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auch gegen Afrika [* 2] und Australien [* 3] zurücksteht, stellt sich für das eigentliche nordamerik. Festland (ohne Mittelamerika und die arktischen Inseln) das Verhältnis wie 8:1, d. h. der nördl. Kontinent ist. fast zehnmal so stark gegliedert als der südliche.
Bodengestaltung. Die beiden Hälften A.s, Nord- und Südamerika, [* 4] haben insofern einen ähnlichen Bau, als im Westen beider gewaltige Kettengebirge zu den größten Höhen aufsteigen, in der Mitte Tiefland eine weite Ausdehnung [* 5] nimmt und gegen Osten dann ein weniger hohes Bergland folgt. Man hat die westl. Hochgebirge beider Kontinente früher als ein einheitliches Gebirgssystem betrachtet und mit dem Namen der Cordilleren bezeichnet. In der That finden sich übereinstimmende Charakterzüge, so die Gliederung in mehrere Ketten, die bald näher zusammenrücken, bald weiter auseinandertreten, das Vorhandensein weiter Hochebenen zwischen den Ketten und die hohe vulkanische Thätigkeit. Auch gestattet die Lage der hohen Ketten am Westrand des Kontinents weder im Norden [* 6] noch im Süden bedeutenden Flüssen den Ausgang zum Stillen Ocean, sondern die Wasseradern laufen vom Ostabfall der Kettengebirge gegen Osten in große Ströme zusammen. Dennoch bestehen in dem Bau und der Anordnung der Oberflächenformen der beiden Kontinente wesentliche Unterschiede.
In Südamerika ziehen die Cordilleras de los Andes oder die Anden (s. Cordilleren) von der Magalhãesstraße in geschlossener Kette als Patagonische und Chilenische Anden bis zum Aconcagua, dem höchsten Gipfel A.s, 6970 m, und von hier in nordwestl. und nördl. Richtung unter Teilung in 2 und 3 deutliche Äste durch Bolivia, [* 7] Peru, [* 8] Ecuador und Columbia [* 9] bis zum Golf von Darien. Hier tragen meist die innern Ketten die höchsten Erhebungen, so den Illimani 6410 m, den Sorata östlich vom Titicacasee 6550 m. Riesige Vulkane [* 10] durchsetzen die Ketten oder die Hochebenen zwischen ihnen, so der Sajama östlich von Arica 6415 m und in Ecuador der Chimborazo 6310 und die noch thätigen Cotopari 5943 und Antisana 5756 m u. a. In Mittelamerika zieht die Cordillere zuerst niedrig, dann von Costa-Rica höher bis zum Isthmus von Tehuantepec, eine Urgebirgskette mit nördlich anlagernden jüngern Meeresablagerungen und südlich davorstehenden zahlreichen noch thätigen Vulkanen bis 4260 m Höhe.
Darauf beginnt am genannten Isthmus das Hochland von Mexiko, [* 11] 1900-2200 m, von Vulkanen bis 5400 m Höhe (Pico d'Orizaba, Popocatepetl und Iztaccihuatl) durchbrochen, welches nun in die nordamerik. Gebirge übergeht. Diese bestehen aus zwei Ketten, den Felsengebirgen im O., die vom Rio [* 12] Grande bis zum Yukon in Alaska verfolgt werden können, und den Küstenketten, der Sierra Nevada in Kalifornien, dem Kaskadengebirge im NW. der Vereinigten Staaten [* 13] und den canad. Randketten.
Die Felsengebirge erreichen im Mount-Hooker etwa 5000, auch in Colorado und Wyoming meist über 4000 m; die Sierra Nevada, das Kaskadengebirge und ihre Fortsetzungen in Canada haben ähnliche Höhen. Zwischen ihnen dehnen sich in den Vereinigten Staaten von Amerika [* 14] Hochebenen aus von 1000 bis 1300 m Höhe, die das ganze sog. Große Becken erfüllen und auch noch nach Britisch-Columbia hineinstreichen. Während nun der Osten, die Felsengebirge, über einer archäischen Achse meist paläozoische und mesozoische Ablagerungen trägt, wird der Westen, wenigstens das Kaskadengebirge, von Eruptivmassen (Mount-Rainier und Mount Shasta) überwuchert, die noch große Teile der innern Hochebenen überziehen.
Diese sind von S. nach N. das Plateau des Colorado mit dem 2000 m tiefen Canon des Flusses, die Mohave- und Gilawüste das Nevadaplateau und die Columbia-Ebene. Die vulkanische Thätigkeit ist im ganzen Westen von Nordamerika [* 15] früher sehr stark gewesen, ruht aber jetzt fast völlig, Massen von Geisern im Yellowstone Park sind ihre letzten Spuren. Nur Mount-Baker an der Grenze gegen Canada, und einige Vulkane an der Küste von Alaska sind noch thätig. Jenseit 50° nördl. Br. beginnen dagegen die Gletscher, die sich bis Alaska hinziehen, häufiger zu werden, und die innern Hochebenen sind von tertiären Süßwasserablagerungen und Diluvium [* 16] angefüllt.
Gegen O. senkt sich nun in Nordamerika sowohl wie in Südamerika das Land zu den gewaltigen Tiefebenen der großen Flüsse. [* 17] Während aber in Südamerika alles Tiefland im Gebiete derselben tertiär oder jüngste Flußanschwemmung ist, besteht der Boden der großen Ebenen im Norden aus ältern Ablagerungen der paläozoischen und mesozoischen Zeit. Tertiär findet sich nur in Nebraska und an den Küsten, Quartär nur im Mississippithal und an beiden Red-Rivers. Weithin dehnt sich die produktive Kohlenformation über das Mississippithal nach der Ostküste aus.
Hier trifft man auf die östlichen ältern Gebirgsgerippe. Das flache abgeschliffene archäische Grundgebirge nimmt den ganzen Nordosten von Nordamerika ein, Labrador, Canada bis westlich zum Mackenzie. Weiter südlich aber folgt das gefaltete Alleghanygebirge mit archäischer Achse und daran gelagerten paläozoischen Schichten. Ein solches gefaltetes Gebirge findet sich im O. Südamerikas nicht. Hier liegt ungestört der Kreidesandstein in Guayana und Brasilien [* 18] auf dem Gneis und den krystallinischen Schiefern des Untergrundes.
Die westind. Inselwelt gehört dem Gebirgssystem Mittelamerikas an, ist aber zerbrochen und zerstückelt. Urgebirgsketten bilden die Kerne der Großen Antillen; an sie schließen sich mesozoische Ablagerungen. Vulkane treten in den Kleinen Antillen auf, vielleicht an der Innenseite des hier versunkenen Kettengebirges. Möglicherweise gehört auch die karibische Gebirgskette Nordostvenezuelas zu diesem System, das sich dann um das Karibische Meer gruppieren würde. Auch die Sierra Nevada de Santa Marta, ein fast vereinzeltes, 5100 m hohes Schiefergebirge an der Nordküste Columbias, scheint nicht zu den Anden zu gehören.
Die Tiefebenen Nordamerikas liegen zwischen den westl. Gebirgsketten und den ältern, von dem atlantischen Küstenstreifen abgesehen, östl. Bergländern. Im N. ist die fluß- und seenreiche arktische Ebene, ein gewelltes Tiefland, vom Gebiet des Mississippi zu unterscheiden. Dem gegenüber stehen in Südamerika die Llanos des Orinoco, die Waldebenen des Amazonenstroms und die Pampas des La Plata. In Nordamerika fallen 55 Proz. der Gesamtfläche auf die Tiefländer, in Südamerika gar 66 Proz., so daß beide gegenüber Asien [* 19] (37 Proz.) und namentlich Afrika als Kontinente vorherrschenden Tieflandes gelten müssen.
Gewässer. Dieser Reichtum an Tiefland begründet auch das Auftreten großer Ströme. Namentlich Südamerika ist daran reich. Von der Gesamtfläche desselben werden 56,2 Proz. durch die großen Flußsysteme eingenommen, in Nordamerika nur ¶
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36,7 Proz. Begünstigt wird diese Entwicklung in Südamerika besonders durch die von O. gegen den Ostabhang der Anden fallenden Niederschläge und die Möglichkeit der Richtung der Ströme gegen O.
Der Amazonenstrom [* 21] hat bei einem über 5000 km langen Lauf ein Gebiet von 6 500000 qkm, der La Plata bis zur Paranaquelle bei 3550 km Stromentwicklung ein Gebiet von ungefähr 2 879 300 qkm, wogegen Nordamerikas größter Strom, der Mississippi, der längste Strom der Erde, von der Missouriquelle an zwar eine Entwicklung von ungefähr 7000 km, aber nur ein Gebiet von ungefähr 3 100000 qkm zeigt, und der Lorenzstrom 1 266 400 qkm in sein Gebiet faßt, doch nur 3000 km Stromentwicklung besitzt.
Nordamerika hat die größte Seegruppierung der Erde (nicht aber den größten See); schon die fünf Quellseen des Lorenzstroms umfassen in ihrer Gesamtfläche 238 971 qkm, und ungemessene Flächen nehmen die unzähligen Seen der nördlichern Ebenen ein. Auffallend sind die zur Regenzeit noch vermehrten Bifurkationen; so ist nicht nur die Wasserscheide zwischen einzelnen arktischen Flußsystemen unbestimmt, sondern in Südamerika bildet der Casiquiare eine natürliche Stromverbindung zwischen dem Orinoco und dem Rio Negro des Amazonensystems.
Die Hauptströme A.s sind (von NW. angefangen) folgende: der Mackenzie, Große Fisch- oder Backfluß im N.;
die Hudsonsbaigewässer, als Churchill, Nelson, Severn und Albany;
der Lorenzstrom, Hudson, Delaware, Mississippi, Rio del Norte, Magdalenenfluß, Orinoco, Amazonenstrom oder Maranon, Tocantins, Parnahyba, San Francisco, Parana und Uruguay, Rio Colorado und Rio Negro, und in Nordamerikas W. der Colorado, Sacramento, Columbia (Oregon), Fraserfluß und der Yukon. (Hierzu Physikalische Karte von Amerika: I. Nordamerika; II. Südamerika; s. auch die Karten bei den Artikeln Brasilien, Columbia und La Plata-Staaten.)
Klima. [* 22] Amerika liegt nur unter dem 13. Teil des Äquators, und selbst da, wo die geogr. Lage eine afrik. Hitze voraussetzen ließe, ist das Klima verhältnismäßig kühl und feucht; die Erstreckung von N. nach S., die geringe Breite, [* 23] die Berührung durch den Ocean, der Mangel riesiger trop. Länderräume mildern die Wärmeentwicklung. Dem gegenüber hat die Winterkälte im N. Nordamerikas freien Spielraum, indem die gewaltige Ausdehnung dieser Landmasse unter hohen Breiten die Wärmeausstrahlung fordert.
Nordamerika hat überhaupt ein weniger oceanisches Klima als Süd- und Mittelamerika. Nur der Nordwesten und die Westküste haben milde Winter, kühle Sommer und viel Regen. Der ganze Rest des Kontinents leidet an den äußersten Gegensätzen. Vor allem ist der Winter sehr kalt, und der Einfluß der eisbedeckten Nordhälfte Nordamerikas äußert sich unheilvoll bis weit gegen Süden. Dann aber ist die Wärme [* 24] im Sommer, namentlich auf den trocknen, wasserarmen, fast Wüstencharakter tragenden Hochebenen von Arizona, Neumexiko, Colorado außerordentlich (mehr als 36° Julimittel).
Auch die Ostküste hat kein oceanisches Klima. Von N. dringt ein kalter Meeresstrom an der Küste entlang, der den Golfstrom abtrennt, und auch die Niederschläge sind so gleichmäßig über das Innere und den Osten verteilt, daß ein oceanisches Klima auch hier nicht erwartet werden kann. Auch hier sind die Sommer heiß. So zerfällt Nordamerika in eine Reihe nordsüdlich streichender klimatischer Zonen. Auch das Mississippibecken hat sehr wechselndes Klima, insofern es den Nordwinden mit ihrer Winterkälte und den heißen Südwinden ausgesetzt ist.
In Südamerika unterscheidet man das echt tropische Klima des Nordens, Ostens, Nordwestens und des Innern, mit großer, durch starke Niederschläge gemilderter Wärme, ferner das subtropische Klima der La Plata-Staaten, Südbrasiliens, von Paraguay, Uruguay, dann das patagon. Hochlandsklima mit größern Extremen und Trockenheit, das südchilen. Klima mit scharf oceanischem Charakter, sehr kühlen Sommern, milden Wintern, bedeutenden Niederschlägen, und dem gegenüber das trockne, fast regenlose, heiße, wenn auch durch kühle Meeresströmung gedämpfte Klima von Nordchile und der Westküste von Peru bis 5° südl. Br. (Punta-Pariña); endlich das Höhenklima der andinen Hochebenen.
Das riesige Küstengebirge der Cordilleren steigt in allen Zonen über die Schneelinie. Man schaut von den kahlen peruan. Küsten unter Tropenhitze zu Gipfeln auf, ewig in Schnee [* 25] und Eis [* 26] gehüllt; man steigt aus der riesenhaften Vegetation Ecuadors zu Höhen auf, wo einzig noch der Kondor organisches Leben verkündet; aber man verläßt den Getreidebau in Peru erst in der Höhe von 3900 m, in Ecuador bei 2900 m. Der Norden und Süden A.s hat gleiche Tageszeiten, aber dem entgegengesetzten Eintritt des Sommers entsprechende Jahreszeiten, [* 27] wiewohl auch hierin vorherrschende Winde, [* 28] verschiedener oceanischer Einfluß und die Lage der Cordilleren als eine großartige Wetterscheide solche Unregelmäßigkeiten erzeugt, daß z. B. die Ostküste Brasiliens die Regenzeit vom März zum September und Peru unter gleicher Breite vom November zum März hat. In der Tropenzone berühren sich die Regen- und die Trockenzeit in den schärfsten Gegensätzen. Allmählicher werden die Übergänge zwischen den Jahreszeiten jenseit der Wendekreise, bis die eisige Natur der Polarzone in kurzem Erwachen aus langem Winterschlafe der organischen Welt nur ein flüchtiges Dasein gewährt.
Mineralien. [* 29] Überaus reich ist Amerika an Schätzen des Mineralreichs. Kohlen, Petroleumquellen birgt Nordamerika in reicher Fülle, und keine andern Gegenden der Erde haben einen Reichtum an Silber, nur wenige einen solchen von Gold [* 30] wie Kalifornien und die äquatorialen Gebirgsgegenden, an Diamanten und andern Edelsteinen wie Brasilien, Columbia, Chile und Peru, an Salpeter wie Chile, an Blei- und Kupferlagern wie Wisconsin u. s. w.
Pflanzenwelt. In lückenlosem Zusammenhange zeigt den Wechsel der nordischen, tropischen und südl. Floren, und zum Austausch zwischen den kühlen Klimaten ist hier das mächtigste Gebirgssystem der Erde, die Andenkette, bereit. Ist auch der Zusammenhang des Landes unter 10° nördl. Br. nur auf schmale Flächen beschränkt, so genügen sie doch zur Bewahrung des einheitlich amerik. Charakters in den Tropen, noch verstärkt durch das breite Inselband der Antillen, welches Florida mit Venezuela floristisch verknüpft. Der kalte Norden hat wenig eigentümlich Amerikanisches, sondern schließt sich vielmehr an die ostsibir. und nordeurop. Flora an; aber von 30° nördl. Br. bis 30° südl. Br. und in schwächern Zügen noch weiter ausgreifend, ist ein besonderer amerik. Charakter entfaltet, zu dem z. B. die formenreichen Familien der stachligen Kakteen [* 31] und der Ananasgewächse (Bromeliaceae) treffliche Züge liefern, da diese hier allein ihre ¶