Verfassungsänderung und die Ausscheidung der
Domänen aus dem Staatsbudget. Beide
Vorschläge wurden erst vom Ministerium
Borries durchgeführt. Nach der Entlassung des Ministeriums Schele am trat Bacmeister erst 1856 wieder
in den
Staatsdienst, wurde nach verschiedenen
Stellungen 1862
Landdrost von
Ostfriesland und hannov. Staatsminister
des Innern. Seit 1866 lebte Bacmeister zurückgezogen in Göttingen,
[* 2] wo er starb.
Hauptstadt einer der fünf
ProvinzenTongkings, im Delta
[* 3] des
RotenFlusses, 5 km links vom
Song-ka, in fruchtbarer
Gegend und am Kreuzungspunkte verschiedener
Straßen, ist nur strategisch wichtig und deshalb durch eine sechseckige Citadelle
mit einem
Umfang von 3 km geschützt sowie mit Erdwall und
Graben umgeben. hat 7000 E., darunter 70
Chinesen
und 45 Europäer, Post,
Telegraph
[* 4] und Garnison, ist Sitz eines franz. Residenten und des span.
Bischofs von
Tongking.
[* 5] Während des franz. Feldzugs in
Tongking (s. d.) spielte Bac-Ninh eine wichtige Rolle. Am zogen
die
Franzosen ein und erbeuteten hier viele Munition, mehr als 100
Kanonen, Mundvorräte und
Trophäen aller Art.
oder
Bacon (spr. behk’n),Roger, gelehrter engl. Mönch, aus einer
alten, angesehenen Familie, geb. 1214 zu Ilchester in der
GrafschaftSomerset, studierte in Oxford,
[* 6] dann in
Paris,
[* 7] wo
er die theol. Doktorwürde erhielt. Wenn nicht schon in
Frankreich, so doch bald nach seiner Rückkehr in die
Heimat, 1240,
trat er in den Franziskanerorden und ließ sich zu Oxford nieder. Die Physik scheint damals der Hauptgegenstand seiner
Arbeiten
gewesen zu sein. Aber seine Entdeckungen und Erfindungen galten den Zeitgenossen als Zauberkunst.
Zudem tadelte er laut die Sittenverderbnis der Geistlichen, besonders der Mönche, und stellte dem Papst in einem
Briefe die
Notwendigkeit einer
Reform der Geistlichkeit dar. Dies führte zu einem Verbote seiner Lehrthätigkeit an der
Universität und
zu einer
Anklage. Zur Verteidigung schrieb er infolge einer
Aufforderung Clemens’ Ⅳ. sein
«Opus majus»
(hg. von Jebb, Lond. 1733), in welchem er die
Notwendigkeit einer
Reform der Wissenschaften auf Grundlage des
Studiums der
Sprachen
und der Natur darstellte.
Unter
Nikolaus Ⅲ. erklärte sich der
General des Franziskanerordens, Hieronymus von Esculo, gegen Baco, verbot das
Lesen seiner
Schriften und erließ einenBefehl, ihn einzukerkern,
den der Papst auch bestätigte. Diese Gefangenschaft
währte 10 Jahre; umsonst versuchte Baco den Papst
Nikolaus Ⅳ. durch eine
«Abhandlung über die
Mittel, die
Krankheiten des
Alters
zu verhüten» (lateinisch Oxf. 1590; englisch von
Brown, 1683) von der Unschuld und Nützlichkeit seiner
Arbeiten zu überzeugen.
Erst nach dessen
Tod erlangte er seine
Freiheit wieder, kehrte dann nach Oxford zurück, schrieb einen
Abriß der
Theologie und starb bald darauf (nach andern schon 1292).
Baco steht in seiner realistischen
Richtung auf wirkliches
Wissen der Natur innerhalb der Scholastik so gut wie einzig da, so
daß seineLehre
[* 8] mit
Recht unter die vorbereitenden Elemente ihrer
Zersetzung gerechnet worden ist. Seine
Haupterfindung sind die Vergrößerungsgläser. Außerdem finden sich in seinen
Schriften neue und sinnreiche
Ansichten von
der
Optik, z. B. über die
Strahlenbrechung,
[* 9] über die scheinbare
Größe der Gegenstände, der
Sonne
[* 10] und des Mondes.
Das Verständnis seiner
chem.
Arbeiten wird durch den Gebrauch rätselhafter Bezeichnungen sehr erschwert.
Seine
Vorschläge zur Verbesserung der im
Kalender obwaltenden
Irrtümer kamen der Wahrheit sehr nahe; auch verfertigte er selbst
einen berichtigten
Kalender, von dem noch eine
Abschrift auf der Oxforder
Bibliothek ist. Wegen seiner ausgebreiteten Kenntnisse
erhielt er den
Beinamen Doctor mirabilis. Sein Abriß der
Theologie ist noch ungedruckt. Mehrere seiner
Schriften sind früher in
Deutschland
[* 11] herausgegeben worden, wie die
«Alchimie» (Nürnb. 1541),
«Epistola de secretis artis et
naturae operibus atque nullitate magiae» (Par. 1542),
die «Mathematik und Perspektive» durch Joh.
Combach (Frankf. 1614). Sein
«Opus minus» und
«Opus tertium» nebst andern seinerSchriften gab
Brewer (Lond.
1859) heraus. –
Vgl. Siebert, Roger Baco, sein Leben und seine
Philosophie (Marb. 1861);
Charles, Roger
Bacon,
sa vie, ses ouvrages,
ses doctrines Par. 1861);
Leonh. Schneider, Roger
BaconOrd. min. (Augsb. 1873);
Werner,Psychologie, Erkenntnis- und Wissenschaftslehre
des R. Baco
(Wien
[* 12] 1879);
ders., Kosmologie und allgemeine Naturlehre des R. Baco (ebd. 1879).
(spr. behk’n),Delia, amerik. Schriftstellerin, geb. zu Tallmadge
(Ohio), wurde bekannt durch einen
Artikel in Putnams «Monthly
Magazine» (Jan. 1856): «William
Shakespeare and his plays, an inquiry concerning them», dessen
Gedanken
sie in dem
Buch «The Philosophy of thePlays of
Shakespeare unfolded. With a preface by Nathaniel
Hawthorn»
(Lond. und
Boston
[* 13] 1857) weiter ausführte, und der den Ausgangspunkt der sog.
Shakespeare-Bacon-Frage bildet (s.
Shakespeare).
Sie starb geisteskrank zu Hartford (Connecticut). –
Vgl.
D. B. A biographical sketch with Letters from
CarlyleEmerson etc. (Lond. 1889).
(spr. behk’n),Francis
(Baco von Verulam), der Begründer der neuern Erfahrungswissenschaft, geb. 22. Jan. 1561 zu
London
[* 14] als Sohn von Nicholas Bacon, des Großsiegelbewahrers unter Elisabeth, und von
Anna Cooke, einer frommen und gelehrten
Frau, deren ältere Schwester mit Cecil (s. d.) Lord
Burleigh verheiratet war. Im
Frühjahr 1573 kam Bacon auf das
Cambridger
Kolleg, von dem er Ende 1575 mit tiefem Widerwillen gegen die scholastische
Philosophie und der Überzeugung, daß
die Wissenschaft einer gänzlichen Erneuerung bedürfe, auf Gray’s Inn übertrat.
Mit dem engl. Gesandten
Sir Amias Paulet ging er Sept. 1576 nach
Frankreich, lernte die Zustände des
Landes,
Paris,
Blois,
Tours,
[* 15] Poitiers kennen und kehrte nach dem plötzlichen
Tode des
Vaters heim (März 1579).
Da er von der Erbschaft
nicht leben konnte, ergriff er die jurist. Laufbahn, studierte wieder in Gray’s Inn (1579‒82), wurde
Advokat, später
unbesoldeter
Rat der Königin, aber von ihr nicht weiter befördert. Bacon war ein eifriges Mitglied der
Parlamente von 1584, 1586, 1588 und zeigte in den großen Zeitfragen (Prozeß der Maria
Stuart und
Krieg gegen
Spanien)
[* 16] durchaus
nationale Gesinnung. Durch diese Thätigkeit erwarb er bald polit. Ruf. 1593 erregte seine Opposition in der Subsidienfrage
den Unwillen der Königin. Bewerbungen um höhere Staatsämter blieben erfolglos, und seine Verhältnisse
übel bestellt. Auch die warme Fürsprache von
Graf Essex vermochte nichts.
In dem Prozeß gegen Essex (s. d.) plaidierte Bacon als
Kronadvokat und verteidigte auf den Wunsch der
¶
mehr
Königin die Hinrichtung öffentlich, weswegen er sich nach dem Tode Elisabeths in einer «Apologie» zu rechtfertigen suchte.
Unter Jakob Ⅰ. stieg er schnell empor. Er wurde dem Tage nach der Krönung, zum Ritter geschlagen, 1604 besoldeter
Rat, 1607 Solicitor-General, 1613 Generalfiskal, 1616 Mitglied des GeheimenRats, 1617 Siegelbewahrer, 1618 Großkanzler
und Baron von Verulam und 1621 Viscount Saint-Alban. Den Gipfel seiner Laufbahn (1616‒21) erklomm er durch den Einfluß,
den Buckingham, des Königs Günstling, für ihn geltend machte.
Auf die Höhe folgte jäher Sturz. Da an der Spitze der eine Abstellung der Mißbräuche fordernden Opposition im Parlament
Eduard Coke, B.s Nebenbuhler und Feind, stand, wurde Bacon selbst im Unterhaus der Bestechung angeklagt. Über 20 Fälle
wurden vorgebracht. Bacon führte zum letztenmal den Vorsitz im Oberhause; er erkrankte und bekannte sich 22. April schriftlich
für schuldig. Seine Richter, die Lords, fällten 3. Mai das einstimmige Urteil: 40000 Pfd. St. Geldbuße,
Gefangenschaft im Tower, solange es dem König gefalle, Verlust der Staatsämter, des Parlamentssitzes, des Aufenthalts bei
Hofe.
Nach zwei Tagen erfolgte die Haftentlassung, dann Erlaß der Buße, dann Erlaubnis zur Rückkehr nach London (1622); der König
gab ihm eine Pension von 1200 Pfd. St. und berief ihn wieder ins Oberhaus (1624),
wo aber nicht erschien. Er lebte zurückgezogen in wissenschaftlicher Muße teils auf seinem Landgute zu Gorhambury, teils
in Gray’s Inn zu London. Er starb im Landhause des GrafenArundel. Das Verhalten gegen Essex und die Ursachen des
Sturzes haben den Charakter B.s bei Mit- und Nachwelt in den schlimmsten Ruf gebracht, dem selbst
die Bewunderer beistimmten.
Eine genaue Würdigung der Zeitumstände wird das strenge Urteil beträchtlich mildern. Sein Verhältnis zu Essex war nicht
reine Freundschaft und durch Essex’ tollkühnes Unternehmen auf eine zu harte Probe gestellt. Sein Sturz war die Folge
eines polit. Tendenzprozesses, der ein Opfer haben wollte und keineswegs das schuldigste traf; die Volkspartei hat ihn gestürzt,
die Hofpartei geopfert. hat erklärt, daß er seit 50 Jahren der gerechteste Kanzler Englands gewesen und in seinem richterlichen
Amte wohl Geschenke, aber nie Bestechungen (d. h. Geschenke während schwebender Streitsachen) angenommen
habe. Solche Belohnungsgeschenke waren damals bei den engl. Staatsbeamten, hoch und niedrig,
durch die Gehaltsverhältnisse verschuldete Sitte. (Vgl. Camoin de Vence, La vérite sur la condamnation du chancelier Bacon, 1886.)
B.s große und fortwirkende Geistesthat ist die richtige Beantwortung der Frage: Wie bildet der Menschengeist Wissenschaft.
Um der neuen, mit Entdeckung und Erfindung beschäftigten Zeit zu entsprechen, müsse die Wissenschaft
an methodisches Entdecken und Erfinden, das Denken an völlig unbefangene, experimentelle Erfahrung gewöhnt werden, es müsse
vor allem die syllogistische Wortweisheit aufgegeben und ein thatsächliches Wissen auf induktivem Wege erstrebt werden.
Zunächst muß der Verstand von gewissen Trugbildern (Vorurteilen, Bacon nennt sie Idole) gereinigt,
dann die Induktion
[* 18] angewendet werden, die von Thatsachen und Experimenten methodisch zur Erkenntnis der Gesetze fortschreitet.
Aufgabe des Physikers, sagt Bacon, ist es nicht, seinen Gegner niederzudisputieren, sondern
sich durch experimentelle
Erforschung ihrer Gesetze die Natur dienstbar zu machen. Seine Einteilung der Wissenschaften gründet Bacon auf
die Seelenkräfte.
Dem Gedächtnis entspricht die Geschichte, der Einbildungskraft die Poesie, dem Verstand die Philosophie. Den Plan seines Hauptwerkes
«Instauratio magna» giebt in seinem «Novum
organon» folgendermaßen:
2) von dem neuen Werkzeuge
[* 19] oder den Mitteln zur Erklärung der Natur;
3) von den Erscheinungen des Weltalls oder der beobachtenden Naturbeschreibung, als Unterlage
der Philosophie;
4) von der Leiter der Erkenntnis (die beginnende Induktion);
5) von den Vorläufern oder den im voraus aus der zweiten Philosophie entlehnten Sätzen;
6) von der zweiten Philosophie oder der thätigen Wissenschaft. Nur die drei ersten Teile hat Bacon bearbeitet. Teil erschien
u. d. T. «Two books of the proficience and
the advancement of learning» (1605),
später bedeutend erweitert lateinisch als «De dignitate et augmentis scientiarum» (1623),
die wichtigste unter B.s Schriften; der erste Entwurf waren «Cogitata et visa» (1612). Zu Teil 3 (Naturgeschichte) hat
Bacon eine Sammlung von Thatsachen und Versuchen in 10 Centurien geschrieben, die nach seinem Tode als «Sylva
sylvarum» (1627) erschienen. Außer diesen Schriften gab Bacon noch selbst heraus:
1) «Essays», die den spätern Essays als Muster dienten, zuerst 1597;
4) drei naturwissenschaftliche Abhandlungen«Historia ventorum», «Historia vitae et mortis», «Historia densi et
rari» (1623). Das «Novum organon» ist verdeutscht von Bartoldy (Berl.
1793, unvollendet),
Brück (Lpz. 1830) und von Kirchmann (Berl. 1870). Die «NovaAtlantis», eine naturwissenschaftliche Utopie,
verdeutschte Walden (Berl. 1890),
der auch (ebd. 1890) «Die Freimaurerei und die NovaAtlantis B.s» zusammenstellte. Zuerst
gesammelt sind B.s Werke von Rawley, mit Lebensbeschreibung (Amst.1663),
vollständiger von Mallet (Lond. 1740 u.
1765). Die beste und vollständigste Ausgabe ist die von Spedding, Ellis und Heath: «The works of Fr. Bacon» (14 Bde.,
Lond. 1857‒74; Bd. 1‒7 die Werke,
8‒14 Briefe und Leben),
daneben die von Bacon Montagu (17 Bde., ebd. 1825‒34).
Das ausführlichste Werk über Bacon ist Kuno Fischers «Fr.
und seine Nachfolger» (2. Aufl., Lpz. 1875);
vgl. ferner Macaulay in den «Essays»;
Hölzke, Macaulay über Bacon (Hamb. 1876);
Rémusat, Bacon, sa vie, son temps et sa philosophie (Par. 1856);
Lasson, Über B.s wissenschaftliche Principien (Berl. 1860);
Liebig, Über und die Methode der Naturforschung (Münch. 1863);
Dorner, De Baconis baronis de Verulamio
philosophia (Berl. 1867);
Bamberger, Über Bacon von Verulam, besonders vom mediz.
Standpunkte (Würzb. 1885); Heußler, Francis
und seine geschichtliche Stellung. Biographien von Spedding, Account of the life and times of Lord Bacon (2 Bde., Lond.
1879), Fowler (1881),Abbott (1885), Lovejoy (1888), Church (1888);Barthélemy Saint-Hilaire, Étude sur Fr. Bacon (Par. 1890). Über die sog.
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