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liegt, welche die Entstehung eines sanft gewellten und mässig ansteigenden Hanges veranlassen. Darüber folgen dann steiler geneigte und stellenweise schroff aufstrebende Gehängepartien, die dichten Tannenwald tragen. Diese Charakteristik trifft aber nur auf den Thalabschnitt von Travers bis Fleurier vollkommen zu, indem sowohl das Antiklinalthälchen von Noiraigue als der Thalzirkus von Saint Sulpice sich als aus dem Gewölbekern der das Val de Travers im NW. begleitenden Kette heraus modellierte Hohlformen ganz abweichend verhalten.
Entsprechend dem später zu erörternden geologischen Bau sind die beiden Bergflanken des Val de Travers nicht symmetrisch gestaltet. Während nämlich das Gehänge im NW. bis nahe an die Thalsohle ziemlich steil, stellenweise sogar schroff erscheint, zeigt die SO.-Flanke auf ihrer ganzen Länge von Le Vanel bis Buttes zunächst einen mit Aeckern und Wiesen bestandenen, sanft ansteigenden Hang. Darüber folgt dann erst das eigentliche, bewaldete Steilgehänge, über welchem wiederum als ebene Partie der Wiesenboden von Les Ruillières-Les Planes (1000-1100 m) folgt. An dem zur Sonne exponierten NW.-Hang findet sich des stärkern Gefälles wegen fast ausschliesslich Wald, ausgenommen an zwei seitlich ausgeweiteten Stellen: der ob Travers zwischen dem Crêt de l'Anneau und La Jotta bis gegen Vers le Bois (838 m) sich erstreckenden Combe und der kleinern Combe von Plancemont sw. der Forêt de l'Endroit und der Klus des Sucre.
Mit dem Val de Travers vereinigen sich mehrere Seitenthäler, die von Zuflüssen der Areuse entwässert werden. So zunächst auf der linken Seite das Thälchen des Sucre, das im untersten Abschnitt eine enge Klus darstellt, weiter oben aber sich in zwei seitliche Comben spaltet, von denen diejenige im SW. von der Chaudrette (oder Bach von Les Sagnettes) und die Combe des Gouttes im NO. vom eigentlichen Oberlauf des am Trémalmont entspringenden Sucre durchflossen wird.
Als seitliche Ausbuchtung des grossen Längsthales kann der Zirkus von Saint Sulpice betrachtet werden, der mit ihm durch die Klus von La Roche in Verbindung steht und in dessen Hintergrund die Areuse als schöne und starke Stromquelle (La Doux genannt; 799 m) entspringt. Mit Rücksicht auf das 140 km2 umfassende Einzugsgebiet der Quelle kann man erklären, dass sich noch das ganze Hochthal von La Brévine und der schweizerische Abschnitt desjenigen von Les Verrières zum Val de Travers hin entwässern.
Am SO.-Gehänge findet man ausser der Mulde von Buttes, die die direkte Fortsetzung derjenigen des Val de Travers darstellt und die Wasser der Schlucht von Noirvaux und der Côte aux Fées sammelt, zunächst noch den Bied (Bach) von Môtiers, der sich aus dem Zusammenfluss des Baches der Pouëtta Raisse und desjenigen der Combe von Les Riaux bildet, um dann durch eine kurze und enge Klus das Hauptthal zu erreichen. Eine weitere seitliche Verzweigung ist bei Les Lacherelles angedeutet, wo mehrere schwach eingeschnittene Bächlein herabkommen.
Die zum Teil bewaldete Combe endlich, die von Le Vanel nach Les Oeillons hinaufleitet, bildet die natürliche und direkte Fortsetzung der Hauptthalmulde, während der Thalfluss, die Areuse, durch den Engpass des Vanel nach dem halbkreisförmigen Erosionsthal von Noiraigue seitlich abfliesst. Dieses letztere erscheint überall von bewaldeten Steilhängen umschlossen, die stellenweise von eigentlichen Felswänden, wie den das Dorf Noiraigue unmittelbar beherrschenden Mauern der Clusette und der Roches Blanches abgelöst werden.
Die verschiedenartigen landschaftlichen Bilder, die uns das Thal bietet, sind eine Funktion seiner geologischen Strukturverhältnisse. Der Längsthalabschnitt, das Val de Travers im engern Sinn mit seiner obern und untern Verlängerung (Thal von Buttes einerseits und Combe, des Oeillons andrerseits), bildet eine geologische Mulde oder Synklinale aus Schichten des Tertiär, der mittlern Kreide (Albien) und der jurassischen Neokomstufe, die zwischen die beiden aus Jurakalken aufgebauten antiklinalen Längsketten des Creux du Van-Chasseron im SO. und des Solmont-Malmont im NW. eingebettet ist.
Diese beiden Ketten verhalten sich aber voneinander verschieden. Während diejenige des Creux du Van auf ihrer ganzen Länge sich der Synklinalen gleichmässig anschliesst und so den gleichförmigen Habitus dieser Thalflanke bedingt, sehen wir im NW. zunächst die von der Halbklus von Noiraigue angeschnittene Antiklinale des Solmont sich ganz beträchtlich absenken, wodurch die seitliche Neokommulde zwischen Travers und La Jotta zustande kommt. Dann tritt das Gewölbe, dessen Flanke nun die Forêt de l'Endroit trägt, wieder hart an das Muldenthal heran, um nachher von der Klus des Sucre vollständig durchbrochen zu werden und endlich unter das Neokom des Hanges von Plancemont einzutauchen.
Von dieser Stelle an wird der NW.-Rand des Val de Travers durch ein neues Gewölbe, den die Sommartelkette fortsetzenden Malmont gebildet, der weiterhin im Erosionszirkus von Saint Sulpice so prachtvoll aufgeschlossen erscheint. Da also die den NW.-Rand des Muldenthales von Les Ponts bildende Antiklinale in ihrer Fortsetzung zugleich die W.-Flanke des Val de Travers zwischen Plancemont und La Caroline bei Fleurier darstellt, scheint der Thalabschnitt Couvet-Fleurier das Resultat einer Verschmelzung von zwei Synklinalen, derjenigen von Travers und der die Verlängerung des Beckens von Les Ponts bildenden andern der Monts de Couvet zu sein. Damit würde sich auch die beträchtliche Verbreiterung des Thales in dieser Gegend erklären. Nebenbei sei noch bemerkt, dass das Gewölbe des Malmont zwischen Le Chablais und L'Écrenaz infolge Faltenverwerfung eine Ueberschiebung zeigt, durch welche das jurassische Portland und Kimeridge auf das Neokom, ob La Caroline sogar aufs Albien und Tertiär zu liegen kommt.
Der SO.-Rand des Val de Travers ist von Les Oeillons bis zur Prise Cosandier ob Buttes seiner ganzen Länge nach derart überschoben, dass hier das Kimeridge direkt auf die Molasse zu liegen kommt. Aus dieser Dislokation erklärt sich sowohl der den Tertiärhängen von Les Lacherelles, Les Mossets und bis zur Prise Cosandier hin aufsitzende Steilabfall als auch die sekundäre Neokommulde, die sich von Les Coeffiers an bis La Robellaz ob Buttes verfolgen lässt (vergl. die geologischen Profile).
Die Oberflächenformen des Val de Travers sind ferner beträchtlich beeinflusst durch das Vorhandensein von mächtigen Schuttablagerungen glazialer Herkunft. Diese ¶
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stammen teilweise vom diluvialen Rhonegletscher her, der die jurassischen Lokalgletscher zurückstaute und seine erratischen Protoginblöcke bis nach Les Verrières hinauf verfrachtete, teilweise aber auch von diesen lokalen Eisfeldern selbst, die nach dem Rückzug des alpinen Gletschers noch fortbestanden. Zu jener Zeit muss ein grosser Teil des Val de Travers mit Glazialschutt, besonders Blättertonen (von der Art derjenigen am Rutschhang der Petite Joux gegenüber dem Furcil) aufgefüllt gewesen sein.
Die ebene Sohle des Val de Travers endlich ist nichts andres als ein ehemaliger Seeboden. Das ganze Thal war nämlich ehemals von einem See überflutet, der infolge Rückstaues der Gewässer durch die Blockanhäufung (alte Endmoräne des lokalen Gletschers im Creux du Van) zwischen dem Creux du Van und dem Gehänge der Clusette sich gebildet hatte. Die Verlandung dieses ehemaligen Sees im Val de Travers besorgten sowohl seine viel Geschiebe aufschüttenden Zuflüsse als auch das Sinken des Wasserspiegels infolge stetiger Erweiterung und Vertiefung der Abflussrinne.
Für das Vorhandensein dieses von Buttes und Saint Sulpice bis nach Noiraigue reichenden Sees sprechen auch die Deltaablagerungen ob der heutigen Mündung des Sucre und des Bied de Môtiers, die sich kurz nach dem Rückzug des alpinen Gletschers gebildet haben müssen, als von den noch vom lokalen Gletschereis bedeckten Höhen durch Schluchten und Runsen sehr wasser- und geschiebereiche Wildbäche herunter kamen. Nur auf diese Art lässt sich das Vorhandensein der mächtigen Kiesterrasse mit Deltastruktur erklären, die hinter Couvet der Bergflanke angekleistert erscheint und heute eifrig ausgebeutet wird. Das nämliche gilt für die Kiesmassen von Môtiers und Buttes.
Das Val de Travers enthält das einzige im Abbau stehende Asphaltlager auf Schweizer Boden, das zugleich eines der reichsten Vorkommnisse von ganz Europa darstellt. Der Asphalt durchtränkt hier einen der Urgonstufe angehörenden porösen weissen Kalkstein, welcher bis zu 15% Asphalt enthalten kann, aber bis zu einem Gehalt von 7% hinunter als abbauwürdig gilt. Das «Crappe» genannte Gestein mit geringerm Asphaltgehalt kann nur verwendet werden, wenn man es zugleich mit Bitumen andrer Herkunft versetzt.
Das Asphaltlager des Val de Travers erstreckt sich vom Dorf Travers in der Richtung nach Couvet und wahrscheinlich noch weiter bis in die Gegend von Buttes, wo nach einer alten Nachricht ebenfalls noch Asphalt gefunden worden sein soll. Tatsächlich erkannt und in Abbau genommen hat man aber bis jetzt einzig das Teilstück Travers-Couvet zu beiden Seiten der Areuse. Die erste Erwähnung des Asphaltes im Val de Travers unter dem Namen der «Pecherde» (terre de poix) stammt aus dem Jahr 1626, doch fand ein wirklicher Abbau erst 1711 durch den Griechen Eirinys, einen angeblichen Arzt statt, der das Bitumen als Heilmittel gegen alle Uebel empfahl.
Dieser Abbau befand sich auf dem linken Ufer der Areuse am sog. Bois de Croix bei der Combe Bayon, wo der Betrieb bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts weitergeführt wurde, obwohl Leopold von Buch schon 1799 das Vorhandensein von Asphalt auch rechts der Areuse unter Les Mossets festgestellt hatte. Ein Aufschwung des lange Zeit sehr bescheidenen Bergbaues im Val de Travers bereitete sich um die Mitte des vorigen Jahrhunderts vor, als der Asphalt zur Strassenpflästerung Verwendung zu finden begann.
Als eine Reihe von 1867 und 1868 ausgeführten Tiefbohrungen rechts der Areuse zwischen Travers und Couvet das Vorhandensein des Asphaltgesteines auf eine Länge von 4 km und eine Breite von über 400 m ergeben hatte, konnte der Abbau auf einen breitern Boden gestellt werden. Zugleich verzichtete man nun auch auf die Gewinnung von reinem Asphalt aus dem damit durchtränkten Gestein, weil es sich herausstellte, dass zur Makadamisierung von Strassen und Trottoirs der zermalmte Asphaltfels in seiner natürlichen Zusammensetzung vollauf genüge.
Aus dem Gesagten ergibt sich, dass der Abbau des Asphaltes zahlreichen Wandlungen unterworfen gewesen sein muss. Eirinys hatte sich auf die Herstellung von durch Destillation erhaltenem Asphaltöl beschränkt. Nachher war das von Eirinys in Abbau genommene Lager während eines Zeitraumes von etwa 50 Jahren nur sehr unregelmässig benutzt worden. 1782 erteilte die Regierung des Fürstentums Neuenburg den Unternehmern Brun, Montandon und Jeanrenaud eine erste Konzession auf 30 Jahre, die sie 1812 auf die gleiche Zeitdauer, d. h. bis zum erneuerte.
Die dem Staat geschuldete Abgabe betrug 1/10 des Reinertrages. Diese erste Konzession wurde 1837 an Antoine Brémont de Saint Paul abgetreten, der sie seinerseits auf 30 Jahre hinaus, d. h. bis 1867 zu verlängern wusste, aber noch vor dieser Frist an den Grafen von Sassenay abtrat. Dann kam sie, immer unter Zustimmung des Staates, an die Compagnie Delormel und von dieser an die Compagnie générale des Asphaltes du Val de Travers, die bis zum Erlöschen der Konzession am H. November 1867 den Abbau betrieb.
Die Erneuerung geschah auf dem Weg der öffentlichen Versteigerung, wodurch das Bergwerk gegen eine Abgabe an den Staat von Fr. 19.75 per Tonne einem gewissen Deladoey aus Coppet zugeschlagen ward. Dabei durfte aber die Abgabe auf keinen Fall eine geringere Gesamteinnahme als 40000 Fr. ergeben. Schon am ging die Konzession an die Société des Asphaltes du Val de Travers und dann an eine englische Gesellschaft, die Neuchâtel Bituminous Rock Company Lim. über, welche eine progressive Ermässigung der Abgabe an den Staat zu erreichen vermochte.
Danach blieb die Abgabe von Fr. 19.75 bloss für die ersten geförderten 5000 Tonnen giltig; für die nächstfolgenden Tonnen sollte sie noch je Fr. 10 und weiterhin endlich bis auf eine Förderung von 30000 Tonnen bloss noch je Fr. 5 betragen. Vor Erlöschen der Konzession trat diese Gesellschaft ihre Rechte (am der ebenfalls englischen Neuchâtel Rock Paving Company Lim. ab, welche sich u. a. zu einer jährlichen Abgabe von mindestens Fr. 100000 verpflichtete.
Das folgende Jahr erstand dann die Neuchâtel Asphalte Company Lim., welche seither eine ganze Reihe von Umwandlungen durchgemacht hat und heute noch im Besitz der Konzession ist. Diese letztere wurde 1896 auf eine Dauer von 30 Jahren, d. h. bis Ende 1925 erneuert und garantiert der Gesellschaft das Monopol der Asphaltausbeute im Val de Travers. Die Gesellschaft entrichtete dem Staat eine einmalige Zahlung von Fr. 200000 und leistet für jede Tonne eine Abgabe von Fr. 6 (mindestens aber Fr. 150000 jährlich). ¶