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Nebelhäufigkeit natürlich zu.
Mittlere Bewœlkung (1881-1900). | |||||||||||||
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I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII | Jahr | |
Sitten | 4.6 | 4.5 | 4.8 | 5.4 | 5.3 | 5.1 | 4.5 | 4.2 | 4.6 | 5.1 | 4.8 | 5.0 | 4.8 |
Reckingen | 4.3 | 4.7 | 5.2 | 5.8 | 5.9 | 5.6 | 4.9 | 4.6 | 5.0 | 5.7 | 4.8 | 4.8 | 5.1 |
St. Bernhard | 4.2 | 4.4 | 5.2 | 6.2 | 6.2 | 5.9 | 5.1 | 4.7 | 5.2 | 5.5 | 4.6 | 4.5 | 5.1 |
Die Gewitterarmut der innern Alpenthäler zeigt sich im abgeschlossenen Wallis besonders stark: Sitten 5,8, Reckingen 2,5 und St. Bernhard 3,1 Tage mit Gewittern pro Jahr. Schliesslich folgen noch einige Angaben über die Häufigkeit der
Tage mit Schneefall im Jahr (Mittel aus 1881/1900) | |
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Sitten | 15.3 |
Martigny | 19.4 |
Grächen | 35.6 |
Leukerbad | 40.7 |
Zermatt | 42.6 |
Reckingen | 46.8 |
St. Bernhard | 86.4 |
[Dr. R. Billwiller.]
7. Flora.
Während das Wallis unter den Kantonen der Schweiz mit Bezug auf die Fläche im dritten Rang steht, stellt es floristisch den an Arten reichsten Bezirk dar. In der Tat zählt es auf seinem 5248 km2 messenden Gebiet nicht weniger als rund 1800 verschiedene Pflanzenarten, während Graubünden mit seinen 7185 km2 deren bloss etwa 1620 aufweist. Dieser ausserordentliche Reichtum liegt in mancherlei Ursachen begründet: in grossen Höhenunterschieden, Abwechslung in der chemischen Bodenbeschaffenheit, Exposition, in ausserordentlich wechselnden klimatischen Bedingungen, namentlich hinsichtlich der Niederschläge etc. Alle diese Umstände gestatten uns, das Wallis, abgesehen von den Höhengürteln, in eine Reihe von pflanzengeographischen Zonen einzuteilen, die oft scharf voneinander abstechen. In vertikaler Richtung kann man im Wallis vier Regionen unterscheiden:
1) Untere Region 375-800 m, Region des Nussbaums und der Weinrebe;
2) Bergregion 800-1400 m, Region des Getreidehaues und der Laubbäume;
3) Subalpine oder Nadelholzregion 1400-2000 m; 4) Alpine Region über 2000 m, Region der Alpweiden. Die Grenzzahlen dieser Regionen sind natürlich durchaus angenäherte Werte, die sich je nach den lokalen Verhältnissen nach unten oder nach oben verschieben können. Es erscheint daher angezeigt, den Kanton rein topographisch in eine Anzahl von pflanzengeographischen Zonen einzuteilen, als welche H. Jaccard in seinem Catalogue de la flore valaisanne folgende aufgestellt hat: a) Aeusseres Wallis, vom Genfersee bis zum Rhoneknie bei Martinach und zum Col de Balme; b) mittleres Wallis, von Marti nach bis Brig; c) oberes Wallis, von Brig bis zum Gotthard.
a) Aeusseres Wallis. Das Klima dieses Gebietes ist gleichmässiger und feuchter als im mittlern Wallis. Die mittlere jährliche Regenmenge, für die Stationen Aigle, Collombey und Saint Maurice auf die 10 Beobachtungsjahre 1885-1894 berechnet, beträgt 870 mm, während das Mittel in Sitten (aus der 30jährigen Periode 1864-1894) 629 mm und in Martinach 768 mm, in Siders (1892-1896) 502 mm, in Grächen (11 Jahre zwischen 1864 und 1893) 480 mm beträgt. Für die erstgenannten Stationen beträgt somit der Ueberschuss an atmosphärischen Niederschlägen gegenüber Sitten 240, Siders 368 und Grächen nahezu 400 mm. Andrerseits ist dort der Sommer weniger heiss und der Winter milder.
Der Kontrast in der Pflanzendecke wird somit durch häufigere Regen und gleichmässigere Temperatur bedingt. Zunächst fällt auf, dass die Lärche selten ist, dafür aber die Buche ganze Waldungen bildet, während sie ostwärts nicht über Saxon hinausgeht, welcher Ort die äusserste Grenze darstellt, bis wohin die W.-Winde dem Baum die benötigte Feuchtigkeit zuzuführen vermögen. Von Le Bouveret bis Martinach bildet auch die Edelkastanie ziemlich ausgedehnte Waldungen. Hainbuche, Spitzahorn, Eibe, Stechpalme und verschiedene Farnkräuter sind häufig, fehlen aber im mittlern Wallis ganz oder nahezu. Ein weiterer Charakterzug ist das Auftreten von zahlreichen Pflanzen der Berg- und subalpinen Region bis zum Niveau der Alluvialebene hinunter.
So ziemlich überall vertreten sind Thalictrum aquilegifolium, Ranunculus aconitifolius, Arabis alpina, Draba aizoides, Moehringia muscosa, Cytisus alpinus, Rosa alpina, die Schafgarben, Astrantia maior, zahlreiche Steinbreche und Enziane, Lonicera alpigena, Erica carnea, Primula hirsuta, Lilium martagon, Sesleria coerulea, Moosfarne (Selaginella) und viele andre. Die Wälder beherbergen eine ganze Flora von zarten Pflanzen, die man in den Gehölzen des zentralen Wallis vergeblich suchen würde: Impatiens noli tangere, Galium rotundifolium, Mulgedium Plumieri, Tozzia alpina, mehrere Orchideen, Gräser wie Milium effusum und Elymus europaeus, zahlreiche Farnkräuter.
Wie im Tessin bekleidet sich auch hier das Gemäuer mit Moosen, Parietarien, Geranien und Farnen. Eine ganze Anzahl von Typen sind dieser Region speziell eigen. Mehr als 50 dringen nicht weiter als bis zur Klus von Saint Maurice. Solche sind: Capsella rubella, mehrere Veilchen (Viola virescens, V. multicaulis, V. scotophylla), Inula Vaillantii, Symphytum tuberosum, Buxus sempervirens, Leucoium vernum, Galanthus nivalis, die beiden Hemerocallis;
von Sumpfpflanzen Geranium palustre, Lathyrus palustris, Oenanthe Lachenalii, Laserpitium prutenicum, Senecio aquaticus und S. paludosus, Spiranthes aestivalis, Gladiolus palustris, Rhynchospora alba und R. fusca, Scirpus carinatus, Carex filiformis, Hierochloa borealis, Aspidium cristatum;
im Wald und Buschwerk Sedum cepaea, Daphne laureola, Carpesium cernuum, Melittis melissophyllum, Euphorbia amygdaloides, Arum maculatum, Ruscus aculeatus;
von Berg- und Alpenpflanzen Ranunculus thora, Papaver alpinum, Dianthus caesius, Hypericum Richeri, Gentiana angustifolia, Primula columnae, Festuca pulchella.
Eine Reihe andrer Arten dringen bis in die Gegend von Martinach-Fully vor: Anemone ranunculoides, Luna- ¶
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ria rediviva, Trochiscanthes nodiflorus, Eryngium alpinum. Trinia vulgaris, Peucedanum palustre, Cephalaria alpina, Scrofularia canina, Cyclamen europaeum, Luzula Forsteri, Carex remota und einige Gräser wie Melica uniflora, Festuca silvatica, Oryza clandestina etc. Noch andre, etwa 40 Arten finden sich bis nach Riddes, der Verbreitungsgrenze der Buche, hinauf: Vicia silvatica, Lathyrus niger, Peucedanum austriacum, Buphthalmum salicifolium, mehrere Arten von Rubus, die Stechpalme, Lithospermum purpureo-coeruleum, Veronica montana, die Schmerwurz.
Eine letzte Serie endlich reicht ins Rhonethal bis nach Sitten und Umgebung hinein: Helleborus foetidus, Corydalis cava, verschiedene Arten von Dentaria, Evonymus europaeus, Cornus mas, Hollunder, Hainbuche;
zahlreiche Orchideen, Scilla bifolia, Carex Halleriana und C. pseudocyperus, Poa annua, Festuca rigida, Bromus racemosus etc. Einige Typen sind für diese Zwischenregion charakteristisch;
so die von Saint Maurice bis Sembrancher verbreitete schöne Vesicaria utriculosa;
Saxifraga bulbifera von Gueuroz bis Sitten, Dracocephalum austriacum um Dorénaz, Riddes und Versan ob Ardon, Lychnis coronaria in Fully, Vicia pisiformis in Fully und Écône, Peucedanum venetum in Dorénaz und Ravoire, Carex depauperata und Trifolium subterraneum in Fully (einzige Standorte der Schweiz), Geranium nodosum in Orsières.
Mittleres Wallis. Es zeichnet sich, seiner geographischen Lage als tief zwischen zwei hohe Ketten eingesenkte und einzig durch die enge Klus von Saint Maurice gegen die Aussenwelt geöffnete Thalfurche entsprechend, durch grosse Trockenheit und ausnahmsweise klaren Himmel aus. Die Trockenheit nimmt von Martinach bis Brig stetig zu, erreicht ihr Maximum zwischen Siders und Brig und macht sich auch bis hinten in alle Seitenthäler der S.-Flanke hinein fühlbar: Grächen hat das trockenste Klima der Schweiz;
Orsières und Liddes, Hérémence, Saint Luc und Fee, zeigen gleich Zermatt eine xerophile Vegetation, die auf ein regenarmes Klima hinweist.
Hauptcharaktere des Klimas im zentralen Wallis sind demnach: seltener Regen, klarer Himmel und starke Insolation;
heisse Sommer und kalte Winter.
Diesen klimatischen Eigenheiten gesellen sich besondre geologische Faktoren bei. So kann man sagen, dass man sich beim Umbiegen um die Ecke von Follatères gegenüber Martinach auf einen Schlag in eine ganz neue Region versetzt sieht. Die enge und strenge Schlucht von Saint Maurice mit ihrem bis zum Fluss herabsteigenden Lärchenwald erweitert sich plötzlich zu einem schönen und breiten Thal mit warmen Farbentönen und fast stets wolkenlosem Himmel. Die für das äussere Wallis charakteristischen Bäume verschwinden einer nach dem andern: die Kastanie bleibt bei Fully, die Buche bei Charrat zurück.
Sie werden ersetzt durch die Waldföhre, welche bis nach Oberwald hinauf alle Wildbachschuttkegel bedeckt. Doch beschränkt sich der Florenunterschied zwischen dem äussern und mittlern Wallis nicht auf die Baumvegetation. Vielmehr ändert sich von den Gehängen von Ravoire und Branson an der gesamte Pflanzenteppich. Dem Reisenden fällt zuerst die Kahlheit der tiefern Gehänge, das häufige Fehlen von Rasen auf. Wo diese Hänge nicht durch die Anpflanzung von Weinreben ihr ursprüngliches Aussehen geändert haben, zeigen sie von Fully bis Leuk und weiter, von Naters bis Mörel und unter Deisch überall das nämliche landschaftliche Bild. Im Frühjahr überziehen sie sich auf einige Wochen mit einem blassen Grün, um dann für den Rest des Jahres wieder ihr gleichförmiges Grau anzunehmen.
Besonders reich entwickelt sich hier die Frühjahrsflora mit starken und tiefen Wurzeln oder mit Zwiebelgewächsen. Von März bis Ende Mai leuchten von den noch nahezu kahlen Hängen die lebhaften Farben der Anemone montana und Adonis vernalis, des Ranunculus bulbosus und R. gramineus, von Scorzonera, Crocus, Iris, Asparagus, Lilium, Tulipa, Gagea, Allium, Ornithogalum, Muscari, Bulbocodium. Die Sommerflora erscheint namentlich durch Labiaten und Caryophyllazeen vertreten, unter denen die behaarten Pflanzen vorherrschen: Lychnis Coronaria und L. flos Jovis, Althaea hirsuta, Vicia Gerardi, Oxytropis pilosa und O. velutina, Astragalus exscapus und A. Onobrychis, Medicago minima v. mollissima, Achillea tomentosa, Artemisia valesiaca, Sempervivum tomentosum;
Hieracium tomentosum, H. pictum, H. niveum, H. Peleterianum;
Onosma helveticum, Stachys recta und St. angustifolia, Teucrium montanum, Quercus lanuginosa;
ferner Viola tricolor var. valesiaca, Silene otites, Helianthemum marifolium und H. salicifolium, Potentilla Gaudini und var. glandulifera, Ononis natrix und O. columnae, Sedum dasyphyllum v. glanduliferum, Hieracium Zizianum und H. farinifolium, Heliotropium europaeum, Chenopodium und Teucrium botrys.
Die anderswo glatten Pflanzentypen bedecken sich hier mit einem bemerkenswerten Haarkleid; so Helianthemum vulgare tomentosum, Lotus corniculatus pilosus, Lathyrus pratensis velutinus, Hieracium florentinum floccosum, H. praecox und H. murorum v. pilosissimum, H. boreale v. pubescens; Campanula rotundifolia velutina, Thymus serpyllum v. carniolicus, Th. lanuginosus und Th. vallesiacus, Bromus erectus villosus und B. squarrosus villosus etc. Noch andre reduzieren ihr Blattwerk auf ein Minimum; so verschiedene kleinblättrige Rosenarten, Hypericum veronense, Vicia sativa angustifolia, Helianthemum serpyllifolium, Centaurea jacea angustifolia etc., welche xerophilen Formen man in den Seitenthälern oft noch hoch oben antrifft.
Bemerkt sei ferner, dass von Charrat und besonders von Riddes an auch die nordwärts gewendeten Hänge südl. der Rhone den nämlichen Charakter wie die südwärts exponierten Halden nördl. vom Thalfluss aufweisen. Schon Christ hat beobachtet, dass der anderwärts so scharf ausgesprochene Unterschied zwischen S.- und N.-Exposition im mittlern Wallis gar nicht oder in weit schwächerm Mass vorhanden ist. Indem hier das Thal die in ihm aufgespeicherte Wärme beiden Gehängeflanken gleichmässig zusendet, finden sich fast alle vorkommenden Arten sowohl nördl. als südl. der Rhone vertreten. Wie für die Phanerogamen gilt dies auch für die Moose, die meist Arten des mediterranen Ufergürtels darstellen; so u. a. Phascum curvicollum, Crossidium squamigerum, Grimmia orbicularis, Funaria mediterranea, Bryum torquescens ¶