bildete sich eine
Deutsche Gesellschaft
[* 2] zur Erforschung
Äquatorial-Afrikas zu
Berlin,
[* 3] die 1873-78 mehrere Reisende
aussandte, wie
Paul Güßfeldt an die
Loangoküste, Lenz an den
Ogowe,
Pogge in das
Reich des
Muata Jamvo, Rohlfs nach
Kufra. Im
Sept. 1870 berief der König der Belgier eine Versammlung von Präsidenten größerer geogr.
Gesellschaften nach
Brüssel,
[* 4] um unter seinem Präsidium eine Commission internationale d'exploration et de civilisation de
l'Afrique centrale zu gründen.
Außer der wissenschaftlichen Erforschung
Äquatorial-Afrikas sollte sich dieselbe mit der Einführung von
Handel und
Civilisation
und mit Unterdrückung des
Sklavenhandels beschäftigen. Als ein Zweig dieser
BrüsselerInternationalenAssociation bildete
sich zu
Berlin ein deutsches Nationalkomitee, das sich mit der ältern deutschen Gesellschaft zur
Afrikanischen
Gesellschaft in
Deutschland
[* 5] vereinigte, welche sich 1889 aber wieder auflöste, da die deutsche Reichsregierung sich entschlossen
hatte, die vom
Reichstag bewilligten
Mittel für wissenschaftliche Erschließung der Schutzgebiete zu verwenden
und diese
Aufgabe selbst in die
Hände zu nehmen.
Vgl.
Tissot,
Recherches sur la
campagne de César en Afrique in den «Mémoires de l'Académie
des inscriptions et belles-lettres», Bd. XXXI, 2 (Par.
1884).
Die Urheberschaft einer antiken, auf uns gekommenen
Beschreibung dieses Feldzugs (des
BellumAfricum") war bereits im
Altertum
unbekannt. Man riet auf Hirtius (s. d.),
Oppius u. a. Neuerdings hat G. Landgraf («Untersuchungen
zu
Cäsar und seinen Fortsetzern»,
Erlangen
[* 16] 1888) in hohem
Grade wahrscheinlich gemacht, daß
Asinius Pollio
(s. d.) der wahre Verfasser gewesen.
Pferdehaar, unpassend gewählter
Name für das Crin végétal (Crin d'Afrique) des
Handels, ein aus den
Blättern der
Zwergpalme(Chamaerops humilisL.) gewonnener
Faserstoff, der anstatt Roßhaar zu Polsterungen u. s. w. verwendet
wird.
Man erhält die Ware aus
Algier und verkauft sie sowohl roh (18-24 M. für 50 kg) wie gefärbt (25-30
M.).
I. Zu den Urafrikanischen
Sprachen sind
zu rechnen:
1) die Bantuneger-Sprachen, durch ganz Südafrika
[* 19] verbreitet (s.
Bantuvölker);
2) die Mischnegersprachen, nehmen alles Land zwischen dem
Äquator, der
Sahara und dem Nilgebiete ein. Von den etwa 30 hierher
gehörigen
Sprachen, deren Charakter ein ziemlich verschiedener im einzelnen ist, nähern sich viele den
Bantuneger-Sprachen in manchen Punkten; doch zeigen sie vielfach auch ganz entgegengesetzte
Tendenz. Ein großer
Teil stimmt
mit den Bantus überein in der Präsigierung und in dem
Besitze von Präpositionen, wahrend bei andern Suffigierung und Postpositionen
vorherrschen oder durchgedrungen sind. Auch in der
Stellung des
Verbums im
Satze und des Genitivs ist bei
den einen
Sprachen ein Anschließen an die Bantus vorhanden, bei den andern nicht. Nur des musikalischen
Accents entbehren
sie, außer zweien oder dreien, alle.
3) die
ÄthiopischenSprachen, auch Kuschitische genannt, die früher das ganze Gebiet südlich vom eigentlichen
Ägypten zwischen
Nil und Rotem
Meere einnahmen. (S. Hamitische
Völker und
Sprachen.) Nach einer neuern
Ansicht wäre auch
die
Hottentotten-Sprache hierher zu stellen, da sie nicht nur in schärfstem Gegensatze zu den Negersprachen, besonders den
Bantuneger-Sprachen steht, sondern sich auch deutlich dem Hamitischen anschließt. Sie ist entschieden suffigierend und unterscheidet
die Geschlechter (durch dieselben
Laute wie die HamitischenSprachen). Eine Eigentümlichkeit des Hottentottischen
sind die sog. Schnalzlaute. Die
Sprache
[* 21] der
Buschmänner scheint mit der der
Hottentotten verwandt zu sein, doch ist sie noch
wenig erforscht.
Endlich finden sich auf dem afrik. Kontinente noch
Sprachen und
Völker
(hg. von
Büttner, 1.-3. Jahrg., Berl. 1887-90); Cust, A sketch of modern
languages of
Africa (2 Bde., Lond.
1884); Afrikanische W. Schleicher,
Afrikanische Petrefakten
[* 24] (Berl. 1891).
ein altdeutsches Verhältniswort (niederdeutsch achter), bedeutet nach, hinter und ist seit dem 15. und 16. Jahrh.
nur noch in Zusammensetzungen mit Hauptwörtern, seltener mit Zeitwörtern (z. B. afterreden),
gebräuchlich, oft mit dem Nebenbegriffe falsch, schlecht, unecht: Afterkind, ein
Kind, das nach dem
Tode
des
Vaters geboren ist (Posthumus), meist
¶
(Anus), die untere Mündung des Mastdarms, an welcher die Schleimhaut des letztern sich unter
allmählicher Umwandlung in die äußere Haut
[* 27] fortsetzt. Diese Schleimhaut legt sich in der Nähe des Ä. in strahlige Längsfalten,
die bei gewaltsamer Ausdehnung
[* 28] verstreichen und eine ziemlich beträchtliche Erweiterung der Mündung gestatten. Zwei Muskeln
[* 29] unterstützen den Verschluß der Mündung: ein innerer, aus ringförmig gelagerten, unwillkürlich wirkenden
Muskelfasern gebildet, welcher eigentlich nur einen Teil der muskulösen Darmwand ausmacht, und ein näher der äußern Haut
gelegener, aus Muskelfasern gebildet, die willkürlich angespannt werden können.
Diese Schließmuskeln des After sind für gewöhnlich nicht besonders kontrahiert, geraten aber in erhöhte Thätigkeit,
wenn die Schleimhaut des untern Mastdarms gereizt wird, sei es durch andringende Kotmassen, sei es durch
krankhafte Reizung (Entzündung, Geschwüre, Polypen, Vorfälle u. s. w.). In letzterm Falle kann diese Kontraktion eine übermäßige
und sehr schmerzhafte werden, und heißt dann Afterzwang. Die Lähmung der Afterschließmuskeln zieht unfreiwilligen Abgang
des Kots nach sich.
Die Schleimhaut des After wird, besonders in der Tiefe zwischen den erwähnten Längsfalten, häufig der
Sitz von spaltförmigen Geschwürchen (Fissuren), welche wegen des Nervenreichtums dieser Hautpartie außerordentlich schmerzhaft
sind und chirur. Behandlung erheischen. Der Nervenreichtum der Afterschleimhaut erklärt auch das häufige Afterjucken. Dasselbe
entsteht entweder infolge einer Entzündung der äußern Haut, welche letztere in der Nähe des der Reibung
[* 30] beim Gehen und vielem Schwitzen ausgesetzt ist (sog. Afterfratt, Frattsein, Wolf), oder infolge von Anschwellung des dicht unter
der Schleimhaut gelegenen reichlichen Netzes von Blutadern, in denen sich das Blut bei Stockungen desselben im Unterleibe anstaut.
Die Blutadern (Venen) können dabei stellenweise zu deutlichen Knoten anschwellen, welche als Hämorrhoidalknoten
bekannt sind. (S. Hämorrhoiden.) Das Afterjucken und die Schmerzhaftigkeit der Hämorrhoidalknoten werden durch Aufschlagen
von kaltem Wasser oder Bleiwasser oder durch kalte Sitzbäder gelindert, durch fleißiges Aufstreichen von Fett oder Vaselin
häufig verhütet. Die übrige Behandlung richtet sich nach der Ursache des Leidens. Bei Kindern wird das
Afterjucken sehr oft durch die Anwesenheit eines Eingeweidewurms, des Oxyurus vermicularis, im untern Ende des Dickdarms erzeugt.
Derselbe unternimmt zur Abendzeit sehr oft Wanderungen, gelangt auf diesen bei Mädchen gelegentlich auch in die äußern
Genitalien und erregt heftiges Jucken. (S. Haarwürmer.)
Künstlicher After ist eine in der Bauchwand auf operativem Wege gebildete Öffnung, welche mit
dem Darme so in Verbindung steht, daß der Darminhalt durch dieselbe austreten kann. Die Herstellung einer solchen Öffnung
wird nötig, wenn im untern Teile des Darms angeborener- oder krankhafterweise ein Verschluß besteht. (S. Mastdarm.) Entsteht
eine ähnliche Öffnung infolge
einer zufälligen Verwundung oder einer Verschwärung des Darms und der
Bauchwand, so nennt man sie einen widernatürlichen (After praeternaturalis). Man hat neuerdings wiederholt dieses
äußerst lästige, die Ernährung sehr beeinträchtigende Übel durch Eröffnung der Bauchhöhle, Resektion der beiden betreffenden
Darmenden und Vereinigung derselben mittels der Naht dauernd geheilt.