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chemischer Waschanstalt, 1 Eisengiesserei und andere Giessereien, 2 Holzimprägnierungsanstalten, eine davon mit Säge und 2 Gerbereien. Die Uhrenmacherei, ehedem blühend, ist nur noch durch die Edelsteinschleiferei vertreten. Die Elektrizitätsgesellschaft Les Clées hat ihren Sitz in Yverdon, wo sie die Kraft für eine Schrauben- und Bolzenfabrik, für eine Ziegelei, für die Schweizerische Milchgenossenschaft und für die Eisenbahnwerkstätten liefert. Die Stadt besitzt eine Mühle und eine landwirtschaftliche Branntweinbrennerei, ebenso zwei Käsereien. Ausserdem gibt es Privatbrennereien. Mit Ausnahme des Heilbades, das von einigen Fremdenpensionen umgeben ist, ist die Fremdenindustrie in Yverdon wenig vertreten. Es wären zum Schluss noch eine Reihe kleinere Industrien zu nennen.
Verkehrswege. Da Yverdon ziemlich weit von wichtigen Städten entfernt ist, wurde die Stadt der Mittelpunkt eines eigenen ausgedehnten Gebietes, was ihr denn auch den Beinamen der Hauptstadt des Nordens eingetragen hat. Hier kreuzen sich mehrere Eisenbahnlinien und wichtige Strassenzüge. Die Hauptlinie ist die von Lausanne nach Neuenburg mit dem Bahnhof von Yverdon. Von dieser zweigen ab die Linie nach Payerne und Freiburg, sowie die Schmalspurbahn nach Sainte Croix. Von Yverdon laufen Strassen nach Grandson und Neuenburg, nach Payerne und Freiburg, nach Moudon, Échallens und Lausanne, nach Chavornay und La Sarraz, nach Orbe und ins Jouxthal, nach Sainte Croix und Pontarlier aus. Postkurse gehen nach Donneloye und Thierrens, nach Échallens über Orzens und über Essertines, sowie nach Orbe. Yverdon besitzt ein Postbureau 2. Klasse mit Telegraph und Telephon.
Oeffentlicher Unterricht. Der Aufenthalt Pestalozzis in Yverdon hat dieser Stadt eine gewisse Berühmtheit eingebracht. Immerhin wurden Schulanstalten lange vor der Ankunft des berühmten Pädagogen gegründet. Die erste Primarschule, der Erwähnung geschieht, existierte schon 1542. Heute zählen die Primarschulen, die katholischen, die Privat- und Kleinkinderschulen inbegriffen, 32 Klassen, denen 35 Lehrer vorstehen und die von 1500 Schülern besucht werden. Im Jahre 1618 wurde auf den Vorschlag des Pfarrers J. Masset eine Lateinschule gegründet.
Sie wurde 1840 reorganisiert, indem man ihr eine Mittelschule angliederte, die heutige Industrieschule. Im Jahre 1848 gründete man eine höhere Töchterschule. Diese beiden Schulen befinden sich jetzt im neuen Schulgebäude auf der Promenade, sie zählen 15 Klassen, 15 Lehrer und 200 Schüler. Ausser diesen Mittelschulanstalten unterhält die Stadt seit kurzem eine Reihe Spezialkurse für Industrie, Handel, Gewerbe und Gartenbau, sowie eine Haushaltungsschule.
Der Unterricht wird am Abend gegeben und von ungefähr 400 Zöglingen besucht. Ausserdem existiert eine vom Kanton und von der Eidgenossenschaft unterstützte Handwerkerschule, welche Schlosser und Mechaniker heranbildet. Schliessen wir diese Aufzählung öffentlicher Bildungsanstalten, indem wir einer Anzahl Privatschulen für die beiden Geschlechter Erwähnung tun. Die Anstalten, die sich mehr oder weniger an den' öffentlichen Unterricht anschliessen, sind: die öffentliche Bibliothek und das Museum, welch letzteres besonders reich an Altertümern ist.
Diese Schöpfungen wurden 1763 durch den Naturforscher Élie Bertrand ins Leben gerufen. Die Bibliothek zählt gegenwärtig 20000 Bände und eine Reihe kostbarer Manuskripte, darunter eines aus dem Koran. Sie ist im Gebäude des Theater-Kasinos untergebracht. Das Museum enthält vor allem prähistorische Funde, die 1854 und 1855 durch L. Rochat dem waadtländischen Teil des Neuenburgersees enthoben worden sind, ferner römische und gallisch-römische Altertümer. Es besitzt seltene Münzen, Fossilien, geologische und zoologische Sammlungen. Ein historischer Plan von Yverdon, geschaffen vom Ingenieur H. Gagg, verdient besondere Erwähnung. Nach diesem Plan zerfällt die Geschichte der Stadt in 9 Perioden.
Gesellschaften, Zeitungen. Yverdon besitzt zahlreiche Gesellschaften mit philantrophischen, gesanglichen, musikalischen, turnerischen Bestrebungen. Es erscheinen in der Stadt zwei Zeitungen: Das Journal d' Yverdon, gegründet 1773, das zweimal in der Woche erscheint, und der Peuple aus dem Jahre 1873, 2 mal wöchentlich erscheinend.
Wohltätigkeit. Der älteste Spital im Kanton Waadt wurde in Yverdon im Jahre 1856 eröffnet durch die Fürsorge der Herren Germond und Butini. Er befindet sich in Clendy und ist mit den modernsten Einrichtungen versehen (Auslagen 1904 Fr. 21000). Es muss auch das Asile des Bains, 1885 durch die Gräfin de Gasparin gegründet, erwähnt werden, ferner die Kinderfürsorgegesellschaft (Auslagen Fr. 13000), das Altersheim, dessen Gesellschaft jährlich etwa Fr. 18000 ausgibt, der Wohltätigkeitsverein, der seit 1893 (Fr. 5000) mit dem alten Armenverein vereinigt ist, der Tierschutzverein, gegründet 1863, die Kinderkrippe, vor wenigen Jahren am Ufer der Zihl eröffnet (Fr. 5100), zwei Diakonissenhäuser u. s. w. Schlafstätten für arme Durchreisende befinden sich im alten Spital, der im Quartier L'Ile am äussersten Westende der Stadt gelegen ist.
Für arme Bürgersleute sind ansehnliche Mittel vorhanden. Andere Gesellschaften beschäftigen sich mit den verschiedensten Werken der Wohltätigkeit. Ausser diesen Anstalten und Gesellschaften besitzt Yverdon noch mehrere Gründungen mit Wohltätigkeitscharakter, unter anderen die Fondation Bourgeois, welche ein ansehnliches Kapital besitzt, dessen Zinsen zum Teil zur Linderung der Armut und zur Hebung der Jugendbildung verwendet werden, die Fondation Heldenmeyer, die zu Gunsten des Lehrpersonals angelegt worden ist, die Fondation Petitmaître, deren Erträgnisse, sobald das Kapital eine gewisse Höhe erreicht haben wird, zu verschiedenen nützlichen Zwecken dienen werden, vorab zur Gründung und zum Unterhalt eines Waisenhauses.
Behörden. Schon unter der savoyischen Herrschaft existierte in Yverdon ein Stadtrat aus Edeln und Bürgern zusammengesetzt. Ihm stand vor der Schlosshauptmann oder Burgvogt, der später den Titel eines Bannerherrn annahm. Dieser Rat verteidigte immer die Rechte und Freiheiten der Stadt, aber seine Mittel waren beschränkt. Er bestand noch während der bernischen Herrschaft. Heute wird Yverdon, wie die andern wichtigen Gemeinden des Kantons Waadt von einem Gemeinderat regiert, der durch die Wähler ernannt wird. Dieser erwählt die engere Stadtbehörde, an dessen Spitze der Bürgermeister (Syndic) steht. Das Budget der Gemeinde beläuft sich für 1909 auf Fr. 522643 Einnahmen und Fr. 546348 Ausgaben. Die dem Staate bezahlte Grundsteuer hat 1907 Fr. 24606 eingetragen, die Steuer des Mobiliarvermögens Fr. 54619.
Geschichte. Die Pfahlbautenfunde, die in Concise, in Corcellettes, am Fusse des Hügels von Chamblon, in Cheseaux-Noréaz und anderwärts, ganz besonders aber in Les Quatre Marronniers, ganz nahe der heutigen Stadt, und in Les Cléettes nahe der Mühle Cosseau gemacht ¶
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wurden, zeigen, dass die Ufer des südlichsten Teiles des Neuenburgersees schon zu einer sehr frühen Zeit bewohnt gewesen sind, zu einer Zeit selbst, die vor den historischen Zeiten liegt. Man hat Grund zu glauben, dass auf der Stelle des heutigen Yverdon in uralten Zeiten schon eine Stadt stand. Einige Geschichtschreiber vermuten, dass das eine der 12 Städte war, welche die Helvetier vor ihrem Auszug nach Gallien verbrannten. Während der römischen Zeit war das Gebiet von mehreren wichtigen Strassen durchzogen, unter andern von der von Besançon nach Aventicum (Avenches).
Man hat an verschiedenen Orten Spuren von diesen Strassen, die von militärischen Posten bewacht waren, gefunden. Die Römer hatten einen dieser Wachtposten am Unterlaufe eines Armes der Zihl aufgestellt. Sie erbauten auch in seiner Nähe eine mit Mauern umschlossene Festung, die eine Reihe Behausungen, Kasernen und einen Tempel umfasste, Das war der Anfang der Stadt, die den Namen Eburodunum erhielt, von dem die neueren Namen Everdun, Yverdon und Yverdon sich ableiten (971 pagus Everdunense, 1228: Everdun).
Nach Arbois de Jubainville setzt sich der Name zusammen aus dem gallischen Personennamen Eburos und dem keltischen Worte dun = befestigte Stadt. Martignier und de Crousaz, Dictionnaire du canton de Vaud, pag. 952, haben eine andere Ableitung gestützt auf die Lage der alten Stadt am Ufer des Buron vorgeschlagen. Nach ihnen wäre Yverdon die Festung am Buron, Burodunum, wie Nyon Noviodunum. V. F. Troyon, Habit. lacustres, Lausanne 1861 und Mitt. der Zürch. Antiq. Gesellschaft. XIV. Band. Dieser Erklärungsversuch ist ausserordentlich gewagt.
Die Römer, welche eine grosse Vorliebe für Bäder hatten, benützten schon die Schwefelquelle, die in der Nähe Yverdons liegt. Verschiedene Badegebäulichkeiten sind aufgedeckt worden, besonders im Laufe des 19. Jahrhunderts, in der Umgebung dieser Oertlichkeit, desgleichen eine Menge anderer Altertümer. Die Handelsbedeutung Eburodunums war gross, besonders wegen des Holztransportes durch die Seen, Aare und Rhein bis zur Nordsee; es war selbst zu diesem Zwecke eine Schiffspräfektur vorhanden (praefectus barcariorum).
Man kennt den Zeitpunkt der Zerstörung der römischen Stadt nicht genau; man nimmt gewöhnlich an, dass sie zeitlich mit einer der Zerstörungen von Aventicum zusammenfalle und in die Mitte des 4. oder in den Anfang des 5. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung anzusetzen sei. Nach einem jüngeren Erklärungsversuche wäre die römische Station Yverdon zuerst ein einfaches Dorf gewesen, der Vicus Eburodunensis, der im Jahre 260 durch die Alemannen zerstört worden sei.
Die Römer hätten dann den Ort wieder aufgebaut und ihn in eine Festung umgewandelt, daher sein Name Castrum Eburodunense. Sichtbare Reste dieses Kastrums haben bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden und in den letzten Jahren hat man diesen Gegenstand betreffend interessante Entdeckungen gemacht. Die Behausungen wurden dazumal mehr gegen Westen hin verlegt, in die Nähe der Zihl. Das Kastrum soll gegen das Jahr 407 eingeäschert worden sein. Ueber diese Gegend besitzt man kein einziges sicheres Schriftstück für den Zeitraum von der Römerzeit bis zum 9. oder 10. Jahrhundert.
Nach gewissen Ueberresten zu schliessen, soll eine neue Stadt im O. der alten errichtet worden sein und sie soll zum Teil wenigstens während der ersten Hälfte des 9. oder 10. Jahrhunderts zerstört worden sein. Zu dieser Zeit mögen die Mauern des Kastrums endgiltig niedergerissen worden sein. In dieser Zeit zog das Christentum ins Land ein und es scheint, dass ein Glaubensbote eine Einsiedelei auf den Trümmern des alten Kastrums erbaute. Später wurde auch eine Kapelle in der Nähe der Einsiedelei erbaut, der noch später eine Kirche folgte, die Notre-Dame, das erste Gemeindegotteshaus von Yverdon.
Diese Kirche ist wahrscheinlich vor der Gründung der neuen Stadt errichtet worden; sie hat, wie es scheint, bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts existiert. Während des 10. Jahrhunderts schlug Konrad der dritte, König des transjuranischen Burgunds und Sohn der Königin Bertha, die Sarazenen und die Ungarn, die sich um den Besitz des Landes stritten. Dann, wahrscheinlich nach einer zweiten Versprengung, fanden sich die alten Einwohner des. Platzes von neuem zusammen. Sie errichteten dieses Mal ihre Hütten nahe an der Zihl, an dem Orte, der heute den Namen L'Ile trägt. Das ist der Ursprung der heutigen Stadt. Auf diesem Platze wurden auch die ersten ¶