Finnenversicherung - Finnische Sprache und Litteratur
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Rinder
[* 2] geht in der Regel nicht mit wahrnehmbaren Erscheinungen einher. Ja es ist geradezu auffallend, daß es Schweine
[* 3] giebt,
die trotz massenhafter Beherbergung von
Finnen sich noch in einem verhältnismässig guten Ernährungszustände befinden.
Rinder scheinen empfindlicher zu sein, wenigstens sind schon Kälber nach künstlicher
Infektion mit Bandwurmbrut zu
Grunde gegangen. Diese
Tiere zeigten mehrere (3-4)
Tage nach
Aufnahme der Bandwurmglieder die Erscheinungen von
hochgradiger Darmreizung, Appetitlosigkeit,
Schmerzen im Hinterleib und in den Gliedern, sowie
Durchfall.
Schließlich gingen die Versuchstiere an Erschöpfung ein. Indessen handelte es sich in diesen Fällen immer um eine so starke
Aufnahme von Wurmbrut, wie sie normal wohl nicht vorkommen dürfte. Bei der Sektion solcher
Tiere findet
man nicht allein die
Muskeln,
[* 4] sondern auch die meisten übrigen Organe, namentlich die
Eingeweide
[* 5]
(Lunge,
[* 6]
Leber,
Herz, außerdem
auch das
Gehirn
[* 7] u. s. w.), mit
Finnen förmlich übersät. Da die
Finnen zum
Teil (namentlich in den
Eingeweiden) frühzeitig
abzusterben und zu verkäsen pflegen, so wurde diese
Krankheit mit dem
NamenCestodentuberkulose belegt;
doch hat diese
Krankheit mit der
Tuberkulose durchaus nichts gemein.
Finnige Schweine sollen hin und wieder Krankheitserscheinungen (heisere
Stimme, Ausgehen der
Borsten, Juckgefühl in der
Haut)
[* 8] wahrnehmen lassen, aber dieselben sind so wenig konstant und bezeichnend, daß sie für die Diagnostik
der Finnenkrankheit schlechterdings nicht verwertet werden können. Dagegen lassen sich bei lebenden stark finnigen
Schweinen die
Finnen als wasserhelle
Bläschen unter der
Zunge nachweisen und bei stark finnigen Kälbern durch die
Haut, namentlich
an den Kaumuskeln und am
Halse, als kleine Knötchen durchfühlen.
Wichtig ist die Vorbeuge gegen die Finnenkrankheit. Hierzu gehört neben sachverständiger
Abtreibung und Vernichtung
der menschlichen
Bandwürmer vor allen Dingen die Regelung der
Fleischschau.
In denLändern, in denen eine geregelte
Fleischschau
besteht, werden mit
Finnen behaftete
Tiere nur unter gewissen Umständen (geringe Zahl von
Finnen) und unter der
Bedingung, daß
das Fleisch nur in gekochtem Zustande genossen werde, zur menschlichen Nahrung zugelassen.
Kochen tötet
die
Finnen.
Als augenscheinlicher Nutzen der Fleischbeschau springt die
Thatsache in die
Augen, daß der Einsiedlerbandwurm in den meisten
Gegenden
Deutschlands
[* 9] jetzt zu den Seltenheiten gehört und dadurch auch die Finnenkrankheit beim einheimischen Schweine
recht selten geworden ist. Diese Seltenheit wird aber außerdem auch noch dadurch mit bedingt, daß der
Genuß rohen Schweinefleisches aus
Furcht vor den
Trichinen sehr nachgelassen hat. Für die Rinderfinne und den durch sie erzeugten
Bandwurm
[* 10] beim
Menschen ist dasselbe zu erhoffen, seit man 1888 auf dem
Berliner
[* 11] Schlachthofe die Entdeckung gemacht hat, daß
finnige Rinder nicht so selten sind, wie man früher annahm, und daß man durch die genauere Untersuchung
der Kaumuskeln bei den Rindern in der
Lage
ist, selbst spärliche Finneneinwanderungen festzustellen. Denn die
Muskeln sind
Lieblingssitze der Rinderfinne.
Die Finnenkrankheit wird schließlich noch ziemlich häufig beobachtet bei den Feldhasen, bei
denen sie schon von den
Jägern als
Tuberkulose oder gar als
Syphilis (diese kommt bei
Tieren überhaupt nicht vor) fälschlicherweise
gedeutet worden ist. Nach Beseitigung der mit den
Finnen behafteten
Eingeweide können solche Hasen ohne
Anstand genossen werden.
Litteratur, s.
Finnische Sprache^[= und Litteratur. Die finnische (Suomi-) Sprache ist das entwickeltste Glied des baltischen Zweigs ...] und Litteratur.
Meerbusen, russ. Finskij Zaliv; finn.
Suomen Lahti; schwed. Finska Viken, ein
Teil der Ostsee, der
sich zwischen 59 und 60° nördl.
Br. nach O. abzweigt, 400 km lang, 20-130 km breit ist und im N. von
Finland, im
S. und O.
von
Esthland
[* 14] und Ingermanland (Gouvernement St.
Petersburg)
[* 15] begrenzt wird. Die
Tiefe am Südufer ist größer als am Nordufer;
sie erreicht nur an einzelnenStellen 70 m. Ebbe und
Flut sind nicht bemerkbar; doch steigt das Wasser
bei West- und Südwestwind und fällt bei Ostwind.
Der Salzgehalt ist gering. Durch die Newa wird der Finnischer Meerbusen mit dem Ladoga- und Onegasee verbunden,
durch die Narowa mit dem Peipussee; ferner münden ein die Luga,
Borgå, Kymmene u. a. Der Reichtum an
Fischen
(Stör, Dorsch, Salm,
Lachs,
Scholle u. a.) ist groß. Eine kleine Art Heringe, dort Killoströmlinge genannt, werden
besonders bei Reval
[* 16] und
Baltischport gefangen. Die Schiffahrt wird durch Sandbänke, Felsen,
Schären, im
Frühling und Herbst
durch
Stürme und Nebel, im Winter durch
Eis
[* 17] erschwert.
Dennoch ist der Verkehr bedeutend, da der Finnischer Meerbusen den Seeweg nach
Petersburg und einen großen
TeilRußlands
bildet. Schiffe
[* 18] (darunter zahlreiche
Dampfer) aller
Länder laufen ein und aus, auch die Küstenschiffahrt ist sehr entwickelt.
Die größten
Inseln (meist unbewohnt) des Finnischer Meerbusen sind
Kotlin (Retusaari) mit Kronstadt,
[* 19] Lavensaari und Hochland (Suursaari).
Neben St.
Petersburg sind die hauptsächlichsten Handelshäfen:
Hapsal,
Baltischport, Reval in
Esthland,
Narwa in Ingermanland, Wiborg,
[* 20] Frederikshamn, Lowisa,
Borgå,
Helsingfors, Ekenäs, Hangö in
Finland.
Kriegshäfen sind Kronstadt,
Reval und
Sveaborg.
Sprache
[* 21] und Litteratur. Die finnische (Suomi-)
Sprache ist das entwickeltste
Glied
[* 22] des baltischen Zweigs aus
der westlichen, ugro-finn. Familie (s.
Finnen) des ural-altaischen
Sprachstammes. Weich und wohllautend,
klingend von
Vokalen und
Diphthongen, dabei reich und ungemein biegsam, besitzt sie nicht nur alle unsere
Vokale (die fünf
einfachen und die drei
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Umlaute), sondern auch drei Doppelvokale und dreizehn Diphthonge. Keine Silbe darf mit zwei Konsonanten anfangen, aber auch nie
mit mehr als zwei endigen. Harte (a ou) und weiche (ä ö ü) Vokale kommen in ein und demselben Worte nie zusammen vor. Nach
dem durchgreifenden Gesetze der Vokalharmonie müssen daher auch die Vokale der Beugungsformen sich den
harten oder weichen Vokalen des Stammwortes anbequemen. Der Hauptaccent liegt im Finnischen immer auf der ersten Silbe des Wortes,
ein schwächerer aber auch auf jeder unpaarigen Silbe.
Alle Abwandlung erfolgt nie durch Präfixe, sondern nur durch Suffixe. Die Deklination bietet einen eigentümlichen Formenreichtum.
Es giebt 15 verschiedene Casus, von denen drei (Nominativ, Partitiv und Accusativ) zur Bezeichnung der Subjekts- und Objektsverhältnisse
dienen, während die übrigen im Deutschen nur mit Hilfe der Präpositionen (bei, zu, von, in [dem], in [den], auf, als [etwas
sein], zu [etwas werden], ohne, zusammen, mit, entlang) wiedergegeben werden können.
Außerdem können durch diese Casusformen auch noch andere Verhältnisse, wie der Zeit, der Ursache u. s. w., angedeutet werden.
Dagegen kennt das finn. Nomen keinen Unterschied des Geschlechts. Das possessive Pronomen wird durch Suffixe bezeichnet. Die
Abwandlungsfähigkeit der Verbalstämme ist außerordentlich groß, indem von denselben für die feinsten Bedeutungsschattierungen
des ursprünglichen Begriffs (z. B. Faktitiva, Iterativa u. s. w.) sich auch verschiedene Verbalformen
bilden lassen, die sämtlich wieder durch jeden Modus oder jedes Tempus durchkonjugiert werden, ohne in den Endungen je zusammenzufallen.
Das Schema der Verbalflexion dagegen selbst ist verhältnismäßig nur wenig entwickelt. - Die finn.
Sprache zerfällt in zwei Hauptdialekte, den tawastischen (Westfinnisch) und den karelischen (Ostfinnisch).
Dem ersten schließen sich an die Liven, die Tschuden (Wepsen), die Woten, die Esthen, die Südwestfinnen (um Åbo), die Tawaster
und großenteils die finn. Bewohner am Bottnischen Meerbusen, dem letztern teilweise die Österbottnier, die Sawolaxer, die
eigentlichen Karelier sowohl im Großfürstentum wie außerhalb desselben und die meisten Bewohner Ingermanlands.
Zur Schriftsprache wurde zuerst das Westfinnische erhoben, welches jedoch in neuerer Zeit sehr stark von dem reichern Ostfinnischen
beeinflußt worden ist.
Um die wissenschaftliche Erforschung der finn. Sprache und ihrer verwandten Zweige haben sich in neuerer Zeit besonders Sjögren,
Castrén, Lönnrot, Kellgren, Ahlqvist, Donner, Krohn, Genetz, Setälä in Finland, Schiefner, Wiedemann,
Hurt in Rußland, von der Gabelentz, Schott und Boller in Deutschland,
[* 24] Reguly, Hunfalvy, Budenz u. a. in Ungarn,
[* 25] Thomsen in Dänemark
[* 26] verdient gemacht. Lexikalisch wurde das Finnische am besten bearbeitet von Renwall (finn.-lat.-deutsch, 2 Bde.,
Åbo 1826), Rothsten (lat.-finn., Helsingf. 1864),
Godenhjelm (deutsch-finn., ebd.), Ahlmann (schwed.-finn., ebd. 1874),
Meurman (franz.-finn., 1877), Lönnrot (finn.-schwed., 2 Bde.,
ebd. 1866-80), Geitlin (finn.-lat., ebd. 1883) und Erwast (finn.-deutsch, 1888). Grammatiken von Eurén (Åbo 1849 u. ö.),
Jahnsson (Helsingf. 1871), Genetz (Laut- und Formenlehre, 1881) und Setälä (Syntax, 1884); Wellewill, Praktische Grammatik
der finn. Sprache (Wien
[* 27] 1890); Eliot, A Finnish Grammar (Oxf. 1890).
Der Wert der finnischen
Litteratur besteht in dem reichen Schatze einer schönen und durchaus nationalen
Volkspoesie, die erst in neuerer Zeit gehoben wurde und überall verdiente Beachtung gefunden hat. Die ursprünglichen finn.
Volkslieder oder Runo (in der Mehrzahl Runot) haben als Versmaß nur den vierfüßigen Trochäus ohne irgend eine rhythmische
Einteilung. Der Endreim kommt selten vor; dagegen ist der Stabreim (Allitteration) durchgängig Regel. Dazu
kommt noch als poet.
Schmuck der Gedankenreim (Parallelismus). Diese Runo werden von eigenen Sängern (Runolaulajat) nach einer einförmigen Melodie
unter Begleitung der Kantele (s. d.) vorgetragen. Außer diesen teils mythisch-epischen, teils lyrischen Volksgesängen giebt
es auch noch eigentümliche Zaubergesänge, bei denen der Vortragende zuletzt oft in Verzückungen gerät.
Diese uralte, durch mündliche Tradition fortgepflanzte Volkspoesie erlischt immer mehr und hat sich im Großfürstentum Finland
nur noch in den östlichsten Grenzgegenden, namentlich aber unter den Finnen der angrenzenden russ. Gouvernements lebendig
erhalten. Man kannte davon nur einzelne Lieder, die seit den Zeiten Porthans (gest. 1804) von Schröter,
Topelius, von Becker und Lönnrot bekannt gemacht worden waren, bis endlich der letztgenannte die von ihm gesammelten Bruchstücke
zu einem Ganzen ordnete und (zuerst 1835, dann fast um das Doppelte vermehrt 1849) u. d. T.
«Kalewala» als nationales Epos des finn. Volks veröffentlichte. (S. Kalewala.) Gleichzeitig gab Lönnrot
noch heraus: «Kanteletar (neue Aufl., Helsingf.
1864), eine Sammlung von 592 alten lyrischen Dichtungen und 50 alten Balladen (deutsch von H. Paul, ebd. 1882); die "Suomen kansan
sanalaskuja" (ebd. 1842),
ein Schatz von 7077 volkstümlichen Sprichwörtern, und «Suomen kansan arwoituksia» (2. Aufl., ebd.
1851),
eine Sammlung von 2188 Rätseln, sowie «Loitsurunoja»
(1880),
Zaubersprüche. Hierzu kam noch die von Cero Salmelainen besorgte Sammlung prosaischer Volkssagen und Märchen («Suomen
kansan satuja ja tarinoita», 4 Bde., Helsingf.
1854-62; eine Auswahl ins Deutsche
[* 28] übertragen: «Finn. Märchen» von E. Schreck, Weim. 1887).
Eine wissenschaftlich geordnete
Sammlung besorgt die Finnländische Litteratur-Gesellschaft u. d. T. "
Suomalaisia Kansansatuja» (1. Tl. «Eläinsatuja», Tierfabeln, bearbeitet von K. Krohn, Helsingf. 1886).
Die prosaische Litteratur der Finnen unter der Herrschaft der Schweden hat nur wenig von nationaler Bedeutung aufzuweisen.
Das erste Buch in finn. Sprache wurde bereits 1544 zu Åbo gedruckt. Es hatteMich. Agricola zum Verfasser, der auch
schon das Neue Testament (Stockh. 1548) sowie einen Teil des Alten Testaments (1552) übersetzte. Eine vollständige finn. Bibel
[* 29] erschien erst 1642 in Stockholm.
[* 30] Alle übrigen Drucke jener Zeit sind fast nur Erbauungsschriften für das Volk, in mehr oder
minder unreiner Sprache abgefaßt.
Erst im 19. Jahrh. hat auch die finn. Sprache Ansehen erlangt, sodaß sie jetzt neben dem schwedischen
als amtliche anerkannt ist und der Unterricht, selbst in gelehrten Schulen und in der Universität, mehr und mehr in ihr erteilt
wird. Auch hat sich bereits eine eigene moderne Litteratur zu entwickeln begonnen. Anfangs wurden in gereinigtem FinnischVolksschriften verschiedener Art, wie von Judén, Becker, Lönnrot u. a., veröffentlicht, bald aber auch
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