Juan de, span. Geschichtschreiber, geb. zu Labañeza,
vollendete seine geistlichen
Studien auf der
Universität zu
Salamanca. Er wurde zu hohen Ehren befördert und selbst bei der
Kongregation derInquisition angestellt. Philipp V. ernannte ihn zum königl. Bibliothekar. Er starb Durch
seine
«Historia de España» (16 Bde.,
Madr. 1700-27; neue Aufl., 17 Bde.,
1775-81; deutsch mit Anmerkungen und Fortsetzung bis 1648 von
Baumgarten u. a., 13 Bde.,
Halle
[* 2] 1754-72), die er bis 1598 herab führte, machte er sich um die Aufhellung der span.
Geschichte sehr verdient.
Gleichgesinnte Laien und Geistliche schlossen sich ihm an, und seine Züge gestalteten sich bald zu demonstrativen
Prozessionen einer größern Gemeinschaft, deren erstes Gebot die härteste Selbstkasteiung war, und die namentlich in
Italien
dem Flagellantenwesen (s.
Flagellanten) wieder neuen Aufschwung gaben. Ferrerius soll 8000 Saracenen und 35000
Juden bekehrt und über 100000
Ketzer der
Kirche wiedergewonnen haben. Er starb zu
Vannes in der
Bretagne und wurde von Papst
Calixt III. 1455 heilig gesprochen. Sein Gedächtnistag ist der 5. April. -
Vgl.
Heller, Vincentius Ferrer nach seinem Leben und
Wirken (Berl. 1830);
Col de (spr. -reh),Paß
[* 8] am Ostfuße der Montblancgruppe, 7½ km westnordwestlich vom
Großen
St.
Bernhard, in der
Wasserscheide zwischen Drance und Dora gelegen, verbindet den
Bezirk Entremont des schweiz. Kantons Wallis
mit dem
Kreis
[* 9] Aosta der ital.
ProvinzTurin.
[* 10] Der Weg zweigt bei Orsieres (882 m) von der
Straße desGroßen St.
Bernhard
ab und steigt durch das enge, erz- und waldreiche
Val Ferret hinauf über Alpweiden zu dem Joch (2536 m), das eine großartige
Aussicht auf die Montblancgruppe bietet. Der Abstieg durch das ital.
Val Ferret führt über Entrèves nach Courmayeur (1208 m)
im
Thale von
Aosta.
Luigi, röm. Dialektdichter, geb. zu
Rom,
[* 11] war von Kindheit an mit dem Dichter
Belli befreundet,
wurde zuerst
Architekt, 1871
Inspektor der Stadtschulen in
Rom.
Wegen seiner
Sonette in röm. Mundart gilt er als der hervorragendste
lebende Dialektdichter
Italiens.
[* 12] Er schrieb: «La dutrinella,» (Flor.
1877),
«Centoventi sonetti in dialetto romanesco» (ebd. 1878).
Ciro, ital.
Maler, geb. 1634 in
Rom, gest. daselbst war ein
Schüler des Pietro da Cortona, dessen
flüchtiger Malweise er folgte. Er wurde 1660 von
Cosimo III. nach
Florenz
[* 13] gerufen, um
die von seinem
Lehrer unfertig
hinterlassenen
Arbeiten im Palazzo Pitti zu vollenden; unter Papst
Alexander VII. war er ein vielbeschäftigter
Maler, und man
findet in den
KirchenRoms seine Werke häufig. Von Tafelbildern befinden sich:
Madonna mit dem
Kind und der heil. Martina sowie
Ruhe auf der Flucht nach
Ägypten
[* 14] in der Alten
Pinakothek zu
München,
[* 15]
Christus als Gärtner und Maria
Magdalena
im Hofmuseum zu
Wien.
[* 16]
oder
Ferricyan, ein in freiem Zustande nicht bekanntes dreiwertiges Radikal von der Zusammensetzung Fe(CN)6,
dessen Wasserstoffverbindung, die Ferricyanwasserstoffsäure,H3Fe(CN)6 oder H6Fe2(CN)12, sich
wie eine selbständige Säure verhält. Die bekannteste Ferridcyan-Verbindung ist das
Ferridcyankalium,
Ferricyankalium oder
rote Blutlaugensalz (s. d.), K4Fe(CN)6. Das
Eisen,
[* 17] das sich hier im
Oxyd- (oder dreiwertigen) Zustande vorfindet, kann
nicht durch die gewöhnlichen Methoden vom
Cyan getrennt und nachgewiesen werden, ebenso wie in den
Verbindungen des
Ferrocyans
(s. d.). DasEisenoxydulsalz dieser eigentümlichen Ferricyanwasserstoffsäure ist das
Turnbullblau (s. d.).
(spr. -ĭähr),Ort im Kanton
[* 18]
Lagny,
Arrondissement Meaux des franz. Depart. Seine-et-Marne,
hat (1891) 931 E., eine schöne
Kirche (13. Jahrh.), ein prächtiges Schloß Rothschilds im
Stile ital. Spätrenaissance, mit
vielen Kunstwerken undprachtvollemPark. Hier befand sich 19. Sept. bis das Hauptquartier König
Wilhelms. In Ferrieres fanden 19. und 20. Sept. zwischen
Bismarck und Jules
Favre die ersten Friedensverhandlungen statt, die an dem
Widerstände
des letztern gegen eine Gebietsabtretung scheiterten.
(spr. -rínji),PieroFrancescoLeopoldo Coccoluto, bekannt unter dem
PseudonymYorick, ital.
Schriftsteller, geb. zu Livorno,
[* 19] studierte in Pisa
[* 20] und Siena die
Rechte, begann schon mit 16 Jahren an litterar.
Zeitschriften zu arbeiten, nahm 1859 an der
Bewegung in
Toscana teil und kämpfte unter Garibaldi in
Sicilien. Seitdem lebt
er in
Florenz. Ferrigni ist der geistvollste und beliebteste Feuilletonist
Italiens, seit 1868 der geschätzteste
Mitarbeiter der
«Gazetta del Popolo», der «Nazione», des von ihm mitbegründeten
«Fanfulla» u. a. Ungemeine
Verbreitung fanden seine Flugschriften, von denen diejenige über die
Mahlsteuer in 750000 Exemplaren
gedruckt wurde. In Buchform sind erschienen: «Viaggio attraverso l'esposizione italiana del 1861» (Flor.
1861),
«Cronache dei bagni di mare»,
«Fra quadri e statue» (Mail. 1872),
«La festa dei fiori» (Flor. 1874),
«Vedi Napoli e poi...» (Neap. 1877; zum
Teil deutsch in der «Kölnischen
Zeitung»),