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An-Schluss der Schweiz an die neuhochdeutsche Gemeinsprache auf der ganzen Linie als vollzogen gelten. Nicht dass wir damit unsere Eigenart im Bereich des geschriebenen Wortes ganz geopfert hätten; es wäre auch völlig undenkbar, dass Gegensätze, die noch im 18. Jahrhundert so schroff zu Tage traten, sich im Verlauf weniger Jahrzehnte hätten verlieren können. Erhebliche Reste des ältern schweizerischen Schriftdeutsch leben auch im Gewande der Gemeinsprache fort; dazu treten neue Besonderheiten, die entweder von vornherein nur dem Schriftgebrauch angehören oder, was für die meisten Fälle zutrifft, aus der Volkssprache in denselben einfliessen.
Kaum ein deutscher Schweizer hält sich in dem, was er schreibt, von solchen Elementen ganz frei, um so weniger, je geringer seine sprachliche Bildung ist. Mit künstlerischer Freiheit und Absicht verwenden sie unsre Dichter und Schriftsteller, um der Rede urwüchsige Kraft und Erdgeschmack zu verleihen, wobei das Verfahren je nach der Individualität des Autors und je nach dem Gegenstand und Stil seines Werkes sehr verschieden sein kann (vergl. dazu die feinen Ausführungen von Ludwig Tobler in seinen Kleinen Schriften zur Volks- und Sprachkunde. Frauenfeld 1897, S. 235 ff.). Während so die Gemeinsprache unsrer sprachlichen Eigenart immerhin noch einen gewissen Spielraum lässt, tut sie derselben in andrer Hinsicht schweren Abbruch, indem sie unser Eigenstes, die Mundart, bedroht. An die Stelle des Kampfes der Gemeinsprache mit der einheimischen Schriftsprache, der unsrer Sprachgeschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert das Gepräge gab, ist seit dem 19. Jahrhundert der Kampf der Gemeinsprache mit der Mundart getreten.
Seine Wirkungen äussern sich in zwei Richtungen, in beiden zum Schaden der Mundart: einmal büsst diese Stück um Stück ihres Verwendungsgebietes ein, sodann wird sie selbst in steigendem Masse von schriftsprachlichen Elementen durchsetzt, womit wachsender Verlust an eigenem charakteristischem Sprachgut Hand in Hand geht. Die deutsche Schweiz ist mit Recht «das mundartlichste Gebiet» des deutschen Sprachbereichs genannt worden. Nirgends so wie hier beherrscht die Mundart den mündlichen Verkehr durch alle Schichten und Stufen der Bevölkerung: Regierende und Regierte, Lehrer (auch die akademischen) und Schüler, Fabrikherren und Arbeiter, Reich und Arm, Alt und Jung sprechen mit einander in der Mundart.
Und zwar in der selben Mundart. Wohl mögen Unterschiede vorhanden sein in Wortwahl und Phraseologie; der Gebildetere meidet gewisse Ausdrücke und Wendungen, die der Ungebildetere ohne Scheu gebraucht, er mischt wohl auch mehr Schriftsprachliches in seine Rede als dieser, aber im Wesentlichen, in Lauten und Formen besteht zwischen der Sprechweise Beider, sofern sie wenigstens aus dem gleichen Orte stammen, gewöhnlich kein Unterschied 1). [1) Von möglichen Ausnahmen wird nachher die Rede sein. Jedenfalls ist die jüngst von einem namhaften deutschen Germanisten (W. Braune: Ueber die Einigung der deutschen Aussprache. Heidelberger Universitätsrede. 1905. S. 23) aufgestellte Behauptung, dass das «Schwizerdütsch» nur von gebildeten Deutschschweizern gesprochen werde und nicht mit den eigentlichen Volksmundarten verwechselt werden dürfe, ganz irrig, ebenso wie die am gleichen Ort ausgesprochene Ansicht, dass jenes «Schwizerdütsch» auf eine frühere Provinzialschreib- und -drucksprache (d. h. also auf die ältere schweizerische Schriftsprache) zurückgehe.] Ohne Zweifel hat dieser Zustand, der mit unsern hergebrachten politischen und sozialen Verhältnissen zusammenhängt, von jeher bestanden; wenn im 18. Jahrhundert die Berner regierenden Kreise sich durch französische Umgangssprache von ihren deutschsprechenden Untertanen schieden, so war das eine vereinzelte und vorübergehende Ausnahme.
Hat also die Mundart sich bis heute als Verkehrssprache des ganzen Volkes behauptet, so beherrscht sie doch lange nicht mehr den ganzen Bereich der mündlichen Rede. Allerdings war das, wie wir oben sahen, auch schon in frühern Jahrhunderten der Fall, aber während sich damals der mündliche Gebrauch der Schriftsprache in der Hauptsache auf das Vorlesen und Hersagen schriftsprachlicher Texte beschränkte, hat er sich heute darüber hinaus zum guten Teil auch die freie öffentliche Rede erobert.
Verhältnismässig früh scheint sich die Kanzelrede dem Schriftdeutschen zugewendet zu haben; schon 1671 musste der Berner Rat seine Geistlichen ermahnen, sich «beim Predigen eines ungewöhnlichen neuen Deutsch zu enthalten, als welches den Verständigen nur ärgere und das gemeine Volk in ihrem Christentum nicht unterweisen tue» 1). [1) Man erinnere sich, dass kurz zuvor die Zürcher Bibel den grundsätzlichen Anschluss an die neuhochdeutsche Schrittsprache vollzogen hatte und dass um die selbe Zeit die Berner Kanzlei zu dieser überging.] Man kehrte denn auch wieder, so gut es ging, zur Mundart zurück und blieb dabei teilweise bis ins 19. Jahrhundert hinein.
Heute wird wohl allenthalben schriftdeutsch gepredigt, mundartliche Predigten sind zur Kuriosität geworden. Auch der kirchliche Unterricht wird vielfach in der Schriftsprache erteilt. Ebenso ist die Schulsprache, abgesehen von den untersten Klassen der Volksschule, wohl überwiegend schriftdeutsch geworden, wenn es auch je nach den örtlichen oder persönlichen Verhältnissen an vielfältigen Ausnahmen nicht fehlt. Dass in den eidgenössischen Behörden nur Schriftdeutsch gesprochen wird, lässt sich allenfalls aus der Rücksicht auf die anwesenden romanischen Kollegen erklären; aber auch in den kantonalen und städtischen Ratsäälen, wo noch vor ein paar Menschenaltern die mundartliche Rede allgemein im Schwange war, ist man in neuerer Zeit mehr und mehr zur Schriftsprache übergegangen; selbst in die Beratungen der Landsgemeinden mischt sich der fremde Klang, und wäre es nur durch das meist schriftdeutsch gehaltene Eröffnungswort des vorsitzenden Landammanns.
Die Verhandlungen der Gerichte (vielleicht mit Ausnahme des Verkehrs mit den Angeklagten oder Zeugen) werden wohl überwiegend schriftdeutsch geführt. In öffentlichen Versammlungen nichtamtlichen Charakters wird es noch sehr verschieden gehalten: je feierlicher der Anlass, je gebildeter die Redner oder das Publikum, je wissenschaftlicher, abstrakter der Gegenstand und seine Behandlungsweise, desto mehr ist die Schriftsprache die gegebene Ausdrucksform.
Doch machen sich auch lokale Unterschiede geltend: im ganzen hält der Westen und die innere Schweiz zäher und in weiterm Umfange an der Mundart fest als der Osten und Norden;
selbstverständlich ist, dass die Bewegung in den Städten weiter gediehen ist als auf dem Lande, weiter in der volks- und verkehrsreichen Ebene als im entlegenen Gebirgsthal.
Aber die Bewegung ist überall im Gange und unaufhaltsam: die Mundart auf den täglichen Verkehr zurückzudrängen. Indessen ist selbst da ihre Herrschaft nicht mehr unumschränkt. Dass man sich im Verkehr mit Fremdsprachigen, auch Reichs- und andern Deutschen, die vorübergehend in unser Land kommen, der Schriftsprache bedient, ist notwendig oder gebotene Rücksicht; aber es geschieht auch ohne Not z. B. gegenüber ansässigen Fremden, von denen einige Vertrautheit mit der Mundart erwartet werden darf, sogar gegenüber völlig Unbekannten, selbst wenn sie sich etwa durch mundartliche Anrede als Landeskinder ausgewiesen haben.
Unter den Bauern und Hirten im Wallis und Berner Oberland ist es verbreiteter Brauch, auch mit dem Gast aus der deutschen Schweiz schriftdeutsch zu radebrechen. Manchenorts sind solche Erscheinungen noch vereinzelt oder unerhört; doch werden sie ohne Zweifel immer häufiger werden. Dieser entschiedene quantitative Rückgang des Dialekts ist eine unvermeidliche Folge der grossen Wandlungen, die sich in neuerer Zeit auf allen Gebieten des staatlichen, wirtschaftlichen, sozialen und geistigen Lebens vollzogen haben.
Den dadurch geschaffenen neuen Verhältnissen war die Mundart nicht gewachsen. Sie ihnen anzupassen, wäre zwar bis zu einem gewissen Grade wohl möglich gewesen unterblieb aber schon deswegen, weil in der Schriftsprache bereits ein sprachliches Werkzeug gegeben war, das allen Ansprüchen genügte. Die Kenntnis und Fertigkeit im Gebrauch derselben zum Gemeingut des Volkes zu machen, war und ist ein Hauptzweck der allgemeinen Volksschule, die das frühere 19. Jahrhundert ins Leben rief; in gleicher Richtung wirken die vielen neu hinzugekommenen Bildungsanstalten und Bildungsgelegenheiten, nicht zuletzt Bücher und Zeitungen, die in steigender Flut sich übers ganze Land ergiessen. Indem so die Schriftsprache als Vermittlerin jeglicher höhern Kultur auftritt, gewinnt sie notwendigerweise der Mundart gegenüber das Ansehen der edlern, vornehmern Sprache. ¶
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Es ist daher nur natürlich, dass sie dieselbe auch da verdrängt, wo zwar an sich mit der Mundart auszukommen wäre, die Schriftsprache aber den Umständen, z. B. der Würde des Ortes oder der Versammlung angemessener erscheint. Was die Einbrüche der Schriftsprache in den Privatverkehr betrifft, so können dieselben allerdings als Anzeichen gedeutet werden, dass die Mundart auch da nicht für alle Zeiten ihre herrschende Stellung behaupten werde; es wäre aber übertrieben daraus schliessen zu wollen, dass diese Stellung schon jetzt ernstlich erschüttert sei.
Von der Beschaffenheit des bei uns gesprochenen Schriftdeutsch gilt, was oben vom geschriebenen bemerkt wurde, in noch höherm Grade, da der Einfluss der Munddart in der mündlichen Rede sich naturgemäss weit stärker geltend macht. Selbst der Gebildetste spricht das Schriftdeutsche selten ohne deutliche Anklänge an seine Mundart, auch in lexikalischer und phraseologischer Hinsicht; das Schriftdeutsch des Ungebildeten ist dagegen oft nicht viel anders als notdürftig verhochdeutschter Dialekt.
Dazwischen gibt es eine Unzahl möglicher und auch tatsächlich vorkommender Abstufungen; doch nähert sich die grosse Mehrheit eher dem zweiten Extrem. Wir pflegen ein solches Zwitterding zwischen Schriftsprache und Mundart spöttisch als „Grossratsdeutsch“ zu bezeichnen, insofern mit Unrecht, als diese Mischsprache keineswegs bloss in den kantonalen Parlamenten zu Hause ist. Ein besonders wunder Punkt, auch bei den meisten Gebildeten, ist die Aussprache. Da wir die Schriftsprache hauptsächlich aus Büchern lernen, sind wir für die Aussprache fast ganz auf die Schreibung angewiesen; diese ist aber bekanntlich ein weites und sehr unvollkommenes Kleid, das der lautlichen Gestaltung der Rede den allergrössten Spielraum gewährt.
Uns erlaubt es, die Schriftsprache im grossen und ganzen mit mundartlicher Lautgebung zu sprechen, wenigstens soweit diese mit den schriftsprachlichen Zeichen nicht direkt in Widerspruch gerät. Die ältere Zeit kehrte sich auch an diese Schranken nicht; noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war es ziemlich allgemein üblich, nicht nur in lieb, schliessen, wo die Schreibung gewissermassen dazu einlud, Diphthong zu sprechen, sondern auch in Buəch, Büəcher trotz der Schreibung mit einfachem u ü, oder auslautendes n wie in der Mundart abzuwerfen (lebə = leben).
Selbst Lautungen wie Rīch, Hūs (= Reich, Haus) lebten damals namentlich in der religiösen Sprache noch fort. Später ist der Anschluss an die Schreibung enger geworden. Wohl von jeher wurde geschriebenes k durch kχ wiedergegeben, auch wo in der Mundart χ gegenüberstand (Kχind), und so sprechen wir auch Ekχe, zankχen wie wekχen, dankχen trotz mundartlichem ekk(ə), tsaŋkə neben wekχə, taŋkχə. Das Zeichen ä geben wir in der Regel durch ę oder ä wieder, auch wo in der Mundart ẹ entspricht (Gęste, Gäste: mundartlich gẹst = Gäste), oder das Zeichen a (für alte Länge) durch ā, auch wo die Mundart ō oder ộ dafür hat (Strāsse: mundartlich štrōss, štrộss), während dagegen das kurze a in allen Schattierungen des mundartlichen Lautes auftritt.
Auch sonst gibt es noch Fälle genug, wo wir der Schreibung zum Trotz der Mundart folgen;
so werden st und sp in allen Stellungen als št und šp gesprochen;
e und o (ö) lauten bald geschlossen, bald offen, jenachdem sie in der Mundart in den entsprechenden Wörtern geschlossenen oder offenen Laut haben (Hẹcht; ręcht bezw. rächt; Geschlächt bezw. Geschlęcht);
man hört tankχen, Platt trotz geschriebenem danken, Blatt usw.;
die Beispiele liessen sich leicht häufen.
Auch in den Vokalquantitäten ist im allgemeinen die Mundart massgebend; man spricht dem gemäss dāchte, Dōrf; hăben, selbst Lĭgen lĭgt etc. Den ach- und ich- Laut entgegen der Mundart zu unterscheiden, haben wir keine Veranlassung, weil die Schrift für beide das selbe Zeichen hat. Für die Gegenwart treffen allerdings diese Angaben nicht mehr im ganzen Umfange zu. Die orthoëpische Bewegung, die in Deutschland besonders in den letzten Jahrzehnten in Fluss gekommen ist, macht ihren Einfluss auch bei uns geltend: seit einiger Zeit mehren sich die Stimmen, die von der Schule vermehrte Pflege der schriftdeutschen Aussprache fordern im Sinne der Annäherung oder des Anschlusses an die in Deutschland geltenden oder aufgestellten Regeln, und es ist nicht zu verkennen, dass diese Bestrebungen vielfach schon praktische Erfolge erzielt haben.
Dass der Einheit des Schriftgebrauchs die Einheit der Aussprache folge, ist zwar an sich nicht notwendig, aber nach der Lage der Dinge bis zu einem gewissen Grade wünschenswert und sicher zu erwarten. Doch wird die Entwicklung den verschiedenartigen Verhältnissen und Bedürfnissen entsprechend in verschiedenem Tempo, im ganzen nur sehr allmählich verlaufen und keinesfalls derjenigen in Deutschland voraneilen; daran werden auch die Uebereifrigen, die alles über einen Leisten schlagen und uns auf einmal zu norddeutscher Sprechweise bekehren möchten, nichts ändern.
Der quantitative Rückgang, von dem wir gesprochen haben, bildet nur die eine Seite der rückläufigen Bewegung, in welche unsre Mundart eingetreten ist; nicht minder bedeutsam sind ihre innern Veränderungen. Wenn vorhin gesagt wurde, dass das bei uns gesprochene Schriftdeutsch oft nicht viel andres sei als verhochdeutschter Dialekt, so lässt sich umgekehrt von der Mundart sagen, dass sie auf dem Wege sei, ein in mundartliche Form gekleidetes Schriftdeutsch zu werden.
Noch sind wir ja lange nicht so weit und werden in absehbarer Zeit auch nicht so weit kommen, aber dass die Entwicklung sich in dieser Richtung bewegt, ist unbestreitbar. Es handelt sich also bei den innern Wandlungen des Dialekts um eine allmähliche Annäherung an die Gemeinsprache, nicht so sehr in den Lauten und Formen, in der Wort- und Satzfügung, als vielmehr im Wortbestand und Wortgebrauch: was die Mundart hier an Sondergut besitzt, verschwindet nach und nach aus dem Gebrauch und wird durch schriftsprachliches Lehengut ersetzt.
Ursachen und Voraussetzungen dieser Erscheinung haben wir in anderm Zusammenhang bereits genannt: die Schule, welche die Kenntnis der Schriftsprache in alle Volkskreise trägt, die Lektüre von Büchern und Zeitungen, die gesteigerte Teilnahme am öffentlichen Leben, der internationale Verkehr, die den letzten Mann aus dem Volke mit der Schriftsprache in tägliche Berührung bringen und derselben zugleich ein gewisses moralisches Uebergewicht über die Mundart verleihen. Je häufiger und intensiver diese Berührung, desto intensiver ist ihr zersetzender Einfluss auf die Mundart; daher ist die Mundart des Gebildeten in der Regel weit mehr von schriftsprachlichen Elementen durchsetzt als die des Ungebildeten, und entsprechende, wenn auch nicht immer gleich starke Unterschiede bestehen aus dem selben Grunde zwischen Stadt und Land, zwischen der jüngern und der ältern Generation, auch zwischen Männern und Frauen. Zum gleichen Ergebnis trägt noch ein andrer Umstand bei: die Ausdrucksmittel der Mundart reichen nicht aus für Gegenstände des höhern Kulturlebens;
je mehr sich die Rede in dieser Sphäre bewegt, desto weniger wird sie mit dem spezifisch mundartlichen Sprachgut auskommen oder davon Gebrauch machen, desto mehr zu Anleihen bei der Schriftsprache greifen.
Auf die Veränderungen selbst kann ich nur mit einigen Andeutungen eingehen. Weitaus die meisten betreffen, wie schon erwähnt, das flüssigste Element der Sprache, den Wortschatz. Dabei ist freilich nicht nur schriftsprachlicher Einfluss im Spiele. Veränderungen im Wortbestand finden in lebenden Sprachen, zumal in solchen, die nur von Mund zu Mund fortgepflanzt werden, zu jeder Zeit auch ohne Einwirkung von aussen statt. Viele alte Ausdrücke unsrer Volkssprache sind mit den Sachen, die sie bezeichneten, den Wandlungen zum Opfer gefallen, die sich in neuerer Zeit auf allen Gebieten des kulturellen, besonders des wirtschaftlichen Lebens vollzogen haben; die Schriftsprache ist daran nur insofern beteiligt, als die neuen Verhältnisse meist mit ihren Mitteln bezeichnet werden.
Schon von jeher sind allerlei gelehrte, amtliche, kirchliche und technische Ausdrücke aus der Schriftsprache in die Volkssprache eingesickert. Wirkliche Verdrängung mundartlichen Sprachgutes durch die Schriftsprache geschieht auf verschiedene Weise. Der einfachste und gewöhnlichste Fall ist, dass ein mundartliches Wort durch ein gleichbedeutendes schriftsprachliches ersetzt wird, z. B. tōtəbaum durch sārg, eisstər durch immər usw. Sehr oft sind die konkurrierenden Ausdrücke auch lautlich verwandt, so dass der Vorgang auf eine blosse Umgestaltung des mundartlichen Ausdrucks ¶