die Mühle zum Verkauf.
Beschwerden des
Müllers bei der Cüstriner Regierung und dann bei dem
Berliner
[* 2] Kammergericht wurden
zurückgewiesen, und der
Müller zur Bezahlung des
Pachtzinses verurteilt. Arnold wandte sich nun mit einer Immediateingabe an den
König, der die nähere Untersuchung an Ort und
Stelle dem Obersten von Heucking übertrug. Da Heuckings
Urteil für den
Müller günstig ausfiel, so glaubte der König, daß die Justizbeamten in dem Streit des einfachen
Mannes gegen
die adligen Herren für ihre Standesgenossen Partei ergriffen und dem
Müller schweres Unrecht zugefügt hatten. Um ein Exempel
zu statuieren, vernichtete der König das
Urteil der
Richter; der oberste preuß. Justizbeamte, der Großkanzler
von Fürst, erhielt seine Entlassung, die beteiligten
Räte des Kammergerichts und der Cüstriner Regierung wurden ihrer
Stellen
entsetzt und ins Gefängnis abgeführt.
Trotzdem der Kriminalsenat des Kammergerichts erklärte, daß die Justizbeamten von aller Parteilichkeit freizusprechen seien,
hielt König
Friedrich doch seine
Entscheidung im ganzen aufrecht; nur zwei
Räte wurden freigesprochen,
die übrigen abgesetzt, zu einjähriger Festungshaft und
Schadenersatz an den
Müller verurteilt. Nach
Friedrichs II.
Tode wurde
der Prozeß von neuem aufgenommen, die
Beamten wurden freigesprochen und in ihre
Stellen wieder eingesetzt, auch die an den
Müller gezahlten
Gelder ihnen zurückerstattet. -
Vgl. Sengebusch, Histor.-rechtliche Würdigung der Einmischung
Friedrichs d. Gr. in die Rechtssache des
Müllers Arnold
(Altona
[* 3] 1829);
Joh.
GeorgDaniel, mundartlicher Dichter, geb. zu
Straßburg,
[* 4] studierte in
Straßburg,
Göttingen
[* 5] und
Paris,
[* 6] wurde 1806
Lehrer des franz. Civilrechts an der Rechtsschule zu Koblenz,
[* 7] 1809 Professor der Geschichte
und 1811 des röm.
Rechts in
Straßburg, dann auch ebenda Präfekturrat und Direktorialmitglied des Konsistoriums
Augsburgischer Konfession.
Er starb Verdienstlich ist sein größeres jurist. Werk «Elementa
juris civilis Justinianei, cum Codice Napoleoneo et reliquis legum codicibus collata» (Straßb.
und Par. 1812). Von
A.s hochdeutscher
Lyrik ist die klassische Elegie «Blessigs Totenfeier» ausgezeichnet.
Weit bedeutender ist aber «Der Pfingstmontag», «Le
[* 8] lundi de la Pentecôte» (Straßb. 1816; 2., nach den
Noten des Dichters verbesserte
Ausgabe, nebst ausgewählten
Gedichten aus dem Nachlaß,
Biographie, Wörterbuch und 40
Illustrationen, ebd. 1850; Ausg. mit litterarhistor. EinleitungvonL.Spach, ebd. 1874; mit Wörterverzeichnis und
Biographie von Habs in Reclams
«Universalbibliothek», Lpz. 1886; Volksausg.
von Martin, Straßb. 1890, in den «Elsäss.
Volksschriften», Heft 18). Dieses in gereimten
Alexandrinern
und zum größten
Teil in
Straßburger Mundart gedichtete
Lustspiel nennt
Goethe «ein unvergleichliches
Denkmal altstraßburgischer
Sitte und
Sprache,
[* 9] ein Werk, das an Klarheit und Vollständigkeit des Anschauens und an geistreicher
Darstellung unendlicher
Einzelheiten wenig seinesgleichen finden dürfte». Es bildet zugleich eine ergiebige Fundgrube des elsäss.
Sprachschatzes. -
Vgl. Schultheß in den
«Preuß. Jahrbüchern», Bd. 60.
Matthew,
engl. Dichter und Schriftsteller, ältester Sohn vonThomas Arnold, geb. zu Laleham in Middlesex,
wurde in
Winchester und
Rugby erzogen und studierte seit 1840 zu Oxford,
[* 10] wo er 1843 den Newdigate-Preis für ein Gedicht über
Cromwell empfing. 1847-51 war er Privatsekretär von Lord Lansdowne, der ihm dann ein staatliches Schulinspektorat
verschaffte. Nachdem er 1848 anonym «The strayed reveller and other poems», 1853 ebenso
«Empedocles on
Ætna» und 1854
«Poems» (2 Bde.) herausgegeben hatte, erhielt er 1857 die
Professur der
Poesie in Oxford, die er bis 1867 bekleidete. Er veröffentlichte 1858 die
Tragödie«Merope»
und 1861 seine Vorlesungen «On translating
Homer» (Nachwort 1862), mit denen er die Übertragung
Homers in engl. Hexameter,
von ihm selbst nicht ohne
Glück versucht, befürwortete. Im
Auftrage der Regierung bereiste er 1859-60
Frankreich,
Deutschland,
[* 11] die
Schweiz
[* 12] und die
Niederlande,
[* 13] um
das Unterrichtswesen dieser
Länder kennen zu lernen, und veröffentlichte
in Berichtform «Tabulated reports on
British and other protestant schools» (1859) und «The popular education
of
France with notices of that of
Holland and Switzerland» (1861),
nach einer zweiten Festlandsreise (1865) «Schools and universities
on the Continent» (Lond. 1868; 3. Aufl. 1882); nach einer
neuen Anwesenheit auf dem Kontinent (1886) lieferte er an die staatliche Unterrichtskommission
den «Report on elementary schools» (1889),
der zwar in Einzelheiten nicht zuverlässig ist, aber durch geistreiche Bemerkungen
und Ratschläge der engl. Lehrerwelt zur Anregung diente. Nachdem Arnold schon 1865 zerstreute
Prosaschriften als «Essays in criticism» (3. Aufl.
1875; 2. Reihe 1888) gesammelt hatte, erschienen u. a. 1867 «Lectures
on the study of Celtic literature» und «New poems» (2. Aufl.
1868),
1869 «Culture and anarchy» (3. Aufl. 1882; Volksausg.
1889),
1870 «St.
Paul and protestantism, with an essay on puritanism and the Church of England» (3. Aufl.
1875; Volksausg. 1887),
1873
«Literature and dogma, an essay toward a better appreciation of the Bible»
(5. Aufl. 1876; Volksausg. 1883),
1877 «Last essays on Church and
Religion», 1879 «Mixed essays», 1882
«Irish essays and others», 1885 «Discourses
in
America», drei Vorträge, die er 1883 in den
Vereinigten Staaten
[* 14] (1886 nochmals von ihm besucht und
in «Civilization in the
United States», 4. Aufl. 1888, geschildert) gehalten hatte. Fünf Gesamtausgaben der
«Gedichte»
A.s erschienen 1869-90. Er starb zu Liverpool.
[* 15]
Samuel, engl.
Komponist, geb. zu
London,
[* 16] gest. daselbst war eine der Hauptstützen der
engl. Nationaloper in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh.
Die Zahl seiner Bühnenwerke beträgt 40
Opern und Schauspielmusiken;
von ihnen war die beliebteste «The maid of the mill».
Ein großes Verdienst erwarb sich Arnold durch seine «Cathedral music».
Die erste engl. (sehr fehlerhafte) Gesamtausgabe der Werke
Händels (36 Bde., Lond. 1786)
wurde von Arnold redigiert.
Thomas, engl.
Pädagog, geb. zu Cowes auf der
Insel Wight, studierte seit 1811 zu Oxford, wurde 1815
Fellow
des Oriel College daselbst und leitete seit 1819 ein Privaterziehungsinstitut zu Laleham, einem Dorfe an der
Themse. Er übernahm 1827 das
Rektorat der Schule zu
Rugby, die sich unter ihm zur Musteranstalt entwickelte, und wurde 1841 Professor
der
¶
mehr
Geschichte in Oxford, wo er starb. Arnold gilt als der Reformator des höhern Erziehungswesens in England. Neben den
bis dahin fast ausschließlich gepflegten klassischen Sprachen führte er auf seiner Schule auch das Studium der Geschichte
und Geographie sowie der deutschen und franz. Sprache ein; vor allem aber bemühte er sich, seine Zöglinge
zu selbständigem Denken und sittlichen Charakteren zu erziehen. Arnold war ein hervorragender Vertreter der breitkirchlichen Partei
(s. Anglikanische Kirche) und entschiedener Gegner des Puseyismus. Von seinen Werken ist neben einer Ausgabe des Thucydides
(3 Bde., Oxf. 1830-35) die unvollendete
Bearbeitung von Niebuhrs«Röm. Geschichte»: «History of Rome» (3 Bde., Lond. 1838-43),
das wichtigste. -
Vgl. Stanley, Life and Correspondence of Th. Arnold (2 Bde., Lond.
1845; 13. Aufl. 1882; deutsche Bearbeitung von Heintz, Potsd. 1846);