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Uhrenschalenfabrik mit über 100 Arbeitern. Vallorbe fabriziert Uhrzeiger, Le Sentier Uhrpendel. La Vallée und Sainte Croix liefern ausgezeichnete Werke für Wanduhren. In Ballaigues und in Granges Marnand besteht je eine Fabrik von Turmuhren für Kirchen, Schulen, Schlösser und Landhäuser. Lausanne beginnt feine Schmucksachen zu liefern. Auch L'Auberson und Lucens haben je ein Juweliergeschäft.
Zahlreiche Arbeiter beschäftigt das Schleifen und Lochen von Edelsteinen, sowie die Herstellung von Zapfenlagern für die Uhrenmacherei. Die grösste Fabrik dieser Art befindet sich in Lucens, wo vor kurzem noch zwei weitere Geschäfte eingerichtet worden sind. Auch Sainte Croix hat sich mit dieser Spezialität eine neue Erwerbsquelle zu erschliessen gesucht. Weitere Uhrsteinschleifereien arbeiten in Moudon, Yverdon, Aubonne, Vaulion, in der Vallée de Joux und in Vugelles-La Mothe.
Die Musikdosen haben den Namen von Sainte Croix und der umliegenden Dörfer und Weiler in der ganzen Welt bekannt gemacht. Zunächst fabrizierte man die «cartel» genannte einfache Zylinderdose in allen Grössen vom gewöhnlichen Kinderspielzeug mit Drehgriff bis zu den umfangreichen Maschinen grösser als ein Piano. Um 1878 kamen die Dosen mit auswechselbaren Zylindern auf, die es gestatten, auf dem selben Instrument beliebig viele Stücke zu spielen. Dann rief die immer stärker sich fühlbar machende Konkurrenz einer neuen Verbesserung, der leicht zu handhabenden und zu fixierenden Scheibe, deren Fabrikation nach einigem Zaudern auch im Gebiet von Sainte Croix aufgenommen wurde.
Nach der von Hand auswechselbaren Scheibe kamen die Instrumente mit automatischer Auswechslung. Die Fabrikanten von Sainte Croix warfen sich dann noch auf die Herstellung von Phonographen und Grammophonen, von denen im Jahr 1906 monatlich 6000-7000 versandt wurden. Trotz alledem nimmt die Fabrikation von Zylinderdosen ihren Fortgang. Zunächst finden die kleinen Spielzeug- und Fantasieartikel immer noch guten und raschen Absatz. Dann gibt es auch manche Liebhaber für das grosse sog. Orchestrion und die Automatendosen mit Reitschulen, Panoramen, Tänzerinnen, Equilibristen und Seiltänzern, singenden Vögeln, elektrischer Beleuchtung, optischen Täuschungen etc. Im allgemeinen sind die wertvollern Stücke in schönen Möbeln eingeschlossen, die oft geradezu reich ausgestattet erscheinen und immer von vollendet gutem Geschmack zeugen.
Wenig vertreten ist im Kanton Waadt die Textilindustrie. Der Bezirk Cossonay hat zwei Spinnereien: die eine in Éclépens, die 80 Arbeiter beschäftigt und Wollentuch, Halbleinwand und Trikotstoffe herstellt, die andre in Vufflens la Ville mit der Fabrikation von hygienischen Geweben als Spezialität. In La Sarraz arbeitet eine Wolldeckenfabrik. Eine früher in Vevey ansässige Société vaudoise de Filature et de Tissage hat ihren Sitz 1897 in Gland aufgeschlagen und lieferte damals besonders Gewebe in Kamelhaar, sowie auch Pantoffeln aller Art. Dully im Bezirk Rolle hat eine kleine Wollspinnerei, deren Produkte namentlich nach Savoyen wandern.
Vevey hat eine Tuchfabrik, und Payerne stellt Wolltuch, Halbleinen und Trikotstoffe her. Lausanne hat drei Posamentergeschäfte und eine Bandweberei, welche als Spezialität Reklamenbänder für Handelsgeschäfte herstellt, etwa ein Dutzend Arbeiter beschäftigt und täglich 30000 m Band herstellt. Einige Lausanner Firmen verlegen sich, nicht ohne Erfolg, auf die Herstellung billiger Arbeiterkleider. Ziemlich blühend ist in Lausanne ferner die Fabrikation von Damen- und Herrenkleidern nach Mass (25 Firmen für Damen- und 12 für Herrenkleider).
Das Weisswarengeschäft ist von geringerer Bedeutung, dagegen blühen die Fabrikation von Damen- und Herrenblusen. In Lausanne und in Vevey finden wir auch mehrere Seiler. Erwähnt seien noch die Hut- und Kappenfabriken. Eine Hutfabrik in Lausanne mit etwa 10 Arbeitern liefert jährlich über 5000 Hüte, die zunächst in der Schweiz verkauft werden, bald aber auch in Deutschland Absatz finden sollen. Die Fabrik von Militärkäppis und -mützen in Payerne erfreut sich eines gewissen Rufes. Kappenfabrik in Vevey.
Gerbereien sind eingerichtet in Lausanne, La Sarraz, L'Isle, Morges, Moudon, Nyon, Rolle, Orbe, Baulmes, Oron, Payerne und Vevey. Vevey verfertigt als Spezialität Glanzleder und Treibriemen, Moudon ebenfalls Treibriemen, Rolle Treibriemen und Militärsäcke. Lausanne, Vaulion, Vevey und Aigle haben Holzschuhfabriken, deren Erzeugnisse in der deutschen Schweiz ein sicheres Absatzgebiet sich erobert haben. Eine dieser Fabriken in Vevey beschäftigt für sich allein 130 Arbeiter. Seit 1906 besteht in Lausanne eine Schuhwarenfabrik mit 21 Arbeitskräften und einer täglichen Produktion von 40-50 Paar Schuhen. Auch in Vaulion beschäftigt die Schuhwarenindustrie heute noch an die 50 Arbeiter und Arbeiterinnen, nachdem sie in diesem Dorf einst die beinahe ausschliessliche industrielle Beschäftigung der Bewohner gebildet.
Auch Bürstenwarenfabriken sind im Kanton Waadt vertreten. Eine Lausanner Fabrik verfertigt als Spezialität Stahldrahtbürsten für Baumeister, Mechaniker, Techniker etc., sowie Bürsten zur Reinigung von Bäumen, Rebstöcken u. s. w. Die Bürstenfabrik Aigle stellt jährlich für 70000-80000 Fr. Waren her, die in der Schweiz, nach Piemont und nach S.-Deutschland Absatz finden. In Nyon blüht eine Fabrik von Kämmen in Horn und Zelluloid.
Die Herstellung von Nahrungs- und Genussmittel steht im Kanton Waadt in hoher Blüte. Zunächst ist die Müllerei nicht ohne eine bestimmte Bedeutung. In den bäurischen Bezirken Cossonay, Moudon, Orbe, Échallens, Grandson und Aubonne findet man neben grossen Etablissementen der Branche besonders kleinere Kundenmühlen (sog. moulins agricoles), die von lokalen oder regionalen Genossenschaften betrieben werden. Die Mühlen von Bex und Aigle versorgen den O.-Abschnitt des Kantons.
Die grossen Mühlen von Penthalaz im Bezirk Cossonay und von Bornu bei Pompaples im nämlichen Bezirk lieferten 1897 eine jede täglich mehr als 100 Säcke Mehl und haben seither ihre Produktion noch um vieles gesteigert. Im Bezirk Orbe arbeiten Mühlen in Vallorbe, Croy, Chavornay und besonders in Orbe selbst. Die Mühlen von Granges-Marnand sind die tätigsten des ganzen Bezirkes Payerne. Weiter seien erwähnt diejenigen von Corcelles sur Payerne, Moudon, Lucens, Morges und Rivaz.
Die Mühlen von Gilamont bei Vevey wandeln jährlich über 90000 Meterzentner Körner zu Mehl um. Der von der Waadtländer Müllerei verwendete Weizen kommt über Marseille besonders aus Südrussland und Rumänien, dann auch aus den Vereinigten Staaten. Die einheimische Weizenproduktion genügt nicht einmal dem fünften Teil des Verbrauchs. Das in der Waadt hergestellte Mehl dient zunächst dem eigenen Verbrauch, wird aber auch in die Nachbarkantone Neuenburg, Freiburg und Wallis, sowie nach der Haute Savoie ausgeführt. Von den eingeführten ¶
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Mehlsorten steht das ungarische Mehl seiner Qualität nach an erster Stelle.
Seit etwa 20 Jahren sind in der Waadt mehrere Biskuits- und Bonbonsfabriken entstanden. Lausanne hat deren drei, wovon zwei etwa 100 Arbeiter zählen und für den Export arbeiten. Diese Tätigkeit blüht ferner in Morges und Vevey. Saint Saphorin verfertigt Leckerli. Neben der Teigwarenfabrik Bex ist als bedeutendste die von Nyon zu nennen, die an die 60 Arbeiter beschäftigt. Diejenige von Rolle zählt an die 20 Arbeiter und liefert jährlich 500000 kg Ware. Auch Yverdon hat zwei Fabriken dieser Art. Diese kantonalen Betriebe könnten den inländischen Teigwarenverbrauch nahezu decken.
Kondensierte Milch und verwandte Produkte werden in Vevey, Payerne, Bercher und Yverdon im grossen hergestellt. Das Milchmehl Nestlé hat sich als vollendetes Kindernährmittel seit langem einen europäischen Ruf errungen. Vevey bildet den Mittelpunkt dieser Fabrikation, deren Anfänge aus 1875 datieren. 1905 beschäftigte die Fabrik von Vevey 240 Arbeiter und stellte 4430000 kg Milchprodukte her, die nach allen Ländern der Erde versandt wurden. Eine neue Qualität Milchmehl (mit Malz) stellt die Société d'Industrie laitière in Yverdon her. Die Milchsiederei Payerne verarbeitet täglich über 200000 Liter Milch, die ihr das Thal der Broye und die umliegenden Gegenden liefern. Die Fabrik zu Bercher erhält ihre Milch aus dem Gebiet von Échallens und den benachbarten Bezirken Yverdon und Moudon.
1904 zählte man im Kanton 10 Schokoladefabriken. Eine von Waadtländern gegründete und geleitete grosse Schokoladefabrik hat zwar ihren Betrieb nach Broc im Kanton Freiburg verlegt, bleibt deswegen aber doch in der Hauptsache ein Waadtländer Unternehmen, dessen Aktien offiziell bloss an der Börse von Lausanne kotiert sind. Eine andre Gesellschaft in Vevey, deren Betrieb in voller Blüte stand, hat mit der ehemaligen Fabrik von Lausanne zur neuen Société générale suisse des Chocolats fusioniert, die in Orbe auf sehr günstig gelegenem ebenen Terrain und inmitten einer milchwirtschaftlichen Region eine grosse neue Fabrik erstellte.
Die Gesellschaft fabriziert als Spezialität die neue sog. Schokolade Nestlé. Rasch ist diese Fabrik in Orbe aufgeblüht. 1904 beschäftigte sie 600 Arbeiter und Arbeiterinnen, verbrauchte täglich 12000 Liter Milch und versandte im ganzen Jahr 250 Wagenladungen Schokolade, besonders nach England und Amerika. Andre Fabriken sind in Montreux und Nyon vorhanden. Dank ihrer ausgezeichneten milchwirtschaftlichen Produkte und der sorgfältigen Zubereitung nimmt die Schweiz hinsichtlich der Schokoladenfabrikation unter allen Ländern die erste Stelle ein. An dieser erfreulichen Tatsache beteiligt sich die Waadtländer Schokoladenindustrie in weitgehendem Mass.
Alt ist die Bierbrauerei Aigle. Andre Brauereien arbeiten in Yverdon, Moudon, Orbe, Nyon und Lausanne. Mehrere landwirtschaftliche Brennereien liefern Treber- und Weinhefenschnaps, sowie einheimisches Kirschwasser, dessen Güte aber mit den einzelnen Jahren und je nach der dem Rohmaterial zugewendeten Sorgfalt verschieden ist. Andre Produkte stellen Brennereien in Lausanne, Nyon, Yverdon und Payerne her. Im grossen werden der sog. Bitter des Diablerets und der Bitter des Espersiers hergestellt, die beide sehr geschätzt sind. Yverdon hat eine Fabrik alkoholfreier Weine. In Ballaigues steht eine Fabrik von Essig und verwandten Produkten in Blüte. Eine Kochfett- und Senffabrik in Morges.
Die Zigarren- und Tabakindustrie gruppiert sich in die drei hauptsächlichsten Zentren Yverdon-Grandson, Vevey, Payerne mit dem Thal der Broye. Die 1832 gegründete bedeutendste Firma von Grandson liefert als Spezialität besonders die sog. Bouts und widmet sich auch der Herstellung von Zigaretten und von Rauchtabak aller Art. Neben Grandson zählt das ganz nahe Yverdon mehrere grosse Fabriken dieser Branche. Mit Grandson wetteifert Vevey, in welcher Stadt sich 1200 Arbeiter mit der Herstellung von Tabak und Zigarren befassen. Das 1848 gegründete wichtigste Haus des Platzes hat als Spezialität die sog. Cigares Vevey geschaffen; es beschäftigt 750 Arbeiter und wirft jährlich 150 Mill. Zigarren auf den Markt. Vier grosse Fabriken bestehen in Payerne und liefern neben den Bouts noch allerlei Spezialartikel. Besondre Fabriken haben Moudon und Avenches. Zigaretten verschiedener Art werden in Lausanne hergestellt.
Als einer der blühendsten und am intensivsten arbeitenden Zweige industrieller Tätigkeit in der Waadt darf die chemische Industrie in allen ihren verschiedenen Aeusserungen angesprochen werden. Und dies, trotzdem die Rohmaterialien oft eingeführt werden müssen, wie es z. B. bei den künstlichen Parfüms, sowie den pharmazeutischen und Medizinalprodukten der Fall ist. Dank ihrer Wasserkräfte vermag die Waadt mit Vorteil alle jene Produkte zu liefern, deren Herstellung einen starken elektrischen Strom erfordert. In dieser Hinsicht steht die Stadt Nyon mit zwei Fabriken im ersten Rang.
Deren einst bedeutendere hatte sich auf reine pharmazeutische Produkte (Chloroform, Aether, Brom- und Chloräthyl, Kakodyl, Salol, Antipyrin) und auf künstliche Parfüms spezialisiert, sowie auch ein Mittel gegen die kryptogamischen Krankheiten des Rebstockes hergestellt, ist aber jetzt ziemlich gesunken. Die andre Fabrik des Ortes stellt ausschliesslich künstliche Parfüms (Nerolin, Moschus) her. Lausanne ist Gesellschaftssitz der Société des Usines et Produits chimiques in Monthey, welche Fabrik das Steinsalz von Bex als Rohmaterial benutzt, es mit Hilfe des elektrischen Stromes in die beiden Elemente zerlegt und damit Soda und Chlorkalzium erzeugt.
Die grossartige Fabrikanlage am Day bei Vallorbe stellt als erstes Etablissement dieser Art chlorsaures Kali vermittels Elektrolyse her. Die elektrische Kraft von 2000-3000 PS liefert der hier über die Felsen rauschende Wasserfall der Orbe. Die Fabrik beschäftigt 90 Arbeiter. Die eidg. Pulvermühle in Aubonne hat im Jahr 1906 130000 kg Pulver, wovon 14000 kg Jagdpulver fabriziert und produziert täglich im Durchschnitt 800 kg. Die Zündholzfabriken in Nyon haben unter dem Namen der Société Diamond fusioniert, die täglich 50000 Schachteln und mehr herstellt.
Einen blühenden Industriezweig stellt die Seifenfabrikation dar, der sich acht Firmen in Yverdon, Lausanne, Nyon, Morges, Bussigny, Bex und Vevey widmen. Neben Seife liefern diese Fabriken noch verschiedene Waschpulver von mehr oder weniger willkürlicher Zusammensetzung. Ferner seien genannt: eine Lackfabrik in Renens, je eine Schuhwichsefabrik in Avenches und in Lausanne, je eine Kerzenfabrik in Lausanne und in Yverdon, eine Schmieröl- und Schmierfettfabrik in Yverdon. Chemische Wäschereien und Färbereien in Lausanne, Prilly u. a. O.; ¶