt gemeinsam mit dem arktischen Amerika folgende Arten, die auch in den Alpen angetroffen werden: Trollblume (Trollius europaeus), Hahnenfuss (Ranunculus acer), Eisenhut (Aconitum napellus), Sumpf-Brunnenkresse (Nasturtium palustre), Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis), Frauenmantel (Alchimilla vulgaris), ferner Potentilla anserina, Epilobium angustifolium und E. palustre, Achillea millefolium, Löwenzahn (Taraxacum officinale), Preisselbeere (Vaccinium vitis idaea), dann fünf Arten von Wintergrün (Pirola), etwa ein Dutzend Gramineen und etwa 20 andere, zusammen mehr als 50 Arten.
Mit der Flora der sibirischen N.-Küste sind unserem Mittelland neben einer Anzahl der eben genannten Arten noch folgende Typen gemein: Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris), Wald-Vergissmeinnicht (Myosotis silvatica), Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris), Alpen-Fettkraut (Pinguicula alpina), Knöterich (Polygonum bistorta) etc. Als auch in Grönland auftretende Typen können wir ausser diesen soeben genannten noch anführen Heleocharis palustris, Juncus bufonius, den wilden Quendel (Thymus serpyllum), dann Potamogeton pusillus, Carex vesicaria u. a. Eine ähnliche, aber auf weniger Formen beschränkte Verwandtschaft zeigt sich auch mit Spitzbergen und Nowaja Semlja.
Alle arktisch-alpinen Arten erreichen im Kettengebirge der Alpen eine sehr grosse vertikale Verbreitung, was auch ihr Auftreten im Mittelland sowohl längs dem Rand gegen die Alpen als überall da, wo sich ihnen zusagende Standorte (besonders Torfmoore und sonstige nasse Gegenden) bieten, erklärt. Neben diesen überall vorkommenden arktisch-alpinen Formen finden sich in unserm Mittelland aber auch noch zahlreiche arktisch-alpine Kolonien, die an die Torfmoore und die Gipfelregionen der Höhenzüge gebunden sind und wirkliche erratische Formationen ¶
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mitten in der gewöhnlichen Florenzusammensetzung bilden. So findet man z. B. auf dem Uetliberg (874 m) Linaria alpina, Epilobium Dodonaei var. Fleischeri, Saxifraga aizoides, Campanula pusilla, Aconitum napellus, Alnus viridis. Am Schnebelhorn, das bis nahe zu 1300 m sich erhebt, erreicht die Zahl der alpinen Arten etwa vierzig. Das grösste und bedeutendste aller am alpinen Rand des Mittellandes vorhandenen Torfmoore ist dasjenige von Einsiedeln, das etwa zwischen 850 und 900 m hoch liegt und in dem man ungefähr 50 nordische Pflanzenarten konstatiert hat (vergl. den Art. Einsiedeln).
Diese von uns speziell hervorgehobene und gezeigte Verwandtschaft und Gemeinschaftlichkeit der arkto-alpinen Flora mit derjenigen unseres Mittellandes war während der Dauer der Glazialperiode noch weit umfassender und schärfer ausgesprochen, wie dies aus den interglazialen Pflanzenfunden von Wetzikon, Dürnten, Uznach, Mörswil etc., sowie aus den in den tiefern Schichten einiger Torfmoore gemachten Funden von Blättern und Samen von heute auf die alpine oder zirkumpolare Zone beschränkten Formen deutlich zu erkennen ist. Solche heute im Mittelland ausgestorbene Arten sind u. a. Salix myrtilloides, S. hastata, S. retusa, S. herbacea und S. polaris.
2. Die ihr Vorkommen im Mittelland der Glazialzeit verdankenden arkto-alpinen Elemente bilden aber nur einen kleinen Teil von dessen jetziger Flora (etwa 1/10), während die weitaus überwiegende Zahl seiner Pflanzenformen postglazial, d. h. erst nach dem endgiltigen Rückzug der Gletscher eingewandert ist. Dies geschah entweder von N. und O., oder auch von SW. her. Die Elemente östlicher Herkunft sind besonders Steppen- und Wasserpflanzen, von denen wir wenigstens die am allgemeinsten verbreiteten hier anführen wollen: Thalictrum aquilegifolium, Actaea spicata, Dianthus super-bus (Pracht-Nelke), Hypericum hirsutum, Geranium silvaticum, Rhamnus frangula und Rh. cathartica, Astragalus glycophyllus, Lathyrus tuberosus und L. pratensis, Aruncus silvestris, Ulmaria pentapetala, Spiraea filipendula, Rubus idaeus (Himbeere), Poterium sanguisorba, Sambucus racemosa (Trauben-Hollunder), Aster amellus, Campanula glomerata, Gentiana cruciata, mehrere Weiden (Salix), ferner Iris sibirica, mehrere.
Seggen (Carex) und Gräser etc. Alle diese Arten finden sich zusammen mit andern, deren Steppencharakter noch schärfer hervortritt, in grossen Mengen in Sibirien, im Altaigebiet etc. Viele Wasserpflanzen, die in Deutschland und den osteuropäischen Ebenen häufig auftreten, finden sich im schweizerischen Mittelland nur auf räumlich beschränkten Gebieten, wo sie dazu noch ziemlich selten sind, oder fehlen sogar ganz. Von erstern nennen wir u. a.: Sagittaria sagittaefolia, Echinodorus ranunculoides, Utricularia intermedia, Viola persicifolia var. stagnina, Oenanthe phellandrium, Hydrocotyle vulgaris, Apium repens, Hydrocharis morsus ranae, Schoenoplectus mucronatus, Scirpus triqueter, Heleocharis parvula, Cladium mariscus, Glyceria spectabilis.
Unter den bis an unsere Grenzen reichenden und hier Halt machenden Typen sind hervorzuheben Stratiotes aloides, Butomus umbellatus, Alisma natans, Limnanthemum nymphaeoides. Die Pflanzendecke des schweizerischen Mittellandes zeigt im Vergleich zu derjenigen der bairischen Hochebene und der deutschen Ebenen überhaupt neben einem grössern Reichtum an alpinen und mediterranen Arten ein ziemlich merkbares Defizit an orientalischen Wasser- und Steppentypen.
Von diesen im Mittelland fehlenden letztern finden sich dagegen mehrere wieder im Wallis und in Frankreich, was beweist, dass bei uns die für ihr Gedeihen notwendigen günstigen Bedingungen nicht vorhanden sind. Erklärt wird dieses Defizit zu einem Teil durch den relativ späten Rückzug der Gletscher vom Mittelland, dann auch durch dessen topographischen Charakter und ferner durch die Nähe der Alpen, die zahlreichen subalpinen Arten das Vordringen in die tiefern Gegenden gestattet hat, wo sie mit den eigentlichen Typen der Ebene in scharfe Konkurrenz treten. Dass endlich die meisten der für die Heiden Baierns und Norddeutschlands oder für die Steppen des Ostens charakteristischen Typen bei uns entweder selten oder gar nicht vorkommen, ist nur eine direkte Folge des Umstandes, dass diese Formationen im Mittelland auf ganz kleine Gebiete beschränkt sind.
3. Das bis ins Rheinthal vordringende mediterrane und atlantische Florenelement wird durch zahlreiche Arten vertreten, von denen wir nur folgende erwähnen können: Clematis vitalba, Reseda lutea, Hypericum tetrapterum, Geranium sanguineum, Impatiens noli tangere, Genista tinctoria, Trifolium rubens, Ligustrum vulgare, Teucrium scorodonia, Tamus communis, Carex pendula.
4. Zuletzt müssen wir auch noch des adventiven Elementes gedenken, d. h. der in rezenter Zeit durch Eisenbahnen, den Personen-, Vieh- und Warenverkehr etc. aus verschiedenen Gegenden der Erde eingeschleppten Arten. Das Auftreten dieses Elementes ist an verschiedenen Orten von ungleicher Bedeutung. In der Nähe von grossen Bahnhöfen oder Fabrikbetrieben (Getreidemühlen, Spinnereien) kann die Anzahl der adventiven Arten auf über Hundert und in ihrer weiteren Umgebung auf 200 bis 300 steigen. So ist z. B. die einzige Gattung Trifolium (Klee) im Vorbahnhof von Zürich durch etwa 20 Arten vertreten, die fast alle adventiv sind. Die gemeinsten Adventivformen sind u. a.: Rittersporn (Delphinium Ajacis), Isatis tinctoria, Nigella damascaena, Aster salignus, Onopordon acanthium. Xanthium spinosum, Plantago ramosa, Panicum miliaceum, Phalaris canariensis.
Von den 2637 Pflanzenarten, die nach Gremli die Schweizer Flora zusammensetzen, finden sich im zentralen Abschnitt des Mittellandes kaum mehr als die Hälfte vertreten. Wenn wir die Flora der Umgebung von Aclens im Gros de Vaud, d. h. im westl. Teil des Mittellandes (Corboz, F. Flora Aclensis im Bulletin de la soc. vaud. des sc. nat. 1872-1900) mit derjenigen der Umgebung von Winterthur im östl. Abschnitt desselben (Keller, R. Flora von Winterthur. Winterthur 1891) vergleichen, so ergibt sich eine ziemlich übereinstimmende Anzahl, d. h. etwa 900 und 1000 Arten von Gefässpflanzen.
Die Umgebungen von Bern weisen dank ihrer schärfern orographischen Gliederung (nach Fischer, E. Flora von Bern. Bern 1903) rund 1000 Arten auf; die Flora des Kantons Zürich, eines der wenigen fast ganz dem Mittelland angehörenden Kantone, zählt 1200-1300 Arten, während die Kantone Schaffhausen und Thurgau je deren rund 1050 haben. Zum Vergleich wollen wir den Kanton Wallis mit über 1800 und den Kanton Waadt mit beinahe ebensoviel Arten nennen.
Bibliographie.
Veröffentlichungen, die sich ausschliesslich mit der Flora des Schweizer Mittellandes befassen, sind kaum vorhanden. Ausführlich beschäftigen sich mit ihr neben Hermann Christ's Pflanzenleben der Schweiz (2. Ausgabe. Zürich 1882) und den schon genannten Arbeiten von Keller, Fischer und Corboz noch folgende Werke: Meister, J. Flora von Schaffhausen. Schaffhausen 1887; Nägeli, O., und E. Wehrli. Beiträge zur Flora des Kantons Thurgau. Frauenfeld 1899 und 1894; Kölliker, A. Verzeichnis der phanerogamischen Gewächse des Kantons Zürich. Zürich 1839.
[Prof. Paul Jaccard.]
Fauna.
Vom tiergeographischen Gesichtspunkt aus muss die Tierwelt des schweizerischen Mittellandes als eine Waldfauna bezeichnet werden. Das mag auf den ersten Blick auffällig erscheinen; aber dieser Charakter ist ihr eben geblieben seit jenen Zeiten, da ein zusammenhängender Urwald die Gauen unseres Landes bedeckte. Nur steile Bergeshalden, lichte Sumpfniederungen und das bescheidene Aeckerlein der Pfahlbauern unterbrachen das Dickicht. Das blieb so, bis nach der alemannischen Ansiedelung die zunehmende Bewohnerzahl in dem jagdbaren Getier nicht mehr genügenden Unterhalt fand, also noch bis in die historische Zeit und um eine ordentliche Spanne in den Anfang unserer Zeitrechnung hinein.
Nun änderte sich das Bild. Schritt um Schritt dem Walde den Raum abringend ging der frühere Jäger zum Anbau des Landes über. In erster Linie wurden die ebenern Thalböden, später auch die S.-Hänge der Hügel der Kultur unterworfen, so hat z. B. im Kanton Zürich erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Weinbau eine dem heutigen Zustand annähernde Ausdehnung gewonnen. Weite Flächen deckten sich mit den saftigen Kräutern und Gräsern der Wiesen, dem niedern Blattwerk des Klees ¶