seinen Parteigenossen noch mehr als von den Regierungen verfolgt wurde. 1838 ließ er sich in
London
[* 2] nieder und erhielt 1843 eine
Professur für ital. Litteratur am
UniversityCollege daselbst. 1848 kam er wieder nach
Italien
[* 3] und nahm in Piemont Anteil
an den polit. Ereignissen, wobei er sich den Gemäßigt-Liberalen anschloß; 1849 lehrte er nach
London
zurück. Von
Cavour 1854 wieder nach Piemont gerufen, saß er zwei Jahre im sardin. Parlament. Als aber seine »HistoryofPiedmont" (3 Bde., Lond. 1855; italienisch,
Turin
[* 4] 1856) erschien, worin er die
Umtriebe der Mazzinisten und den geplanten Königsmord rücksichtslos darlegte, bereiteten
ihm jene durch ihre Enthüllungen solche Verlegenheiten, daß er sich veranlaßt sah, sein
Mandat niederzulegen
und sich nach
Castellamonte, dann 1856 nach England zurückzuziehen. 1858 wandte er sich abermals nach
Italien und war als
Parlamentsmitglied sowie als Berichterstatter der
«Times» thätig.
Später lebte er in Llandogo in Wales. Teilweise unter demPseudonymL.Mariotti erschienen u. a.: «Oltremonteed oltremare.Cantidi un pellegrino» (Lond. 1844),
«The Blackgown’s papers» (2 Bde.,
ebd. 1846),
«Italy past and present» (ebd. 1846; neue Aufl.
1848),
«A che nesiamo? Pensieri d’un Italiano d’Oltremonte» (1849),
nach
Pettenkofer: Wird die wässerige Lösung eines gallensaurenSalzes mit ⅔
Volumen
krystallisierter Schwefelsäure
[* 5] und einem
Tropfen einer 10prozentigen Zuckerlösung versetzt, so färbt sich das 70° warme
Gemisch violettrot.
Bezeichnung für zwei Säuren, die
Glykocholsäure (s. d.) und die
Taurocholsäure (s. d.), deren Natronsalze
den Hauptbestandteil der
Galle ausmachen und die in der
Leber gebildet werden.
Lebersteine (Cholelithi), eigenartige Konkremente von verschiedenartiger Form und
Größe, die sich häufig
in der Gallenblase, seltener in den Gallengängen derLeber bilden und mehr oder minder schwere Krankheitserscheinungen
hervorrufen können. Man findet sie hier bald vereinzelt oder zu wenigen, bald in größerer AnzahI,
selbst zu mehrern
Hunderten.
IhreGröße ist sehr verschieden und schwankt von der eines Grieskorns
(Gallengries) bis zu der einer Walnuß oder eines Hühnereies
und darüber; ihre Form ist bald rundlich oder eiförmig, bald kantig und durch gegenseitige Reibung
[* 7] facettiert, ihre Oberfläche glatt oder höckerig, warzig, maulbeerförmig, ihre
Farbe meist braun, schwarzgrün oder grauweiß.
Ihrer Zusammensetzung nach bestehen sie entweder aus einer gleichartigen
Masse, oder sie sind aus einzelnen, um einen innern
harten
Kern sich gruppierenden Schichten zusammengesetzt. Die meisten Gallensteine bestehen im wesentlichen
aus
Cholesterin und Gallenfarbstoff mit beigemengtem kohlensaurem Kalk; doch kommen auch
Steine vor, die fast nur aus
Kalksalzen
oder aus Farbstoffen bestehen, über die
Ursachen der Gallensteinkrankheit
(Cholelithiasis) ist man noch wenig unterrichtet;
wahrscheinlich spielen bei der Entstehung der Gallensteine chronische Katarrhe der Gallenblase
eine wichtige Rolle, indem der abgesonderte
Schleim zersetzend auf die stagnierende
Galle einwirkt, das
Cholesterin zur Ausscheidung
bringt und nun dieses mitsamt den Gallenfarbstoffen sich allmählich um kleinere feste Schleimpfröpfchen niederschlägt,
wodurch nach und nach immer größer werdende Konkremente gebildet werden. In manchen Gegenden, wie in
Schwaben, England und
Ungarn,
[* 8] kommen Gallensteine auffallend häufig vor; Frauen werden häufiger von der Gallensteinbildung heimgesucht
als
Männer; bei
Kindern und jungen Leuten wird sie selten beobachtet, wogegen sie in dem mittlern und höhern
Lebensalter verhältnismäßig
häufig vorkommt. Unter den veranlassenden
Ursachen werden namentlich sitzende Lebensweise (bei Gelehrten, Gefangenen u. a.),
übermäßiges
Schnüren, eine vorwiegend animalische Kost und unmäßiger Genuß alkoholischer Getränke
angeführt; doch wird die
Krankheit häufig genug bei
Personen beobachtet, die sich keiner der genannten Schädlichkeiten ausgesetzt
haben.
In vielen Fällen weisen weder die in der Gallenblase noch die in den Gallengängen der
Leber befindlichen
Steine während
des Lebens irgend welche Erscheinungen auf, und oft genug findet man bei Sektionen in der Gallenblase
eine größere Anzahl Gallensteine, ohne daß der Verstorbene jemals an hierauf bezüglichen
Symptomen gelitten hätte. In andern Fällen
klagen die
Kranken nur über geringfügige und unbestimmte
Beschwerden, über dumpfe
Schmerzen oder ein unbestimmtes Druckgefühl
in der Lebergegend und leichte Verdauungsstörungen; gelangt dagegen ein größerer Gallenstein in den
Gallenblasengang und klemmt sich hier fest ein, so kann er die heftigsten, bis zur
Ohnmacht führenden
Schmerzen verursachen.
Diese
Schmerzen
(Gallensteinkolik,
Gallenkolik oder
Leberkolik) treten gewöhnlich ganz plötzlich und unerwartet ein, sind leicht
mit
Magenkrampf zu verwechseln und können eine unerträgliche Höhe erreichen. Die
Kranken klagen über
die heftigsten bohrenden, brennenden oder stechenden
Schmerzen in der
Leber- und
Magengegend, die von da nach dem Nabel, der
Schulter und nach dem Rücken hin ausstrahlen und gewöhnlich von Übelkeit, häufigem
Aufstoßen und
Erbrechen begleitet sind;
dabei wird der Puls schwach und elend, die
Haut
[* 9] kühl und blaß, kalter Schweiß bricht aus und manche
Kranke werden selbst von
Ohnmacht befallen. Nach Verlauf einiger
Stunden oder erst am nächsten
Tage werden die
Schmerzen geringer,
und ist endlich
¶
mehr
der eingeklemmte Stein in den Darm
[* 11] übergetreten, so verschwinden sie plötzlich ganz, und der Kranke fühlt sich wieder vollständig
wohl. Solche Kolikanfälle können täglich und selbst mehrmals täglich auftreten; es können aber auch Wochen und Monate
und noch längere Zeiträume zwischen den einzelnen Anfällen liegen. Untersucht man nach einem solchen
Kolikanfall die Stuhlentleerungen des Kranken, so findet man häufig eine größere oder geringere Anzahl von in denselben.
Bleibt ein Gallenstein längere Zeit hindurch im Gallenblasengang stecken, so hindert er den Abfluß der Galle in den Darm,
dieselbe staut sich dann in der ganzen Leber an, tritt in das Blut über und aus diesem in die Gewebe
[* 12] des
Körpers; die Haut wird dadurch gelblich bis citronengelb gefärbt, welche Färbung zuerst und am leichtesten an der gelblichen
Färbung des Weißen im Augapfel erkannt wird. (S. Gelbsucht.) Bei dauerndem Steckenbleiben des Steins im Gallenblasengang kann
außer hochgradiger Gelbsucht auch Anschwellung der Leber und Ausdehnung
[* 13] der Gallenblase oder Entzündung
und selbst Durchbohrung der letztern mit nachfolgender tödlicher Bauchfellentzündung eintreten; doch sind das im ganzen
genommen nur seltene Vorkommnisse.
Hinsichtlich der Behandlung der Gallensteinkolik verdient während des Anfalls selbst die dreiste Anwendung des Opiums und seiner
Präparate die meiste Empfehlung, da durch dasselbe nicht nur die furchtbaren Schmerzen am ehesten gelindert,
sondern auch durch die eintretende Erschlaffung des Gallenblasengangs der Durchtritt des Steins nach dem Darm wesentlich befördert
wird. Ist starkes Erbrechen vorhanden, so zieht man Einspritzungen von Morphium unter die Haut vor; daneben leisten warme Umschläge
auf die Lebergegend oder ein längeres warmes Vollbad gute Dienste.
[* 14]
Gegen übermäßiges Erbrechen sind Eispillen, Selterswasser und Champagner, gegen Ohnmachtsanwandlungen Wein, Äther oder schwarzer
Kaffee die besten Mittel. Ist der Anfall vorüber, so suche man zunächst durch eine vermehrte Darmbewegung die abgegangenen
Steine aus dem Darm zu entfernen und reiche zu diesem Zweck einige Löffel Ricinusöl oder reichliche erweichende
Klystiere. Die weitere Aufgabe des Arztes besteht darin, die Wiederkehr der Kolikanfälle möglichst zu verhüten, was erfahrungsgemäß
am besten durch den länger fortgesetzten Gebrauch gewisser alkalischer Mineralwässer, namentlich der von Karlsbad, Vichy,
Marienbad, Kissingen
[* 15] und Ems
[* 16] geschieht.
Wahrscheinlich beruht die Wirksamkeit dieser Wässer darauf, daß durch sie die Gallenabsonderung beträchtlich
vermehrt und beschleunigt wird und so die Gallensteine gewissermaßen leichter hinweggeschwemmt werden. Eines großen Rufs bei der Behandlung
der Gallenkolik erfreut sich auch das Durandesche Mittel, das aus 15 g Schwefeläther und 10 g Terpentinöl besteht, und von
dem man täglich frühmorgens 2 g und allmählich mehr nehmen läßt, bis etwa 300 g der Mischung verbraucht
sind.
Daneben müssen die Kranken für eine möglichst leicht verdauliche Diät, regelmäßige Bewegung und für tägliche Regelung
des Stuhlgangs sorgen; übermäßiger Alkoholgenuß und Excesse jeder Art müssen von ihnen strengstens gemieden werden. Für
sehr hartnäckige Fälle von Gallensteinkolik hat man die operative Eröffnung (Cholecystotomie) oder die
vollständige Entfernung der Gallenblase (Cholecystektomie) empfohlen und wiederholt mit gutem
Erfolg ausgeführt.